nnemarie Kauimann-Heinimann
Götter und Lararien aus Au gusta Raurica
Herstellung, Fundzusammenhänge und sakrale Funktion f i g ü r l i c h e r Bronzen
in einer r ö m i s c h e n Stadt
Forschungen in Augst 26
ANNEMARIE KAUFMANN-HEINIMANN
Götter und Lararien aus Augusta Raurica
Herstellung, Fundzusammenhänge und sakrale Funktion
figürlicher Bronzen in einer römischen Stadt
F O R S C H U N G E N IN A U G S T
B A N D 26
ANNEMARIE KAUFMANN-HEINIMANN
Götter und Lararien aus
Augusta Raurica
Herstellung, F u n d z u s a m m e n h ä n g e
und sakrale Funktion figürlicher Bronzen
in einer römischen Stadt
Augst 1998
Umschlagbild:
Statuetten eines Larariums aus Augst B L , Insula 5
(Lar, Merkur, Paar von fackeltragenden Eroten,
Büsten des Bacchus und des Herkulesknaben).
Foto Ursi Schild, R ö m e r m u s e u m Augst (vgl. A b b . 105)
Umschlagrückseite:
Statuettengruppe der Venus mit Eroten aus Augst B L , Insula 18
(zusammen mit zwei Gefässen verwahrt)
Foto Ursi Schild, R ö m e r m u s e u m Augst (vgl. A b b . 50)
I S B N 3-7151-0026-5
Herausgeber: R Ö M E R S T A D T A U G U S T A R A U R I C A
Redaktion: A l e x R. Furger und Karin Meier-Riva
Bildredaktion: Alex R. Furger
Verlagsadresse: R ö m e r m u s e u m , CH-4302 Augst
Auslieferung: B S B Buch Service, Rittergasse 20, CH-4051 Basel
Lithos: Lithoteam A G , CH-4123 Allschwil
Druck: Schwabe & Co. A G , CH-4132 Muttenz
© 1998 R ö m e r m u s e u m Augst
Inhalt
Geleitwort
Vorwort
9
H
Einleitung
13
Teil I: Figürliche Bronzen: Herstellungstechnik, Werkstätten, Typen, Datierung
15
Herstellungstechnik
Werkstätten
Möbelteile und Gerät
Kastenhenkel
Reibstäbchen und Haarnadeln
Messergriffe
Schlüsselgriffe
Geschirr
Statuetten
Statuettentypen
Datierung von Statuetten
16
27
30
32
35
37
Teil II: Verteilung der figürlichen Bronzen im Stadtgebiet von Augusta Raurica
61
Vorbemerkungen zur Stadtgeschichte und zum topographischen Teil
Öffentliche Bauten
Fora
Hauptforum mit Tempel, Basilica und Curia
Süd- und Nebenforum mit Umgebung
Heiligtümer
Schönbühl-Tempel
Heiligtum in der Grienmatt
Heiligtümer auf Sichelen und auf der Flühweghalde
Theater und Amphitheater
Thermen: Zentralthermen, Frauenthermen, Rheinthermen
Wohn- und Gewerbequartiere
Oberstadt
Insula 2
Insula 3
Insulae 7 und 8
Insulae 1 und 5; Region 2,E
Haushaltinventar mit Larariumsstatuetten
Region 9,D
Insula 5/9
Larariumsinventar
Insulae 9 und 10
Insulae 15 und 16
Insula 18
Depot mit Statuettengruppe
Insula 19
Insula 20
Insulae 21 und 22
Insula 23
Insula 24
Insula 25
Insula 28
Insula 29
:
Insula 30
62
4
4
52
56
6
6
6
6
66
68
69
69
70
73
75
77
78
78
80
82
8
4
8
4
86
8
7
8
7
8
8
90
92
92
93
94
95
98
98
99
100
Insula 31
Insula 34
Insula 35
Insula 36
Insulae 39 und 33
Insulae 41/47
Insulae 42 und 43
Insulae 44,45,51,52; Region 7,C
Insula 48
Insula 50
Region 5,C
Region 5,G
Region 5,B
Regionen 4,D und 5,H
Region 7,A/B
Region 15,B
Unterstadt
Regionen 16,Q 17,B, 17,C
Regionen 17,D, 18,A, 19,A, 19,C
Region 17,E
Hölzerner Behälter mit Larariumsstatuetten
Regionen 18,D, 20,D und 20,W
Regionen 20,X, 20,Z, 20,A
Depot mit Larariumsstatuetten
Region 21,D
Exkurs I: Z u den Bronzen des Larariums in Insula 5
Ergebnisse
Vertikale Verteilung
Frühe Kaiserzeit
Mittlere Kaiserzeit
Spätere Kaiserzeit
Horizontale Verteilung
Öffentliche G e b ä u d e
Wohn- und Gewerbequartiere
Bemerkungen zu zwei Objektgruppen
Funde in Porticus und Strasse
Militaria
103
106
107
109
110
110
Ill
112
114
115
117
119
119
123
124
124
125
126
127
130
133
135
137
140
142
143
148
148
148
149
149
152
152
152
153
153
154
Teil III: Götterstatuetten und Kulte in Augusta Raurica
157
Zusammensetzung von Larariumsinventaren
Bronzen und Terrakotten
Statuetten und Tongefässe sowie weiteres Z u b e h ö r
Rundplastische und inschriftliche Kultzeugnisse
Exkurs II: Münzopfer im Lararium?
158
159
159
163
168
Teil IV: Bronzestatuetten in sakralem Zusammenhang
181
Statuetten im privaten Kult
Befunde in den Vesuvstädten
Befunde ausserhalb Campaniens
Larariumsinventare in situ und quasi in situ
Larariumsinventare in sekundärem Zusammenhang
In privaten Angstdepots
In Altmetall- und Plündererhorten
Zusammensetzung von Statuettengruppen in Lararien
Format, Material
Anzahl, Stil, Datierung
Themen
Exkurs III: Statuetten beim Mahl
182
184
186
187
188
188
189
191
191
192
192
196
Statuetten in öffentlichen Heiligtümern
In situ
In Sakralhorten
In Altmetall- und Plündererhorten
Zusammensetzung von Statuettengruppen in öffentlichen Heiligtümern
Format, Material
Anzahl, Stil, Datierung
Themen
Statuetten in anderem Fundzusammenhang
Anhang I: Geschlossene Funde mit Statuetten in den Vesuvstädten ( G F V )
Anhang II: Geschlossene Funde mit Statuetten ausserhalb Campaniens ( G F )
Anhang III: Tabellen I und II
199
199
200
202
203
203
203
204
206
209
227
315
Zusammenfassung
Résumé
Riassunto
Summary
319
320
321
323
Abgekürzt zitierte Literatur
Häufig verwendete andere Abkürzungen
Abbildungsnachweis
Register
1. Augst BL/Kaiseraugst A G
2. Namen, Orte, Sachen (ohne Augst/Kaiseraugst)
3. Antike Autoren und Stellen
325
330
331
339
339
343
350
Geleitwort
Die vorliegende Monographie ergänzt die beiden
Katalogbände «Die Römischen Bronzen der Schweiz»
von 1977 und 1994 (Kaufmann-Heinimann 1977 und
1994) in idealer Weise um die so lohnende Auswertung und Synthese des umfangreichen Materials.
Annemarie Kaufmann-Heinimann hatte ihre Absicht
bereits in ihrem Vorwort zum Band V des schweizerischen Bronze-Corpus in der ihr eigenen Bescheidenheit angekündigt, dass sie «in einer separaten
Untersuchung ... anhand dieses reichen Materials auf
einige Aspekte römischer Kleinbronzen aus einer
Provinzstadt nördlich der Alpen» näher eingehen
würde.
Es ist A . Kaufmann-Heinimann gelungen, praktisch
alle wichtigen Aspekte - alles, was eine wissenschaftliche Auswertung des Augster Gesamtbestandes als
sinnvoll und lohnend erschienen liess - erschöpfend
auszuleuchten. So beginnt sie im ersten Teil mit einer
ausführlichen Darlegung der Herstellungstechnik und
Überlegungen zu Werkstattfragen ausgewählter figürlicher Bronzen, die aus ihrer jahrelanger Forschungsund Sucharbeit erwachsen sind. Bereits hier führt ihre
breite Kenntnis des Materials zu vielen Ergebnissen
bezüglich «Provinzialstilen», Werkstattgleichheit oder
technischen Duplikationsverfahren der Bronzegiesser.
Besonders beeindruckt hat mich die von Annemarie Kaufmann-Heinimann am Schluss des ersten Teils
herausgearbeitete und mit Nachdruck ausgeführte
Tatsache, dass wir uns bei der stilistischen Datierung
figürlicher Bronzen nicht allein von den «Axiomen»
der Reinheit und Eleganz der Frühzeit und den Zerfallserscheinungen der Spätzeit leiten lassen dürfen.
Ich empfehle allen Kolleginnen und Kollegen ein
spezielles Augenmerk auf die in Abbildung 26 gezeigten, sicher vor 70 n.Chr. datierten Statuetten: Es ist
kaum zu glauben, dass solche unproportionierten,
plumpen und schlecht gefertigten Kleinbronzen nicht
erst - wie man dies gerne annehmen möchte - aus dem
3. oder 4. Jahrhundert stammen; sie sind gleichzeitig
mit den so bewunderten Spitzenstücken der frühen
Kaiserzeit entstanden und lassen schon für jene Epoche auf sehr unterschiedlich begabte Modelleure bzw.
auf ein beachtliches Qualitäts- und Preisspektrum
schliessen.
Der zweite Teil stellt sämtliche Funde figürlicher
Bronzen aus Augst und Kaiseraugst in einen städtetopographischen und chronologischen Zusammenhang. Aus G r ü n d e n der Übersichtlichkeit haben wir
uns dazu entschlossen, hier alle Objekte mit bekanntem Fundort in einheitlich kleinen Fotos nochmals
abzubilden. Ausser Pompeji ist keine römische Stadt so
weitflächig und durch alle Schichten hindurch erforscht wie Augusta Raurica. Die einzigartige Dokumentationsdichte und der Umstand, dass von allen
Augster und Kaiseraugster Grabungen der letzten
60 Jahre die Dokumentationen und stratifizierten Mit-
funde noch vorhanden und greifbar sind, machen jede
Auswertung innerhalb des Stadtperimeters zu einem
interessanten Unterfangen. Die Detailkartierungen in
den Räumen, Insulen und Quartieren sowie die Gesamtverbreitung im Stadtareal werden daher ausführlich kommentiert.
Im dritten Teil wird eine Bilanz über sämtliche
Götterstatuetten aus dem Stadtgebiet und die damit
verbundenen Kulte gezogen. In diesem Zusammenhang ist ein spezifisches Charakteristikum des Fundplatzes Augst von Bedeutung: Unsere römische Koloniestadt ist recht arm an Inschriftfunden, Bauschmuck,
Mosaiken oder Grossplastik. U m so erstaunlicher ist
der Reichtum an figürlichen Bronzen, die zwischen
1977 und 1994 über die Hälfte der gesamtschweizerischen Neufunde ausmachten. Selbstverständlich
werden in dieser Bilanz nicht nur die zahlreichen
bronzenen Götterfiguren, sondern auch die bekanntgewordene Rundplastik und die epigraphischen Zeugnisse einbezogen. E i n Schwerpunkt liegt jedoch beim
Hauskult, der durch die systematische Zusammenstellung aller Larariumsinventare aus Augst und Kaiseraugst konkret fassbar wird. Was sich da in einer Provinzstadt in den verschiedenen Privathaushalten vereint vorfindet, zeugt von einer grossen Vielfalt und
Individualität der einstigen Besitzer. Oft unterscheiden sich diese Ensembles in ihrer eigenwilligen Z u sammensetzung von den bekannten mediterranen
Hausheiligtümern mit Genius, Larenpaar usw. Besonders frei war man jedoch in den öffentlichen Heiligtümern in den Provinzen, wo die heterogensten Sakralhorte zum Vorschein kamen.
Eine Kaiseraugster Statuettenbasis mit Opferschlitz
für Geldstücke ist Ausgangsobjekt für einen Exkurs
(Exkurs II), in welchem die Autorin alle ihr bekanntgewordenen Götterbilder mit Vorrichtungen für Münzopfer zusammenstellt. Auch dies führt zu neuen und
überraschenden Erkenntnissen (Vielzahl konstruktiver Lösungen, Schwerpunkt solcher LarariumsOpferstöcke in Gallien usw.).
Im vierten und letzten Teil bezieht Annemarie Kaufmann-Heinimann die Statuettengruppen ausserhalb
von Augusta Raurica in ihre Untersuchung mit ein.
Hier dürfen wir von den im wahrsten Sinne grenzenlosen Detailkenntnissen der Autorin und ihrer jahrelangen Suche profitieren: Rund 120 geschlossene
Funde mit Statuetten zwischen Britannien und Persien
konnte sie ausfindig machen und deren Befundsituationen und höchst interessanten Zusammensetzungen
miteinander vergleichen. Viele Fachkolleginnen und
-kollegen sowie Museen und Institute haben in verdankenswerter Weise der Autorin geholfen, die in
diesem Band vorgelegte Text- und Bilddokumentation zusammenzustellen. Die Gesamtschau auf das
ganze Imperiumsgebiet bestätigt und vertieft den
Eindruck, den auch die Augster und Kaiseraugster Statuetten-Ensembles vermitteln: A n allen Orten und zu
jeder Zeit haben Privatpersonen - geprägt von ihren
regionalen Traditionen und vom offiziellen Kult der
Kolonialmacht R o m , vom Zeitpunkt und vom Ort der
Niederlegung, von der Solvenz und vom individuellen
Status - gesammelt und vereint, was sie für die Gunst
der Götter und ihr persönliches Wohlergehen für sinnvoll erachteten.
Ausgehend von mehreren Funden, in denen sich
Götterstatuetten und Tafelgeschirr zusammen erhalten haben, untersucht die Autorin in einem weiteren
Exkurs (Exkurs III), inwieweit daraus Schlüsse auf die
Tischsitten und Speisekultur zu ziehen sind. Besonders
die hier beigezogenen literarischen Quellen zeigen
deutlich, dass Götterfiguren beim Mahl durchaus
präsent sein konnten - sei es aus religiösen oder aus
Prestigegründen.
Verschiedene Personen haben mitgeholfen, dass diese
Publikation zu einer würdigen Dokumentation des so
überaus reichen figürlichen Bronzematerials nicht nur
aus Augusta Raurica, sondern von vielen wichtigen
Fundorten aus dem ganzen Imperium werden konnte:
Die Augster Museumsfotografin Ursi Schild besorgte
die Neuaufnahmen der Augster Fundensembles,
stellte die lückenlose Bilddokumentation aller Funde
aus Augusta Raurica zusammen und bereitete mit
mir zusammen die unzähligen Einzelfotos für die
massstäblichen Gruppen-Montagen vor. Lithograph
Maurizio Pastore von der Firma D e s k A r t in CH-4153
Reinach hat uns fachlich beraten und es uns damit
ermöglicht, die unzähligen Abbildungsvorlagen optimal vorzubereiten. Sämtliche Verbreitungspläne hat
Constant Clareboets im Augster Grabungsarchiv
zusammengestellt und gezeichnet sowie die Verbreitungskarten ins reine gebracht. Die Redaktion
besorgte in gewohnt souveräner A r t Karin MeierRiva. Die Herren Josef von Büren und Franz Perkinzel
vom «Lithoteam» in CH-4123 Allschwil haben aus
dem sehr heterogenen Bildmaterial alle Lithos bzw.
Dateien erstellt, die diesen Band mit seinen vielen
Foto-Zusammenstellungen zu einem ansprechenden
Bildband werden liessen. Die Offizin Schwabe & Co.
A G in CH-4132 Muttenz schliesslich hat einmal mehr
gute Arbeit mit Satz, Montage und Druck geleistet.
Von den zahlreichen Fachkolleginnen und -kollegen,
welche die Autorin unten in ihrem Vorwort aufführt,
verdient Ernst Künzl vom Römisch-Germanischen
Zentralmuseum in Mainz wegen seiner über Jahre geleisteten, anregenden und bereichernden Begleitung
des Bronzeprojektes meinen besonderen Dank.
In allererster Linie habe ich aber der Autorin
Annemarie Kaufmann-Heinimann ganz herzlich für
ihre immense, ehrenamtlich geleistete Arbeit am
Manuskript, aber auch für die zeitraubende Mithilfe
bei der Redaktion und den Abbildungsvorlagen zu
danken. M i t ihrer akribischen Arbeit und wissenschaftlichen Weitsicht hat sie die grosse Menge von
Bronzestatuetten im R ö m e r m u s e u m Augst analysiert
und ihr eine Fülle kulturgeschichtlicher Aussagen
entlocken können. So ist es nur billig, dass diesem
«Schatz» an schönen Objekten und interessanten
Ergebnissen eine entsprechend ausgestattete und
bebilderte Monographie gewidmet wird. Die redaktionelle Arbeit an Text und Bildteil war jedenfalls mit
viel Vergnügen und Gewinn verbunden.
RÖMERSTADT AUGUSTA RAURICA
Der archäologische Leiter:
Alex R. Furger
Vorwort
Es ist ungewöhnlich, dass Katalog und Auswertung
einer Fundgattung über eine so lange Zeitspanne
verteilt entstehen. Im Fall der figürlichen Bronzen von
Augst und Kaiseraugst, scheint mir, wäre eine Auswertung, wie sie jetzt vorliegt, nicht früher möglich
gewesen. Die älteren Funde, die in Band 1 der «Römischen Bronzen der Schweiz» publiziert sind (Mainz
1977), machten mich mit dieser Kleinkunstgattung erst
einmal vertraut. Entscheidend waren dann aber die
Impulse, die von den in den letzten Jahrzehnten
gefundenen Bronzen (vorgelegt 1994 in Band 5 der
genannten Reihe), von anderen jetzt aufgearbeiteten
Augster Materialgruppen (Schmuck, Toilettgerät,
Glas, Amphoren, Mosaiken, Steinplastik) sowie von
anderen Bronzekatalogen und wegweisenden auswärtigen Publikationen (etwa der des Baggerfunds
von Neupotz) ausgingen. Die hier vorliegende Arbeit
ist die leicht veränderte Fassung der Dissertation, die
am 29. A p r i l 1996 von der Philosophisch-Historischen
Fakultät der Universität Basel genehmigt wurde. Die
Herren Professoren Ernst Berger-Doer (Referent),
Ludwig R. Berger-Haas (Korreferent) und Rolf A .
Stucky verfolgten ihr Entstehen mit Wohlwollen und
Anteilnahme. Ich danke ihnen sowie meinen Mitstudenten und Mitstudentinnen im Archäologischen
Seminar und im Seminar für Ur- und Frühgeschichte
für anregende Diskussionen.
Wie schon während der Arbeit am Katalog durfte
ich auch für diesen letzten Teil auf die Hilfe aller
Kollegen und Kolleginnen in Augst zählen. Der Hauptabteilungsleiter der Römerstadt Augusta Raurica,
Alex R. Furger, sowie Peter-A. Schwarz, der A b teilungsleiter der Ausgrabungen Augst/Kaiseraugst,
gewährten mir freien Zugang zu Sammlungen und
Dokumentation und unterstützten zusammen mit
ihrem Mitarbeiterstab meine Arbeit durch ihr Interesse, Diskussionen und tatkräftige Hilfe. Peter-A.
Schwarz wie auch Constant Clareboets, Urs Müller
und Markus Schaub nahmen sich Zeit für Fragen des
Befunds. Constant Clareboets zeichnete alle Pläne und
Verbreitungskarten; weitere Zeichnungen stammen
von Markus Schaub, Thomas Reiss und Martin Wegmann. Ursi Schild stellte Neuaufnahmen der Statuettengruppen her. Waltraud Attinger suchte in den
Museumsdepots Keramikscherben für die Datierung
noch nicht bearbeiteter Fundkomplexe heraus; die
Datierungen selbst besorgten Verena Vogel Müller
und vor allem Sylvia Fünfschilling. Markus Peter beriet mich bei numismatischen Fragen. Sehr hilfreich
waren Diskussionen mit Bettina Janietz Schwarz,
Alex R. Furger und Detlef Liebel über Probleme
der Bronzegusstechnik. Weitere Unterstützung durch
Diskussionen und praktische Hilfeleistungen verdanke ich ausserdem Eckhard Deschler-Erb, Andrea
Frölich, Karin Kob Guggisberg, Alfred Neukom,
Claudia Neukom-Radtke, Emilie Riha, Beat Rütti,
Germaine Sandoz, Margit Scheiblechner, Debora
Schmid und Marco Windlin. Auch in der Phase der
Drucklegung habe ich vielfältige Hilfe erfahren.
Die technischen Vorarbeiten haben Karin MeierRiva (Redaktion), Alex R. Furger und Ursi Schild
(Tabellen, Layout) fachkundig und engagiert geleistet.
Mirjam T. Jenny vom Archäologischen Seminar Basel
verdanke ich die Grafiken und Tabellen in Teil I V und
Anhang III.
Zahlreiche Kollegen und Kolleginnen haben meine
Arbeit durch Informationen, Bildmaterial und Publikationserlaubnis unterstützt. Dankend nenne ich
Stefania Adamo Muscettola, Neapel; Irène Aghion,
Paris; Marina Albertocchi, Mailand; Les Amis du
Musée du Petit-Bersac; Heidi Amrein, Zürich; Caroline D. Armacost, Philadelphia; Jan Theo Bakker,
Leiderdorp; Lothar Bakker, Augsburg; Zsuzsanna
Bânki, Székesfehérvâr; François Baratte, Paris; Sally
Beales, Cambridge; Paul Becker, Liège; MichelEdouard Bellet, Orléans; Eric Belot, Boulogne-surMer; Katrin Bemmann, Rom; Habib Ben Younès,
Tunis; Jean-Paul Bertaux, Grand; Frédéric Berthault,
Bordeaux; Nadine Berthelier-Ajot, Châtillon-surSeine; Fede Berti, Ferrara; Simonetta Biaggio Simona,
Giubiasco; Wolfgang Binsfeld, Trier; Sir John Boardman, Oxford; Margherita Bolla, Mailand; Louis
Bonnamour, Chalon-sur-Saône; Nathalie Bonvalot,
Besançon; George C. Boon (f), Penarth; Andreas
Boos, Regensburg; Mariarosaria Borriello, Neapel;
Dimitris Bosnakis, Kos; Frank Both, Oldenburg;
Christiane Boube-Piccot, Toulouse; Stéphanie Boucher, St-Cyr-au-Mont-d'Or; Susan Boyd, Washington;
Gail Boyle, Bristol; Dominique Brachlianoff, Lyon;
Bruno Bréart, Besançon; Richard J. Brewer, Cardiff;
Camilla Bridgeman, London; Maria Luisa BrookeBonzanigo, Zürich/Basel; Isabelle Brun-Ilunga, Genf;
Ersi Bruskari, Athen; Zrinka Buljevic, Split; Maurizio
Buora, Udine; Jacklyn Burns, Malibu; Herbert A .
Cahn, Basel; A n d r é Camerani, Cebazat; Riccardo
Carazzetti, Locarno; Jean-Claude Carmelez, Bavay;
Antonio Cassiano, Lecce; Pere Castanyer i Masoliver,
Empüries; Marina Castoldi, Mailand; Enrico Cavada,
Trento; Odile Cavalier, Avignon; Jacques Chamay,
Genf; Hélène Chew, St-Germain-en-Laye; Dominique
Cliquet, Evreux; Jacques Corrocher, Vichy; Elena
Corvi, Zürich; Marisa D. Coviello, Worcester; Eric M .
Cronise, Baltimore; Pierre Crotti, Lausanne; Stefano
D e Caro, Neapel; Karl-Viktor Decker, Mainz; Brigitte
Derion, Bordeaux; Sophie Descamps, Paris; Eckhard
Deschler-Erb, Basel; Giovanni D i Stefano, Scoglitti;
Ute Drews, Schleswig; Eduard Droberjar, Prag;
Jacques-Marie Dubois, Besançon; Adriano Dugulin,
Triest; N . Dumontier-Tissot, Macon; Micheline
Durand, Auxerre; Jerome M . Eisenberg, New York;
Vera von Falkenstein, Basel; Sabine Faust, Trier;
Michel Feugère, Montagnac; Meinrad N . Filgis,
Stuttgart; Robert Fleischer, Mainz; Anna-Barbara
Follmann-Schulz, Bonn; Marcelle Fornara, Avignon;
Maurice Franc, Moulins; Norbert J. Franken, Bonn;
Rosanna Friggeri, Rom; Michel Fuchs, Lausanne;
W. Füll, Wiesbaden; Marjan Galestin, Groningen;
Geneviève Galliano, Lyon; Vittorio Galliazzo, Venedig; A n n a Gallina Zevi, Ostia antica; J. Garberini,
Bazouges-la-Pérouse; Jochen Garbsch, München;
Jean-Blaise Gardiol, Vucherens; Beth Garfield, Detroit; Lucien Geindre, Champigneulles; Peter Gercke,
Kassel; Antoinette M . Gerhartl-Witteveen, Nijmegen;
E . Giannoussaki, Athen; Bernard Goëtz, Montbéliard;
Bernhard A . Greiner, Stuttgart; Janet B. Grossman,
Malibu; Kurt Gschwantler, Wien; François Guex,Freiburg/Fribourg; Giovanni Pietro Guzzo, Bologna/Pompeji; Jenny Hall, London; Sigrid Harmsen-Spellerberg,
Pforzheim; Jörg Heiligmann, Konstanz; Hansgerd Hellenkemper, Köln; Martin Henig, Oxford; A r i e l Herrmann, New York; John J. Herrmann, Boston; Hilde H i l ler, Freiburg i.Br.; A n n e Hochuli, Avenches; Annewies
van der Hoek, Dedham; Vivienne Holgate, St. Albans;
Claudia Holliger, Brugg; Franz Humer, Bad DeutschAltenburg; Fraser Hunter, Edinburgh; Janka Istenic,
Ljubljana; Pavlina Ivanova Ilieva, Sofia; Ralph
Jackson, London; Monique Jannet, Dijon; Yves
Jeannin, Besançon; Catherine Johns, London; Barbro
Johnsson, Kalmar; Gilbert Kaenel, Lausanne; Ursula
Kästner, Berlin; Krassimir Kalcev, Stara Zagora; Cor
A . Kalee, Nijkerk; Martin Kemkes, Stuttgart; Erwin
Kern, Strassburg; Isabelle Klinka, Orléans; Egge Knol,
Groningen; Maria Kohlert-Németh, Frankfurt a.M.;
Alfons Kolling, Quierschied-Göttelborn; Eva Maria
Koppel, Tarragona; Johann-Sebastian Kühlborn, Münster; Ernst Künzl, Mainz; Hille Kunckel, Köln; Philippe
Lagrange, Besançon; Jacques Lasfargues, Lyon; Elena
Lattanzi, Reggio Calabria; R. Lauxerois, Vienne; Marie
Christine Lebascle, Annecy; Roger Leech, Romsey; A .
Lefébure, Chantilly; Nathalie Legendre, Strassburg;
Anne Leinster Windham, New York; Christiane Leprat, Vichy; Leon Levy, New York; Sophia van Lith,
Amstelveen; Paolo Liverani, Rom; Viviane Le Louarn,
Montbéliard; Sylvie Lourdaux, Lons-le-Saunier;
Reimo Lunz, Bozen; Michael Maass, Karlsruhe; Stefano Maggi, Mailand; Bruno Malinverno, Orléans;
Elena Mango, Zürich; Julie Mansfield, Taunton; E u genio Manzato, Treviso; Lucia Marinescu, Bukarest;
Mirella Marini Calvani, Bologna; Ciaire Massart, Brüssel; Brigitte Maurice-Chabard, Autun; Bruno Meier,
Baden; Jacques Meissonier, Dijon; Liliana Mercando,
Turin; Ijlal Meslouhi, Rabat; Catherine Metzger, Paris;
Catherine Meystre, Lausanne; Renate Miglbauer,
Wels; Stephen C. Minnitt, Taunton; Andrei Miron,
Saarbrücken; Eric Moinet, Orléans; Rosanna Mollo,
Aosta; Nicholas Moore,Tonbridge; J.-F. Mozziconacci,
Montbéliard; Felix Müller, Bern; A n n a Mura Sommella, R o m ; Mihâly Nagy, Budapest; Friederike Naumann-Steckner, Köln; Francesco Nicosia, Florenz;
Hélène Oggiano-Bitar, Simiane-la-Rotonde; Kenneth
Painter, Abingdon; Sylvia Palâgy, Veszprém; Michel
Passelac, Villeneuve-la-Comptal; A n n a Maria Pastorino, Genua; A n d r é Pelletier, Bron; Paulette PelletierHornby, Paris; Elisabeth Pénisson, Périgueux; Richard
Petrovszky, Speyer; Nathalie Pichard Sardet, Lausanne; Gernot Piccottini, Klagenfurt; Martin Pietsch,
München; Michel Pignolet, Martigny; Matthieu P i nette, Autun; Judith Plouviez, Bury St. Edmunds; Reinhard Pohanka, Wien; Constantin Pop, Cluj; E v a - M .
Poppe-Ludwig, Münster; Johannes Prammer, Straubing; Hans-Hoyer von Prittwitz, Bonn; Philippe Quettier, Langres; Wolfgang Radt, Istanbul; Jürg Rageth,
Haldenstein; Ellen D. Reeder, Baltimore; Hans
Richter, Weissenburg; Christine Rocheteau, Auxerre;
Claude Rolley, Paris; Guido Rossi, Genua; Francine
Roze, Nancy; Olivier Ruffier, Orléans; Angela Ruta,
Este; Frédéric Saby, Freiburg/Fribourg; Wijnand van
der Sanden, Assen; Jacques Santrot, Nantes; JeanMichel Sauget, Clermont-Ferrand; Lydwine SaulnierPernuit, Sens; Penelope M . Schiffer, Castle Cary;
Stephan G. Schmid, Athen; Bernadette Schnitzler,
Strassburg; Helga Schütze, Kopenhagen; Franz-Josef
Schumacher, Saarbrücken; Wolfgang Selzer, Mainz;
Geneviève Sennequier, Rouen; Beate Siemoneit,
Hannover; Josette Sivignon, Nuits-Saint-Georges; C.
Sebastian Sommer, Stuttgart; Grete Stefani, Pompeji;
Reinhard Stupperich, Mannheim; Klara Szabo, Budapest; Brigitte Tailliez, Paris; Suzanne Tassinari, Paris;
A . Tehrani Mogaddam, Teheran; Istvan Torma, Budapest; Dominique Tuor-Clerc, Avenches; Hannsjörg
U b i , Enns; Zsuzsanna Vârady-Péterfi, Paks; PierreA l a i n Vauthey, Freiburg/Fribourg; A . Villes, Châlonssur-Marne; Alessandra Villone, Neapel; Elisabeth
Walde-Psenner, Innsbruck; Elizabeth A . Walker, Cardiff; Gerhard Weber, Kempten; Pia Wendling, H a genau; Sarah Wentworth, Baltimore; Shelby White,
New York; François Wiblé, Martigny; Gisela Zahlhaas,
München; Liselotte Zemmer-Plank, Innsbruck; Ingeborg Zetsche, Frankfurt a.M.; Gerhard Zimmer,
Berlin.
Immer wieder habe ich vom mündlichen und schriftlichen Meinungsaustausch mit Kollegen und Kolleginnen profitieren dürfen. Besonders erwähnen möchte
ich Michel Feugère (Montagnac), Hille Kunckel
(Köln), Annalis Leibundgut (Mainz), Reinhard Stupperich (Mannheim) und vor allem Ernst Künzl
(Mainz), der die Arbeit durch Diskussionen und Literaturhinweise entscheidend gefördert hat. Seine und
Herbert A . Cahns Freundschaft haben mich durch all
die Jahre hindurch begleitet und ermutigt.
Schliesslich danke ich meinem Mann und meinen
Kindern; sie haben mich oft von anderen als wissenschaftlichen Tätigkeiten entlastet und haben mit Verständnis und Geduld die verschiedenen Phasen meiner Arbeit mitgetragen und unterstützt.
Annemarie
Kaufmann-Heinimann
Einleitung
Bis zur Mitte unseres Jahrhunderts fanden kaiserzeitliche Bronzestatuetten allenfalls als Abbilder verlorener griechischer Originale, nicht aber als Vertreter
einer eigenständigen Kunstgattung Beachtung. Der
Vergleich mit griechischen Vorlagen bewirkte denn
auch, dass man sich nur für die qualitativ besten Objekte interessierte und die Masse der durchschnittlichen bis schlechten Erzeugnisse kaum zur Kenntnis
nahm. Wenig beachtet wurde auch die Herkunft der
Bronzen: die wichtigsten und lange Zeit einzigen
Kataloge antiker Bronzen, die um die Jahrhundertwende erschienen, galten den reichen Beständen grosser Museen wie Wien, Paris und London, Sammlungen
also, die durch Schenkungen und Ankauf eine grosse
Zahl von kaiserzeitlichen Bronzen ohne bekannten
Fundort enthielten.
Einen ersten Versuch, eine regional geschlossene
Gruppe römischer Bronzestatuetten nach Herkunft zu
gliedern und nach Stilkriterien ihrer Entstehungszeit
zu beurteilen, unternahm Christoph Simonett 1932 am
damals bekannten Schweizer Material . Gedruckt
wurde allerdings nur der erste Teil seines Katalogs, der
die sogenannten stadtrömischen Statuetten umfasst ,
d.h. «diejenigen Kunstwerke (...), die, ohne in R o m
selbst entstanden sein zu müssen, ihrem Stil nach im
ganzen Reich gefunden sein können» (Sp. 474); der
ungedruckte Teil enthält je ein Kapitel über «Die
Oberitalisch-Römischen Statuetten» (3 Objekte) und
«Die Gallo-Römischen Statuetten» (52 Objekte) .
D e m nach Fundorten gegliederten Katalog stellte er
eine Stilgeschichte der 45 «stadtrömischen» Schweizer
Bronzen voran , in der Meinung, «dass sich in der
Kleinplastik, abgesehen von Provinziellem, die Entwicklung einheitlich und im allgemeinen gleichzeitig
[wie in der Grossplastik] vollzog, selbst wenn die Werkstätten getrennt waren». E r fährt fort: «Man wird aus
der Häufigkeit und Qualität der Schweizer Statuetten
italischen und vor allem Import aus den reichen
Rhonestädten annehmen dürfen. Zudem ist es wahrscheinlich, dass sich Künstlerwerkstätten auch in der
Schweiz selbst befanden.... Sind einmal die charakteristischen Zeichen eines zeitlich bedingten künstlerischen Wollens bestimmt, so wird man, oft nur auf
Grund kleiner Merkmale und Unterschiede, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit die grosse Masse figürlicher
Kleinbronzen einordnen können.»
Mit diesen Bemerkungen nennt Simonett indirekt
zwei wesentliche Punkte, die auch heute nicht nur für
die römischen Bronzen aus der Schweiz, sondern für
alle kaiserzeitlichen Bronzen gelten: 1. Statuetten wurden zwar in allen zentralen Teilen des Imperiums hergestellt und an Ort und Stelle verwendet oder weiter
verhandelt; es ist aber oft nicht möglich, einzelne
Objekte einzelnen Produktionszentren zuzuweisen; 2.
nur qualitativ hochstehende, klassizistische Bronzen
lassen sich zeitlich einordnen.
Nicht zuletzt, um mehr Klarheit über die Lokali1
2
sierung von Bronzewerkstätten und deren Erzeugnisse zu erhalten, regte Heinz Menzel, damals Konservator am Römisch-Germanischen Zentralmuseum
in Mainz, die Schaffung einer Reihe an, die sich die
Vorlage vorerst aller im römischen Deutschland gefundenen figürlichen Bronzen und dann auch derjenigen der umliegenden Länder zum Ziel setzte. E r
selbst machte 1960 den Anfang mit den Beständen des
Museums von Speyer; später folgten Trier und Bonn.
Auch in den Nachbarländern fing man mit der Vorlage
des Materials an, teils in der Reihe des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, teils in eigenen Publikationen . Menzel war es auch, der vorschlug, das 1967
ins Leben gerufene Kolloquium über römische Toreutik thematisch zu erweitern und auch die figürlichen
Bronzen einzubeziehen, so dass mit den seit 1974 alle
zwei Jahre stattfindenden Kolloquien ein weiteres
Arbeitsinstrument geschaffen war .
In Zusammenarbeit mit Heinz Menzel und unter
der Leitung von Hans Jucker, dem damaligen Professor für Klassische Archäologie an der Universität
Bern, wurde 1969 mit der Arbeit an den Katalogbänden der «Römischen Bronzen der Schweiz» begonnen.
Annalis Leibundgut legte als Bände 2 und 3 der Reihe
die Bestände von Avenches (1976) und der Westschweiz (1980) vor; in einem (leider ungedruckten)
Auswertungsteil behandelte sie ausgewählte kunsthistorische Probleme der Westschweizer Bronzen .
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C h . Simonett, D i e römischen Bronzestatuetten der Schweiz.
Diss. Basel 1932.
Archäologischer Anzeiger 1939,474-542 A b b . 1-48.
Wie schwierig es damals war, anhand des wenigen publizierten
Vergleichsmaterials R ö m i s c h e s von Griechischem einerseits
und von Nachantikem anderseits zu unterscheiden, zeigt sich
etwa daran, dass Simonett den zu einem L a m p e n s t ä n d e r
g e h ö r e n d e n frühkaiserzeitlichen Satyr aus Baden ( A r c h ä o l o gischer Anzeiger 1939 N r . 19 A b b . 20) als mögliches griechisches Original und die Renaissancebronze einer sitzende Paniskin in Fribourg (Nr. 16 A b b . 17; Leibundgut, Westschweiz
Nr. 214 Taf. 194-196) als sicher römisch ansah.
Simonett (wie A n m . 2) 11-32 (nur in den Separata, nicht im
Archäologischen Anzeiger abgedruckt).
ebd.l2f.
A l l e bis zu Beginn der achtziger Jahre erschienenen Bronzekataloge und weitere Literatur werden in Menzels umfassender Forschungsgeschichte der römischen Bronzen aufgeführt:
H . Menzel, R ö m i s c h e Bronzestatuetten und verwandte G e r ä t e :
ein Beitrag zum Stand der Forschung. A N R W II 12,3 (Berlin/New York 1985) 127-169Taf. 1-25.- D i e « R ö m i s c h e n B r o n zen aus D e u t s c h l a n d » werden nicht als selbständige Reihe fortgesetzt, sondern sie sollen vermehrt im Rahmen von Zeitschriften publiziert werden.
Menzel (wie A n m . 6) 138-140 (Kolloquien bis 1982); seit
1984 haben weitere Kolloquien in Stara Zagora (1984), Wien
(1986;s. Gschwantler/Bernhard-Walcher 1988), Freiburg (1988;
s. Ronke 1994), M a d r i d (1990; s. Arce/Burkhalter 1993), Nijmegen (1992; s. M o l s u.a. 1995) und Cambridge, Mass. (1996;
A k t e n in Vorbereitung) stattgefunden.
Leibundgut, Avenches; Westschweiz; 1978. Band 4, der die
Bronzen aus der Nordwest-, der Zentral-, der Ost- und der Südschweiz enthält, ist noch in A r b e i t (Leibundgut [in Vorbereitung]).
Die Kataloge der Bronzen aus dem Stadt- und Koloniegebiet von Augusta Raurica sowie, als Schlussband
der Reihe, der Neufunde und Nachträge aus der
ganzen Schweiz wurden mir übertragen .
Im letzten Band der «Römischen Bronzen der
Schweiz» bestätigte sich, was schon Band 1 der Reihe
gezeigt hatte, dass sich nämlich aus der Koloniestadt
Augusta Raurica nicht nur besonders viele figürliche
Bronzen erhalten haben, sondern dass auch die D o kumentationslage zu Herkunft und Fundumständen
der Objekte hier besonders gut ist. So war es verlockend, nach Abschluss der Katalogarbeit einige
Aspekte dieses reichen Materials zusammenfassend
zu behandeln, um ein Bild von den in einer römischen
Provinzstadt vorhandenen Bronzen zu zeichnen und
gleichzeitig an diesem Beispiel den Stand der Forschung in wichtigen Punkten aufzuzeigen. A l s Materialbasis dienen dabei die im römischen Stadtgebiet,
das heisst in den heutigen Gemeinden Augst (Kanton
Basel-Landschaft) und Kaiseraugst (Kanton Aargau),
gefundenen figürlichen Bronzen . Grundlage der folgenden Ausführungen sind die in den beiden Katalogbänden gegebenen Einzelinformationen zu jedem
Objekt; sie werden hier nicht oder allenfalls zusammenfassend wiederholt .
In Band 1, der die älteren Funde (vor 1778 bis 1971)
umfasst, standen hauptsächlich die kritische Sichtung
des ganzen Materials sowie das Erstellen einer Typologie der Götterstatuetten im Vordergrund. Archivstudien sowie der Vergleich mit anderen publizierten
Bronzebeständen ergaben, dass die Fundortangabe
bei gewissen Objekten aus alten Sammlungen - vor
allem bei Statuetten italischer und altägyptischer
Typen (z. B. 44,46,79) untergeschoben sein musste, da
entsprechende Stücke nirgends in den Provinzen nördlich der Alpen als gesicherte Bodenfunde belegt sind .
Besondere Probleme warfen - und werfen noch
immer - die sicher oder mutmasslich nachantiken
Bronzen auf. Z u m Teil sind Fälschungen leicht zu erkennen, weil es entsprechende antike Typen nicht gibt
(z.B. 306, 312) oder weil genügend andere, ebenfalls
verdächtige Repliken des gleichen Typus existieren
(z.B. 299). Daneben bleiben aber mehrere Problemfälle bestehen, wo sich eine stark abgegriffene, möglicherweise unfachgemäss gereinigte antike Bronze
nicht mit Gewissheit vom neuzeitlichen Abguss eines
Originals unterscheiden lässt (so etwa bei 3,11 und 48).
U m die für Götterstatuetten verwendeten Vorlagen
besser kennenzulernen und die Masse der qualitativ
bescheidenen Exemplare etwas zu gliedern, wurde
versucht, die Statuetten aufgrund von äusserlichen
Unterschieden in Standmotiv, Armhaltung und Bekleidung nach Typen zu unterteilen. Diese Typologie
machte deutlich, dass Kleinbronzen nicht einfach
Typen aus der Grossplastik verkleinert wiedergeben,
sondern Elemente aus verschiedenartigen Vorlagen in
sich vereinigen.
Immer mehr zeigte sich aber, dass die Typologie
allein für Fragen der Lokalisierung von Statuetten
wenig Aufschluss geben kann. Wohl existieren in einigen Fällen regionale Vorlieben für bestimmte Typen,
doch erst übereinstimmende stilistische und handwerkliche Merkmale an Exemplaren desselben Typus
erlauben es, Gruppen zu bilden, die möglicherweise
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12
auf eine gemeinsame Werkstatt schliessen lassen. D a bei ergab sich, dass sich trotz der gegenüber den dreissiger Jahren mehrfach vergrösserten Menge an publizierten Statuetten Simonetts Hoffnung noch nicht erfüllt hat und wohl nie ganz wird erfüllen können: nur
selten gelingt es, mit den «charakteristischen Zeichen
eines (...) künstlerischen Wollens» die Produktionsstätten von durchschnittlicher Dutzendware zeitlich
oder örtlich eindeutig zu bestimmen. Dieses Phänomen hängt eng mit der für figürliche Bronzen verwendeten Technik zusammen; hier haben sich durch neuere Untersuchungen zu Werkvorgängen und an fertigen
Objekten entscheidende Erkenntnisse durchgesetzt,
die für alle kaiserzeitlichen Gussbronzen gelten.
Werden also in einem ersten Teil dieser Untersuchung einige Grundfragen zu Technik, Werkstätten
und Typologie anhand des Materials aus Augusta Raurica zusammengefasst, so geht es im folgenden topographischen Teil um die Verteilung der Bronzen
innerhalb des Stadtgebiets: Wie unterscheiden sich
Funde aus öffentlichen G e b ä u d e n von solchen aus
Wohn- und Handwerkerquartieren? Können die
Bronzen ein Bild von der Sozialstruktur der Stadt
geben? Grundlage für solche und ähnliche Fragen sind
vor allem die Bronzen aus neueren, gut dokumentierten Grabungen, wo in vielen Fällen durch Schichtbefund und Fundkomplex eine zeitliche und örtliche
Einordnung möglich ist. E i n gesondertes Kapitel gilt
den Götterstatuetten im Rahmen der in Augusta
Raurica bezeugten Kulte.
A n sechs Stellen der römischen Stadt, grösstenteils
im Wohngebiet, haben sich Gruppen von Götterstatuetten und weiteren Objekten erhalten, die in antiker
Zeit zusammen entweder zufällig verschüttet oder
absichtlich vergraben worden sind. Aus der Analyse
dieser geschlossenen Funde ergeben sich allgemeine
Fragen nach der Funktion von Götterstatuetten; sie
werden in einem zweiten Hauptteil des Buches (s. 182
ff.) behandelt. Den reichen Befunden in den Vesuvstädten werden entsprechende Ensembles aus anderen Teilen Italiens sowie aus den Provinzen gegenübergestellt. Neben den wenigen in situ erhaltenen
Lararien können vor allem Götterstatuetten in sogenannten Angstdepots Aufschlüsse geben. Statuetten
wurden aber nicht nur in Hausheiligtümern aufgestellt, sondern auch als Votivgaben in öffentliche Heiligtümer gestiftet. D a sich aber nur sehr selten Tempelinventare an Ort und Stelle erhalten haben, dienen
als Quellen hier vor allem sogenannte Sakralhorte wie
auch weitere Arten von Hortfunden. Dabei erlaubt die
Forschungslage einen recht guten Überblick vor allem
über den Westen des Reiches.
9 Kaufmann-Heinimann, Augst; Suppl.
10 Die Funde figürlicher Bronzen aus Villen und Einzelhöfen des
gesamten Kolonieterritoriums werden in diesem Rahmen nicht
berücksichtigt.
11 Der Verweis «vgl. Katalog zu ...» bezieht sich auf den Katalogtext, wobei die Katalognummern von Band 1 durch fettgedruckte Nummern ohne S, diejenigen von Band 5 durch solche
mit S bezeichnet werden. Alle Bronzen mit bekannter Fundstelle werden unten in Teil II («Verteilung der figürlichen
Bronzen im Stadtgebiet») nochmals klein abgebildet.
12 Vgl. zusammenfassend A. Leibundgut, Zu den vorrömischen
Herculesstatuetten in schweizerischen Museen: Italischer Import? J b B H M 55-58,1975-78,179-184.
Teil I
Figürliche Bronzen:
Herstellungstechnik, Werkstätten, Typen, Datierung
Herstellungstechnik
W ä h r e n d seit einiger Zeit zur Technik des griechischen Bronzegusses eingehende Einzeluntersuchungen sowie zusammenfassende A r b e i t e n vorliegen
und auch mehrere Projekte sich mit der Herstellungsweise römischer Grossbronzen befassen, steht Entsprechendes für die römischen Kleinbronzen noch
aus . Zwar sind gerade in den letzten Jahren an verschiedensten Orten des römischen Reiches Bronzegusswerkstätten lokalisiert und untersucht worden,
jedoch reichen die Befunde oft nicht aus, um das
Spektrum der lokalen Erzeugnisse sowie die Herstellungstechnik im einzelnen zu bestimmen.
Unter den zahlreichen in Gallien und den nördlichen Provinzen in Zivilsiedlungen nachgewiesenen
W e r k s t ä t t e n haben bisher diejenigen von Gestingthorpe , Mâlain , Strassburg , Augst , Lauriacum ,
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13 So etwa L. Vlad Borrelli, P. Pelagatti (Hrsg.), Due Bronzi
da Riace. Bollettino d'arte, Serie Speciale 3,1. 2 (Rom 1984).
W.-D. Heilmeyer u.a., Der Jüngling von Salamis. Technische
Unterstützungen zu römischen Grossbronzen (Mainz 1996).
14 Bol 1985; C. C. Mattusch, Greek Bronze Statuary from the Beginnings through the Fifth Century B. C. (Ithaca/London 1988);
Zimmer 1990; D. Haynes, The Technique of Greek Bronze
Statuary (Mainz 1992; vgl. Rezension von C. Rolley, Revue
archéologique 1995, 410-412); R. Thomas, Griechische Bronzestatuetten (Darmstadt 1992) 14-20; C. C. Mattusch, The Production of Bronze Statuary in the Greek World. In: Hellenkemper-Salies u.a. 1994/2, 789-800; Mattusch 1996; Mattusch
u.a. 1996,15-43.
15 z. B. S. Stucchi, Il gruppo bronzeo tiberiano da Cartoceto. Studia Archaeologica 32 (Rom 1988) bes. 25-34; A. Melucco Vaccaro u. a., Marco Aurelio, Storia di un monumento e del suo restauro (Mailand 1989) bes. 253-277; G. Lahusen, Römische
Bronzebildnisse. In: Gschwantler/Bernhard-Walcher 1988,
lOOf.; P. G. Guzzo u.a., Ricerche sui grandi bronzi del Museo
Nazionale Romano, ebd. 165-174; Janietz Schwarz/Rouiller
1996. - Bettina Janietz, Augst, die sich seit mehreren Jahren mit
Bronzegusstechnik beschäftigt (vgl. Janietz Schwarz/Rouiller
1996), hat mir aufgrund ihrer reichen Erfahrung entscheidende
Hinweise für das Verständnis herstellungstechnischer Fragen
bei den Kleinbronzen gegeben, wofür ich ihr auch hier herzlich
danken möchte. Weitere Anregungen verdanke ich den Diskussionen mit Rolf A. Stucky, Basel, und Alex R. Furger, Augst.
16 Als «Bronze» werden im folgenden alle aus den Hauptelementen Kupfer, Blei und Zinn bestehenden Buntmetalle bezeichnet. Eine Übersicht über die verschiedenen kaiserzeitlichen Kupferlegierungen gibt etwa J. Riederer, Metallanalysen
römischer Bronzen. In: Gehrig 1984,220-225. Vgl. auch Kaufmann-Heinimann/Liebel 1994; Furger/Riederer 1995.
17 Vgl. Poulsen 1977,6ff. und jetzt Gralfs 1994, die eine Übersicht
über die metallverarbeitenden Werkstätten im Nordwesten des
Imperium Romanum gibt (S. 105-138 Katalog aller Werkstätten). Dort nicht aufgenommen sind einige Befunde in der Côted'Or (E. Rabeisen in: Il était une fois la Côte-d'Or; 20 ans de
recherches archéologiques. Ausstellungskat. Dijon 1990,
126-131) sowie in Österreich (Gschwantler/Winter 1991).-Zu
den Metallwerkstätten in Pompeji vgl. Gralfs 1988. - In Griechenland sind bisher zwei kaiserzeitliche Bronzewerkstätten,
in Korinth und in Athen, belegt (Zimmer 1990,120-126).
18 S. S. Frere, Mould for bronze statuette from Gestingthorpe,
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Carnuntum und Novae eindeutige Belege für die
Herstellung von Bronzestatuetten - d.h. R o h - und
Fehlgüsse oder zerbrochene Tonummantelungen geliefert . Diese i m Verhältnis zur Menge der erhaltenen Objekte spärlichen Zeugnisse r ü h r e n wohl
daher, dass einerseits Fehlgüsse in der Regel wieder
eingeschmolzen wurden, anderseits der Formmantel
offenbar aus porösem, leicht zerfallendem Ton bestand
und möglicherweise als Magerungsmaterial für weitere
Formen verwendet wurde .
Es scheint also, dass Aufschlüsse über die Herstellungstechnik römischer Statuetten im einzelnen
nur durch Beobachtungen an den Objekten selbst
zu gewinnen sind. Dabei besteht über das zugrunde
liegende technische Prinzip kein Zweifel: hohl- wie
auch vollgegossene Statuetten wurden in aller Regel
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Essex. Britannia 1, 1970, 266f. Abb. 1 Taf. 28; R. F. Tylecote,
L. Biek in: Jo Draper u.a., Excavations by Mr H. P. Cooper on
the Roman Site at Hill Farm, Gestingthorpe, Essex. East A n glian Archaeology Report 25 (Norwich 1985) 64 Nr. 428-431
Abb. 38.
L. Roussel, Les artisans bronziers de Mâlain-Mediolanum. In:
Bérard/Ducrey 1979,215-221 Taf. 120-123; E. Rabeisen in: L.
Roussel (Hrsg.), Mediolanum, une bourgade gallo-romaine. 20
ans de recherches archéologiques. Ausstellungskat. Dijon 1988,
215 Nr. 689 Taf. 80; Gralfs 1994 Kat. 159.
R. Forrer, Strassburg-Argentorate 2 (Strassburg 1927) 504Abb.
369N; Poulsen 1977,6 Abb. 2,21; Gralfs 1994 Kat. 227; Schnitzler 1995 Nr. 41.
M. Martin, Römische Bronzegiesser in Augst. A S 1, 1978,
112-120 Abb. 9. 11; Gralfs 1994 Kat. 14; ausführlich jetzt Furger/Riederer 1995 bes. 139-145.
Gschwantler/Winter 1991,109.130 Nr. 25 Taf. 14.
Gschwantler/Winter 1991,109.132 Nr. 27 Taf. 14 und Anm. 109;
Gralfs 1994 Kat. 53. - In Girm und Parndorf, den Fundorten
weiterer Statuettenrohgüsse (Gschwantler/Winter 1991, 131
Nr. 26 Taf. 14 und Anm. 118), sind offenbar bisher keine archäologisch fassbaren Giessereibefunde nachgewiesen.
A. Dimitrova-Milceva, Bronzene Statuetten aus Novae. In:
Studien zu den Militärgrenzen Roms 3 (= Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 20)
(Stuttgart 1983) 469-476 bes. Abb. 4-7; Gralfs 1994 Kat. 179.
Meines Erachtens können beschädigte Statuetten, die in oder
bei Bronzewerkstätten gefunden wurden, nicht unbesehen zu
den sicheren Belegen gezählt werden, wie Gralfs 1994,141 in
Liste III das tut, da sich lokale Fehlgüsse allein aufgrund von
Fotografien nicht von Altmetall unterscheiden lassen, das
ursprünglich anderswo hergestellt wurde. In diesem Sinn sind
die Statuetten aus Cluzel (Kat. 66), Horbourg (Kat. 122),
Regensburg (Kat. 198), Verulamium (Kat. 244) und Xanten
(Kat. 260) nicht eindeutig als lokale Fehlgüsse einzustufen; die
Venusstatuette aus Xanten z. B. wurde offenbar aus dem Süden
importiert und in Xanten in einem Brand beschädigt, weshalb man sie als Altmetall wieder einschmelzen wollte (vgl.
E. Künzl, Venus vor dem Bade - ein Neufund aus der Colonia
Ulpia Traiana und Bemerkungen zum Typus der «sandalenlösenden Aphrodite». BJb 170, 1970, 102-162 bes. 104-107;
G. Althaus, E. Formigli, B. v. Zelewsky, La venere di Xanten,
un'indagine tecnica. In: Ronke 1994,23-28).
Vgl. Zimmer 1990,133f.
im Wachsausschmelzverfahren «in verlorener Form»
(«cire-perdue») hergestellt . Umstritten ist jedoch, in
welchem Ausmass in der Kaiserzeit Serien von Statuetten im indirekten Wachsausschmelzverfahren mit
Hilfsnegativen verfertigt wurden . Der Unterschied
zwischen den beiden Methoden - der direkten und
der indirekten - liegt in den Arbeitsschritten vor
dem eigentlichen Guss, das heisst in der Formtechnik
des Gussmodells. Beim direkten Wachsausschmelzverfahren modelliert der Künstler jede Figur freihändig
aus Wachs und verwendet dann dieses Original als
Gussmodell; bei der indirekten Methode stellt er das
wächserne Gussmodell her, indem er entweder ein
aus anderem Material (Stuck, Gips, Ton) bestehendes
Urmodell kopiert oder es aus verschiedenen, aus
Negativformen gewonnenen Einzelteilen zusammensetzt. Das weitere, hier nur stichwortartig umrissene
Vorgehen stimmt dann bei beiden Verfahren überein:
das Wachsgussmodell wird mit einem Mantel aus
Tonschiicker und Lehm umgeben; durch Erhitzen der
Form schmilzt das Wachs aus; in den entstandenen
Hohlraum wird flüssige Bronze gegossen; nach dem
Erkalten wird die Tonform zerschlagen; die Statuette
wird in Kaltarbeit überarbeitet .
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27 Das etwa von B o l 1985, 19f. für die minoische Zeit beschriebene Verfahren gilt grundsätzlich auch noch in der Renaissance; vgl. D . Blume, Z u r Technik des Bronzegusses in der
Renaissance. In: Natur und A n t i k e in der Renaissance. Ausstellungskat. Frankfurt a . M . 1985,18-23 A b b . 1-11. - D i e Verwendung einer zweischaligen Form für den Guss einer Statuette, wie sie der Rohguss einer Venus aus G i r m (s. A n m . 23)
belegt, wurde h ö c h s t e n s in einigen wenigen, provinziellen
W e r k s t ä t t e n ausprobiert und bildete sicher die Ausnahme.
28 V g l . zum Problem zusammenfassend Maass 1984.
29 Detaillierte Beschreibung des Herstellungsverfahrens einer
hohlgegossenen Grossbronze bei Mattusch 1996,10-16; Mattusch u.a. 1996,20-26, einer Serie von kleinformatigen, massiven A p p l i k e n bei K e m k e s 1991, 367-373. V g l . auch Janietz
Schwarz/Rouiller 1996,53-56. - Unfertige Bronzestatuette mit
noch nicht abgearbeiteten G u s s k a n ä l e n aus Nijmegen: J. K .
Haalebos u.a., Castra und Canabae. Ausgrabungen auf dem
Hunerberg in Nijmegen 1987-1994 (Nijmegen 1995) 65 A b b .
43.
30 V g l . W . - D . Heilmeyer, F r ü h e olympische Bronzefiguren.
Olympische Forschungen 12 (Berlin 1979); B o l 1985,23. - Z u r
gleichen Technik bei rezentem Bronzeguss in Westafrika vgl.
S. Tassinari, L a fabrication d'une figurine de chasseur dans
l'atelier d'Issaka Topsoba, fondeur à Ouagadougou. In: Bérard/
Ducrey 1979,116-118 Taf. 73. 74.
31 B o l 1985, 781; an Statuetten der archaischen Zeit 110-112;
U . Gehrig, F r ü h e griechische Bronzegusstechniken. A r c h ä o l o gischer Anzeiger 1979,547-558; H . Kyrieleis, Samos and Some
Aspects of Archaic Greek Bronze Casting. In: Small Bronze
Sculpture from the A n c i e n t World. Papers Delivered at a Symposium Organized by the Departments of Antiquities and A n tiquities Conservation and H e l d at the J. Paul Getty Museum,
M a r c h 16-19,1989 ( M a l i b u 1990) 25-29.
32 B o l 1985,112-116.120-125.
33 V g l . D . Strong, D. B r o w n , R o m a n Crafts (London 1976) 74-91
(Keramik). 92-103 (Tonlampen). 104-109 (Terrakotten).
34 C h . Landwehr, D i e antiken Gipsabgüsse aus Baiae. Griechische
Bronzestatuen in A b g ü s s e n römischer Zeit. A r c h ä o l o g i s c h e
Forschungen 14 (Berlin 1985) bes. 181-188.
35 Besonders wichtig sind die vor kurzem aus Petra (Jordanien)
bekanntgewordenen Funde und Befunde. In einem Werkraum
wurden nicht nur noch mit Ton ummantelte M e t a l l g e r ä t e ,
sondern auch gipsene figürliche Positive, Negativformen für
G e r ä t e und Gipsabfälle gefunden, wobei die Analysen des G i p ses für alle drei Gruppen dieselbe Zusammensetzung ergaben
(Analysen W. B. Stern, Mineralogisch-Petrographisches Institut der Universität Basel; unpubliziert). Es ist also anzuneh-
In der Technik des direkten Wachsausschmelzverfahrens gearbeitet sind etwa die griechischen geometrischen Tierfiguren . Die Verwendung von Teilformen und Hilfsnegativen lässt sich in Griechenland
aber schon an den samischen Greifenprotomen des
7. Jahrhunderts nachweisen , und sie wird dann von
klassischer Zeit an vor allem für Hohlgüsse geläufig .
In der römischen Kaiserzeit sind theoretisch beide Verfahren denkbar; aus grundsätzlichen Erwägungen ist
anzunehmen, dass man wie bei der Keramik- und der
Terrakottafabrikation auch beim Bronzeguss durch
möglichst rationelle Arbeitsweise der grossen Nachfrage gerecht zu werden versuchte und deshalb die
indirekte Methode bevorzugte . Die Gipse von Baiae
geben uns ein anschauliches B i l d von der Tätigkeit
einer kaiserzeitlichen Kopistenwerkstatt ; aus mehreren östlichen Fundorten sind Negativformen für die
Herstellung von Wachsmodellen bekannt ; erstaunlich ist nur, dass sich im Westen des Reiches kaum
Gipsnegativformen oder Gipsmodelle gefunden haben, die das indirekte Wachsausschmelzverfahren für
Statuetten beweisen würden . Denkbar wäre allenfalls, dass man, wie bei den Lampenmodeln, ungebrannten Ton verwendete, der dann zerfallen ist.
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men, dass man in der gleichen Werkstatt (lokal gefertigte) Positive aufbewahrte, aus Negativformen Wachsmodelle herstellte und dann den Gussvorgang durchführte. Freundliche
Mitteilung von R o l f A . Stucky, Basel. V g l . vorläufig R. A . Stucky
u.a., Swiss-Lichtenstein Excavations at az-Zantur in Petra
1994: The Sixth Campaign. A n n u a l of the Department of
Antiquities of Jordan 39,1995,299; R . A . Stucky in: A . Bignasca
u.a., Petra, E z Zantur I. Ergebnisse der SchweizerischLichtensteinischen Ausgrabungen 1988-1992. Terra Archaeologica 2 (Mainz 1996) 281 A b b . 36. 37; 340-343 Kat. 33-38
A b b . 990-996. - Literaturhinweise zu den Gipsformen aus
Begram ebd. 340 A n m . 1107, aus Delos, Samaria, Ktesiphon und
Susa ebd. 340 A n m . 1114; Gipse aus Sabratha: G . Barone, Gessi
del Museo di Sabratha. Monografie di Archeologia Libica 21
( R o m 1994). F ü r die kaiserzeitlichen Gipsformen aus Memphis
ist im M o m e n t weiterhin auf die Publikationen von C. C. Edgar
und O. Rubensohn zurückzugreifen, da C. Reinsberg (Studien
zur hellenistischen Toreutik. D i e antiken Gipsabgüsse aus
Memphis. Hildesheimer archäologische Beiträge 9 [Hildesheim 1980]) nur die Gipsreliefs aus klassischer und hellenistischer Zeit behandelt: C. C. Edgar, Greek Moulds. Catalogue
général des antiquités égyptiennes du M u s é e du Caire (Kairo
1903); O. Rubensohn, Hellenistisches Silbergerät in antiken
Gipsabgüssen. Wissenschaftliche Veröffentlichungen des Pelizaeus-Museums zu Hildesheim 1 (Berlin 1911). In Aussicht
steht jetzt aber die Publikation der 1996 an der Universität Trier
abgeschlossenen Dissertation von W. Cheshire, D i e griechischrömischen Gipsformen aus Memphis im Roemer-PelizaeusMuseum zu Hildesheim.
36 Diese Tatsache hat sich noch nicht befriedigend e r k l ä r e n lassen; wahrscheinlich erhalten sich kleine Gipsfragmente
schlecht im Boden (Boucher 1976, 226 erinnert immerhin an
ein - heute zwar verschollenes - Fragment einer Gipsnegativform aus Vienne). A u c h im Bereich der zahlreichen kaiserzeitlichen K o p i s t e n w e r k s t ä t t e n , die sicher mit Gips gearbeitet
haben, sind ja vorläufig nur in Baiae Gipsmodelle erhalten. A n derseits wurde der Gipskopf in der Bronzewerkstatt vor der
Porta Vesuvio in Pompeji wahrscheinlich als M o d e l l für eine
Gesichtsform (Hinterkopf nicht ausgearbeitet), nicht als B i l d hauermodell verwendet (Gralfs 1988,24-26 T a l 1; freundlicher
Hinweis von Bettina Janietz, vgl. Janietz Schwarz/Rouiller
1996,57 A n m . 198). M i t Hilfsnegativen aus Gips rechnet auch
Kemkes 1991,369. - Z u den entsprechenden Fragen bei der Terrakottaherstellung vgl. H . Lange, D i e Koroplastik der Colonia
Claudia A r a Agrippinensium. Untersuchungen zu Typologie,
Technik, Werkstattfunden, Betrieben, Signaturen und Produktionszeit. K ö l n e r Jahrbuch 27,1994,1241
Angesichts dieser schwierigen Ausgangslage ist
die Frage nach direktem oder indirektem Wachsausschmelzverfahren bzw. nach Serienherstellung durch
freies Modellieren oder durch mechanisches Reproduzieren in der Forschung verschieden beantwortet
worden. St. Boucher nimmt an, dass in Italien wie
in Gallien beide Verfahren praktiziert wurden, dass
man die mechanische Reproduktion jedoch vor allem
für klassische Göttertypen verwendete, während einheimische Typen wie etwa Sucellus eher frei modelliert
wurden . A l s Beweis für «industriell reproduzierte»
Statuetten führt sie dann aber drei Typen an, deren
Repliken sich grösstenteils oder sogar ausschliesslich
als neuzeitliche Abgüsse erwiesen haben . Auch E .
Poulsen bezieht in seine Untersuchung zu Dublettenreihen Echtes und Falsches recht unkritisch mit ein .
Was das Herstellungsverfahren angeht, hält er es zwar,
in Anlehnung an E . Pernice , für möglich, dass Serien
von untereinander nahe verwandten Statuetten aus
jeweils gleichen Gipsteilnegativen entstanden sind, so
wie sie C. C. Edgar für das hellenistische und kaiserzeitliche Ägypten vorgelegt hat , nimmt aber an, dass
für die ausserhalb Ägyptens gefundenen kaiserzeitlichen Dublettenserien vorwiegend manuell kopierte,
d.h. durch Übertragen von Messpunkten gewonnene
Gussmodelle verwendet wurden . Damit überträgt er
ein für das Kopieren von Grossplastik bezeugtes Verfahren auf die Kleinkunst, wo es umständlich und
wenig sinnvoll erscheint .
M . Galestin und A . Leibundgut haben durch kritisches Überprüfen von angeblich gesicherten Fundumständen sowie durch stilistische Beobachtungen einen
grossen Teil der als Beweis für antike Serienfabrikation angeführten Statuetten als Fälschungen oder neuzeitliche Abgüsse erweisen können; dies erklärt die
weitgehend skeptische Haltung beider Autorinnen in
der ganzen Frage . M . Galestin hält es theoretisch
zwar für möglich, dass Wachsmodelle mit Hilfe von
Teilnegativformen hergestellt wurden, bezweifelt aber
die Anwendung des Verfahrens im kaiserzeitlichen
Italien und Gallien, solange keine eindeutig echten
Serien vorliegen. Auch A . Leibundgut schliesst antike
Serienproduktion nicht prinzipiell aus; sie warnt lediglich vor einer Beweisführung mit unzulänglichen
Methoden. Im Fall einer Serie von vier (bzw. fünf) auffallend übereinstimmenden Statuetten des thronenden Jupiter wagt sie ohne Autopsie keinen Entscheid,
ob alle oder einzelne Exemplare echt bzw. nachantik
sind. M . Maass greift unabhängig von A . Leibundgut
dieselbe ihm zum Teil durch eigene Anschauung bekannte Serie auf und kommt zum Schluss, dass hier
eine echte antike Parallelserie vorliegt, d.h. dass das
Wachsmodell für jede einzelne Statuette aus derselben
Negativform gewonnen wurde. Aus weiteren technologischen Beobachtungen, wie etwa den noch sichtbaren Teilformnähten an einem Diskuswerfer in München, folgert er: «Die Feststellung antiker Dubletten
ist kein Beweis gegen deren Authentizität» und gibt zu
bedenken, «dass sich die indirekte Form mittels Hilfsnegativen und die freie Modellierarbeit am Wachsgussmodell keineswegs ausschliessen. E i n indirekt geformtes Wachsgussmodell kann durch Überarbeitung
oder Zufügung von frei modellierten Teilen vor dem
Guss verändert werden.»
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Maass' eben zitierte Aussagen scheinen mir entscheidend für die ganze Diskussion um die Herstellung
kaiserzeitlicher Kleinbronzen. Es liegt nahe anzunehmen, dass den Bronzegiessern der Kaiserzeit
prinzipiell die Summe aller bisher bekannten Verfahren zur Verfügung stand, dass aber je nach Können
des einzelnen, nach Werkstatttraditionen und Betriebsgrösse verschiedene Verfahren nebeneinander
oder kombiniert angewendet wurden - wobei das
gewählte Verfahren am fertigen Objekt aus heutiger
Sicht nur selten nachgewiesen werden kann. Eine
Statuette wie etwa der Merkur S4 ist als Typus nicht
ohne - wohl rundplastische - Vorlagen denkbar, aber
sein Aufbau und sein eigenständiger Stil machen
wahrscheinlich, dass das zugrunde liegende Wachsgussmodell aus freier Hand modelliert worden ist.
Anderseits darf man annehmen, dass das Wachsgussmodell von Statuetten, die in sich Elemente
37 Boucher 1976,278ff.
38 ebd. 279. V o n den unter 1. aufgeführten Merkurstatuetten sind
die vier Exemplare in französischen Museen sicher Nachgüsse;
die Statuette in Verona gehört nicht in dieselbe Serie; der M e r kur aus S. Pancrazio k ö n n t e echt sein. A u c h ein weiteres von
E . Poulsen angeführtes Exemplar (Poulsen 1977,27 Typ 21 A a
N r . 4 A b b . 27) weist alle M e r k m a l e eines flauen neuzeitlichen
Abgusses auf. A . Leibundgut hat die Liste um zwei angeblich
in der V i l l a von Seeb Z H gefundene Merkurstatuetten erweitert (Leibundgut 1984,150ff. A b b . 3-6; vgl. auch 1978,57f.). Sie
vermutet, dass auch die Replik 29 mit Fundort Augst aus D a niel Bruckners Sammlung neuzeitlich ist; ich selbst halte römische Entstehung weiterhin für möglich, um so mehr als die 1992
am Mineralogisch-Petrographischen Institut der Universität
Basel von W. B . Stern durchgeführte Metallanalyse keine auffallenden Werte, insbesondere keinen aussergewöhnlich hohen
Zinkgehalt, ergeben hat (2 Proben mit X F A - A n a l y s e : C u
72,5/66,9, Sn 12,8/15,3, Z n 0,11/0,20, Pb 13,3/15,7%. Z u Vorbehalten g e g e n ü b e r der X F A - A n a l y s e m e t h o d e bei Bronzestatuetten vgl. Kaufmann-Heinimann/Liebel 1994,229f.;leider stand
die Statuette für eine A A S - A n a l y s e nicht mehr zur Verfügung).
Z u r ganzen Serie vgl. auch Galestin 1981,103; Stupperich 1988,
44. - D i e von Boucher 1976, 279 unter 2. zusammengestellten
Repliken eines Jupitertypus g e h ö r e n zu einer grossen, vorläufig offenbar ausschliesslich in modernen A b g ü s s e n fassbaren
Serie. V g l . dazu auch Leibundgut, Westschweiz 146f. zu N r . 195;
Leibundgut 1984, 153; Poulsen 1977, 23ff. Typ 7a (als antike
Dublettenserie bezeichnet); E . Poulsen, Ü b e r Massenherstellung römischer Bronzestatuetten: Dublettenserien und M o dellverhältnisse. In: Gehrig 1984,207-215 (kritischer als 1977);
Galestin 1981,103.
39 s. A n m . 38.
40 E . Pernice, Untersuchungen zur antiken Toreutik I. Ü b e r Teilformen und Gipsabgüsse. Jahreshefte des Österreichischen
Archäologisches Institutes in Wien 7,1904,175f.
41 Edgar (wie A n m . 35).
42 Poulsen 1977,16.
43 Z u m Punktieren in der Kaiserzeit vgl. M . Pfanner, Ü b e r das
Herstellen von Porträts. E i n Beitrag zu Rationalisierungsmassnahmen und Produktionsmechanismen von Massenware im
späten Hellenismus und in der römischen Kaiserzeit. Jahrbuch
des Deutschen A r c h ä o l o g i s c h e n Instituts 104, 1989, 157-257
bes. 187-204.
44 V g l . dazu auch Maass 1984,161. - In seinem letzten Beitrag zur
Frage der Dublettenherstellung geht Poulsen nicht mehr auf
diese Hypothese ein (Poulsen 1984 [wie A n m . 38]).
45 Galestin 1981 bes. 102ff.; Leibundgut 1978,55-62; Leibundgut
1984.
46 Maass 1984. D e r A u t o r ist sich bewusst, wie schwierig zu beurteilen gerade die e r w ä h n t e n Teilformnähte sind; vgl. ebd. A n m .
29. 37 und Nachtrag. - Echte Dubletten sind etwa zwei Victorien aus Brigetio ( M . Hörig, E . Schwertheim, Corpus Cultus
Iovis Dolicheni [ C C I D ] . E P R O 106 [Leiden 1987] N r . 244f.Taf.
48) oder die jeweils dieselbe Gottheit darstellenden Statuetten
der Straubinger Werkstatt (s. unten mit A n m . 69).
verschiedener Typen vereinigen, durch Kombination
von verschiedenen, aus Negativformen gewonnenen
Teilen, möglicherweise ergänzt durch frei modellierte
Partien, entstanden ist. So weist etwa M . Kemkes nach,
dass beim Gussmodell der Truhenbeschläge aus einer
Villa in Eckartsbrunn für Kopf- und Brustpartie verschiedene Vorlagen miteinander verbunden wurden.
Besonders deutlich wird dieses Vorgehen, wenn die
Grössenverhältnisse der einzelnen Teile nicht übereinstimmen .
Auch die Statuette eines hockenden Barbaren (?)
(S175; A b b . 1) lässt einen Aufbau aus verschiedenen
Teilen klar erkennen. Der zu stark angehobene Kopf
stammt wohl aus einem Teilnegativ, das zum Typus des
Barbaren mit auf dem Rücken gefesselten H ä n d e n
gehört ; der muskulöse Oberkörper könnte von
einem Herkulestypus abgeformt sein; die Verbindung
zwischen beiden Teilen bildet ein zu dicker Hals,
dessen unterer Abschluss beim Zusammensetzen des
Wachsgussmodells nicht ganz geglättet wurde. A n den
Schultern sind noch schwache Spuren einer Naht zu
erkennen; das Wachsgussmodell für den Rumpf wurde
also aus einer zweischaligen Form gewonnen. A n der
Stelle, wo der schräg abgeschnittene Rumpf auf die
wohl von Hand geformte Schurzpartie gesetzt wurde,
scheint die Naht mit einem Modellierholz verstrichen
zu sein. Unterschenkel und Phallus könnten wiederum aus je einem Teilnegativ gewonnen sein, während
die Unterarme mit den Patschhänden sowie die
grob strukturierten Füsse von Hand modelliert sein
dürften.
Der hockende Barbar (?) S175 wurde wohl in
Gallien hergestellt, aber auch an mutmasslich mutterländischen Bronzen lassen sich ähnliche Beobachtungen machen. Der Lar S27 weist als Stilmerkmale
gedrungene Körperproportionen, ein volles Gesicht
mit ausgeprägtem Kinn, einen kegelförmigen Hals,
eine stark abfallende rechte Schulter, eine übergrosse
rechte und eine stark ausgedrehte linke Hand auf.
Dieselben Charakteristika finden sich sehr verwandt
an Laren aus Strassburg , in Treviso und in Wien
sowie, etwas weniger ausgeprägt, an Exemplaren aus
Marren , aus B o n n , in Bologna , M ü n c h e n und im
Kunsthandel . Offenbar wurden für das Wachsmodell
der Kopf mit Hals, der Rumpf, die Unterarme mit den
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Abb. 1
Hockender Barbar (?) S175. M . 2 : 3.
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Attributen sowie die Beine jeweils aus Teilnegativen
gewonnen; die einzelnen Teile setzte man dann zu
einer ganzen Figur zusammen, wobei Einzelheiten
wie etwa der Winkel zwischen Ober- und Unterarmen,
die Ausgestaltung des vorn herabhängenden Gewandzipfels oder des Lorbeerkranzes beim Zusammensetzen variiert wurden. Die nahe stilistische Verwandtschaft der genannten neun Statuetten in Einzelheiten
und im Gesamten besagt nun nicht, dass sie alle aus
derselben Negativform stammen - dies ist schon
wegen des Grössenunterschieds von rund 2 cm innerhalb der Gruppe nicht möglich - , sondern sie zeigt
lediglich das Prinzip des Aufbaus eines Wachsmodells aus Elementen auf, die aus Teilnegativformen gewonnen wurden. Bei Verwendung derselben
Negativform müssten Grösse sowie Einzelheiten im
Gewandverlauf übereinstimmen; dies scheint bei den
Statuetten in Treviso und Wien einerseits und den
Exemplaren in Bologna und München anderseits der
Fall zu sein.
47 A . Leibundgut (1978, 9f. 29ff.) unterscheidet zwischen Kontamination, d.h. dem versehentlichen A n s t ü c k e n eines typenfremden, separat gegossenen Körperteils (meist des A r m s ) ,
und Typenklitterung, bei der «disparate Elemente völlig zusammenhanglos und formal unbefriedigend» kombiniert werden. D i e Unterscheidung besteht an sich zu Recht, doch beruht
sie eher auf technischen als auf intentional-formalen Gegebenheiten: im einen Fall sind es fertig gegossene Bronzeteile,
die durch L ö t e n oder im Verbundguss zu einer Statuette zusammengefügt werden, im anderen vorgeformte Wachsteile,
aus denen das Wachsgussmodell aufgebaut wird. So wurde
denn der rechte A r m mit zu gross geratener H a n d des Jupiter
von Auvernier (Leibundgut, Westschweiz Nr. 1 Taf. 1. 2; L e i bundgut 1978,10) kaum nach dem Guss an die Statuette angestückt - dies geschieht in der Regel nur, wenn, wie beim linken
A r m , eine Gewandfalte die Naht verdeckt - , sondern man
setzte ihn als einzelnes, aus einer Negativform gewonnenes
typenfremdes Element an den Wachstorso an; dafür spricht
auch die nicht ganz geglättete, von der A c h s e l h ö h l e zur Schulter laufende Delle. A u c h bei der Minerva von Avenches (Leibundgut, Avenches N r . 22 Taf. 24-26; hier A b b . 240) wurde der
rechte A r m mit Chiton wohl als aus einem Hilfsnegativ gewonnener Wachsteil mit dem Gussmodell verbunden und nicht, wie
vermutet (Leibundgut 1978, 15), in Bronze angestückt; die
etwas unbeholfen ziselierten Wellenfalten zeigen, dass dem
Giesser für diese Partie keine Vorlage zur Verfügung stand.
48 Bettina Janietz, der ich viele der im folgenden aufgeführten B e obachtungen verdanke, vermutet, dass auch der K o p f aus mehreren aus Formen gewonnenen Wachsteilen zusammengesetzt
wurde. In den auffallenden Vertiefungen auf Schläfenhöhe erkennt sie Spuren eines Greifgeräts, das das Wachsgesicht beim
Einpassen zwischen M ü t z e und Hals festhielt.
49 Schnitzler 1995 N r . 39 ( H . 13,5 cm).
50 Galliazzo,Treviso N r . 13 ( H . 11,2 cm).
51 Kunsthist. Museum Wien, Inv. 2764 (Foto R G Z M Mainz; Neg.
T66/1604) ( H . 10,8 cm).
52 P. L a Baume, Besonders wertvolle römische Funde in Niedersachsen, Bremen und Hamburg. D i e Kunde N . F. 22,1971,143
Nr. 3 Taf. 13,1; U . G e h r i g in: Busch 1995,125 Kat. 8.6 ( H . 12,8
cm). H i e r A b b . 232.
53 M e n z e l , B o n n N r . 53 Taf. 26 ( H . 12,9 cm).
54 L . Cenacchi, Bronzetti romani del Museo Civico di Bologna.
Bullettino della commissione archeologica comunale di R o m a
73,1949/50, A p p . 16,1949/59,43 A b b . 23; C. M o r i g i G o v i , G. M e concelli Notarianni (Hrsg.), Il museo civico archeologico di B o logna (Bologna 1982) A b b . S. 212 ( H . 12,2 cm).
55 J. Sieveking, Erwerbungen der Antiken-Sammlungen M ü n chens 1912. A r c h ä o l o g i s c h e r Anzeiger 1913, 436 N r . 5 ( H . 12
cm).
56 Sotheby's Sale 5788, Antiquities and Islamic A r t (New Y o r k ,
2. Dezember 1988) N r . 274A (mit Doppelfüllhorn; H . 10,8 cm).
Eine weitere Möglichkeit, ein Wachsgussmodell für
die Serienanfertigung von Statuetten herzustellen, ergibt sich, wenn anstelle einer mehrteiligen Negativform eine nur zweischalige, von einem fertigen Objekt
abgenommene Form verwendet wird. Es versteht sich,
dass dieses Verfahren nur bei einfachen Objekten
ohne Unterschneidungen möglich ist; da es sich noch
schwerer nachweisen lässt als das auf Teilnegativen
basierende, ist denn auch seine Anwendung in der
römischen Kaiserzeit bestritten worden . Nun weist
aber mindestens eine Bronze aus Augst klare, darauf
hindeutende Werkspuren auf, und bei einer bestimmten Kategorie von Statuetten sprechen andere G r ü n d e
für die Annahme dieses Verfahrens. A n der hohlgegossenen Büste eines Gauklers S309 (Abb. 2), die wohl
als Wagenbestandteil verwendet wurde, verläuft - am
Original recht gut sichtbar - eine feine Linie vom
Scheitel über das Ohr bis hinunter zur Mitte der halbrunden Aussparung unterhalb des Schulteransatzes;
sie lässt sich meines Erachtens nur als die am Wachsgussmodell nicht oder nur ungenügend verstrichene
Naht zwischen vorderer und hinterer, je aus einer
Negativform gewonnener Hälfte verstehen . Ü b licherweise wurden solche Nähte - wie die Verbindungsstellen zwischen mehreren Teilen - am Wachsgussmodell sorgfältig geglättet, um Werkspuren am
Bronzeobjekt - das ja seinerseits noch geglättet wurde
- zu vermeiden; hier scheint das aus unbekannten
G r ü n d e n unterlassen worden zu sein.
Bei der angesprochenen Kategorie von Statuetten,
für die ein aus zwei Formschalen gewonnenes Wachsgussmodell angenommen werden muss, geht es um
kleine, stereotyp wiederholte, in Massen fabrizierte
Götterfiguren. Dabei lässt sich das Herstellungsverfahren nicht am Objekt selbst ablesen, sondern es
bleibt als das am ehesten wahrscheinliche nach Überprüfen anderer Möglichkeiten übrig. A l s Beispiel lässt
sich etwa der Typus des Merkur-Thot anführen, wie
ihn eine Statuette aus Kaiseraugst (S12) wiedergibt:
summarisch gearbeitet, bekleidet mit einem Schultermäntelchen, in der gesenkten Linken mitgegossener
Caduceus, auf dem Kopf Petasus (oder nur Kopfflügel)
57
58
mit in der Mitte aufragendem Blatt; am rechten
Unterschenkel mitgegossener kleiner Widder. E x emplare dieses Typus finden sich in gleichermassen
rudimentärer Ausführung und einer Grösse von
6-8 cm in allen Provinzen des römischen Reiches;
die bekannten Fundorte reichen von Mesopotamien
bis Spanien . Es ist kaum denkbar, dass sie alle in
einer einzigen Werkstatt hergestellt worden sind ;
anderseits wären bei freier Modellierung nach gleichen Vorlagen die Unterschiede zwischen den einzelnen Exemplaren grösser. Näher liegt es anzunehmen,
dass lokale Handwerker in verschiedensten Teilen des
Reiches von solchen durch Reisende mitgebrachten
Statuetten zwei Formschalen abnahmen, um so jederzeit neue Wachsgussmodelle herstellen zu k ö n n e n .
Dadurch würden sich auch die kleinen Unterschiede
in der Ausgestaltung erklären: am Wachsmodell
konnten ohne weiteres zum Beispiel der kleine
Widder entfernt oder hinzugefügt oder ein Petasus in
Kopfflügel umgewandelt werden. In gleicher Weise
wurden wohl auch die stereotypen Statuetten des
Merkur mit langem Mantel (vgl. Katalog zu S16) oder
der Minerva mit Schale und Lanze (vgl. Katalog
zu S35) in grosser Zahl hergestellt und vertrieben.
Allerdings muss man auch bei der Annahme antiker
Serienfabrikation die Tatsache im Auge behalten, dass
gerade einfache Statuetten ohne künstlerischen A n spruch seit dem 18. Jahrhundert häufig abgegossen
wurden; bei Objekten aus altem Museumsbestand ist
daher in jedem Fall sorgfältig zu prüfen, ob nicht eher
ein neuzeitlicher Abguss als ein antikes Serienprodukt
vorliegt .
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61
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57 Galestin 1981,103£
58 Denkbar w ä r e allenfalls auch, dass hier direkt in einer zweischaligen F o r m gegossen wurde und man die fertige Bronze
nicht g e n ü g e n d versäubert hat. D e r direkte Guss in zweiteiligen Formen ohne Wachsmodell ist für G e r ä t e durchaus geläufig (vgl. Furger/Riederer 1995,136), nicht aber für Statuetten;
zu den wenigen mir bekannten Belegen g e h ö r e n der schon erw ä h n t e Statuettenrohguss aus G i r m (s. A n m . 23), ein A p o l l o
aus Novae (Dimitrova-Milceva [wie A n m . 24] 470 A b b . 4), eine
Merkurstatuette aus Augusta Traiana (V. R Vassilev, Bemerkungen zu einigen Hermes-Statuetten aus Thrakien und M ö sien. In: D . Rössler, V. S t ü r m e r [Hrsg.], Modus in rebus. G e denkschrift für Wolfgang Schindler [Berlin 1995] 132-143 Nr. 3
Taf. 38,3.4) sowie Votivstatuetten aus L o z e n (ders., Bronzestatuetten aus dem Heiligtum bei Lozen. In: R o n k e 1994,
429-434 A b b . 1-6).
59 E i n e Auswahl von Exemplaren ist i m Katalog zu S12 aufgeführt; zu e r g ä n z e n sind etwa Exemplare aus Hatra ( E A A III
1120 A b b . 1434) und Tressan ( G . Depeyrot u.a., Prospections
dans la moyenne et basse Vallée de l'Hérault. Monnaies et petits objets. A r c h é o l o g i e en Languedoc 1986,160 A b b . 60). Z u m
Typus vgl. auch Vassilev 1995 (wie A n m . 58).
60 So Galliazzo, Treviso 71 (in Zusammenhang mit einem anderen, qualitativ vergleichbaren Merkurtyp).
61 Dass dieses Verfahren jedenfalls für G e r ä t e üblich war, beweist
die im Vicus von Pocking gefundene Gussform eines Thekenbeschlags des in Baden A G tätigen Gemellianus; offenbar
formte man, weit entfernt vom ursprünglichen Produktionsort,
einen fertigen Beschlag ab und stellte dann mit Hilfe der entstandenen Negativform Imitationen dieser beliebten Messertheken her (Th. Fischer, D i e Gussform eines Thekenbeschlags
aus Pocking, L k r . Passau. Germania 71,1993, 539-543 A b b . 1.
2; vgl. dazu auch L . Berger, T h e k e n b e s c h l ä g e aus Aventicum.
In: Koenig/Rebetez 1995,129-131).
62 V g l . oben mit A n m . 38; Stupperich 1988,522-526; I. A g h i o n , M .
C. H e l l m a n n (Hrsg.), V r a i ou faux? copier, imiter, falsifier . Ausstellungskat. Paris 1991.
2
Abb. 2
Büste eines Gauklers S309. M . 2 :3.
Werkstätten
Die Annahme, dass Wachsmodelle in Italien wie in
den Provinzen durch freies Modellieren oder mit Hilfe
von Teilnegativen hergestellt werden konnten, erschwert die Eingrenzung und Lokalisierung von Werkstätten in hohem Masse. Auch wenn wir nicht wissen,
ob Negativformen überhaupt verhandelt worden sind,
ist klar, dass auch ohne Handel jederzeit und an jedem
Ort fertige Bronzeobjekte kopiert werden konnten,
indem man von ihnen die gewünschten Teilnegativformen abnahm und für neue Wachsmodelle verwendete. Erschwerend kommt weiter hinzu, dass Organisation, Grösse und Betrieb von Bronzegiessereien erst
in Ansätzen untersucht und bekannt sind . Während
die Bronzegeschirrfabrikanten P. Cipius Polybius und
L . Ansius Epaphroditus im 1. Jahrhundert in Campanien Manufakturen leiteten, die am ehesten mit den
Grossbetrieben für die Terra Sigillata-Produktion in
Arezzo und Gallien zu vergleichen sind , waren es
wahrscheinlich meist mittlere und kleinere Werkstätten, in denen Bronzestatuetten - neben anderen
Buntmetallobjekten - hergestellt wurden.
63
64
Trotz dieser Einschränkungen und Unsicherheiten
scheint es mir richtig, als Arbeitshypothese am Begriff
der «Werkstatt» festzuhalten und einzelne Objektgruppen versuchsweise bestimmten Regionen zuzuordnen. In diesem Sinn werden Bronzen, deren
plastische Substanz, die Struktur der Oberfläche sowie
die A r t der Kaltarbeit weitgehend übereinstimmen,
der gleichen Werkstatt zugewiesen. Solche gemeinsamen Stilmerkmale sind am einfachsten an Objekten
desselben Typus und der gleichen Grösse zu erkennen;
diese werden im folgenden einzeln als Repliken oder,
zusammengenommen, als Serie bezeichnet, da sie mutmasslich ganz oder teilweise auf dieselben Urmodelle
zurückgehen. Hypothetisch bleiben diese Zuweisungen, weil einerseits, wie ausgeführt, gleiche, an verschiedenen Orten verwendete Teilnegative für die
Übereinstimmung verantwortlich sein können und anderseits je nach Grösse eines Betriebs und Können der
beteiligten Handwerker sehr verschiedene, stilistisch
uneinheitliche Erzeugnisse innerhalb der gleichen
Werkstatt möglich sind .
Gerade für die Frage der Variationsbreite innerhalb
desselben Betriebs gibt die genannte Bronzegefässmanufaktur der Cipii wichtige Aufschlüsse. Die beiden
je an einer Kasserolle mit dem Stempel des P. Cipius
Polybius angebrachten Ringhalterattaschen aus Repov
bzw. Dowalton Loch sind stilistisch sehr verschieden
voneinander: Der klassizistische, gut modellierte
Mänadenkopf auf der böhmischen Attasche entspricht
mit seinem plastischen Volumen durchaus unseren
Vorstellungen von Stil und Qualität campanischer
Erzeugnisse des 1. Jahrhunderts, während das flache
Relief und die reiche Kaltarbeit des Gorgoneions von
Schottland eher Stilmerkmale einer provinziellen
gallischen Werkstatt des 1.-3. Jahrhunderts sein
k ö n n t e n (Abb. 3,1.12). Von den dreizehn weiteren
bekannten Attaschen desselben Typs, die höchstwahrscheinlich zu Kasserollen aus der gleichen campanischen Produktion gehörten, gehen die Exemplare aus
Luhmühlen (Abb. 3,2), vom Wittnauerhorn (Abb. 3,3),
aus Heddernheim (Abb. 3,4), Augsburg (Abb. 3,6),
Kemenesszentpéter (Abb. 3,7) sowie eine der Attaschen aus Straubing (Abb. 3,8) offenbar auf dasselbe
Hilfsnegativ wie das Exemplar aus Repov zurück,
während die übrigen Exemplare (Abb. 3,9-15) mehrere weitere Stilvarianten und auch grosse Qualitätsunterschiede belegen (vgl. Katalog zu S 3 0 1 ) .
Die Gruppe der Kasserollenattaschen mit Mänaden- oder Medusenhaupt ist meines Wissens bisher
der einzige Fall, in dem sich - aufgrund von Gefässstempeln - stilistisch und qualitativ recht unterschiedliche Objekte derselben Werkstatt zuweisen lassen.
In allen anderen Fällen - wo inschriftliche Zeugnisse
fehlen - müssen wir von übereinstimmenden Stilmerkmalen ausgehen, um mutmasslichen Werkstattz u s a m m e n h ä n g e n auf die Spur zu kommen und
Werkstätten allenfalls regional einzugrenzen .
Das beste Beispiel für die Produktion einer regionalen Werkstatt ist die von R. Fleischer zusammengestellte Gruppe von bisher sechzehn Statuetten und
elf Sockeln (Abb. 4,1-20), die offenbar im späteren
2. oder frühen 3. Jahrhundert in Rätien hergestellt wur68
65
66
67
63 Zusammenfassend jetzt Gralfs 1994.
64 Z u den campanischen Bronzegeschirrmanufakturen vgl. J.
Kunow, D i e capuanischen Bronzegefässhersteller Lucius A n sius Epaphroditus und Publius Cipius Polybius. B J b 185,1985,
215-242; St. Berke, R ö m i s c h e Bronzegefässe und Terra Sigillata in der Germania libera. Boreas Beiheft 7 ( M ü n s t e r 1990);
R . Petrovszky, Studien zu römischen Bronzegefässen mit M e i sterstempeln. K ö l n e r Studien zur A r c h ä o l o g i e der R ö m i s c h e n
Provinzen 1 (Buch am Erlsbach 1993) 181-183 und passim.
65 R e p l i k e n im Sinne der freieren Kleinbronzerepliken, wie sie
A . Leibundgut (1990,399) definiert hat.
66 V g l . dazu auch S. Faust, Fulcra. Figürlicher und ornamentaler
Schmuck an antiken Betten. R M , Ergänzungsheft 30 (Mainz
1989) 142.
67 Nicht auszuschliessen ist, dass die Attasche aus Dowalton L o c h
erst als Ersatz für die original zugehörige angebracht wurde,
doch hat eine von F. Hunter (National Museums of Scotland,
Edinburgh) freundlicherweise veranlasste R ö n t g e n a u f n a h m e
keine Spuren einer früheren L ö t u n g erbracht.
68 E i n e ganz andere, hier nicht angestrebte Untersuchung k ö n n t e
sich zum Z i e l setzen, die an einem Ort existierenden Werkstätten durch Zusammenstellen aller Gussabfälle, Werkspuren
usw. zu erfassen. E i n e n Anfang hat hier A . R . Furger gemacht,
der betont, wieviel A r b e i t für eine vollständige Bestandesaufnahme noch zu leisten w ä r e (in: Furger/Riederer 1995,139f.).
Im übrigen muss man sich d a r ü b e r im klaren sein, dass auf diese
Weise höchstens Aussagen zu einzelnen Objekten ( R o h - und
Fehlgüssen, Halbfabrikaten usw.) möglich w ä r e n ; weiterhin
nicht entscheiden liesse sich, welche der am gleichen Ort gefundenen Objekte wirklich lokal hergestellt sind.
Abb. 3
Kasserollenattaschen aus der Manufaktur der C i p i i . M . 1 2 (ganze Gefässe M . 1 : 5).
1 aus Repov ( M l a d â Boleslav, C S F R )
9 aus Avenches V D
2 aus L u h m ü h l e n (Niedersachsen, D )
10 aus Straubing
3 vom Wittnauerhorn A G
11 aus Nedre Segerstad ( Ö l a n d , S)
4 aus Heddernheim (Hessen, D )
12 aus Dowalton L o c h (Wigtownshire, G B )
5 aus Straubing (Bayern, D )
13 aus Tolstrupgaard (Jutland, D K )
6 aus Augsburg (Bayern, D )
14 aus Augst (S301)
7 aus K e m e n e s s z e n t p é t e r (Veszprém, H )
15 aus L o n d o n .
8 aus Straubing
69
den . A l l e Statuetten weisen dieselben Stilmerkmale
auf; für Statuetten des gleichen Typus wurden offenbar
übereinstimmende, vom gleichen Urmodell abgenommene Negativformen verwendet. Leider steht die
Gruppe in ihrem Umfang bisher einzig da. Meist
gelingt es nur an wenigen, zudem qualitativ eher
bescheidenen Statuetten dieselben Charakteristika
zu finden; bei klassizistischen Statuetten werden
«handschriftliche» Eigenheiten offenbar bewusst vermieden . Auch das Augster Material bildet hier keine
Ausnahme; bevor aber eigene Werkstattgruppierungen vorgestellt werden, soll von zwei Beiträgen aus der
neueren Forschung die Rede sein, in denen Augster
Objekte zu anderen Bronzen in Beziehung gesetzt
werden.
J. Frei unternimmt den Versuch, ausgehend von den
zum Teil signierten Paraderüstungen des Schatzfunds
von Straubing, stilistisch verwandte Werke demselben
Umkreis zuzuordnen sowie weitere «Handschriften»
zu identifizieren . Dabei beschränkt er sich nicht auf
eine Gattung, sondern bezieht getriebene wie gegossene Objekte, Teile der militärischen Ausrüstung
wie zivile Kultgegenstände mit ein - ein sehr interessantes, wenn auch beim heutigen Kenntnisstand teilweise problematisches Unterfangen. Aufgrund festgestellter gleicher Stilmerkmale nimmt er an, dass
es grundsätzlich dieselben Handwerker waren, die
Rüstungsteile und Statuetten verfertigten. So findet er
etwa an dem als Gerätstütze verwendeten Triton aus
Augst 192 denselben Gesichtsausdruck und dieselbe
dreieckige Schwellung der Nasenwurzel wie an den
Gesichtsmasken von Straubing wieder und weist deshalb die ganze Gruppe dem - syrischen oder rätischen
- «Straubinger Meister» zu. Nun zeigen sich im Triton
wie in den Gesichtsmasken offenkundig die gleichen
Stiltendenzen des späten 2. und frühen 3. Jahrhunderts,
aber im einzelnen reichen die zum Teil nur typologischen Gemeinsamkeiten nicht aus, um dieselbe
Hand erkennen zu lassen . Noch weniger einleuchtend scheint es mir, die von Eroten begleitete Venus
aus Augst 68 dem Umkreis des Straubinger Meisters
zuzuweisen. Wieder ist allenfalls der Zeitstil vergleichbar, aber schon die schlichte exedraförmige
Basis der Augster Gruppe hebt sich deutlich von den
von R. Fleischer zusammengetragenen syrischen
Sockeln mit Mitteltreppe ab, so dass eine östliche
Provenienz der Gruppe keineswegs zwingend erscheint.
Im weiteren Umkreis des Straubinger Meisters siedelt J. Frei drei in Augst bzw. Kaiseraugst gefundene
Bronzeobjekte an, die er alle dem «Augster Graveur»
(«Augst Engraver») zuschreibt; es sind dies die beiden
Blechfragmente 167 und 168 sowie die Fortunastatuette 74. Seine Datierung der Reliefs in das frühe
3. Jahrhundert ist durchaus erwägenswert , auch betont er zu Recht, dass an der Statuette die Kaltarbeit,
nicht die plastische Gliederung vorherrscht; er vermag
jedoch keine für alle drei Objekte charakteristischen
Stilelemente zu nennen. In einem Exkurs streift
J. Frei die beiden stilistisch ganz anders, d.h. nach
Italien orientierten Statuetten eines Laren und eines
A m o r in Rüstung aus dem Schatzfund von Straubing,
und stellt sie dem Laren 52 sowie den beiden A m o r figuren 38 und 49 aus Augst gegenüber. Aus dem
70
71
72
73
74
75
Vergleich schliesst er, dass die Augster Statuetten im
1. Jahrhundert in Italien oder lokal als Imitationen
italischer Vorbilder hergestellt wurden, die Straubinger Exemplare jedoch erst um 200 n. Chr., ebenfalls
nach italischen Vorlagen, aber wohl in der Werkstatt
des Straubinger Meisters. Indem J. Frei auf diese Weise
alle Bestandteile des Straubinger Schatzfundes einer
einzigen Werkstatt - oder allenfalls einem von ihr abhängigen Werkstattkreis - zuweist, verkennt er meines
Erachtens dessen heterogenen Charakter völlig. J.
Garbsch hat dagegen wahrscheinlich gemacht, dass
es die Beute eines Plünderers war, der sich neuere
militärische Ausrüstungsteile aus dem Kastell sowie
69 Fleischer 1977; Frei 1987, 66f. N r . 48-63. In Frels Liste noch
nicht aufgeführt: M e r k u r aus Munderkingen ( A b b . 4,2), A m o r
in R ü s t u n g aus Regensburg ( A b b . 4,7; der schlechte Erhaltungszustand der Statuette lässt die charakteristischen Stileigenheiten mehr erahnen als erkennen), Victoria aus K r e p c a
( A b b . 4,16), Sockel aus Frankenwinheim ( A b b . 4,20).
70 Prinzipiell ist anzunehmen, dass jede kaiserzeitliche Bronzegusswerkstatt die Technik des indirekten Wachsausschmelzverfahrens kannte, da dadurch die A r b e i t rationalisiert wurde
und missratene G ü s s e mit geringem Zeitaufwand wiederholt
werden konnten; es liegt lediglich an der zu geringen Z a h l erhaltener Objekte, dass sich das Verfahren oft nicht nachweisen
lässt. Gerade qualitativ hochstehende Statuetten erwecken oft
den Eindruck origineller Einzelschöpfungen, w ä h r e n d in Wirklichkeit derselbe Bronzegiesser wahrscheinlich zahlreiche weitere Exemplare des gleichen Typus herstellte, die heute aber
verloren sind. Z u m Problem vgl. auch Stupperich 1988, 520f.
Die Verwendung gleicher Negativformen legen etwa zwei klassizistische halblebensgrosse Bacchusfiguren aus Champigneulles (Meurthe-et-Moselle, F) bzw. in L o n d o n nahe (ManfriniA r a g n o 1987,63f. A b b . 46.47).
71 Frei 1987.
72 D e n glatten, gespannten Gesichtsflächen und der kleinteiligen,
ornamentalen Haar- und Brauengestaltung bei den M a s k e n
stehen beim Triton wie aufgeblasen wirkende W ö l b u n g e n des
Rumpfs sowie das grosszügiger, weniger sorgfältig wiedergegebene Haupt- und Barthaar g e g e n ü b e r . D e n charakteristischen dreieckigen Stirnwulst halte ich eher für ein typologisches Element. - In der Victoria aus Augst 75 sieht J. Frei ein
Verbindungsglied zwischen der Straubinger und der Eininger
Werkstatt, wobei er an ihr wie am Ganymed aus Augst 191a zu
Recht stärker typologische als stilistische Verwandtschaft mit
den Rüstungsteilen erkennt.
73 R . Fleischer, E i n e Gruppe syrisch-phönikischer Bronzestatuetten-Basen. Damaszener Mitteilungen 1,1983, 31-42 Taf. 1-12.
- Z u gallorömischen Sockelformen vgl. jetzt Künzl 1996,
458-460.
74 Mangels enger stilistischer Parallelen ist die zeitliche E i n o r d nung der Bleche nach wie vor schwierig. J. Manser, der sich
in einer (ungedruckten) Lizentiatsarbeit mit den Blechen befasste, setzte aufgrund stilistischer Unterschiede das Blech 168
in die erste Hälfte des 3. Jh., das Blech 167 in die erste Hälfte
des 4. Jh. (J. Manser, Z w e i spätrömische Bronzereliefs aus dem
Gebiet der Colonia Augusta Raurica, Lizentiatsarbeit Universität Basel 1985). Im Katalog hatte ich für beide eine Werkstatt
der ersten Hälfte des 4. Jh. vorgeschlagen, ohne ihre stilistische
und motivische Verwandtschaft mit den Reliefs auf den Parad e r ü s t u n g e n g e n ü g e n d zu beachten (vgl. etwa Binnengliederung des M e r k u r auf 167 mit der von Herkules und Mars auf
Beinschienen aus Straubing, Garbsch 1978 B 10.11 Taf. 3, oder
den kragenartig umgeklappten Ä g i s r a n d der M i n e r v a des Berliner Reliefs mit dem gleichen M o t i v auf verschiedenen R ü stungsteilen, ebd. B 22. E 6. P 28. R 5. 7.16 Taf. 6. 9.13. 37.42).
V o r dem Hintergrund der P a r a d e r ü s t u n g e n spricht nun sehr
viel für J. Frels Datierung der Bleche in das frühe 3. Jh., jedenfalls für eine gleiche Zeitstufe von Blechen und R ü s t u n g e n ,
auch wenn zumindest das Blech 167 qualitativ deutlich ü b e r
dem Grossteil der P a r a d e r ü s t u n g e n steht.
75 Z u r Deutung von 49 vgl. unten Exkurs I.
Abb. 4
Statuetten und Sockel aus einer rätischen Werkstatt. M . 1 : 2.
1 M e r k u r aus Straubing (Bayern, D )
2 M e r k u r aus Munderkingen ( B a d e n - W ü r t t e m b e r g , D )
3 M e r k u r aus Enns ( O b e r ö s t e r r e i c h , A )
4 M e r k u r aus Augsburg (Bayern, D )
5 A m o r aus Regensburg (Bayern, D )
6 A m o r in R ü s t u n g aus Regensburg
7 A m o r in R ü s t u n g aus Regensburg
8 L a r aus Straubing
9 L a r in Budapest
10 Genius aus Straubing.
Abb. 4
(Fortsetzung).
11 Venus aus Wallersdorf (Bayern, D)
12 Fortuna aus Straubing
13 Fortuna aus Enns
14 Fortuna aus Regensburg
15 Victoria aus Pforzheim ( B a d e n - W ü r t t e m b e r g , D)
16 Victoria aus K r e p c a (bei Popovo, B G )
17 Sockel aus Straubing
18 Sockel aus Enns
19
Sockel aus Augst (S124)
20
Sockel aus Frankenwinheim (Bayern, D).
ältere Objekte - Eisenwerkzeug und Statuetten
unterschiedlichen Alters - aus der nahegelegenen
Villa sichern wollte (vgl. auch unten mit A n m . 663f.
und Anhang II GF64) . Beide Laren, derjenige von
Straubing wie der von Augst, sind offenbar campanische Erzeugnisse des 1. Jahrhunderts, wobei das
Augster Exemplar in iulisch-claudische Zeit zu datieren sein dürfte (vgl. unten Exkurs I); zum Laren aus
Straubing ist kürzlich eine sehr nahe Parallele aus
Pompeji bekanntgeworden.
J. Frels Gliederung überzeugt dort, wo er innerhalb
derselben Gattung handschriftliche Stileigenheiten zu
unterscheiden versucht, wird jedoch problematisch,
wenn er Objekte aus verschiedenen Gattungen miteinander vergleicht, ohne konsequent stilistische und
typologische Merkmale auseinanderzuhalten. Die aus
gegossenen und getriebenen Teilen zusammengesetzte
Minervabüste aus Augst S41 zeigt, wie schwierig es
ist, übergeordnete gemeinsame Stilmerkmale zu erkennen; hinzu kommt, dass wir nicht einmal in diesem
Fall wissen, ob wirklich derselbe Handwerker die gegossenen wie die getriebenen Partien hergestellt hat.
Die zweite eingehende Untersuchung zu Werkstattzusammenhängen unter Einbezug von Augster
Material stammt von M . Kemkes; er befasst sich mit
Herstellungstechnik, Stil und Funktion bronzener
Truhenbeschläge aus der Villa von Eckartsbrunn . E r
macht wahrscheinlich, dass die verschiedenen eisernen
und bronzenen Bestandteile - Büsten, Lunulae,
Bleche, Unterlegscheiben, Henkel und Scharniere - in
der gleichen Werkstatt hergestellt worden sind. Die
stilistisch nächste Parallele zu den künstlerisch anspruchslosen, recht nachlässig gearbeiteten Bacchusbüsten sieht er in einer typologisch ganz ungewöhnlichen, qualitativ sehr bescheidenen Venusstatuette
aus Augst (71), die er der gleichen, in der Gegend
Hochrhein-Nordschweiz zu lokalisierenden Werkstatt
zuweisen möchte. Bestätigend kommt für ihn hinzu,
dass sich auch für die Delphinhenkel eine lokal begrenzte Werkstatttradition abzeichnet, indem einige
typologische Merkmale die Henkel aus Eckartsbrunn
mit Exemplaren aus Augst verbinden .
Weniger überzeugend als Kemkes' Beobachtungen
zu den Henkeln scheint mir die von ihm postulierte
stilistische Übereinstimmung zwischen den Bacchusbüsten und der Augster Venus. A n beiden Objekten
bzw. Objektgruppen herrschen einheimisch-gallische
Stilmerkmale vor; die technische Ausführung ist deutlich nachlässig und unpräzis. In der A r t der Kaltarbeit
zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede: so sind
etwa die kurzen tiefen Kerben, die die Gewandfalten
und die Haarsträhnen der Venus unterteilen, schematisch aneinandergereiht, während sie bei den Bacchusbüsten weniger tief eingeschlagen sind und unregelmässiger verlaufen. Entscheidend scheint mir aber vor
allem, dass die stilistischen Eigenheiten der Venus
offensichtlich direkt auf das ihr zugrunde liegende
Vorbild zurückzuführen sind, was bei den Büsten nicht
in gleicher Weise der Fall ist. Während nämlich Statuetten im allgemeinen auf eigentliche Kleinbronzetypen zurückgehen (s. unten mit A n m . 168f.), gibt die
Venus von Augst 71 (Abb. 5,1) einen Terrakottatypus
wieder, und zwar den recht selten in Zentralgallien und
Obergermanien vertretenen, hier leicht abgewandel76
77
78
79
1
2
A b b . 5,1 Venus 71. M . 2 : 3.
A b b . 5,2 Terrakottastatuette der Venus aus Rheinzabern (Rheinland-Pfalz, D ) . M . 1 : 2.
ten Typus der von Eule, Adler und Delphin begleiteten Göttin (Abb. 5,2) . Gewand und Tiere beidseits
der Göttin sowie die für Bronzen in dieser Form
sonst nicht belegte Standfläche sind weitgehend übernommen, wenn auch Adler und Delphin im einzelnen
nicht mehr kenntlich sind; aus der auf der linken
Schulter hockenden Eule ist ein zweites, unverstandenes Strähnenbündel geworden. Abgeändert ist nur
die rechte Hand, die, statt zur Schulter erhoben, eine
Schale nach vorn streckt. V o m Terrakottatypus vorgegeben sind aber offenbar ausser motivischen auch
stilistische Elemente: die kleinen, verkümmerten
Füsse, die unförmigen H ä n d e sowie die Kerben
zur Charakterisierung der Haarsträhnen und der
Gewandfalten. Wir wissen nicht, weshalb hier - und
meines Wissens nur hier - für eine Bronzestatuette
auf ein Terrakottavorbild zurückgegriffen wurde;
8()
76
77
78
79
Garbsch 1978,47.
Franchi dell'Orto/Varone 1994 N r . 12 (hier A b b . 153).
Kemkes 1991 (Bacchusbüsten 329ff.).
F ü r seine A n n a h m e spricht auch, dass zwei Delphinhenkel aus
Zürich (Kaufmann-Heinimann, Suppl. Nr. 192 Taf. 75) bzw.
Zurzach ( A . Leibundgut, Bronzen aus der V i l l a Brüggliwiesen
in Zurzach. A r g o v i a 108,1996,146f. A b b . 59. 60) - die er noch
nicht kennen konnte - dieselben Merkmale, so etwa das durchbrochen gearbeitete Delphinmaul, aufweisen.
80 M . Rouvier-Jeanlin, Les figurines gallo-romaines en terre cuite
au M u s é e des A n t i q u i t é s Nationales. Gallia Suppl. 24 (Paris
1972) N r . 34 (Typ I A ) ; G . Schauerte, Terrakotten mütterlicher
Gottheiten. B J b Beiheft 45 ( K ö l n / B o n n 1985) 192f. Nr. 291-293
Taf. 37,1.2 (Variante V 5.3.1). Datierung: viertes Viertel des
1. Jh.; Herkunft: Zentralgallien. - D i e Ü b e r e i n s t i m m u n g zwischen Terrakottatyp und Bronzefigur hat auch M . RouvierJeanlin bemerkt (Les figurines gallo-romaines en terre cuite.
Ausstellungskat. Dijon 1985,42 N r . 106). V g l . auch v. Gonzenbach 1995,127f.
jedenfalls scheint mir dieses aussergewöhnliche
Objekt wenig geeignet, um die Produktion einer
durchschnittlichen provinziellen Werkstatt zu charakterisieren.
Bei den im folgenden zusammengestellten Gruppen
von Bronzen, deren Stilmerkmale sich an Augster
Objekten und auswärtigen Parallelen wiederfinden,
werden in erster Linie Exemplare mit gesichertem
Fundort einbezogen, da sich dadurch Hinweise auf die
Lokalisierung einer Werkstatt ergeben können. Allerdings darf man, wie schon betont, nicht ausser acht
lassen, dass an sich alle Bronzen auch weit entfernt von
ihrem Produktionsort abgegossen werden konnten
und dann den Ausgangspunkt für neue Serien bildeten
(vgl. oben mit A n m . 59-61). So ist nicht anzunehmen,
dass etwa die stereotypen, von einer Hand bekrönten
Haarnadeln, die im ganzen Imperium gefunden werden (vgl. 243, 244 und S231-S234), aus einer einzigen
zentralen Werkstatt stammen, sondern sie wurden
wohl jeweils für den lokalen Bedarf an Ort und Stelle
hergestellt . Gleich verhält es sich mit anderen einfachen Gebrauchsgegenständen wie zum Beispiel den
dreibeinigen niedrigen Kerzenständern in Form einer
von Raubtierprotomen getragenen Schale, von denen
sich zwei Exemplare (oder Teile davon) in Augst erhalten haben (199 und S254); die Tatsache, dass sich die
Fundorte der in Typus und Grösse weitgehend übereinstimmenden Exemplare über Italien, Marokko
sowie die Provinzen nördlich der Alpen verteilen,
spricht für jeweils lokale Herstellung. Anderseits liegt
die Annahme von zentralen, für den Export arbeitenden Werkstätten dann nahe, wenn spezielle technische
Verfahren zur Anwendung kommen. So schlägt M .
Feugère für die Tierfibeln mit Niellodekor und die
ihnen stilistisch sehr verwandten Siegelkapseln mit
Tierfiguren aufgrund ihrer Verbreitung eine Herkunft
aus wenigen, in Zentral- und Ostgallien - etwa in
Alesia - tätigen Werkstätten vor .
81
82
Möbelteile und Gerät
Kastenhenkel
Delphinförmige Kastenhenkel sind vor allem aus den
Provinzen nördlich und östlich der A l p e n in grosser
Zahl bekannt, so dass es lohnend scheinen möchte,
aufgrund der Ausführung im einzelnen sowie formaler
Besonderheiten verschiedene Werkstattgruppen zu
Abb. 6
Kastenhenkel mit Delphinen. M . 1 : 2.
1
aus Vallon F R
2
aus Lausanne-Vidy V D
3
4
81 V g l . Katalog zu S231-S234 und R i h a 1990,99.
82 M . Feugère, Les fibules en Gaule m é r i d i o n a l e de la c o n q u ê t e à
la fin du V s. ap. J.-C. Revue a r c h é o l o g i q u e de Narbonnaise,
Suppl. 12 (Paris 1985) 388-393 («atelier C»); M . Feugère, P.
Abauzit, Les boîtes à sceau circulaires à décor zoomorphe
riveté d ' é p o q u e romaine. R A E 46,1995,41-58 bes. 50-52.
e
aus Avenches V D
aus Thun-Allmendingen B E
aus Augst (S197).
Abb. 7
(Fortsetzung) R e i b s t ä b c h e n und Haarnadeln. M . 1 :2.
Abb. 7
(s. vorhergehende Doppelseite) R e i b s t ä b c h e n und Haarnadeln. M . 1 :1 (Details) und 1 :2 (Auswahl).
1 aus Augst (239); Insula 28. F K : 40-60 n. C h r
2 aus Kempten (Bayern, D ) ; kleine Thermen, H o f 6, Planum X I V . Aus dem unteren Fundhorizont einer frühestens i n der
zweiten Hälfte des 1. Jh. angelegten holzverschalten Zisterne; möglicherweise aber aus einer älteren Zisterne am gleichen
Ort
3 aus Windisch A G
4 aus Nijmegen (Gelderland, N L ) ; Hunerberg (in diesem Fall = Ostseite der Siedlung Noviomagus Batavorum und zugehöriges Gr äber f eld des 1. Jh., Kleinkastell aus tiberischer Zeit und Westseite der augusteischen Castra). F K wohl tiberisch
5 aus Zurzach A G ; Kastell-Vicus, Haus V I I I (Wohnhaus mit Metallwerkstatt), Südhälfte. F K : zweites und drittes Viertel des
l.Jh.
6 aus Mandeure (Doubs, F )
7 aus Garnissol bei Mas-Saintes-Puelles (Aude, F ) ; Brandgrab aus der zweiten Hälfte des 1. Jh.
8 aus Lausanne-Vidy V D
9 aus Lausanne-Vidy V D , L a Maladière, Sektor 11, F3
10 aus Epfach (Bayern, D ) ; Brandgrab aus der zweiten Hälfte des 2. Jh.
11 aus Kempten (Bayern, D ) ; Lerpscher Kiesgrube, «Töpferhaus», Westteil
12 vom Magdalensberg ( K ä r n t e n , A ) . V o r 45 n. Chr.
13 wahrscheinlich aus Langres (Haute-Marne, F)
14 aus Nijmegen ( N L ) , Gr äber f eld Canisius-College. F K 15-70 n. Chr.
15 aus Minusio T I ; Grab Cadra 4. F K : 10-30 n. Chr.
16 aus Minusio T I ; G r a b Cadra 5. F K : 10-30 n. Chr.
17 Fundort unbekannt; in M a i n z (Rheinland-Pfalz, D )
18 aus Augst (236); Insula 25. F K : 10-50/190-250 n. Chr.
19 aus Langres
20 aus Petit-Bersac (Dordogne, F )
21 aus Augst oder Kaiseraugst (S235)
22 aus Augst (241)
23 aus Langres
24 aus Trier (Rheinland-Pfalz, D )
25 aus Nijmegen; Grabung Rivierstraat 1991. F K : 75-150 n.Chr.
26 aus Vechten (Utrecht, N L )
27 aus Vechten
28 aus L o n d o n ( G B ) .
unterscheiden. Doch es zeigt sich, dass einerseits schon
innerhalb desselben Fundorts mehrere Varianten vertreten sind (vgl. z.B. 208-210 und S193) , anderseits
stilistisch eng verwandte Exemplare an verschiedenen
Orten vorkommen, was weiterführende Schlüsse
hinsichtlich der Produktionsorte erschwert. Vorläufig
ist hier nicht über Hypothesen hinauszukommen, wie
sie M . Kemkes im Rahmen seiner oben erwähnten
Untersuchung formuliert hat, indem er einige Merkmale eines möglicherweise regional begrenzten Henkeltyps zusammenstellte .
Von den einfachen Henkeln mit gegenständigen
Delphinen beidseits eines profilierten Mittelstücks
hebt sich eine kleine Gruppe grösserer, reicher ausgestatteter Henkel ab: die klassizistischen Delphine
sind differenziert gearbeiteten Kaltarbeit verziert, und
fassen mit geöffnetem Maul eine Muschel oder ein
Akanthusblatt. Die fünf bisher bekannten Exemplare
(Abb. 6,1-5) sind untereinander stilistisch eng verwandt und wurden alle in der West- und Nordwestschweiz gefunden, drei in Zivilsiedlungen (Augst,
Avenches, Lausanne-Vidy), eines in einer Villa (Vallon) und eines in einem Tempelbezirk (Thun-Allmendingen) . Das eng begrenzte Verbreitungsgebiet
macht wahrscheinlich, dass hier die Produkte einer
lokalen Werkstatt zu fassen sind, die nach dem Ausweis
des zu S197 gehörenden Fundkomplexes im 1. (oder
2.?) Jahrhundert tätig war.
83
84
85
Reibstäbchen und Haarnadeln
Vor allem aus der Germania Superior (Augst, Windisch, Zurzach, Lausanne-Vidy) und dem östlich
angrenzenden Gallien (Mandeure) sowie Rätien
(Kempten, Epfach) sind Reibstäbchen bekannt, die
von rudimentär wiedergegebenen, breitbeinig dastehenden Tieren bzw. Tierprotomen (Hund? Löwe?)
bekrönt werden (Abb. 7,1-11). Die kantigen Formen
und die lineare Binnengliederung scheinen durch
Feilen entstanden zu sein , so dass sich nicht mehr be86
83 In Augst sind fünf oder sechs einigermassen vollständige D e l phinhenkel gefunden worden (207-210, S193, S373; 207 ohne
bekannten Fundort), i n Nida-Heddernheim zwei, evtl. vier
Exemplare ( K o h l e r t - N é m e t h , Nida-Heddernheim II N r . 17f.;
zwei Exemplare ohne gesicherten Fundort).
84 V g l . oben mit A n m . 79 und Kemkes 1991, 350f.; zur Herstellungstechnik der H e n k e l ebd. 373-375. D i e die Eckartsbrunner
und zwei Augster H e n k e l (208.209) verbindenden Elemente betonter, wie aufgeblasener Kopfteil, durchstossene Mundpartie, dreifach gegliederter Mittelteil - finden sich auch an einem
H e n k e l in Frankfurt ( K o h l e r t - N é m e t h , Nida-Heddernheim II
Nr. 18 A b b . S. 43 unten).
85 S197 ( B i l d i m Katalog versehentlich bei Legende S198 statt
S197); Leibundgut, Avenches N r . 83 Taf. 54; Leibundgut, Westschweiz N r . lOlf. Taf. 124; J.-B. G a r d i o l in: J.-B. G a r d i o l u.a.,
L a villa gallo-romaine de Vallon F R . U n e seconde m o s a ï q u e
figurée et un laraire. A S 13,1990,172 A b b . 5.
86 Freundlicher Hinweis von A l e x R . Furger, Augst.
28
26/27
•
•
4/14/25
24
.o/on/oo
13/20/23
#
1/18/21/22.
. *
6
3
. °
2/11
1
y
12
8/9
19
15/16
•
7
•
Abb. 8
Verbreitungskarte: R e i b s t ä b c h e n • und Haarnadeln • . Offene Signatur: Aufbewahrungsort (Fundort unbekannt).
urteilen lässt, wie sehr die Tierfiguren vor der Kaltarbeit übereinstimmten; die Endprodukte sind jedenfalls kaum unabhängig voneinander denkbar. D i e
Exemplare A b b . 7,1-4 zeichnen sich durch starke
Stilisierung der ganzen Tierfigur aus; an den Tieren
Abb. 7,5-11 fallen die hohen Beine auf, wobei der Hals
bei Abb. 7,5-7 steil aufgerichtet, bei Abb. 7,8-11 eher
kurz und gedrungen ist.
Die vorhandenen zeitlichen Anhaltspunkte weisen
auf das 1. Jahrhundert, zum Teil auf dessen erste Hälfte.
In oder bei mehreren der Fundorte war zu dieser Zeit
Militär stationiert; auch das Exemplar aus Augst
könnte als Besitz der im früheren 1. Jahrhundert in der
Unterstadt stationierten Truppen (vgl. unten Teil II,
«Militaria») in die Oberstadt gelangt sein . V o m Stil
her erinnern die Tierfiguren vor allem der Exemplare
Abb. 7,1-4 an die augusteischen Löwenfibeln, die auf
dem Mont-Beuvray und wohl auch in anderen Zentren
Ostgalliens hergestellt wurden; auch die am Rücken
aneinanderstossenden Protomen sind dort vertreten .
Ebenfalls in das 1. Jahrhundert scheinen zwei Reibstäbchen vom Magdalensberg (Abb. 7,12) bzw. aus
Nijmegen (Abb. 7,14) zu gehören; die durch sie und
durch ein Exemplar aus Langres (Abb. 7,13) vertretenen Stilvarianten der Aufsatztiere sind vorläufig an
keinen weiteren Reibstäbchen belegt, wohl aber an
Haarnadeln (vgl. unten mit A b b . 7,21-28) . Eine
bisher drei Exemplare umfassende Gruppe (Abb.
87
88
89
7,15-17) gibt eine weitere Stilvariante wieder, bei der
gebogene Elemente vorherrschen; die zwei Reibstäbchen mit bekanntem Fundort lagen in Tessiner
Gräbern, die in augusteisch-tiberische Zeit gehören
und deren übrige Beigaben ausschliesslich aus Nordund Mittelitalien stammen .
Die Hähne, die auf den Reibstäbchen Abb. 7,18-20
aus Augst, Langres und Petit-Bersac sitzen, sind deutlich weniger stark stilisiert als die Tierfiguren der
Reibstäbchen Abb. 7,1-11. Es lässt sich vorläufig nicht
entscheiden, ob die verschiedenen Stilvarianten aufeinander gefolgt sind oder nebeneinander bestanden
haben.
Wahrscheinlich wurden Reibstäbchen mit einfachen
Tierfiguren aufgrund von stilistischen Anregungen aus
90
87 Allerdings sind R e i b s t ä b c h e n bisher nicht als ausgesprochen
militärische G e r ä t s c h a f t e n in Erscheinung getreten.
88 F e u g è r e (wie A n m . 82) 278-287. V g l . auch S. Fünfschilling ( Z u
einigen ausgewählten Altfunden aus Augusta Raurica. J b A K
15,1994,193f. A b b . 17-21), die auf stilistisch verwandte L ö w e n figuren auf beinernen Messergriffen aufmerksam macht.
89 A b b . 7,14 scheint sich auch durch die Konstruktion von den anderen massiv gegossenen Exemplaren zu unterscheiden: die
Tierfigur mit Unterlage steht auf einem massiven Stab, der in
eine hohle Tülle eingelassen ist.
90 Z u r Datierung der G r ä b e r Cadra 4 und 5 vgl. S. Biaggio Simona,
I vetri romani provenienti dalle terre dell'attuale Cantone
Ticino 1 ( L o c a m o 1991) 337.
Norditalien um die Mitte des 1. Jahrhunderts in verschiedenen Werkstätten nördlich der A l p e n hergestellt; ein Schwerpunkt scheint sich in Ostgallien und
in der Nordschweiz abzuzeichnen (vgl. Karte A b b . 8).
Es ist anzunehmen, dass bronzene Reibstäbchen
eine regional und zeitlich begrenzte Sonderform
darstellten, da diese wohl zum Verreiben von Pasten
verwendeten G e r ä t e sonst üblicherweise aus Glas
bestanden .
Die Stilelemente des hockenden Hundes auf dem
mutmasslich aus Langres stammenden Reibstäbchen
A b b . 7,13 - gerade Rückenlinie, kaum Unterschiede
im Volumen von Extremitäten und Rumpf - finden
sich an Hunde(?)figuren wieder, die den oberen
Abschluss von Haarnadeln bildeten (Abb. 7,21-28).
Die Haarnadeln mit tiergestaltigem Aufsatz bestehen
meist aus zwei Teilen, der Tierfigur auf hohlgegossenem kapitellartigem Sockel und dem oft eisernen
Stab, der in den Sockel oder durch diesen hindurch
gesteckt wurde. Leider lässt sich diese Gruppe von
Haarnadeln zeitlich oder regional nicht eingrenzen;
so muss offenbleiben, ob die stilistische Verwandtschaft mit gewissen Reibstäbchen nur zufällig ist oder
auf gemeinsame Werkstätten schliessen lassen könnte
(vgl. Karte A b b . 8) .
Messergriffe
Exemplare von Süden mit. Die frühesten zeitlichen
Anhaltspunkte - diejenigen der Exemplare A b b .
9,15.18 und 27 - sprechen für eine Datierung um die
Mitte und in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts;
dabei lässt sich nicht entscheiden, ob die Produktion
schon in der ersten Hälfte des Jahrhunderts eingesetzt
hat.
Unklar ist ferner, wie die von J. Garbsch zusammengestellten kastenförmigen Messergriffe mit fischblasenförmiger Aussparung (Typ A ) mit den Griffen
des hier behandelten Typus zusammenhängen. Eines
der wenigen Exemplare mit figürlichem Abschluss gefunden im Bezirk des gallorömischen Heiligtums
von Villards-d'Héria - weist einen stilistisch mit den
Griffen A b b . 9,17.24.25 und 34 übereinstimmenden,
ebenfalls mit Punzkreisen verzierten Tierkopf auf,
während ein Teil der nicht figürlich verzierten Griffe
das schraffierte Blattmuster zeigt . Nach Ausweis der
bei Garbsch angegebenen Datierungen scheinen die
kastenförmigen Messergriffen eher etwas später einzusetzen als die Griffe mit polygonalem Querschnitt,
doch könnten zeitweise auch beide Typen nebeneinander in Gebrauch gewesen sein.
Von besonderem Interesse ist schliesslich ein Gerätegriff mit ovalem Querschnitt und Blattmuster, der sehr
wahrscheinlich aus Pompeji stammt (Abb. 9,46); leider
scheint es ein Einzelexemplar zu sein, so dass sich
keine weiteren Schlüsse daraus ziehen lassen .
E i n Typus von Messergriffen, der in Augst und Kaiseraugst durch die Exemplare 231-233, S216 und S221
belegt ist, weist einen im Querschnitt runden oder
polygonalen Schaft auf, der sich beim Übergang zur
eisernen Klinge auf zwei Seiten verjüngt. Oben endet
er in einem Panther-, Hunde- oder Widderkopf, in
einer ganzen Tierfigur, einer stilisierten Hand oder
einem Frauenkopf. Charakteristisch ist zudem die
Gliederung des Schaftes in mehrere rundumlaufende
Zonen, die mit einem Blattmuster oder mit aus
feinen Punzpunkten zusammengesetzten, nicht ganz
geschlossenen Kreisen gefüllt sind (Abb. 9 und 10).
Die Fundorte der Messergriffe zeigen einen Schwerpunkt im Gebiet der Nord- und Westschweiz (vgl.
Karte A b b . 11): von den mir bekannten 45 Exemplaren
stammen je fünf aus dem Stadtgebiet von Augusta
Raurica (Abb. 9,15-19) und aus dem Legionslager
von Vindonissa (Abb. 9,20-23.25, evtl. 24), weitere zwei
aus Avenches (Abb. 9,13.14) bzw. aus dem Vicus von
Oberwinterthur (Abb. 9,27.28) sowie eines aus Baden
(Abb. 9,26). Einzelne Exemplare wurden im angrenzenden Häduer- und Sequanergebiet gefunden
(Abb. 9,1-4.6-11, evtl. 12). Die übrigen Messergriffe
sind zu einem grossen Teil in Militärlagern entlang
dem Rhein (Abb. 9,30-33.35, evtl. 34) und in England
(Abb. 9,36-41) gefunden worden. E i n Exemplar
(Abb. 9,42) ist sogar ins freie Germanien gelangt.
Die geographische Streuung legt nahe, ein Produktionszentrum für diesen Typus von Messergriffen in
Augusta Raurica oder Vindonissa anzunehmen.
Die Messer, deren genauer Verwendungszweck
noch nicht abschliessend geklärt ist , wurden offenbar
vorwiegend, aber nicht ausschliesslich im militärischen
Bereich verwendet; wahrscheinlich brachte das Militär
die am Niederrhein und in Britannien gefundenen
91 V g l . R i h a 1986,41; Biaggio Simona ( A n m . 90) 220-226. - Das
Exemplar A b b . 7,10 w ä r e demnach länger als üblich in G e brauch gewesen.
92 V o n den Tieraufsätzen auf Haarnadeln ist durch Exemplare aus
Trier (Faust [wie zu A b b . 7,24] N r . 35), Köln (Menzel, B o n n
Nr. 389 Taf. 134), Heddernheim (?) ( K o h l e r t - N é m e t h , N i d a Heddernheim II N r . 51) und vielleicht Augst (240) eine weniger schematische Variante belegt, für die aber ebenfalls alle
zeitlichen Anhaltspunkte fehlen.
93 J. Garbsch (1975, 69) schlägt für die schmalen Messer mit
typologisch verwandtem Griff eine Verwendung als Rasiermesser vor; dieselbe Funktion m ö c h t e M i c h e l F e u g è r e
(Montagnac) auch für unseren Typ annehmen (brieflich).
Möglicherweise diente das Exemplar aus der Umgebung von
Sens ( A b b . 9,1), das eine bronzene, nicht eine eiserne Klinge
aufweist, als Votivgabe (so C. Rolley in: J.-P Guillaumet u.a.
[s. Abbildungsnachweis]).
94 Garbsch 1975,69-73 A b b . 1.
95 Garbsch 1975,69ff. A b b . 1,7.12.13. M i c h e l F e u g è r e machte mich
auf zwei weitere Exemplare der Mischform Villards-d'Héria
aus Nijmegen (?) (Rijksmuseum van Oudheden, Leiden) und
in N î m e s aufmerksam (beide unpubliziert),die das schraffierte
Blattmuster aufweisen und in einem Pantherkopf ähnlich dem
der Griffe A b b . 9,5 und 33 enden.
96 R . Jackson, Medical Instruments in the « A n t i q u a r i u m » at Pompeii. In: L . J. Bliquez, R o m a n Surgical Instruments and Other
M i n o r Objects in the National Archaeological M u s e u m of
Naples (Mainz 1994) 211 A 4 3 A b b . 223.224. 230.
91
92
9 4
95
96
93
Abb. 9
Messergriffe mit figürlichem Aufsatz. M . 1 :2.
5,3
2 Tressan (Hérault, F)
5,1
3 Chézieu (Loire, F)
6,0
4 Chézieu (Loire, F)
6,5
Hand
X X
X X
XX
X X
XX
XX
X X
X
m
m
m
andere
5 FO unbekannt; in Lyon 6,9 x
6 Autun
(Saône-et-Loire, F)
5,0 x
7 Nuits-Saint-Georges
(Côte-d'Or, F)
6,3
8 Nuits-Saint-Georges
(Côte-d'Or, F)
4,9
9 Mirebeau
(Côte-d'Or, F)
5,5
10 Dammartin (HauteSaône, F)
4,6
11 Besançon (Doubs, F)
5,9
12 Fundort unbekannt; in
Montbéliard
5,7
13 Avenches V D
5,3
14 Avenches V D
6,2
15 Augst B L
5,5
16 Augst B L
6,4
17 Kaiseraugst A G
5,4
18 Augst B L
5,7
19 Kaiseraugst A G
5,4
20 Windisch A G
4,7
21 Windisch A G
22 Windisch A G
6,1
5,6
23 Windisch A G
5,6
24 Fundort unbekannt; in
Brugg
5,2
25 Windisch A G
5,3
26 Baden A G
6,1
27 Winterthur Z H
6,6
28 Winterthur Z H
6,2
29 Rottweil (BadenWürttemberg, DJ
6,0
30 Mainz (RheinlandPfalz, D)
6,2
31 Köln (NordrheinWestfalen, D)
6,0
32 Neuss (NordrheinWestfalen, D)
4,6
33 Nijmegen N L
6,1
34 Fundort unbekannt; in
Nijmegen
35 Zwammerdam N L
5,3
6,3
36 Richborough
(Kent, GB)
6,4
37 Richborough
(Kent, GB)
38 London G B
6,1
39 London G B
5,2
40 St. Albans
(Herts., GB)
5,1
5,9
41 Caerleon (Gwent, G ß ) 5,0
42 Potsdam (Berlin, D)
6,9
43 Umgebg. v. Calliano
(Prov. Trento, I)
6,4
44 Ljubljana (Slowenien)
5,0
45 Nin (Kroatien)
4,8
Pantherprotome
x
X
XX
XX
X X
X
X X
XX
XX
X
X
X
X
XX X X
XX
XX X XX X X
XX
XX X X
XX
XXX X XX X
XX X
XXX
XX XX
XX
XX X X
XX X
XX X X
XX
XX X
XXX XX
X X
?
Widder auf
Kugel
Frauenkopf
Hund auf
Kugel
?
Panther auf
Kugel
Panther auf
Kugel
Frauenkopf
weiblicher
Doppelkopf
Löwenkopf
Hund auf
Kugel
Bemerkungen
OOO
Widderkopf
Hundekopf
Pantherkopf
Fundort
1 Umgebung Von Sens
(Yonne, F)
Länge Griff (cm)
iGriffNr.
Dekorationselemente
Objekt
Fundort; Datierung
gebogene Bronzeklinge erh. (L. ganz 9,5 cm). «Motte du Ciar», in der Nähe der
Verzierung wie 8, 14, 20, 22, 28, 31, 44
Zivilsiedlung
Verzierung nur noch am Handgelenk sichtbar «La Fontaine», Zivilsiedlung
Hand mit Kugel wie 19, 26, 29, 31, 39, 40
Zivilsiedlung. FK: vor Ende des 2. Jh.
Ubergangszone zu Kopf mit Zickzackverzierung
Zivilsiedlung. FK: vor Ende des 2. Jh.
Typ und Verzierung wie 33
Kopf ähnlich wie 11. Verzierung wie 1 oder
10. Punktreihen wie 9, 12, 21, 24, 34
Zivilsiedlung
Hand (urspr. mit Ring) wie 8, 10, 20, 35, 45
Zivilsiedlung
Hand: s. zu 7. Verzierung: s. zu 1
Zivilsiedlung; gefunden in der Nähe eines
Heiligtums nördlich des Decumanus
Kopf ähnlich wie 11 und 38. Verzierung wie
16 und 18. Punktreihen: s. zu 6
Militärlager, Kasernen.
FK: flavisch
Hand: s. zu 7 (Ring erhalten).
Verzierung wohl wie 6 und 15
Zivilisiedlung. FK: 1. Jh.
Kopf: s. zu 9
aus dem Doubs
Kopf wie 32. Verzierung wie 43.
Punktreihen: s. zu 6
keine Verzierungen mehr sichtbar
Zivilsiedlung; Insula 23. Streufund
Verzierung: s. zu 1
Zivilsiedlung; Insula 23. Streufund
Kopf ähnlich wie 1.
Verzierung wohl wie 10
Zivilsiedlung; Insula 24. Auflüllschicht
über claudisch- neronischem Komplex
Kopf und Verzierung ähnlich wie 18
Zivilsiedlung; Insula 19. Streufund
Kopf ähnl. wie 24, 25, 34. Verzierung wie 34
Zivilsiedlung; Region 18,A. Streufund
Kopf und Verzierung ähnlich wie 16
Zivilsiedlung; Insula 36. FK: 30-70 n.Chr.
Hand: s. zu 3.
Keine Verzierungen mehr sichtbar
Zivilsiedlung; Region 19,A.
FK: 90-250 n.Chr.
Hand: s. zu 7. Verzierung: s. zu 1
Militärlager; Schutthügel (30-101 n.Chr.)
Kopf und Punktreihen: s. zu 6
Militärlager oder Vicus
gerade Eisenklinge erh. Kopf differenzierter als Militärlager; Schutthügel West
30 und 36. Verzierung: s. zu 1 und 4
(60/70-101 n.Chr.)
gerade Eisenklinge erhalten.
Militärlager; Schutthügel (30-101 n.Chr.)
Hund ähnlich wie 44
Kopf: s. zu 17.
Punktreihen: s. zu 6
Kopf: s. zu 17. Punz. Halbmonde ähnl. wie 38 Militärlager; Schutthügel (30-101 n.Chr.)
Hand: s. zu 3. Evtl. Dreieckverzierung wie 38 Zivilsiedlung
gleicher Panthertyp wie 28, aber weniger
stilisiert
Zivilsiedlung.
FK: 50-70 n.Chr.
Panther: s. zu 27.
Verzierung: s. zu 1
Zivilsiedlung.
FK: 75-100 n.Chr.
Hand: s. zu 3
Militärlager. Streufund
Kopf wie 36; vgl. auch 22.
Schraffierung wie 37
Militärlager
Hand: s. zu 3. Verzierung: s. zu 1
Halbmonde: vgl. 25 und 38.
Keine anderen Verzierung mehr sichtbar
Militärlager
Typ und Verzierung wie 5
Hunerberg
(Militärlager oder Vicus; 1. Jh.)
Kopf und Verzierung: s. zu 17.
Punktreihen: s. zu 6
Hand: s. zu 7 (Ring erhalten).
Verzierung wie 21
Militärlager; über dem Fundament der
Principia
Köpfe wie 30
Militärlager; innerer Graben des spätantiken Steinkastells. Nach 400 n.Chr.
Kopf weniger stark stilisiert als übliche
Pantherköpfe. Schraffierung wie 30
Militärlager; Graben des spätantiken
Steinkastells. Nach 400 n.Chr.
gerade Eisenklinge erhalten. Kopf: s. zu 9.
Dreiecke und Halbmonde vgl. 25 und 26
aus dem Walbrook
Hand: s. zu 3.
Keine Verzierungen mehr sichtbar
Zivilsiedlung; Leadenhall Court.
FK: um 95 n.Chr.
Hand: s. zu 3 (Kugel erhalten).
Keine Verzierungen mehr sichtbar
Zivilsiedlung; Insula 14.
FK: 105-130 n.Chr.
Kopf: vgl. 1. Keine Verzierung mehr sichtbar
Militärlager. FK: flavisch
Kopf wenig stilisiert
Kopf wie 4. Verzierung wie 12.
^nktreihen: s. zu 6
Typ vgl. 27 und 28.
Verzierung: s. zu 1
-land: s. zu 7. Keine Verz. mehr sichtbar
Grab 508; Einzelfund
<1 A b b . 10 Messergriffe mit figürlichem Aufsatz. Übersichtstabelle.
Schlüsselgriffe
Im Unterschied zu den figürlich bekrönten Rasiermessergriffen sind Werkstattzusammenhänge bei
den Schlüsselgriffen in Form von Tieren oder Tierprotomen noch wenig klar. A . Leibundgut hat darauf
aufmerksam gemacht, dass vierkantige oder polygonale, in einem Löwenkopf endende Schlüsselgriffe
vor allem aus der West- und Nordwestschweiz bekannt
sind, und nimmt an, dass sie auch dort hergestellt
wurden ; allerdings sind sie untereinander zu verschieden, als dass sie auf jeweils dasselbe Urmodell
zurückgehen könnten. Möglich scheint mir, dass die
beiden Schlüsselgriffe mit reliefverzierten Seitenflächen und Löwenkopf aus Augst 217 und Muttenz ,
zu denen vorläufig keine Parallelen bekannt sind,
ebenfalls regionale Sonderformen sind. Die Vorlagen
für die Reliefs könnten von Reliefgefässen übernommen sein ; die Ausführung ist aber sicher verschiedenen H ä n d e n zuzuschreiben. A l s Entstehungszeit ist wohl schon das 1. Jahrhundert in Betracht zu
ziehen.
Immerhin ist bei weiteren Schlüsselgriffen, dem
Typus mit Hundeprotome im Blattkelch, in mindestens einem Fall dieselbe «Handschrift» bzw. die
Verwendung gleicher Hilfsnegative festzustellen. Die
97
98
99
Fundorte der Griffe konzentrieren sich in der Gallia
Belgica und im nördlichen Teil der Germania Superior;
einzelne Exemplare sind aber auch aus der Lugdunensis und aus Aquitanien bekannt (vgl. Katalog zu
S204). Gleichbleibende Elemente sind die Protome
eines auf seinen Vorderläufen liegenden Wachhundes
sowie ein zum Eisenschlüssel überleitender Blattkelch
(Abb. 12). Unter den vielen Varianten des Themas, die
vor allem die Ausgestaltung des Blattkelchs sowie die
Wiedergabe des Hundefells betreffen, entsprechen
zwei Exemplare aus Augst (227; A b b . 12,1) und aus
97 Leibundgut, Avenches 12 N r . 95-98. 196 Taf. 57 A b b . 3; dies.,
Westschweiz N r . 168-170 Taf. 158. 159. A l s weitere Parallelen
nennt sie Exemplare aus Augst (224, 225), Seeb ( A . Leibundgut in: W. Drack u.a., D e r römische Gutshof bei Seeb, G e m .
W i n k e l , Ausgrabungen 1958-1969. Berichte der Z ü r c h e r Denkmalpflege, A r c h ä o l o g i s c h e Monographien 8 [Zürich 1990] 195
A b b . 202 Taf. 27,5), Heiligkreuz (Museum in der Burg, Zug, Inv.
8689.8690; s. Leibundgut [in Vorbereitung]); neu kommen jetzt
Griffe aus Augst S207 sowie N y o n und Windisch (KaufmannHeinimann, Suppl. N r . 206.208 Taf. 82) hinzu.
98 Kaufmann-Heinimann, Augst N r . 218 Taf. 159.
99 V g l . z. B. die gepunzten R a n k e n des Muttenzer Griffs mit denjenigen auf einem Kasserollengriff aus Windisch ( C h . und
C. Holliger, Bronzegefässe aus Vindonissa. Jber. G P V 1984,50
Nr. 11 Taf. 1).
Heddernheim (Abb. 12,2) einander bis in Einzelheiten
der Fellbehandlung sowie des Blattkelchabschlusses,
so dass nicht daran zu zweifeln ist, dass die Wachsgussmodelle beider Griffe aus derselben, wohl zweiteiligen
Negativform gewonnen worden sind. E i n zweiter Griff
aus Heddernheim (Abb. 12,3) stimmt in Proportionen
und Einzelheiten wie etwa der markant abgesetzten
Schnauze weitgehend mit den beiden anderen Exemplaren überein, unterscheidet sich aber durch die A r t
der Fellwiedergabe und durch eine breitere Abschlusszone des sonst gleich behandelten Blattkelchs. Die
Grössendifferenz von rund 1 cm (Schnauze bis Blattkelchende) ist wahrscheinlich durch die Verwendung
einer kleineren Negativform zu erklären. Jedenfalls
wird auch dieser zweite Schlüsselgriff aus Heddernheim zur Produktion der gleichen, vielleicht im U m kreis von Nida gelegenen Werkstatt zu rechnen sein.
Von Stil und Qualität her passt auch ein Schlüsselgriff
aus Fell (Abb. 12,4) in diese Gruppe; er unterscheidet
sich durch das Halsband sowie die Form der Ohren
und des Blattkelchs von den drei anderen Griffen. Was
die Zuordnung dreier weiterer, kleinerer und weniger
sorgfältig gearbeiteter Schlüsselgriffe aus Augst (S204;
Abb. 12,5), in Speyer (Abb. 12,6) und in Wiesbaden
(Abb. 12,7) anbelangt, so ist über Vermutungen nicht
hinauszukommen, da sie nur noch Elemente der eben
behandelten Gruppe wie die allgemeine Gliederung
und die Form des Blattkelchs bewahren, im einzelnen
aber sehr unterschiedlich gearbeitet sind. Beim heutigen Wissensstand ist nicht zu entscheiden, ob solche
einfacheren Varianten in den gleichen Werkstätten wie
die differenzierteren Exemplare geschaffen wurden
oder ob es voneinander unabhängige, lokale Erzeugnisse sind, die sich nur summarisch an vorhandenen
Vorlagen orientiert haben.
Geschirr
Obschon viele Fragen im Zusammenhang mit der
Lokalisierung der Bronzegeschirrwerkstätten noch
offen sind, können stilistische und handwerkliche
Besonderheiten an figürlichen Attaschen desselben
Typs Hinweise auf die mögliche Herkunft von Gefässen geben . Drei Beispiele mögen dies verdeutlichen.
Eine Eimerattasche aus Augst (253) steht qualitativ an
der Spitze einer Gruppe von Attaschen mit annähernd
dreieckiger Grundform, die einen stereotypen, wenig
bewegten Männerkopf zeigen (Abb. 13). Der Typ
scheint von norditalischen Attaschen mit ausdrucksvollem, klassizistischem Medusenhaupt abgeleitet zu
sein, wie er etwa in einem Exemplar aus R i o m G R
erhalten ist . Die glatte Henkelöse ist mit einem einfachen Punzmuster verziert; statt wild bewegter
Locken liegt über der Stirn ein doppelter, in Buckel
100
101
unterteilter Haarkranz; aus den ursprünglich kleinen
Kopfflügeln sind flache dreieckige Fortsätze geworden; das untere Attaschenende läuft, analog zur
einen Variante der Attaschen mit Medusenhaupt, in
eine Palmette aus.
Zwischen beiden Attaschengruppen, der klassizistischen des Typs R i o m und der stärker stilisierten
des Typs Augst 253, stehen die Attaschen mit Medusakopf an einem ganz erhaltenen, doppelkonischen
Eimer aus Cozzo Lomellina (Prov. Pavia, I) , der
möglicherweise im letzten Drittel des 1. Jahrhunderts
in Norditalien hergestellt wurde. Wahrscheinlich
gehörten auch die Attaschen des Typs Augst 253 zu
solchen doppelkonischen Eimern, die von flavischer
Zeit bis ins spätere 2. Jahrhundert belegt sind ; eine
nähere zeitliche Eingrenzung auf stilistischer Basis
scheint mir nicht möglich .
102
103
104
100 V g l . etwa auch E . Poulsens Untersuchung von figürlichen A t taschen frühkaiserzeitlicher E i m e r ( E . Poulsen, R ö m i s c h e
Bronzeeimer. Typologie der Henkelattaschen mit Frauenmaske, Palmette und Tierprotomen. A c t a Archaeologica ([K0benhavn] 62,1991, 209-230). Z u Vorbehalten g e g e n ü b e r der
dort vorgeschlagenen Methode der Serienfertigung vgl. oben
mit A n m . 42-44 und A . Oettel, Bronzen aus Boscoreale in Berlin (Berlin 1991) 19. - U n k l a r ist, ob in den wenigen erhaltenen Negativformen zur Herstellung gegossener Gefässteile
Wachs oder Bronze verarbeitet wurde, ob also mit ihrer Hilfe
nur Wachsgussmodelle oder gleich Bronzeteile gefertigt wurden; vgl. dazu Berke (wie A n m . 64) 39-42 mit Liste S. 110-112.
101 Kaufmann-Heinimann, Suppl. N r . 258a Taf. 93. - R . Stupperich (1988,322f.) m ö c h t e in den Köpfen der Attaschengruppe
A b b . 13 Nubier sehen, doch fehlen meines Erachtens abgesehen von den kurzen L o c k e n eindeutige physiognomische
Merkmale; zudem bleiben die Kopfflügel unerklärt. A n d e r seits hat er wohl recht, wenn er A . Leibundguts Deutung der
eingerollten äussersten P a l m e t t e n b l ä t t e r als « H a t h o r l o c k e n »
ablehnt (Leibundgut, Avenches zu N r . 123). Z u erwägen w ä r e
allenfalls, ob nicht das Medusenhaupt in dem zu erschliessenden ostgallischen Werkstattbereich in einen M e r k u r k o p f umgedeutet wurde; vgl. z . B . die M e r k u r b ü s t e aus der V i l l a von
A n t h é e (P. Lambrechts, Note sur un buste en bronze de M e r cure au M u s é e de Namur. A n t i q u i t é classique 7,1938,217-225
Taf. 20; H . Jucker, Das Bildnis im Blätterkelch [Olten/Lau-
sanne 1961] 162) oder einen M e r k u r k o p f aus B e s a n ç o n
(Lebel, B e s a n ç o n N r . 163 Taf. 44,2). M . B o l l a zweifelt an der
Ableitung von M e d u s a k ö p f e n und zieht E r o t e n k ö p f e , wie sie
etwa an einem Baisamarium aus Lovere (Prov. Milano, I)
erhalten sind, als Parallelen heran (Bolla 1994, 64. 70 N r . 76
Taf. 66.67).
102 A . Frova, Vasi bronzei romani decorati. A r t e L o m b a r d a 8,
1963/1, 36 A b b . 4; A . M . Tamassia in: Mansuelli u.a. 1964
Nr. 453 Taf. 130 N r . 264; B o l l a 1994,57f.
103 A u c h in der G r ö s s e entsprachen die E i m e r des Typs Augst 2 5 3
etwa dem Exemplar aus Cozzo Lomellina (vgl. Bildlegende zu
A b b . 13,6). - Z u Zeitstellung und Verbreitung der E i m e r der
Typen Eggers 24 und 26 vgl. Oettel (wie A n m . 100) 26f.; B o l l a
1994, 56-59; M . B o l l a , Il ruolo dell'area altoadriatica nella
diffusione dei recipienti in bronzo (I sec. a . C . - I sec. d . C ) . In:
M . B u o r a (Hrsg.), Lungo la via d e l l ' A m b r a . A p p o r t i altoadriatici alla romanizzazione dei territori del M e d i o Danubio
(I sec. a. C - 1 sec. d. C ) . A t t i del Convegno di studio (UdineA q u i l e i a 16-17 settembre 1994) (Udine 1996) 193. 199f.
A b b . 4.
104 Z u r Vorsicht g e g e n ü b e r Datierungen auf stilistischer Basis
mahnen etwa auch die sehr grob gearbeiteten Attaschen an
einem Baisamarium, das aus einem durch Glasbeifunde zwischen 50 und 150 n.Chr. datierten G r a b in M a i l a n d stammt;
sie wirken wie eine späte Weiterentwicklung des Typs Augst
2 5 3 (Bolla 1994,64.69 K a t . 75 Taf. 65).
A b b . 13
Eimerattaschen des Typs Augst 253. M . 2 : 3.
1
aus Augst (253)
2
aus Saint-Jeoire (Haute-Savoie, F )
3
aus Les Fins d'Annecy (Haute-Savoie, F)
4
Fundort unbekannt; in Vienne (Isère, F )
5
aus Avenches V D (?)
6
aus A o s t a (Aosta, I); Insula 51, zusammen mit dem E i m e r b ü g e l ( D m . E i m e r ca. 22 cm) in einem Brunnen gefunden
7
Fundort unbekannt; in Lons-le-Saunier (Jura, F)
8
aus Avenches V D .
Innerhalb der Attaschengruppe herrschen in unterschiedlichem Masse mehr plastische oder mehr graphische Elemente vor. Dabei wirkt die recht sorgfältig
gearbeitete, ausdrucksvolle Attasche aus Augst (253;
Abb. 13,1) wie ein Prototyp der Serie; die übrigen
Exemplare sind stärker schematisiert. Stilistisch untereinander am nächsten verwandt sind die Attaschen
aus Savoyen (Abb. 13,2 und 3) sowie die Exemplare in
Vienne (Abb. 13,4) und aus Avenches (?) (Abb. 13,5);
man möchte annehmen, dass alle vier auf gleiche,
vielleicht grössenmässig abgestufte Negativformen
zurückgehen . Die Exemplare A b b . 13,4 und 5
stimmen auch in der Kaltarbeit des Einhängerings,
der Palmette und des Haars überein. Noch stärker ins
Graphische umgesetzt wirkt die Attasche aus Aosta
(Abb. 13,6). Z u den Köpfen A b b . 13,7 und 8 (mit
schmaler Kinnpartie bzw. breitem, flächigem Gesicht)
sind mir keine Parallelen bekannt.
Es lässt sich nicht entscheiden, ob eine oder mehrere
105
Werkstätten an der Produktion von Attaschen des
Typs Augst 253 beteiligt waren. Die Fundorte verteilen
sich über Ostgallien und das angrenzende Norditalien,
so dass wohl auch die Werkstätten in diesem Gebiet zu
suchen sind.
105 D e r Vergleich der publizierten G r ö s s e n a n g a b e n ergibt einen
Unterschied von ca. 1 cm zwischen den Köpfen A b b . 13,2 und
3; entweder ist er auf ungenaue Massangaben zurückzuführen,
oder es existierten in der G r ö s s e abgestufte Negativformen
nebeneinander. - Im allgemeinen konnten die Massangaben
nicht am Original überprüft werden und mussten deshalb aus
den Publikationen ü b e r n o m m e n werden; da aber gerade bei
Objekten mit gebrochenen Achsen, wie es Gefässattaschen oft
sind, verschieden gemessen werden kann, m ü s s e n unterschiedliche Angaben nicht unbedingt auf grundsätzlich verschiedene G r ö s s e schliessen lassen. N u r anhand von Abformungen der betreffenden Objekte Hesse sich die Verwendung
gleicher Negativformen wirklich beweisen. H i e r geht es aber
lediglich darum, das zugrunde liegende Prinzip der seriellen
Herstellung aufzuzeigen.
Ebenfalls zu Eimern - allerdings deutlich kleineren - gehörten die Attaschen des Typs Augst 254; auf
der annähernd dreieckigen Fläche ist ein kindlicher
Bacchus dargestellt (Abb. 14). Die Attaschen sind in
drei Varianten vertreten. Die sorgfältigste Ausführung
der Variante Aitino/Angera (Abb. 14,1-8) ist vorläufig
nur in einem Exemplar - dem grössten der Serie erhalten (Abb. 14,1): Die als Blatt mit Rippen und
gezacktem Rand gebildete Attasche zeigt, unter einer
Rebe mit seitlich hinabhängenden Trauben stehend,
einen kindlichen Bacchus, der in der gesenkten rechten Hand eine Traube und in der erhobenen Linken
denThyrsosstab hält. Die Einhängeöse ist mit Blättern
umwunden. Die übrigen Attaschen (Abb. 14,2-8)
stimmen zwar in Form und Darstellung mit A b b . 14,1
überein, doch fallen sie qualitativ mehr oder weniger
stark ab, und die Attasche selbst ist nicht mehr als Blatt
gebildet. D e n Abschluss bildet ein verdickter, gezackter oder gewellter Rand, das Bacchuskind ist
als unbeholfenes Männchen dargestellt, die seitlich
herabhängenden Trauben des nun halbkreisförmigen
Rebzweigs sind zum Teil nur noch ovale Gebilde.
Die Variante Carnuntum/Porolissum (Abb. 14,9-13)
hat stärker ausgeprägte Dreiecksform; der verdickte
Rand fehlt, doch wächst seitlich - und wohl auch unten
- j e ein dreieckiges Blatt heraus. Die Einhängeöse ist
wie bei den vorhergehenden Attaschen mit Blättern
überzogen. Das plump wiedergegebene Bacchuskind
hält rechts den Thyrsosstab und greift mit der Linken
zur halbkreisförmigen Rebenranke empor (Abb. 14,9
und 10) oder scheint die Ranke mit beiden H ä n d e n zu
berühren (Abb. 14,11 und 12).
Die dritte Variante (Kurtatsch/Veleia; Abb. 14,1424) schliesslich zeigt eine wappenartige Grundform;
der Rand ist unregelmässig gezackt, das Bildfeld wird
von einer umlaufenden, gestrichelten Leiste eingefasst, den Übergang zur Öse bildet eine breite, meist
verzierte Zone. Im Bildfeld steht ein rudimentäres
Männchen, das zur halbkreisförmigen, in Blättern
(oder blossen Verdickungen) endenden Ranke emporgreift (Abb. 14,14-19) oder tanzend, mit Traube,
Thyrsosstab oder Handpauke (?) in der erhobenen
Linken, dargestellt ist (Abb. 14,20-24).
Besonders aufschlussreich ist der Vergleich zwischen den beiden Attaschen des Eimers aus Mailand
(Abb. 14,5); auch hier, wo mit Bestimmtheit dieselbe
Negativform zugrunde liegt, sind Unterschiede zu
bemerken, die zum Teil auf die Überarbeitung des
Wachsmodells vor dem Guss (Randgestaltung), zum
Teil auf den Erhaltungszustand (Beine des Bacchuskindes) zurückzuführen sind. A m nächsten verwandt
mit den Mailänder Attaschen ist das Exemplar aus
Augst (Abb. 14,6); es scheint aus der gleichen Negativform zu stammen. Die Exemplare aus Wien und in
Treviso (Abb. 14,7 und 8) stimmen ihrerseits weitgehend überein, wobei die für A b b . 14,8 verwendete
Negativform offenbar schon stark abgenützt war.
Der Vergleich zwischen den Exemplaren der Variante Kurtatsch/Veleia zeigt, dass der Rand verschieden
geformt wurde und man die waagrechte Leiste über
dem Bildfeld in Kaltarbeit verzierte. D e n Bildfeldern
der Attaschen A b b . 14,15 und 16 wie auch von A b b .
14,20 und 21 könnte die gleiche Negativform zugrunde
liegen.
106
Im Zusammenhang mit dem Eimer aus Mailand und
der Attasche aus Angera hat M . Castoldi die ganze
Gefässgruppe untersucht und festgestellt, dass diese
kleinen Eimer mit ausladendem Rand vor allem in
den östlichen Provinzen vertreten sind und offenbar
ins spätere 2. und ins 3. Jahrhundert g e h ö r e n . D a
die Attaschen mit dem Bacchuskind in ihren verschiedenen Varianten hauptsächlich aus Oberitalien
stammen, sind wohl auch die Produktionszentren für
die damit ausgestatteten Eimer in diesem Gebiet zu
suchen; von dort aus wurden die Gefässe vor allem
nach Rätien, Noricum und Pannonien, seltener in
westliche Richtung exportiert (vgl. Karte A b b . 15).
Einen terminus ante quem geben die Attaschen A b b .
14,4 und 18, die zusammen mit einem um 250 n.Chr.
vergrabenen Münzschatz (Angera) bzw. in einem vor
259/60 n. Chr. zerstörten Kastell (Dambach) gefunden
wurden. Vorläufig lässt sich die Dauer der Produktion
nicht näher eingrenzen. Jedenfalls scheint es mir nicht
gerechtfertigt, einen grossen zeitlichen Abstand zwischen besseren und stärker stilisierten Attaschen, im
Sinne einer zunehmenden Degenerierung über Jahrzehnte, anzunehmen ; eher ist damit zu rechnen, dass
den Handwerkern im gleichen Zeitraum verschiedene
Vorlagen bzw. Negativformen zur Verfügung standen,
aus denen je nach Können unterschiedliche Gussmodelle hergestellt wurden.
107
108
Die Figurenfriese der sogenannten Hemmoorer
Eimer, die vor allem aus Hortfunden des mittleren
3. Jahrhunderts bekannt sind, wurden erst in jüngster
Zeit eingehender auf ihre Stilmerkmale hin untersucht . Es zeigt sich, dass der Figurenstil, der
im Dekor eines besonders aufwendig gearbeiteten
Eimers mit Weissmetallauflage aus Kaiseraugst (S262)
vertreten ist (Abb. 16,1.3), sich auch an einem Eimer
mit Schulterknick aus dem freien Germanien wiederfindet (Abb. 16,2.4). Der nur einfache Fries des als
Aschenurne verwendeten Eimers aus Göldenitz
entspricht thematisch und stilistisch dem oberen der
beiden Kaiseraugster Friese; auch in der Grösse
stimmen beide überein. Dargestellt sind tanzende und
musizierende Eroten vor und unter einer Wellenranke.
Auf dem Göldenitzer Gefäss sind es sechs Figurentypen, die für die vierzehn Eroten verwendet wurden;
auf dem Kaiseraugster Eimer kommen zu den tanzenden noch sitzende Eroten hinzu, wobei der schlechte
109
106 N u r im Fall von A b b . 14,5 ist das Gefäss erhalten.
107 M . Castoldi in: Scritti in ricordo di Graziella Massari Gaballo
e di Umberto Tocchetti Pollini (Mailand 1986) 209-213 A b b .
1-4.
108 D i e von Tombolani vorgeschlagene Datierung der Attasche
aus A i t i n o ( A b b . 14,1) ins ausgehende 1. oder frühe 2. Jh.
scheint mir trotz deutlichem qualitativem Abstand zu den
übrigen Exemplaren fragwürdig.
109 Stupperich 1988, 346-356 und Stupperich 1995. V g l . auch zusammenfassend M . Erdrich, Z u den Messingeimern vom
Hemmoorer Typ: Verbreitung, Datierung und Herstellung. In:
Busch 1995, 71-79. - D a R . Stupperich und ich u n a b h ä n g i g
voneinander zu teilweise gleichen Schlüssen gekommen sind,
scheint es mir sinnvoll, das Thema hier nochmals zusammenzufassen. - H i e r geht es ausschliesslich um Friese und figürliche Darstellungen, die mit graphischen Mitteln (meist wohl
in kombinierter Ziselier- und Graviertechnik), nicht in Reliefarbeit wiedergegeben sind. V g l . auch Kellner/Zahlhaas 1993,
87-95.100-102.
A b b . 14
Eimerattaschen des Typs Augst 254. M . 2 : 3 (ganzes Gefäss Nr. 5: M . 1
1 aus der Gegend von A i t i n o (Venezia, I)
2 aus dem P i é m o n t (I)
3 aus dem P i é m o n t
4 aus Angera (Varese, I)
5 aus M a i l a n d (I)
6 aus Augst (254)
7 aus Wien ( A )
8 Fundort unbekannt; in Treviso (Treviso, I)
9 aus Carnuntum (Niederösterreich, A )
10 aus Liestal B L , V i l l a von Munzach, Ö k o n o m i e g e b ä u d e
11 aus Porolissum (Moigrad, jud. Sälaj, R )
12 Fundort unbekannt; in C o m o (I)
:3).
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
aus dem P i é m o n t
aus Kurtatsch (Bolzano, I)
Fundort unbekannt; in Este (Padua, I)
aus A q u i l e i a (Udine, I)
Fundort unbekannt; in A q u i l e i a
aus Dambach (Bayern, D ) , Kastell-Vicus
aus der Auvergne
aus Velleia (Piacenza, I)
aus Libarna (Genova, I)
aus Norddalmatien
aus dem P i é m o n t
aus D u n a k ö m l ö d (Ko.Tolna, H ) .
AV
18
6
10
11
. 24
14
19
A b b . 15
12
4 .
5 ^
2/3/13/23
20
21
16/17
P
15c
1
22
I
A
Verbreitungskarte: Eimerattaschen des Typs Augst 254. Offene Signatur: Aufbewahrungsort (Fundort unbekannt).
Erhaltungszustand nicht erkennen lässt, ob Wiederholungen vorkommen . Jedenfalls muss eine Vielzahl
von Figurentypen bestanden haben, aus denen ausgewählt werden konnte, wie auch der untere Fries von
Kaiseraugst deutlich macht . Der Stil der Darstellung
stimmt auf beiden Gefässen überein: aus der Ranke
wachsen Blätter mit schraffiertem Umriss; die stereotypen Figuren sind aus leicht hingeworfenen geraden
und gebogenen, oft nicht ganz geschlossenen Linien
zusammengesetzt; zur Begrenzung dienen fein gepunktete Zickzacklinien. Es kann kein Zweifel bestehen, dass beide Friese auf die gleichen Vorlagen
zurückgehen und also beide Gefässe in derselben, in
der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts tätigen Werkstatt
hergestellt sein müssen.
Die gleichen Stilmerkmale - bei etwas gelängten
Körperproportionen der Figuren - finden sich an
militärischen Paradegegenständen, insbesondere an
Schildbuckeln aus South Shields und Vindonissa
und - etwas differenzierter - an Exemplaren aus
Kirkham und Hälmeag/Halmagy . Wie derselbe Stil
in etwas früherer Ausführung ausgesehen haben mag,
zeigt etwa eine Flasche aus Pees mit einem bewegten
dionysischen Fries.
Neben den genannten Metallarbeiten mit graviertem und ziseliertem Dekor führt R . Stupperich
eine Reihe weiterer in der gleichen Technik verzierter
Gefässe an und weist die ganze Gruppe einer oder
mehreren Werkstätten zu, die vom Ende des 2. bis um
die Mitte des 3. Jahrhunderts im obergermanischen
Raum tätig waren .
110
111
112
113
Im Unterschied zu den gegossenen Bronzeobjekten,
von denen oben die Rede war, lässt sich bei Objekten
mit graphischen Friesen keine eigentliche Serienherstellung nachweisen. Grundlage der Zuweisung an gemeinsame Werkstätten sind hier, im Fall des Kaiseraugster Eimers S262, die übereinstimmenden Stilelemente in der Zeichnung, wobei wir nicht wissen, wie
gross die stilistische und qualitative Spannweite innerhalb einer Werkstatt war, auf welche Weise Vorlagen
weitergegeben wurden und ob gleiche Vorlagen in
verschiedenen Werkstätten Verwendung fanden .
114
110 D i e Figuren des G ö l d e n i t z e r Frieses (numeriert von links nach
rechts) entsprechen sich wie folgt: E l = E l 1 ; E 2 = E 4 . E 7 . E10;
E 3 = E 5 . E 9 . E l 3; E6; E 8 = E14 = Kaiseraugst E 5 ; E12 = Kaiseraugst E l .
111 E i n e n weiteren, offenbar weder für die Friese des Kaiseraugster noch des G ö l d e n i t z e r Gefässes verwendeten Typ gibt der
auf dem B o d e n einer Kanne aus dem Fund von Weissenburg
eingravierte A m o r wieder (Kellner/Zahlhaas 1993 N r . 49
A b b . 19).
112 Vergleichsmaterial mit Lit. jetzt bequem bei Stupperich 1995
Beilagen 14-16.
113 Im Katalog zu S262 hatte ich den Ursprung der Figurenfriese
eher weiter östlich sehen wollen. Wahrscheinlich muss man unterscheiden zwischen den getriebenen P a r a d e r ü s t u n g e n aus
östlichen W e r k s t ä t t e n und den linear verzierten Rüstungsteilen, die, wie die Gefässe, wohl i m gallisch-germanischen G e biet hergestellt wurden.
114 V g l . dazu Stupperich 1995,152; er bezieht in seine Untersuchung bewusst alle verschiedenen Stilvarianten derselben
Technik ein, w ä h r e n d ich mich hier auf die in den Kaiseraugster Friesen belegte eine «Handschrift» b e s c h r ä n k t habe.
Abb.
16
E i m e r aus Kaiseraugst S262 und G ö l d e n i t z (Schleswig-Holstein,
1
Kaiseraugst: E i m e r ganz. M . 1 : 3
2
Göldenitz: E i m e r ganz. M . 1 :3
3
Kaiseraugst: Umzeichnung der Friese. M . 1 : 5
4
Göldenitz: Umzeichnung des Frieses. M . 1 :5.
D).
Statuetten
Im allgemeinen ist es schwieriger, übereinstimmende
Stilmerkmale an Statuetten als an figürlich verzierten
Geräte- und Gefässteilen zu erkennen, weil die Statuetten als Gattung eine grössere Variationsbreite umfassen und ihre Wachsgussmodelle offenbar von Hand
stärker überarbeitet wurden, als dies bei Geräten der
Fall ist. Dennoch lassen sich stilistische und handwerkliche Eigentümlichkeiten auch an Statuetten
nachweisen; aus naheliegenden Gründen sind sie an
Exemplaren des gleichen Typus leichter zu erkennen,
jedoch finden sie sich auch an einer ganzen Reihe von
typologisch verschiedenen Exemplaren . Dabei zeigt
sich, dass Statuetten mit gleichen Stilmerkmalen meist
auch in der Grösse übereinstimmen - ein weiterer H i n weis darauf, dass offenbar in vielen Fällen den Wachsgussmodellen gleiche Negativformen zugrunde liegen.
Im folgenden wird für Gruppen von Statuetten, die in
Typus, Grösse und Stilmerkmalen weitgehend übereinstimmen, der Begriff der Serie verwendet. Innerhalb eines Typus lassen sich also möglicherweise keine,
eine oder mehrere Serien unterscheiden, je nachdem
ob oder wieviele in Stil und Grösse eng verwandte
Exemplare bekannt sind .
Wie bei den Geräten können sich auch bei den
Statuetten Hinweise auf die Lokalisierung von Werkstätten ergeben, wenn nämlich die Fundorte von
stilistisch verwandten Objekten mehrheitlich geographisch eng beieinanderliegen. Recht häufig allerdings stammen Exemplare mit übereinstimmenden
Stilmerkmalen aus weit auseinanderliegenden Fundorten, so dass sich der mutmassliche Werkstattbereich
nicht eingrenzen lässt. Dafür sind wohl hauptsächlich
115
116
A b b . 17
Sucellusstatuetten. M . 2 : 3.
1
aus Augst (6)
2
aus B e s a n ç o n (Doubs, F)
3
aus Chalon-sur-Saône (Saône-et-Loire, F )
4
aus Portes-lès-Valence ( D r ô m e , F )
5
aus Paris (F).
zwei Gründe verantwortlich: Statuetten wurden einerseits als Handelsgut oder persönlicher Besitz über
grosse Distanzen transportiert, anderseits konnten sie
weit entfernt von ihrem Herstellungsort abgeformt
werden und so den Ausgangspunkt für neue Serien
bilden.
Bei der Zusammenstellung von Statuettenserien
kommt ein Faktor hinzu, der bei Gebrauchsgegenständen eine nur unwesentliche Rolle spielt: hinter
vermeintlich antiker Serienproduktion verbergen sich
oft auch neuzeitliche Dubletten, und nicht immer lässt
sich beides eindeutig auseinanderhalten (vgl. oben mit
A n m . 38). E i n charakteristisches Beispiel in dieser
Hinsicht liefert die Statuette eines Sucellus aus Augst
(6; A b b . 17,1) mit ihren Repliken . Die flaue, akzent117
115 So etwa an den Statuetten der Straubinger Werkstatt (s. A n m .
69 und A b b . 4), an zwei B ü s t e n des Mars und des M e r k u r aus
Posterholt (Zadoks/Peters/van Es, Netherlands II N r . 37 und
54), an den beiden M e r k u r b ü s t e n sowie der Minerva- und der
Solbüste aus Lewarde (J. Gricourt, Les bustes de bronze de
Lewarde [Nord]. Latomus 17, 1958, 287-302 A b b . 1-4; Braemer 1963 N r . 511-514), an zwei Merkurstatuetten aus Givry
(Faider-Feytmans, Belgique N r . 39 Taf. 18-20) bzw. aus der
F r a n c h e - C o m t é im Kunsthandel (Vente J. Roudillon, Paris,
Drouot-Richelieu, 25. Nov. 1990 N r . 159) oder an den Merkurund Minervastatuetten mit a u s g e p r ä g t e m , «bärtigem» K i n n
(s. Katalog zu S35).
116 Dabei ist wichtig, dass eine Ü b e r e i n s t i m m u n g in allen drei genannten Punkten vorliegt; A . Leibundgut warnt zu Recht
davor, Statuetten, die nur in Typus und G r ö s s e übereinstimmen, einer gemeinsamen Werkstatt zuzuweisen (1978,12).
117 « R e p l i k e n » im Sinne der freieren Kleinbronzerepliken, wie sie
A . Leibundgut (1990,399) definiert hat.
lose Modellierung von Gliedmassen und Rumpf, die
fliessenden Übergänge zwischen bekleideten und unbekleideten Teilen könnten vermuten lassen, dass der
Statuette das frei modellierte Wachsmodell eines einheimischen Handwerkers zugrunde liegt, der A n regungen mutterländischer oder südgallischer Statuetten umzusetzen versuchte. Offenbar orientierte er
sich aber nicht nur in formaler, sondern auch in technischer Hinsicht an den verfügbaren Vorlagen, indem
er mit Teilnegativen arbeitete, wie eine weitgehend
übereinstimmende Statuette aus Besançon (Abb.
17,2) belegt, an deren Echtheit kaum zu zweifeln ist.
Der im Verhältnis schmälere Kopf und längere Hals
der Augster Statuette zeigt, dass das Wachsmodell von
Hand überarbeitet wurde; die unterschiedlichen Verzierungen des Gewandes - Kreuze im einen, Kreise im
anderen Fall - wurden vielleicht schon vor dem Guss
angebracht. Im Gegensatz zu dem vertikal nicht unterteilten Gewand der Statuetten aus Besançon und
Augst geben zwei Statuetten aus Chalon-sur-Saône
(Abb. 17,3) und aus Portes-lès-Valence (Abb. 17,4)
mit den gleichen Stilmerkmalen ein vorn verschliessbares, vertikal unterteiltes Ärmelgewand
wieder, das - zumindest in einem Fall - ebenfalls
mit eingeschlagenen Kreuzen und Kreisen verziert ist.
Der stärker gegliederte Lockenkranz des Sucellus aus
Chalon findet sich vergleichbar an einem Exemplar
aus Paris (Abb. 17,5) wieder. Die fünf Statuetten
aus Chalon, Valence und Paris sowie aus Augst und
Besançon können kaum unabhängig voneinander
entstanden sein, jedoch lassen die beträchtlichen
Unterschiede im einzelnen auf stärker überarbeitete
oder aus anderen Negativformen gewonnene Wachsmodelle schliessen. Bei drei weiteren (verschollenen?)
Statuetten aus dem Jura bzw. in Dijon lässt sich nicht
entscheiden, ob es sich um Nachgüsse, Fälschungen
118
119
120
121
A b b . 18
oder ungenau und seitenverkehrt gezeichnete Originale handelt .
Das höchst ungewöhnliche Gewandmotiv eines
Jupiter aus Augst ( S l ; A b b . 18,1) findet sich bis in
Einzelheiten übereinstimmend an einer gleich grossen
122
118 Lebel, B e s a n ç o n Nr. 5 Taf. 8; Lagrange 1981 N r . 87. - D i e 1904
zusammen mit vier weiteren Bronzen aus dem M u s e u m von
B e s a n ç o n gestohlene Statuette ist offenbar 1929 von A n t i q u a r
Becker dem R ö m i s c h - G e r m a n i s c h e n Museum in Köln verkauft worden (Inv. 29,7), wie die Autopsien der Bronze in Köln
und des Gipsabgusses in St-Germain-en-Laye ergeben haben.
Leider ist keine genaue Beschreibung der Statuette vor 1904
erhalten, so dass nicht klar ist, was es mit dem von Lebel a.O.
e r w ä h n t e n e r g ä n z t e n linken Fuss auf sich hat (von einer E r gänzung ist heute von blossem Auge nichts mehr zu sehen) und
ob die messingfarbene Oberfläche der Statuette auf eine unsachgemässe Reinigung nach der Auffindung in B e s a n ç o n
oder in der Zeit zwischen 1904 und 1929 zurückzuführen ist. Ich danke Friederike Naumann-Steckner und Hansgerd H e l lenkemper, Köln, sowie H é l è n e Chew, St-Germain-en-Laye,
für ihre Hilfe bei der Beurteilung.
119 St. Boucher, Les bronzes figurés antiques. M u s é e D e n o n (Chalon-sur-Saône 1983) N r . 63 ( ü b e r den schematischen V-Falten
ziselierte G ü r t e l e n d e n ; waagrechte Kerbe unterhalb des
Knopfverschlusses zur Wiedergabe der bei besseren E x e m plaren plastischen Gewandschliesse; vgl. etwa Sucellus S2).
Trotz Lebeis Bedenken (s. A n m . 122) wohl echt.
120 A . Blanc, Valence des origines aux Carolingiens (Valence
1964) 116 A n m . 8 A b b . S. 115; A . Pelletier u.a., Histoire et archéologie de la France ancienne: R h ô n e - A l p e s (Roanne 1989)
A b b . S. 219 (Aufbewahrungsort unbekannt; Privatbesitz?).
121 M . Comstock, C. C. Vermeule, Greek, Etruscan and R o m a n
Bronzes in the Museum of Fine A r t s Boston (Boston 1971) Nr.
100.
122 Lebel, Lons-le-Saunier 36 Taf. 22,7* (= Statuette aus Chalon
[s. A n m . 119]?).8* (identisch mit R e i n a c h , R S V I 5,5);Reinach,
R S I V 13,6; H . Bigeard, Les bronzes antiques. M u s é e a r c h é o logique/Musée des Beaux-Arts Dijon. M é m o i r e de Maîtrise
Univ. Dijon 1985 (unpubliziert) N r . 275 Taf. 79 (als «surmoulage» bezeichnet).
Jupiterstatuetten. M . 2 :3.
1
aus Augst (SI)
2
Fundort unbekannt; in Marseille ( B o u c h e s - d u - R h ô n e , F)
3
aus Orsingen ( B a d e n - W ü r t t e m b e r g , D )
4
Fundort unbekannt; in Mainz (Rheinland-Pfalz, D )
5
aus Strassburg (?) (Bas-Rhin, F )
6
Fundort unbekannt; in Verona (I).
123
Jupiterstatuette in Marseille (Abb. 18,2) sowie an
zwei etwas grösseren Exemplaren aus Orsingen
(Abb. 18,3) und in Mainz (Abb. 18,4) . D i e Masse
des Rumpfs stimmen bei den Statuetten aus Augst,
Orsingen und in Mainz überein, während für den Kopf
offenbar verschiedene Negativformen verwendet wurden, was auch die Grössenunterschiede der ganzen
Statuetten erklärt. Möglicherweise wurde der Kopf
der Augster Statuette am Wachsmodell frei modelliert;
auch die Statuette in Marseille, bei der der rechte
A r m und die Kopfwendung verändert sind, legt nahe,
dass nur für den Torso Negativformen verwendet
wurden . In eine etwas kleinere Serie gehört eine
vermutlich in Strassburg gefundene Statuette (Abb.
18,5) . E i n sehr grob gearbeitetes Exemplar in
Verona (Abb. 18,6) wirkt wie ein schlecht überarbeiteter Nachguss.
Gleiche Vorlagen oder Negativformen lassen sich
auch bei einigen Merkurtypen nachweisen. Zwei
Statuetten aus Augst (18; A b b . 19,1) bzw. aus der Villa
von Munzach bei Liestal (Abb. 19,2) geben eine
qualitativ bescheidene Variante des in Ostgallien und
Germanien besonders beliebten nackten Merkur mit
Kopfflügeln und auf der Handfläche aufliegendem
Geldbeutel wieder: sie sind rund 6 cm hoch, im
ganzen zierlich, aber mit muskulösem Oberkörper und
stark abfallender rechter Schulter; das Spielbein ist
weit zurückgesetzt, die linke Hand leicht abgewinkelt;
124
125
126
127
128
129
130
A b b . 19
Merkurstatuetten. M . 1:1.
1
aus Augst (18)
2
aus Liestal B L , V i l l a von Munzach
3
aus Jallerange (Doubs, F )
4
Fundort unbekannt; in Z ü r i c h
5
Fundort unbekannt; in B e s a n ç o n (Doubs, F ) .
das kappenartige Haar rollt sich seitlich und im
Nacken ein. Ausser den genannten beiden Exemplaren gehören Statuetten aus Jallerange (Abb. 19,3) ,
131
123 H . Oggiano-Bitar, Bronzes figurés antiques des Bouches-duR h ô n e . G a l l i a Suppl. 43 (Paris 1984) N r . 137; H i l l e r 1995,6-10
A b b . 13.
124 H i l l e r 1995,3-12 A b b . 1-4.
125 H i l l e r 1995,6-9 A b b . 9.10.
126 Ihre recht flaue O b e r f l ä c h e n m o d e l l i e r u n g ist vielleicht darauf
zurückzuführen, dass die verwendeten Negativformen schon
stark abgenutzt waren. Denkbar w ä r e anderseits auch, dass
das Wachsmodell des um wenige Millimeter kleineren Torsos
der Statuette in Marseille - falls die G r ö s s e n a n g a b e genau
ist - , aus einer Negativform stammt, die von einer fertigen
Statuette abgenommen wurde, und deshalb minim kleiner ist.
127 R . Henning, D e n k m ä l e r der Elsässischen Altertums-Sammlung zu Strassburg i. Eis. (Strassburg 1912) Taf. 42,4; Schnitzler
1995 N r . 63.102; Hiller 1995,6-9 A b b . 7. 8.
128 Franzoni, Verona Nr. 1 6 2 . - Z u den beiden etwas grösseren Statuetten eines M e r k u r und eines Iuppiter Pantheus (?) aus
Oberitalien vgl. Katalog zu S l .
129 Kaufmann-Heinimann, Augst N r . 19 Taf. 12.
130 Z u m Typus (I) vgl. Boucher 1976,103-106 und Karte 13 (mit
der nicht haltbaren These, dass der Typus auf das - verlorene
- Kultbild des Mercurius Arvernus z u r ü c k g e h e ; vgl. dazu zuletzt G . Bauchhenss, Zenodorus oder Nebel ü b e r Avallon: In:
A k t e n des 1. internationalen Kolloquiums ü b e r Probleme des
provinzialrömischen Kunstschaffens, Graz, 27.-30. A p r i l 1989.
Mitteilungen der A r c h ä o l o g i s c h e n Gesellschaft Steiermark
3/4,1989/90,83-93.
131 Lebel, B e s a n ç o n N r . 31 Taf. 19,2.
132
in Zürich (Abb. 19,4) und wohl auch in Besançon
(Abb. 19,5) in dieselbe Gruppe; die entsprechenden
Werkstätten sind wahrscheinlich im Osten der Gallia
Lugdunensis oder im Westen der Germania Superior
zu suchen.
Nicht eindeutig lässt sich das Herkunftsgebiet einer
Serie von Merkurstatuetten des Typus I I bestimmen
(Abb. 20). Die 9-10 cm hohen Statuetten sind von
eher gedrungenem, wenig differenziertem Körperbau;
der Gott umfasst mit der vorgestreckten Rechten
das obere Ende des Geldbeutels. Die auf der linken
Schulter aufliegende, brettartige Chlamys wird von
wenigen, markanten Faltengraten durchzogen; die
133
linke, unförmige Hand ist übergross; die Fussflügel
liegen als schmale Dreiecke am Knöchel an; auf dem
kubischen Kopf sitzt ein kompakter, tellerartiger
Petasus mit aus der Mitte wachsenden hochgestellten
Flügeln; Charakteristika des Kopfs sind eine kappenartige Rundschnittfrisur mit vor dem Ohr hinabge-
134
132 R . U l r i c h , A . Heizmann, Catalog der Sammmlungen der antiquarischen Gesellschaft in Z ü r i c h 2 (Zürich 1890) 18 Nr. 2865
m. A b b .
133 Lebel, B e s a n ç o n N r . 30 Taf. 19,1.
134 Z u r Typologie der Merkurstatuetten vgl. Kaufmann-Heinimann, Augst 29.
\ r
mämm
A b b . 20
Merkurstatuetten. M . 2 :3.
1
aus Augst (24)
2
aus E h i (Bas-Rhin, F)
3
aus St. Donat's (South Glamorgan, G B )
4
aus Sardagna (Trento, I)
5
Fundort unbekannt; in M a i n z
6
aus Pompeji (Napoli, I).
zogener Haarpartie, ein flacher Hinterkopf, vorgewölbte Augäpfel und ein kleiner, aufgeworfener
Mund. A m nächsten verwandt mit dem Merkur 24
aus Augst (Abb. 20,1) sind die auch in der Grösse
übereinstimmenden Statuetten aus E h i (Abb. 20,2)
und St. Donat's (Abb. 20,3) ; zwei etwas kleinere
Statuetten aus Sardagna (Abb. 20,4) und in Mainz
(Abb. 20,5) weisen statt der Schulterbauschchlamys
eine wie angeklebt wirkende, rudimentäre Agraffenchlamys auf, unter der, ohne Andeutung des Ellbogens,
unvermittelt die übergrosse Hand hervorkommt - ein
Hinweis darauf, dass wohl bei allen fünf Statuetten das
Wachsmodell für die Chlamys mit linkem A r m aus
einer Teilnegativform gewonnen und vor dem Guss an
das Wachsmodell des Torsos angefügt wurde. Der Stil
der Statuetten im ganzen wirkt gallorömisch, wobei
zu bedenken ist, dass die so provinziell anmutende
unstoffliche Wiedergabe der Chlamys sich auch an
einer qualitativ hervorragenden Merkurstatuette aus
Pompeji (Abb. 20,6) findet. Die Frage nach der
Lokalisierung der Serien wird noch schwieriger, wenn
man eine Variante miteinbezieht, die durch fünf
weitere, stilistisch eng verwandte Statuetten belegt ist
(Abb. 21). Die Exemplare aus Martigny (Abb. 21,1) ,
Ruvo di Puglia (Abb. 21,2) , Italien (Abb. 21,3) ,
Ungarn (Abb. 21,4) und in Rouen (Abb. 21,5)
unterscheiden sich von den oben genannten Statuetten
durch ihr seitenverkehrtes Standmotiv und das aufgefächerte Chlamysende, stimmen aber sonst in allen
135
136
Stileigenheiten mit diesen überein. Vorläufig lässt sich
über das Herkunftsgebiet der Serien nichts aussagen.
Bei einer oder mehreren weiteren Serien des
gleichen Typus zeichnet sich ein Hauptverbreitungsgebiet in Oberitalien oder Südostfrankreich ab ; es
ist jedoch schwierig, die Echtheit einzelner Exemplare
145
137
138
139
140
141
143
142
144
135 J.-J. Hatt, Observations sur quelques statuettes gallo-romaines
en bronze du M u s é e de Strasbourg III. R A E 12,1961,217.221
Nr. 15 A b b . 83; Schnitzler 1995 N r . 2.
136 M . Green, A Corpus of Small Cult-Objects from the Military
Areas of R o m a n Britain. B A R British Ser. 52 (Oxford 1978)
70Taf.8a-c.
137 Walde-Psenner (wie zu A b b . 9,43) N r . 15.
138 R G Z M M a i n z , Inv. 0.33642. Patina entfernt; schwärzlicher
Ü b e r z u g . Feilspuren ü b e r die ganze Oberfläche, z.T. auch
schartige Einschnitte. Wohl echt, aber neuzeitlich stark malträtiert.
139 S. auch unten A n h a n g I G F V 3 7 .
140 Office des recherches archéologiques, Martigny, Inv. M y
93/7112-13. Unpubliziert; aus dem Hortfund G F 7 9 (s. unten
A n h a n g II).
141 G . D e l l i Ponti, I bronzi del Museo provinciale di Lecce (Galat i n a l 9 7 3 ) N r . 12 Taf. 6.
142 W.-D. Heilmeyer (Hrsg.), Antikenmuseum Berlin. D i e ausgestellten Werke. Staatliche Museen Preussischer Kulturbesitz
(Berlin 1988) 257 Nr. 9.
143 P. Weninger (Hrsg.), D i e R ö m e r an der Donau. Ausstellungskat. Petronell 1973 N r . 980.
144 E . E s p é r a n d i e u , H . Rolland, Bronzes antiques de la SeineMaritime. G a l l i a Suppl. 13 (Paris 1959) N r . 21 Taf. 10.
145 V g l . auch Poulsen 1977, 28 Typ 22 Reihe a l und 2 (Nr. 4 der
Reihe a l g e h ö r t nicht in diese Serie); Stupperich 1988,52.
zu beurteilen. Gemeinsame Merkmale der 6-7 cm
hohen, flüchtig gearbeiteten Statuetten sind Schulterbauschchlamys mit mitgegossenem Caduceus, vorgestreckter Geldbeutel, knapper, zum Teil flügelloser
Petasus und Rundschnittfrisur (Abb. 22). Unter den
Exemplaren aus Augst (25) (Abb. 22,1), in Aix-enProvence (Abb. 22,2) , aus Fidenza (Abb. 22,3) ,
Annecy (Abb. 22,4) , Vaison (Abb. 22,5.6) , in Genf
(Abb. 22,7) , Verona (Abb. 22,8) , Triest (Abb.
22,9) und Kassel (Abb. 22,10) , die sich im einzelnen mehr oder weniger stark unterscheiden, aber
sicher auf eine gleiche Vorlage bzw. gleiche Negativformen zurückgehen, stimmen die seit dem 18. Jahrhundert bekannte Statuette aus Augst und das E x emplar in A i x mit ihrem labilen Stand, dem fast aufgedunsenen Leib, der Kerbe zwischen den Glutäen
und den kleinen Füssen bis in Einzelheiten überein.
Die zerfliessende, verschwommene Oberfläche beider
Statuetten macht es schwer zu entscheiden, ob hier
eine antike, stark abgenutzte Negativform verwendet
wurde oder ob neuzeitliche Abgüsse (von einem vorläufig nicht nachzuweisenden Original) vorliegen.
Der Typus des Merkur mit Agraffenchlamys, Fussflügeln, Geldbeutel in der vorgestreckten Rechten,
Petasus und polykletisierender Frisur ist in mehreren,
grössenmässig abgestuften Serien von 10-18 cm H ö h e
und in durchschnittlicher bis sehr guter Qualität
belegt . Die Stilelemente eines Merkur aus Augst
146
147
148
149
15ü
152
154
A b b . 22
146
147
148
149
150
151
153
151
152
153
154
Oggiano-Bitar (wie A n m . 123) N r . 190.
D'Andria,VeleiaNr.l67Taf.34.
Reinach, R S V 74,9.
H . Rolland, Bronzes antiques de Haute Provence. Gallia
Suppl. 18 (Paris 1965) N r . 50f.
W. Deonna, Catalogue des bronzes figurés antiques du M u s é e
d'art et d'histoire de G e n è v e . A S A N . F. 18,1916, 39 N r . 159;
Poulsen 1977,28 A b b . 34.
Franzoni, Verona N r . 35.
P. Cassola G u i d a , Bronzetti a figura umana dalle collezioni dei
Civici Musei di Storia ed A r t e di Trieste (Venedig 1978) Nr. 61.
M . Bieber, D i e antiken Skulpturen und Bronzen des Königl.
Museums Fridericianum in Cassel (Marburg 1915) N r . 164Taf.
42.
V g l . allg. Stupperich 1988,45f. - Z u den grössten Exemplaren
zählen die wohl südgallischen, frühkaiserzeitlichen Statuetten
aus V i d y V D (Leibundgut, Westschweiz N r . 14 Taf. 20. 21; H .
noch 17,5 cm), Vratza ( M . Kunze u.a. [Hrsg.], A n t i k e Bronzeplastik aus Bulgarien. Ausstellungskat. Berlin 1990, 37f. A b b .
6; H . 16,8 cm), i m Kunsthandel (Sotheby's N e w York, 24725.
November 1987 N r . 159; H . 16,8 cm) und aus Orange (Rolland
[wie A n m . 149] N r . 39; H . noch 14 cm; qualitativ bescheidener
und wohl etwas s p ä t e r zu datieren als die anderen drei E x e m plare). Z a h l e n m ä s s i g am stärksten vertreten sind die 12-13 cm
hohen Statuetten; unter den von Stupperich ebd. A n m . 101 angeführten Exemplaren g e h ö r e n die Statuetten aus Narbonne
(Menzel 1970, 231 A b b . 22) und aus der Hunt Collection
(J. Firth Thompkins [Hrsg.], Wealth of the Ancient World. The
Nelson Bunker Hunt and W i l l i a m Herbert Hunt Collections.
Ausstellungskat. Fort Worth u.a. 1983/84 N r . 45) besonders
nahe zusammen.
Merkurstatuetten. M . 2 : 3.
1 aus Augst (25)
2 Fundort unbekannt; in Aix-en-Provence ( B o u c h e s - d u - R h ô n e , F )
3 aus Fidenza (Parma, I)
4 aus Annecy (Haute-Savoie, F )
5 aus Vaison-la-Romaine (Vaucluse, F)
6
7
8
9
10
aus Vaison-la-Romaine
Fundort unbekannt; in Genf
Fundort unbekannt; in Verona
Fundort unbekannt; in Triest
Fundort unbekannt; in Kassel (Hessen, D ) .
(28; Abb. 23,1) - wenig akzentuierte, weiche Körpermodellierung, feine Gesichtszüge mit grossen Augenhöhlen (für Einlagen aus anderem Metall) und hochsitzender, etwas gewellter Petasus - finden sich auch
an einer gleich grossen Statuette aus Munderkingen
(Abb. 23,2) , die den Kopf allerdings geradeausgerichtet, nicht geneigt hat. Möglicherweise ist die Serie
von etwas grösseren Merkurstatuetten, wie sie etwa
ein Merkur aus dem Fund von Fragnes (Abb. 23,3)
vertritt, aufgrund der sehr verwandten Gesichtsbildung derselben Werkstatt zuzuschreiben.
Werkstatt- bzw. Formzusammenhänge sind auch bei
dem durch nur wenige Exemplare belegten Typus
eines Vulkan aus Augst (43; A b b . 24,1) zu vermuten,
der mit energisch vorgestreckter rechter und gesenkter linker Hand dargestellt ist. Anders als üblich ist der
vorn verknotete Gürtel der Tunica sichtbar wiedergegeben; die Gewandfalten unterhalb der Gürtelenden
treffen spitzwinklig aufeinander. D i e Charakteristika
der Augster Statuette finden sich, im einzelnen etwas
nachlässig ausgeführt, an einer Statuette aus Vezzano
(Abb. 24,2) und, stark vergröbert, an einem klobigen
Exemplar aus Salona (Abb. 24,3) wieder; alle drei
Statuetten sind gleich gross. Offensichtlich liegen den
Exemplaren aus Augst und Vezzano die gleichen Teilnegativformen zugrunde, wobei das Wachsgussmodell
des Augster Vulkan sorgfältiger überarbeitet wurde.
Das Wachsmodell des Exemplars aus Salona hingegen
dürfte von einem wenig geübten Handwerker wohl
nach der Vorlage einer fertigen Statuette freihändig
geformt worden sein. B e i nur drei Exemplaren ist es
kaum möglich, die entsprechenden Werkstätten zu
lokalisieren; jedenfalls zeigt sich, dass trotz der Fundstelle der Augster Statuette in einer Giesserei (s. unten
Teil II, Insula 31) nicht zwingend mit lokaler Herstellung zu rechnen ist .
Auch bei Minervastatuetten lassen sich Überein155
156
157
158
159
A b b . 23
Merkurstatuetten. M . 2 :3.
1
aus Augst (28)
2
aus Munderkingen ( B a d e n - W ü r t t e m b e r g , D )
3
aus Fragnes (Saône-et-Loire, F ) .
stimmungen innerhalb eines Typus feststellen, die auf
Werkstattzusammenhänge deuten. Der recht seltene
Typus, der die Göttin mit vorgestreckter Schale und
Lanze, in Ärmelchiton und Peplos und, als Hauptkennzeichen, mit grosser, schräg über die Brust verlaufender, kragenartiger Ägis zeigt, ist in Augst durch
eine eher plumpe, 11,6 cm grosse Statuette aus dem
Lararium von Insula 5/9 (63; Abb. 25,1) vertreten. Eine
auch qualitativ weitgehend vergleichbare Statuette im
Kunsthandel (Abb. 25,2) sowie ein feiner ausgearbeitetes Exemplar aus Wirdum mit bewegterem
Ägissaum und Gorgoneion auf der linken Schulter
(Abb. 25,3) stimmen auch in der Grösse überein, so
160
161
155 Nuber, B a d e n - W ü r t t e m b e r g A b b . 26; s. auch unten A n h a n g II
GF60.
156 Menzel 1970,231 A b b . 28; s. auch unten A n h a n g II G F 2 9 .
157 E . Walde-Psenner, D i e figürlichen Bronzen in der Vor- und
Frühgeschichtlichen Sammlung des Tiroler L a n d e s m ü s e u m s
Ferdinandeum. Veröffentlichungen des Museums Ferdinandeum 56 (Innsbruck 1976) N r . 20; F. Brommer, Hephaistos
(Mainz 1978) 54 I 10 Taf. 19,1; L . Zemmer-Plank, Herrscher,
Krieger und Geliebte. Ausstellungskat. Innsbruck 1989 Nr. 40.
158 L j . B . Popovic u.a., A n t i c k a bronza u Jugoslaviji/Greek,
R o m a n and Early-Christian Bronzes. Ausstellungskat. B e l grad 1969 N r . 114; Brommer (wie A n m . 157) 55 I 22 Taf. 23,2;
J. Zanic-Protic, A n t i c k a broncana plastika iz A r h e o l o s k o g
Muzeja u Splitu I/Roman Bronze Sculpture from the Archaeological Museum in Split I. Vjesnik za Arheologiju i Historiju
Dalmatinsku 81,1988,28 N r . 25 Taf. 4.
159 Gerade in diesem Fall k ö n n t e man natürlich die oben («Werkstätten») angedeutete theoretische Möglichkeit e r w ä g e n , dass
Teilnegativformen verhandelt wurden, jedoch ist die zahlenmässige Grundlage für alle sicheren Aussagen zu schwach.
160 Gods and Mortals. Bronzes of the Ancient World from Italy to
Iran. R o y a l - A t h e n a Galleries, N e w York-Beverly Hills Feb.
1989 Nr. 107.
161 Zadoks/Peters/van Es, Netherlands I N r . 42. D e r G r ö s s e n u n terschied von rund einem Zentimeter zwischen der Minerva
aus Augst und den anderen beiden Exemplaren erklärt sich
durch den dort erhaltenen Helmbusch.
A b b . 24
Vulkanstatuetten. M . 1 :1.
aus Augst (43)
aus Vezzano
(Trento, I)
aus Salona (Split,
HR).
dass ihre Wachsgussmodelle letztlich auf die gleichen
Negativformen zurückgehen müssen; allerdings lassen
sich die entsprechenden Werkstätten nicht lokalisieren. Andere Statuetten desselben Typus dagegen
zeigen deutliche stilistische oder grössenmässige
Unterschiede, gehören also zu anderen Serien (zum
Typus vgl. unten «Statuettentypen»).
Materialgattung, die der Terrakotten, heranzuziehen
und kurz nachzuzeichnen, was über die Herkunft der
in Augusta Raurica gefundenen Tonfiguren bekannt
ist. Anders als bei den Bronzen weiss man dank einfacheren technischen Voraussetzungen, naturwissenschaftlichen Analysen und neueren Forschungen recht
gut Bescheid über Lokalisierung und Datierung von
Terrakottawerkstätten . Die oberitalischen Werkstätten waren während des ganzen 1. Jahrhunderts und
bis ins frühe 2. Jahrhundert tätig. In Zentralgallien, wo
die meisten und grössten Werkstätten lagen, setzt die
Produktion um die Mitte des 1. Jahrhunderts ein und
dauert bis in die erste Hälfte des 3. Jahrhunderts.
Vom späteren 1. Jahrhundert an sind auch im Gebiet
von Rhein und Mosel Werkstätten von Tonfiguren
bezeugt. Von den in Augusta Raurica gefundenen
Terrakotten nun wurde der weitaus grösste Teil aus
Zentralgallien importiert; eine sehr geringe Anzahl
stammt aus frühen oberitalischen Werkstätten sowie
aus der mittelrheinischen Produktion des 2. Jahrhunderts . Lokale Produktion ist wahrscheinlich in
flavisch-trajanischer Zeit und - durch Halbfabrikate
und Model - sicher im beginnenden 3. Jahrhundert
nachgewiesen .
163
Es gilt festzuhalten, dass sich die Masse römischer
Kleinbronzen wohl nach Typen gliedern lässt, dass
aber erst charakteristische, an mehreren Objekten
übereinstimmende Stileigenheiten es ermöglichen,
Werkstattgruppen zu bilden. Nur wenige dieser Werkstattgruppen wiederum können einer bestimmten
Region zugewiesen werden, da durch die Verwendung
von schon bestehenden oder von neuen, von fertigen
Objekten abgenommenen Negativformen theoretisch
überall alle Stilmerkmale reproduziert werden konnten. Trotz dieser Einschränkungen gelingt es in einigen
Fällen, anhand der Fundverteilung das Herstellungsgebiet von figürlichen Bronzen, insbesondere von
Geräten und Gefässen, näher zu bestimmen.
Für die in Augusta Raurica gefundenen figürlichen
Bronzen folgt aus den oben gemachten Beobachtungen, dass sich lokal gefertigte Objekte nur selten mit
einiger Sicherheit als solche erkennen und von importierten Erzeugnissen abgrenzen lassen . Die in
Abb. 9 zusammengestellten Messergriffe wurden
wahrscheinlich in Augusta Raurica oder Vindonissa,
eine kleine Gruppe von Prunkhenkeln (Abb. 6) in der
Nord- oder Westschweiz hergestellt; das Verbreitungsgebiet der Merkurstatuetten A b b . 19 weist auf eine
Herstellung in der Nordwestschweiz oder im angrenzenden Sequanerland hin. E i n grosser Teil der in
Augst gefundenen Bronzestatuetten stammt wohl aus
gallischen Werkstätten, die sich oft nicht näher lokalisieren lassen; immerhin sind einzelne Belege für eine
lokale Produktion vorhanden (vgl. unten «Datierung
von Statuetten»). Eine zahlenmässig geringe, aber
qualitativ gewichtige Gruppe bilden die aus Campanien importierten oder mitgebrachten Objekte
(vgl. unten Teil II, «Ergebnisse»).
Es ist nicht uninteressant, zum Vergleich hier
eine andere, thematisch mit den Bronzen verwandte
162
164
165
166
162 G a n z sicher aus lokaler Produktion stammen die wenigen
Fehlgüsse und Halbfabrikate figürlicher Bronzen; vgl. Furger/Riederer 1995,118.120.122f. (S13, S92, S225, S367).
163 V g l . zusammenfassend H . Lange, R ö m i s c h e Terrakotten aus
Salzburg. Ausstellungskat. Salzburg 1990,17f. 32-36. - D u r c h
die grundlegenden Unterschiede in der Herstellung von
Ton- und Bronzefiguren erklärt sich auch, dass die immer aus
Matrizen gewonnenen Terrakotten, ähnlich wie Terra Sigillata,
meist in grossen Produktionszentren hergestellt wurden,
w ä h r e n d für die vor dem Guss jeweils einzeln ü b e r a r b e i t e t e n
Bronzestatuetten zahlreiche kleinere W e r k s t ä t t e n anzunehmen sind.
164 v. Gonzenbach 1986, 23 N r . 94 Taf. 30,3; v. Gonzenbach 1995,
9. 39. - D e r Katalog der Augster Terrakotten (v. Gonzenbach
1986, 16-23; v. Gonzenbach 1995, 58; vgl. auch 37f.) ist nicht
vollständig, so dass die dort angegebenen Zahlen nur als A n haltspunkte dienen k ö n n e n . Wie eine Durchsicht des Fundinventars des R ö m e r m u s e u m s Augst ergeben hat, kommen für
die berücksichtigte Zeitspanne bis 1979 zu den rund neunzig
aufgenommenen Exemplaren weitere rund dreissig hinzu.
165 v. Gonzenbach 1995,30f. 39.
166 v. Gonzenbach 1995,31-33.39.
Statuettentypen
Bei der Suche nach Werkstattzusammenhängen hat
sich immer wieder gezeigt, dass die Statuetten trotz
zahlreicher Varianten im einzelnen sich auf einige
wenige Typen zurückführen lassen , die ihrerseits
verschiedene Stilelemente in sich vereinigen. Dieses
Phänomen scheint für die ganze Gattung charakteristisch zu sein und hängt offenbar mit den den Kleinbronzen zugrunde liegenden Vorbildern und Vorlagen
zusammen. Während vor allem um die Mitte unseres
Jahrhunderts römische Bronzen vorwiegend unter
dem Blickwinkel ihrer griechischen Vorbilder betrachtet wurden, hat A . Leibundgut 1990 in ihrer
grundlegenden Untersuchung zum Weiterleben Polyklets in der späthellenistischen und kaiserzeitlichen
Kleinplastik gezeigt, dass auch unter den am stärksten
klassizistischen Statuetten der Kaiserzeit kaum je
Exemplare nachzuweisen sind, die als getreue kleinformatige Kopien verlorener klassischer Meisterwerke gelten k ö n n e n . Vielmehr haben sich, wohl im
2. und im 1. Jahrhundert v.Chr., durch Auswahl und
Kombination von Stilelementen vor allem der hohen
und der späten Klassik eigentliche Kleinbronzetypen
herausgebildet, die bis in die späte Kaiserzeit bestimmend blieben .
Frühe Vertreter dieser klassizistischen Kleinbronzetypen können wir etwa in Statuetten aus den Anfang
bis Mitte des 1. Jahrhunderts v.Chr. gesunkenen
Schiffen von Antikythera und Mahdia fassen , kaum
je aber in Siedlungsfunden, da in der reichen materiellen Hinterlassenschaft der griechischen Städte
Delos, Priene und Olynth Bronzestatuetten fast völlig
fehlen . Aufschlussreich ist aber, dass der früheste
Beleg für einen der wenigen genuin römischen Göttertypen, den des Laren, auf einer Wandmalerei des
2. Jahrhunderts v. Chr. in Delos erhalten ist, an einem
Ort also, wo besonders intensive Kontakte zwischen
der östlichen und der westlichen Mittelmeerwelt belegt sind . Zudem können an der Stelle von Bronzefiguren figürliche Möbel- und Gerätteile bestätigen,
dass der griechische Osten eine entscheidende Rolle
bei der Herausbildung des Klassizismus gespielt haben
muss . So hat S. Faust in ihrer Untersuchung der
antiken Klinenbeschläge gezeigt, dass etwa der Typus
der efeubekränzten Silensbüste im 2. Jahrhundert
v. Chr. im östlichen Mittelmeerraum ausgebildet und
dann bis in die frühe Kaiserzeit weiterverwendet
wurde; durch äussere Anhaltspunkte datierte E x emplare sind aus Delos, Priene und mehreren Schiffs-
167 V g l . etwa zu den Merkurtypen L I M C V I 507.534f. ( E . Simon).
168 Leibundgut 1990; Zusammenfassung der Forschungsgeschichte ebd. 397f. - So lässt sich etwa die Gleichsetzung einer
Statuette in M a l i b u (ebd. 409f. K a t . 196) mit dem Phrixos des
Naukydes nicht aufrechterhalten, da sie offenbar M e r k u r darstellt und das Gesamtwerk des Naukydes zudem zu schlecht
überliefert ist; der M e r k u r von Thalwil (ebd. 416ff. Kat. 206)
weicht in entscheidenden Punkten von dem in grossformatigen Repliken erhaltenen Diomedes des Kresilas ab (vgl. auch
F. Hiller, Formgeschichtliche Untersuchungen zur griechischen Statue des s p ä t e n 5. Jahrhunderts v.Chr. [Mainz 1971]
35 A n m . 73). - Grundsätzliches zum Klassizismus z . B . bei
F. Preisshofen, P. Zanker, Reflex einer eklektischen Kunstanschauung beim Auetor ad Herennium. Dialoghi di A r c h e o l o gia 4, 1970,110-119 A b b . 1-10; vgl. auch die bei C. MadernaLauter in: H . Beck, P. C. B o l , M . Bucking (Hrsg.), Polyklet. D e r
Bildhauer der griechischen Klassik. Ausstellungskat. Frankfurt a . M . 1990, 324 A n m . 1 gegebenen Literaturhinweise. Z u m Verhältnis kaiserzeitlicher Statuetten zu griechischen
Vorbildern vgl. auch Stupperich 1988,550ff.
lien en bronze. In: É t u d e s déliennes. Bulletin de correspondance hellénique, Suppl. 1 (Athen/Paris 1973) 555 A n m . 3; M .
Kreeb, Untersuchungen zur figürlichen Ausstattung delischer
P r i v a t h ä u s e r (Chicago 1988) 5 8 . - P r i e n e : Th. Wiegand und H .
Schräder, Priene. Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen in den Jahren 1895-1898 (Berlin 1904) 3 2 9 . - Olynth:
D . M . Robinson, Metal and M i n o r Miscellaneous Finds. Excavations at Olynthus 10 (Baltimore 1941) V I I . - V o n besonderem Interesse in dieser Beziehung sind die Funde eines einheimischen Bergheiligtums auf der K r i m : neben taurischer
Keramik, skythischen Waffen, bosporanischen und römischen
M ü n z e n fanden sich klassizistische, wohl griechische Bronzestatuetten, die nach dem Ausweis des archäologischen Befundes grösstenteils ins 2. und 1. Jh. v.Chr. g e h ö r e n ; typologisch
entsprechen sie völlig den aus der Kaiserzeit bekannten G ö t tertypen: N . G. Novicenkova, Il santuario del passo de Gurzuf,
monumento di epoca antica e medievale nei M o n t i di Crimea.
In: E . A . A r s l a n , C. Della Porta (Hrsg.), D a l mille al mille. Tesori e popoli dal M a r e Nero. Ausstellungskat. R i m i n i 1995,
122-135 K a t . 4.5.11-18.46.47. - Sicher ins 1. Jh. v. Chr. gehört
auch eine Minervastatuette aus dem um 80 v.Chr. zerstörten
Legionslager von Câceres el Viejo ( E ) ( M . Blech in: G . Ulbert,
Caceres el Viejo. E i n spätrepublikanisches Legionslager in
Spanisch-Extremadura [Mainz 1984] 306-309 Taf. 79.80).
167
168
169
169 Z u den A n f ä n g e n des Klassizismus in der Grossplastik vgl.
J.-P. Niemeier, Kopien und Nachahmungen i m Hellenismus.
E i n Beitrag zum Klassizismus des 2. und frühen 1. Jh. v.Chr.
Habelts Dissertationsdrucke, Reihe Klassische A r c h ä o l o g i e
20 ( B o n n 1985) (vgl. Rezension von P. Kranz, G n o m o n 61,
1989,182-184).
170 V g l . Leibundgut 1990,405.417 A b b . 251 und unten A n h a n g II
GF104 und GF112.
171 Dieses P h ä n o m e n ist unterschiedlich, aber nicht wirklich
ü b e r z e u g e n d erklärt worden. - Delos: G . Siebert, M o b i l i e r d é -
170
171
172
173
172 U . Bezerra de Meneses, H . Sarian, Nouvelles peintures liturgiques de Délos. In: É t u d e s déliennes (wie A n m . 171) 93-97
A b b . 28-30; vgl. vorläufig auch Kunckel 1984,125.
173 Z u m Klassizismus i m hellenistischen Osten, vor allem unter
dem Blickwinkel polykletischer Elemente, vgl. Maderna-Lauter (wie A n m . 168) 321-324.
Minervastatuetten. M . 2 : 3 (Nr. 12: M . 1 : 3).
1 aus Augst (63)
2 Fundort unbekannt; im Kunsthandel
3 aus W i r d u m (Groningen, N L )
4 aus D e l p h i ( N o m . Phokis, G R )
5 Fundort unbekannt; in L y o n ( R h ô n e , F)
6 Fundort unbekannt; in Paris
7
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aus Bjalo pole bei Stara Zagora ( B G )
aus Volubilis ( M a r o k k o )
Fundort unbekannt; im Kunsthandel
aus Räcari (jud. D o l j , R )
Fundort unbekannt; ehemals in Stuttgart ( B a d e n - W ü r t t e m b e r g , D )
aus Tartous (Syrien).
174
funden bekannt . Ebenfalls schon in Delos belegt
sind als Truhenbeschläge verwendete Götterbüsten,
wie wir sie etwa aus Pompeji kennen .
Es spricht einiges dafür, dass die Vorläufer der
kaiserzeitlichen Kleinbronzetypen vom 2. Jahrhundert
v.Chr. an ausgehend von Griechenland zuerst durch
griechische, später wohl auch durch römische Künstler
in der westlichen Mittelmeerwelt verbreitet wurden .
Leider wissen wir nichts über die A r t der Vorlagen, die
in den Werkstätten zur Verfügung standen; es ist aber
eher mit rundplastischen Modellen als mit flächigen
Skizzen zu rechnen .
St. Bouchers These, einige Kleinbronzetypen seien
auf direktem Weg von Griechenland nach Gallien gelangt und deshalb in Italien nicht vertreten , ist zwar
auf den ersten Blick ansprechend, doch lässt sie sich
durch den uns erhaltenen Denkmälerbestand nicht
stützen. Das soll im folgenden am Beispiel der Minerva
mit kragenartiger Schrägägis gezeigt werden; das gleiche Beispiel macht auch deutlich, wie viele Varianten
eines Typus möglich sind und wie fliessend die Übergänge vom einen zum anderen Typus sind.
Die grosse Schrägägis, die den linken A r m bedeckt,
gehört ursprünglich zum spätarchaischen Typus der
ausschreitenden Promachos ; in klassischer Zeit ist
sie nur noch an einer mit dem dorischen Peplos
bekleideten Statue des Strengen Stils und an der aus
Kreta stammenden Replik der Athena Cherchel
belegt. Sie findet sich dann an einer zahlenmässig
begrenzten Gruppe von qualitativ eher bescheidenen
kaiserzeitlichen Bronzestatuetten, die mehrheitlich
mit dem ungegürteten Peplos des Typus Cherchel,
bereichert durch einen Ärmelchiton, bekleidet sind;
charakteristisch ist der von der rechten Schulter
in Zickzackfalten hinabfallende Gewandzipfel (Abb.
25). Varianten ergeben sich durch die Grösse der Ägis:
an den Statuetten aus Delphi (Abb. 25,4) und in
Lyon (Abb. 25,5) bedeckt sie nur gerade die linke
Brust und den Oberarm; an drei stilistisch und grössenmässig eng verwandten Statuetten aus Augst (63; Abb.
25,1), Wirdum (Abb. 25,3) und im Kunsthandel (Abb.
25,2; vgl. oben mit A n m . 160f.) sind der linke A r m bis
zum Handgelenk und der grösste Teil des Rückens bedeckt; die Ägis der Exemplare in Paris (Abb. 25,6) ,
aus der Umgebung von Stara Zagora (Abb. 25,7)
und aus Volubilis (Abb. 25,8) schliesslich fällt als
symmetrische Entsprechung zum Peploszipfel bis auf
den Oberschenkel hinunter und bedeckt den Rücken
vollständig. Doch nicht nur die Grösse der Ägis, auch
die Gewandung kann variieren: eine sehr fein gearbeitete, vielleicht südgallische Minerva im Kunsthandel (Abb. 25,9) trägt über dem Ärmelchiton
einen übergegürteten Peplos, gleich wie zwei vermutlich untereinander seriengleiche Statuetten aus
174 Faust (wie A n m . 66) 109-114.141-150 Taf. 69-77. Z u dem von
Plinius (Nat. hist. 34,9) g e r ü h m t e n aes Deliacum und den delischen W e r k s t ä t t e n von Klinenbestandteilen vgl. ebd. 32f. 42.
175 V g l . Siebert (wie A n m . 171) 561-565. 569 A b b . 8. 9.16.
176 V g l . etwa die Untersuchungen von E . Künzl zum Typus der
s a n d a l e n l ö s e n d e n A p h r o d i t e (Künzl [wie A n m . 25]; ders.,
Aphrodite untying her sandals: a hellenistic terracotta and a
R o m a n alabaster statuette. Sefunim. Bulletin of the National
Maritime Museum Haifa 8, 1994, 35-44 Taf. 3. 4; ders., D i e
Bernsteinstatuette der Venus mit der Sandale aus Portogruaro
[Venezia/I]. In: B u o r a [wie A n m . 103] 111-120 A b b . 1-7); er
macht wahrscheinlich, dass der ungemein p o p u l ä r e Typus, der
in den verschiedensten Materialgattungen erhalten ist, auf
eine kleinformatige, um 200 v.Chr. in Kleinasien geschaffene
Skulptur zurückgeht. Im Unterschied zu dieser Schöpfung
sind allerdings von den meisten eigentlichen Kleinbronzetypen weit weniger R e p l i k e n bekannt. - Z u den Beziehungen
zwischen griechischen und römischen W e r k s t ä t t e n i m 2. und 1.
Jh. v.Chr. am Beispiel der Marmorkratere vgl. D . Grassinger,
R ö m i s c h e Marmorkratere. Monumenta Artis Romanae 18
(Mainz 1991) 142-144.
Louvre die Kragenägis aufweist, die anderen R e p l i k e n aber
ein schmales, bandartiges Ziegenfell, spricht eher dafür, in ihr
eine kaiserzeitliche Kopistenvariante zu sehen. V g l . dagegen
E . Buschor, Varianten. In: A n t i k e Plastik, Festschrift für Walter A m e l u n g (Berlin/Leipzig 1928) 55f.
C . Rolley, Monuments figurés: Les statuettes de bronze.
Fouilles de Delphes 5 (Paris 1969) N r . 205 Taf. 50; Boucher
1976,139 A b b . 235 Taf. 51. Attischer H e l m . A u f der rechten, zur
Seite gestreckten H a n d Eule. D e r an der Aussenkante unmotiviert aufspringende Ä g i s s a u m k ö n n t e daher r ü h r e n , dass
in der zugrunde liegenden Vorlage der linke A r m s t ä r k e r
angehoben war, vergleichbar etwa der Replik Cherchel (s.
A n m . 181).
Boucher, L y o n 1973 N r . 154. Korinthischer H e l m ohne Busch.
Beide A r m e gesenkt, wenig angewinkelt.
Babelon/Blanchet, B i b l . Nat. N r . 163. Attischer H e l m . Beide
A r m e gesenkt, wenig angewinkelt. S c h l a n g e n g e s ä u m t e Ägis
mit Gorgoneion auf der linken Schulter. - E s fällt schwer, für
das anspruchslose Werk eine mögliche Provenienz vorzuschlagen; Gallien w ä r e jedenfalls denkbar.
K . Kalcev, Bronzestatuetten aus dem Territorium von Augusta
Traiana (Stara Zagora, V. R . Bulgarien). In: Gschwantler/Bernhard-Walcher 1988, 404. 407 N r . 5 A b b . 5. H e l m , A r m h a l t u n g
und Ägis wie Exemplar in Paris ( A b b . 25,6).
C h . Boube-Piccot, Les bronzes antiques du M a r o c 1: L a statuaire. Etudes et travaux d ' a r c h é o l o g i e marocaine 4 (Rabat
1969) N r . 235 Taf. 164,2. K o p f stark nach rechts gewandt, mit
attischem H e l m . Typusfremder rechter A r m im Wachsmodell
angestückt (erhoben statt gesenkt). Ägis gleich charakterisiert
wie übriges Gewand, also offenbar ohne Fellstruktur und
Schlangen oder Gorgoneion. Sehr provinzielle A r b e i t .
Sotheby's N e w York, 17.12.1992 N r . 132. Korinthischer (?)
H e l m mit Sphingen; grosse, einst eingelegte Augen. Beide
A r m e leicht angewinkelt. Grosse, weich fallende Ägis in der
A r t der Minerva in Paris ( A b b . 25,6) mit Gorgoneion und ü b e r
der F l ä c h e verteilten Schlänglein. K a u m bewegtes Standmotiv.
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180
177 Es mag tröstlich erscheinen, dass auch in einer weit besser erforschten D e n k m ä l e r g a t t u n g , der der Reliefsarkophage, ü b e r
die unmittelbaren Vorlagen und die A r t der Typentradition
kaum Sicheres bekannt ist; vgl. H . Froning, D i e ikonographische Tradition der kaiserzeitlichen mythologischen Sarkophagreliefs. Jahrbuch des Deutschen A r c h ä o l o g i s c h e n Instituts 95,
1980, 322-341; G . Koch, H . Sichtermann, R ö m i s c h e Sarkophage ( M ü n c h e n 1982) 250ff. 454f.
178 St. Boucher, Figurations de bronze; G r è c e et Gaule. Revue arc h é o l o g i q u e 1975,251-266; Boucher 1976,139f. 141 f. 2 3 2 . - V g l .
dazu auch A . Leibundgut, G n o m o n 52,1980,368f. (Rezension
von Boucher 1976); Stupperich 1988,141f.
179 Vgl.LIMCII969f.Nr.124f.133.171 (archaistische Umbildung)
(P. Demargne).
180 H e l b i g I I I N r . 2255 ( H . v. Steuben).
181 L I M C II 980 N r . 252. Z u m Typus Cherchel vgl. ebd. 980
Nr. 251; 1085f. N r . 149f. D i e Tatsache, dass nur die R e p l i k i m
4
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Räcari (Abb. 25,10) und ehemals in Stuttgart (Abb.
25,II) ; eine grosse, ausgesprochen klassizistische
Minerva aus Tartous (Abb. 25,12) ist mit einem
direkt unter der Brust gegürteten Peplos bekleidet.
Überblicken wir die Fundorte der bisher aufgeführten Statuetten, so fällt ihre weite Streuung - von
Nordafrika über Phönizien, vom Balkan bis Ober- und
Niedergermanien - auf, ohne dass sich eigentliche
Schwerpunkte abzeichneten. Aus Italien lassen sich in
der Tat bisher keine bronzenen Minervastatuetten mit
der Kragenägis nachweisen , doch ist daran zu erinnern, dass das Motiv zumindest an einem mit Bronzekopf und -extremitäten verbundenen Alabasterrumpf
in der Villa A l b a n i , an der porphyrnen Sitzstatue
der sogenannten Athena Mazarin sowie an einer
Terrakotta aus Paestum belegt ist, also im Mutterland offenbar doch bekannt war. Im übrigen zeigt sich
gerade an diesem Fall, dass die Übergänge zwischen
Typen und Varianten oft fliessend sind, je nachdem ob
man ein Einzelmotiv - wie die Kragenägis - oder den
Gewandtyp als übergeordnetes Kriterium auffasst. So
189
19ü
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193
188 V . P â r v a n , A r c h ä o l o g i s c h e Funde im Jahre 1912: R u m ä n i e n .
A r c h ä o l o g i s c h e r Anzeiger 1913, 376f. A b b . 11,4; L . JeposuMarinescu, Tipuri de statuete de bronz romane din Dacia.
Sargetia. A c t a Musei Devensis 21-24,1988-91, 70 N r . 16. Im
M o m e n t nicht auffindbar (freundliche Mitteilung von L u c i a
Marinescu, Bukarest). Hohlguss. Korinthischer (?) H e l m .
Beide A r m e leicht angewinkelt. Gewandung nicht ganz klar:
der bewegte Vertikalsaum an der rechten Seite spricht für
einen Peplos ( ü b e r dem Ä r m e l c h i t o n ) , jedoch ist ü b e r den
Füssen nur ein einziger horizontaler Gewandabschluss wiedergegeben. Stark zurückgesetztes linkes Bein; ausgeprägt
hervortretende R ö h r e n f a l t e zwischen Stand- und Spielbein.
Steif h i n a b h ä n g e n d e grosse Ägis mit Gorgoneion; ihr Saum
verläuft in einer geraden Linie von der rechten Schulter bis
zum linken Oberschenkel.
189 Reinach, R S II 799,2. H . ? Gleiche Charakteristika wie M i nerva aus Räcari ( A b b . 25,10). - Laut freundlicher Auskunft
von Hans-Peter Kuhnen, Stuttgart, ist der heutige Aufbewahrungsort der Statuette unbekannt.
190 A . de Ridder, Collection de Clercq 3: Les bronzes (Paris 1905)
Nr. 295 Taf. 47. Attischer H e l m . A u f der rechten, zur Seite gestreckten H a n d E u l e auf Kugel; linke H a n d etwas vom Körper abgehoben und gesenkt.
190a Erst kurz vor dem D r u c k habe ich Fotos der Statuetten aus
der Casa a graticcio in Herculaneum (s. A n h a n g I G F V 3 ; A b b .
147) erhalten und festgestellt, dass sich unter ihnen eine M i -
scheint die markante, von der rechten Schulter hinabfallende Zickzackfalte an der Statuette aus Delphi von
einem viel geläufigeren, auch in Campanien vertretenen Kleinbronzetypus übernommen zu sein; dort zieht
sich der über dem Ärmelchiton getragene Mantel in
einem Wulst von der rechten Schulter zur linken Hüfte
und verdeckt so die allerdings nicht kragenartige Ägis
zur Hälfte . M i t guten G r ü n d e n liesse sich also der
Kleinbronzetypus mit Kragenägis auch als Variante
dieses für Fortuna und Minerva verwendeten Typus
deuten.
194
Auch wenn es also durchaus regionale Vorlieben für
den einen oder anderen Kleinbronzetypus gegeben
haben mag, so fehlen vorläufig Belege dafür, dass
einige Typen im Mutterland gar nicht vertreten
waren . Insbesondere ist daran zu erinnern, dass
die kaiserzeitlichen Kleinbronzen aus Italien immer
noch zu einem grossen Teil unpubliziert sind, so dass
es vorerst nicht möglich ist, sich einen Überblick über
das einst tatsächlich Vorhandene zu verschaffen.
195
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194
195
nerva mit Kragenägis befindet. D e r Kleinbronzetypus ist nun
also auch in Italien belegt.
P. C. B o l in: P. C. B o l (Hrsg.), Forschungen zur V i l l a A l b a n i . K a talog der antiken Bildwerke 1 (Berlin 1989) Nr. 56 Taf. 103.104
(Rumpf stark ü b e r a r b e i t e t ) .
L I M C II 1094 N r . 276 (F. Canciani).
C. Rolley, Les bronzes de Gaule. Quelques p r o b l è m e s . Revue
archéologique 1979,133.
V g l . zu dieser Variante E . Mathiopoulos, Z u r Typologie der
G ö t t i n A t h e n a i m fünften Jahrhundert vor Christus. Diss.
B o n n 1968,84ff. - Statuetten: Fortuna aus Pompeji (Nat. mus.
Neapel, Inv. 109361; Foto R G Z M Mainz, Neg. T72/2946);
Fortuna aus R o m (Santa M a r i a Scrinari [s. unten A n h a n g II
L i t . zu GF121] 92 A b b . 112); Minerva aus Santeny (Insel M a l lorca) (Braemer 1963 N r . 758; Mathiopoulos a. O. 85f. W o h l
campanisch); M i n e r v a in Wien (R. v. Schneider, A l b u m auserlesener G e g e n s t ä n d e der Antiken-Sammlung des A l l e r h ö c h s t e n Kaiserhauses [Wien 1895] 11 Taf. 26,2; Mathiopoulos
a. 0.86. Rechter Unterarm modern?) V g l . auch Boucher 1976,
284 A b b . 498.499 Taf. 98.
Beispiele für regionale Schwerpunkte etwa oben («Werkstätten») und bei Stupperich 1988,531ff.; anderseits hat E . Simon
(in: L I M C II 518f.) nachgewiesen, dass der vor allem in der
Belgica verbreitete Typus des jugendlichen Mars (Menzel
1970,223-226) auch in Italien bekannt ist.
Datierung von Statuetten
Eines der Hauptprobleme, die sich bei der Beschäftigung mit römischen und besonders provinzialrömischen Statuetten stellen, ist das der Datierung
der qualitativ durchschnittlichen bis bescheidenen
Exemplare, die den Hauptanteil der Gattung bilden.
Während sich erstklassige Werkstätten an der Stilentwicklung der klassizistischen stadtrömischen Kunst
orientieren und der Zeitstil ihrer Erzeugnisse sich
auf diese Weise einigermassen leicht erkennen lässt,
fehlen entsprechende Kriterien für die zahlreichen
künstlerisch wenig anspruchsvollen Statuetten aus
Italien wie aus den Provinzen. Eine der G r ü n d e dafür
liegt in dem von der Herstellungstechnik begünstigten
Variantenreichtum und der geringen Typisierung der
Gattung. Anders als etwa bei den Terrakotten, wo
sich im Idealfall ein Archetyp sowie mehrere Generationen von Abformungen der gleichen Statuette erhalten haben , sind bei den Bronzen durch das
manuelle Überarbeiten des Wachsmodells vor dem
Guss fast unbegrenzte Varianten möglich, die sich
zeitlich nicht einordnen lassen (s. oben «Herstellungstechnik»). Anhaltspunkte für die Datierung ergeben
sich einzig aus Statuetten, welche in frühen, zeitlich
eng begrenzten Siedlungen zum Vorschein gekommen
sind. Allerdings belegen auch sie oft nur gewisse, an
einem bestimmten Zeitpunkt und Ort vorhandene
Stileigenheiten, die sich nicht unbedingt an weiteren
Statuetten wiederfinden.
Unter den Statuetten aus frühkaiserzeitlichen Siedlungen mit bekanntem Enddatum sind an erster Stelle
die reichen Funde aus den 79 n. Chr. vom Vesuv verschütteten Städten zu nennen. Eine Gesamtvorlage
steht noch aus; immerhin geben einzelne Publikationen, die auch bescheidene Dutzendware miteinbeziehen , eine Vorstellung vom weitgefächerten
Qualitätsspektrum der dort gefundenen und wohl zum
grössten Teil dort hergestellten Bronzen. Ebenfalls
noch nicht untersucht ist die zeitliche Spannweite der
campanischen Bronzen; auch wenn der überwiegende
Teil der meist in Hausheiligtümern verwendeten
Statuetten aus religionsgeschichtlichen G r ü n d e n in
nachaugusteischer Zeit entstanden sein wird (vgl.
unten), könnten sich auch Exemplare aus der Frühzeit
der 80 v.Chr. gegründeten Koloniestadt erhalten
haben .
Für die zeitliche Einordnung der in den Provinzen
gefundenen frühen Bronzen, die der stadtrömischen
Stilentwicklung folgen, sind als Bezugspunkt vor
allem die qualitativ hochstehenden Statuetten aus
den Vesuvstädten massgebend, da sie es erlauben,
die campanische Herkunft von Importstücken des
1. Jahrhunderts zu erkennen. Die bescheidenen
Serienprodukte aus Campanien dagegen eignen sich
nicht als chronologische Anhaltspunkte; ihre Kenntnis
ist aber wichtig, damit nicht provinzielle Stilelemente
etwa an gallorömischen Bronzen als Merkmale einheimischen Kunstschaffens überbewertet werden .
Neben der Menge von campanischen Bronzen
haben sich vereinzelte qualitativ eher durchschnittliche, stilistisch oft ungewöhnliche Statuetten aus
frühen, nur kurze Zeit belegten Siedlungen nördlich
der Alpen erhalten; sie werden grösstenteils vom
Militär aus Italien mitgebracht worden sein. In unserem Zusammenhang sind sie von besonderem Interesse, weil anzunehmen ist, dass sich die einheimische
Bevölkerung anhand solcher Objekte mit den neuen
Kultobjekten und der neuen Formensprache vertraut
gemacht hat und zum Teil wohl schon nach kurzer Zeit
mit entsprechender lokaler Produktion begonnen hat.
Im augusteischen, bis 9 n. Chr. belegten Lager von
Haltern wurden zwei Merkurstatuetten (Abb. 26,1.2)
gefunden, in denen man jedenfalls nicht ohne weiteres
den Stil dieser Epoche erkennen w ü r d e . Ebenfalls in
200
196
197
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199
196 V g l . dazu etwa Lange (wie A n m . 36) 124f. m. L i t .
197 So etwa H . M e n z e l , P r o b l è m e s de la datation des bronzes
romains. In: Boucher 1977, 123f. A b b . 7-24; Adamo-Muscettola 1984; Kunckel 1984. V g l . auch die unten in Teil I V zusammengestellten Larariumsstatuetten aus den Vesuvstädten
(Anhang I).
198 Aussergewöhnlich und meines Wissens im Bereich der Statuetten ohne Parallele ist der Fall einer argivischen Bronzehydria des 5. Jh. v. Chr., die als Sammelobjekt in Drittverwendung in den Besitz des C. Iulius Polybius gekommen ist: F. Z e v i ,
V. Castiglione M o r e l l i in: B o r d e l l o u.a. 1996,78 N r . 281.
199 D a m i t sei nicht bestritten, dass es durchaus spezifisch gallorömische Stilmerkmale gibt, doch bedarf es genauer Beobachtung von Einzelheiten, um etwa den gallorömischen provinziellen Stil des M e r k u r 31 vom ü b e r r e g i o n a l e n provinziellen Stil des M e r k u r S12 zu unterscheiden. A l l g e m e i n gesagt
kann eine mit wenig plastischem Verständnis und vorwiegend
linear gegliederte Statuette entweder - in der Frühzeit
der Romanisierung - aus der Auseinandersetzung eines
einheimischen Handwerkers mit den neuen, importierten
Formen entstanden sein oder aber - zu einem nicht n ä h e r
bestimmbaren Zeitpunkt innerhalb der Kaiserzeit - als Serienprodukt einer drittrangigen, nicht lokalisierbaren Werkstatt
entstammen. In vielen Fällen ist kein Entscheid möglich.
Z u Eigenheiten gallorömischer und nicht lokalisierbarer
provinzieller Kunst vgl. A . Leibundgut, Kunst und Kunstgewerbe. In: U r - und frühgeschichtliche A r c h ä o l o g i e der
Schweiz 5 (Basel 1975) 81-87 A b b . 19-32. - In den Vesuvstädten hängen die starken Qualitätsunterschiede der Bronzen
offenbar zum Teil mit der lokalen Sozialstruktur zusammen;
vgl. Menzel (wie A n m . 197) 124; Kunckel 1984.
200 R . Stupperich, Frühkaiserzeitliche figürliche Bronzen i m
nordwestlichen Germanien. E i n Überblick. In: R . Asskamp, St.
Berke (Red.); D i e römische Okkupation nördlich der A l p e n
zur Zeit des Augustus. Kolloquium Bergkamen 1989, Vorträge.
B o d e n a l t e r t ü m e r Westfalens 26 ( M ü n s t e r 1991) 179f. A b b . 11
a und b. - D i e kleinere der beiden Statuetten zeigt auffallende
stilistische Verwandtschaft mit einer nur etwa 3 cm grossen
silbernen Merkurstatuette aus der Nordostecke des Legionslagers von Vindonissa, wo ein heiliger Bezirk vermutet wird
( C h . Simonett, Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa.
E i n e Auswahl von Kleinfunden aus den Jahren 1935-1938.
Zeitschrift für schweizerische A r c h ä o l o g i e und Kunstgeschichte 2,1940, 5 Taf. 1,3; V. v. Gonzenbach, Kleinvotive des
zweiten Jahrhunderts n. Chr. und Militär in Vindonissa. Jber.
G P V 1967,8; v. Gonzenbach 1995,401).
A b b . 26
Statuetten aus frühen F u n d z u s a m m e n h ä n g e n (1. Jahrhundert v . - l . Jahrhundert n. Chr.). M . 2 : 3.
7 M e r k u r aus Xanten (Nordrhein-Westfalen, D)
1 M e r k u r aus Haltern (Nordrhein-Westfalen, D )
8 Fortuna aus Xanten
2 M e r k u r aus Haltern
9 L a r aus Xanten
3 M e r k u r vom Magdalensberg ( K ä r n t e n , A )
10 Genius aus Xanten
4 Herkules vom Magdalensberg
11 M a n n aus Xanten
5 A m o r vom Magdalensberg
12 Jupiter vom Wrack Cavallo I (Korsika, F ) .
6 Herkules aus Velsen (Noord-Holland, N L )
augusteischen Schichten, in der 45 n. Chr. in die Ebene
verlegten Siedlung auf dem Magdalensberg, fanden
sich zwei Statuetten des Merkur und des Herkules
(Abb. 26,3.4); auch ein laufender A m o r (Abb. 26,5)
dürfte im späteren 1. Jahrhundert v.Chr. unter die
Erde gekommen sein . Eine weitere Herkulesstatuette (Abb. 26,6) kam in dem frühkaiserzeitlichen,
an der holländischen Küste gelegenen Militärhafen
Velsen 1 zum Vorschein, der um 35 n. Chr. aufgehoben
wurde . Die Ausgrabungen in dem 70 n.Chr. zerstörten Legionslager von Xanten/Vetera I erbrachten
Statuetten des Merkur (Abb. 26,7), der Fortuna
(Abb. 26,8), eines Laren (Abb. 26,9), eines Genius
(Abb. 26,10) und einer nicht sicher zu deutenden
männlichen Figur (Abb. 26,11) . Aus nicht militärischem Zusammenhang, nämlich aus einem um die
Mitte des 1. Jahrhunderts bei der Insel Cavallo südlich von Korsika gesunkenen Handelsschiff, stammt
eine Jupiterstatuette (Abb. 26,12), die zusammen mit
einer Bronzelampe zur Ausstattung gehörte oder aber
privater Besitz eines Besatzungsmitglieds war .
Vergleichen wir diese mehrheitlich wohl in der
ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts in Italien gefertigten
Bronzestatuetten untereinander, so fällt vor allem ihre
stilistische Uneinheitlichkeit auf. Der grössere Merkur
aus Haltern wie auch der laufende A m o r vom Magdalensberg stehen noch deutlich in hellenistischer Tradition. Der in Xanten gefundene Lar ist wohl eher das
Produkt einer norditalischen als einer gallorömischen
Werkstatt. Z u m Merkur vom Magdalensberg sind
nahe Parallelen aus Campanien (Abb. 20,6) und aus
Gallien bekannt. D e n Jupiter vom Wrack Cavallo I
und den Herkules aus Velsen hätte man ohne Kenntnis ihres Fundzusammenhangs kaum so früh datiert.
Angesichts der stilistischen Vielfalt der frühen italischen Statuetten scheint es ein schwieriges Unterfangen, von ihnen sicher gallorömische Erzeugnisse
abzugrenzen und zu bestimmen, von wann an in
Gallien figürliche Bronzen hergestellt worden sind.
Aus grundsätzlichen Überlegungen wäre anzunehmen, dass in der um 120 v. Chr. unterworfenen Gallia
Narbonensis die lokale Produktion früher eingesetzt
hat als in den rund siebzig Jahre später eroberten
Provinzen Lugdunensis und Belgica, doch fehlen
entsprechende festdatierte Funde. Anderseits spielt
gerade bei der Gattung der Statuetten, die wohl
grösstenteils in Lararien verwendet wurden, ein
wichtiger Faktor auf religionsgeschichtlicher Ebene
mit: es scheint, dass erst die augusteische Neuorganisation des privaten Kults die Herstellung und Verbreitung grosser Mengen von Götterstatuetten auslöste (s. unten mit A n m . 617f.). Aufgrund der oben
zusammengestellten Anhaltspunkte gehen wir wohl
nicht fehl in der Annahme, dass Bronzestatuetten in
Gallien und der Germania Superior spätestens vom
mittleren 1. Jahrhundert an hergestellt worden sind.
D a sich die überwiegende Mehrheit der in diesem
Gebiet erhaltenen Statuetten von durchschnittlicher
Qualität stilistisch nicht grundsätzlich von den durch
ihre Fundumstände in die frühe Kaiserzeit datierten
italischen Exemplaren (Abb. 145-174) unterscheidet,
scheint es gerechtfertigt, sie ebenfalls eher der früheren als der späten Kaiserzeit zuzurechnen.
Wenn wir nun im engeren regionalen Bereich nach
201
202
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204
205
den Anfängen lokaler Produktion von Statuetten
fragen, so gilt es, den Einfluss der Armee, insbesondere
des nur rund 40 km von Augusta Raurica entfernten
Militärlagers Vindonissa in die Überlegungen miteinzubeziehen, wo zwischen 17 und 101 n. Chr. nacheinander drei Legionen - in der Frühzeit vorwiegend
italischer Herkunft - stationiert waren . Die Präsenz
von mehreren tausend Armeeangehörigen zog nicht
nur vielfältige Importgüter nach sich, sondern muss
sich auch auf die handwerkliche Produktion des zivilen
Umlandes ausgewirkt haben; anderseits erforderten
Unterhalt, Ausrüstung und Bedarf der Truppen
militäreigene Handwerksbetriebe aller A r t . Gerade
die Tätigkeit bronzeverarbeitender Werkstätten ist
recht gut bekannt, indem ein Teil der in Vindonissa
gefundenen figürlich verzierten Waffen und Ausrüstungsgegenstände aus der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts sicher am Ort hergestellt wurde ; einen
weiteren Produktionsort, Lyon, nennt die Inschrift auf
einem mit Tierkampfgruppen verzierten Schwertscheidenblech . Der Hersteller des Blechs ist ein
römischer Bürger ohne militärische Chargen, was
zeigt, dass es offenbar keine strikte Trennung zwischen
zivilen und militärischen Werkstätten gab. So liegt
es nahe anzunehmen, dass auch ein im Lager tätiger
Bronzehandwerker nicht nur Gegenstände des militärischen Bedarfs, sondern auch Götterstatuetten für
militärische wie für zivile Abnehmerkreise anfertigte.
Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass
als Produktionsort einer Gruppe von Messergriffen
des mittleren 1. Jahrhunderts aufgrund der Fundkonzentration Augusta Raurica oder Vindonissa in
Frage kommen (vgl. oben «Werkstätten»). Für die
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209
201 D e i m e l (wie Abbildungsnachweis zu A b b . 7,12) 13-18.
113-115 Taf. 1,1; 2,1; 3.
202 S. M . E . van L i t h , E e n bronzen beeldje van Hercules bibax uit
Velsen. Westerheem 32, 1983, 347-350 A b b . 1. 2; Stupperich
(wie A n m . 200) 180. Z u r Datierung von Velsen 1 vgl. W. J. T h .
Peters, D i e Datierung der in den Niederlanden gefundenen
Bronzestatuetten des Herkules aus v o r r ö m i s c h e r und römischer Zeit. In: M o l s u.a. 1995,309.
203 N . Hanel, Vetera I. D i e Funde aus den römischen Lagern auf
dem F ü r s t e n b e r g bei Xanten. Rheinische Ausgrabungen 35
(Köln, B o n n 1995) 82-84 Kat. B 422-426 Taf. 14; 15,2. - Es ist
nicht möglich, bei dieser stilistisch so uneinheitlichen Gruppe
importierte von lokal gefertigten Bronzen zu unterscheiden.
Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die sicher am Ort
hergestellte, spätestens flavische Lunastatuette aus dem M i litärlager vom Hunerberg bei Nijmegen (s. oben A n m . 29).
204 M . Corsi-Sciallano, B. L i o u , Les é p a v e s deTarraconaise à chargement d'amphores Dressel 2-4. Archaeonautica 5, 1985,
127-129 A b b . 102.
205 Menzel 1970,231 A b b . 22.
206 Z u Lager und Vicus von Vindonissa vgl. M . Hartmann, V i n donissa. Oppidum-Legionslager-Castrum (Brugg 1986); zusammenfassend Drack/Fellmann 1988,537-550. Z u m Einfluss
von Vindonissa auf Augst vgl. auch Peter (in Vorbereitung).
Prinzipiell gelten die hier gemachten Ü b e r l e g u n g e n auch für
die in Augusta Raurica selbst stationierten Truppen (vgl. unten
Teil II, «Militaria»); vgl. v. Gonzenbach 1995,13—16 (dazu die
E i n s c h r ä n k u n g e n unten mit A n m . 521f.).
207 V g l . Hartmann (wie A n m . 206) 84.101-103.
208 V g l . E . Ettlinger, H . W. Doppler, Nochmals SchwertscheidenFragmente und verwandte Stücke aus Vindonissa. Jber. G P V
1986,5-28 A b b . 1-18; Deschler-Erb u. a. 1991,26.
209 E . Ettlinger, M . Hartmann, Fragmente einer Schwertscheide
aus Vindonissa und ihre G e g e n s t ü c k e vom Grossen St. Bernhard. Jber. G P V 1984,5-46 A b b . 1-3.
lokale Herstellung von Statuetten sind vorläufig erst
in Augst, nicht in Vindonissa sichere Belege vorhanden . Die Fehlgüsse des Merkur S13, der zu einem
Fundkomplex des mittleren oder späteren 1. Jahrhunderts gehörte, sowie die eines Pan (S367) aus
einem etwa gleichzeitigen Fundkomplex, der aber
210
auch verlagertes Material enthielt, beweisen, dass in
Augst etwa von der Mitte des 1. Jahrhunderts an
Statuetten gegossen wurden, ohne dass sich das
Ausmass der lokalen Produktion und ihr Anteil im
Vergleich zur Gesamtmenge der in der Stadt vorhandenen Bronzefiguren abschätzen Hesse .
211
210 Insgesamt haben sich in Vindonissa recht wenige Bronzestatuetten erhalten (vgl. v. Gonzenbach 1967 [wie A n m . 200] 7-30
A b b . 4. 5; Leibundgut [in Vorbereitung]); aus vorflavischen
Schichten stammt ein Lar, der die einheimische Umsetzung
einer italischen Vorlage dokumentiert ( A . Kaufmann-Heinimann, Eine Larenstatuette aus Vindonissa. Jber. G P V 1981,
19-22 A b b . 2; v. Gonzenbach 1995,308 Taf. 169,1).
211 A u c h im Bereich der in Augusta Raurica gefundenen Terrakotten wissen wir nur a n n ä h e r n d Bescheid ü b e r das Verhältnis von am Ort hergestellten zu importierten Figuren; vgl. oben
mit A n m . 164-166. - E i n e Übersicht ü b e r die zeitliche und örtliche Verteilung von buntmetallverarbeitenden W e r k s t ä t t e n in
Augusta Raurica geben Furger/Riederer 1995, 139-145; nat u r g e m ä s s betrifft nur ein verschwindend kleiner Teil der erhaltenen Halbfabrikate und Fehlgüsse figürliche Bronzen.
Teil II
Verteilung der figürlichen Bronzen
im Stadtgebiet von Augusta Raurica
Vorbemerkungen zur Stadtgeschichte
und zum topographischen Teil
Wie wir aus der Grabinschrift des Lucius Munatius
Plancus erschliessen können, wurde die Colonia
Raurica, wohl noch im Auftrag Caesars, im Sommer
44 v.Chr. gegründet . D a die ältesten römischen
Funde im Gebiet der heutigen Gemeinden Augst
(Kanton Basel-Landschaft) und Kaiseraugst (Kanton
Aargau) jedoch nicht über das zweite Jahrzehnt
v.Chr. hinaufreichen , ist anzunehmen, dass es infolge der Wirren nach Caesars Tod damals nicht zu
einer faktischen Gründung gekommen ist; diese wurde nach Ausweis zweier fragmentarisch erhaltener
Bronzeinschriften in augusteischer Zeit von einem
nicht weiter bekannten, als nuncupator bezeichneten
Lucius Octavius vorgenommen . D i e Bronzetafeln
nennen auch den (unvollständig erhaltenen) Namen
der Koloniestadt: Colonia [Paterna?]/[Munatiafelix?]/
[Apolli]naris/[Augusta
E] merita/[Raur] ica . In der
neugegründeten Stadt nahmen hauptsächlich Veteranen unterschiedlicher Herkunft - wahrscheinlich auch
mit dem römischen Bürgerrecht bedachte Rauriker und peregrine Einheimische ihren Wohnsitz.
Politisch gehörte die Koloniestadt zunächst zur
Provinz Gallia Belgica, vom späteren 1. Jahrhundert
an dann zur Germania Superior; nach der diokletianischen Neuordnung war sie Teil der Provincia
Maxima Sequanorum, mit Schwerpunkt im Castrum
Rauracense.
Topographisch gliederte sich die Siedlung in eine
Oberstadt (auf dem Gebiet des heutigen Augst) mit
den wichtigsten öffentlichen Bauten und ausgedehnten Wohn- und Handwerkerquartieren sowie in eine
Unterstadt (Gemeinde Kaiseraugst), die auf den
Rhein ausgerichtet war und neben bescheideneren
Wohn- und Gewerbequartieren auch Lager- und
Handelshäuser umfasste und die in spätrömischer
Zeit das Castrum Rauracense beherbergte (vgl. Plan
Abb. 27). Die wohl um 80 n.Chr. begonnene Stadtmauer blieb unvollendet, wohl weil keine äussere
Notwendigkeit dafür bestand . D i e wirtschaftliche
und kulturelle Blütezeit der Stadt dauerte bis um die
Mitte des 3. Jahrhunderts; eine damals eingetretene
Katastrophe - vermutlich ein Erdbeben - scheint
vorübergehend zum Zusammenbruch der öffentlichen
Ordnung geführt zu haben . In den Jahren nach 270
wurde die Stadt von kriegerischen Ereignissen, im
Zusammenhang mit den Alamanneneinfällen an der
Rheingrenze oder mit den inneren Wirren des gallischen Sonderreiches, heimgesucht; danach blieben
nur noch einzelne Quartiere der Oberstadt von der
Zivilbevölkerung bewohnt.
Obwohl die Stadt als Zivilsiedlung angelegt war,
Hessen sich mehrmals in ihrer Geschichte vorübergehend Truppen nieder. In tiberischer Zeit wurde,
offenbar als Teil des Defensivsystems am Oberrhein,
in der Unterstadt ein Holz-Erde-Kastell angelegt, das
rund eine Generation lang belegt war. Danach sind
erst wieder vom späteren 3. Jahrhundert an feste
212
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216
217
militärische Anlagen nachzuweisen: in gallienischer
Zeit scheint im Areal des späteren Castrum ein
Auxiliarkastell bestanden zu haben, um 270 n.Chr.
wurde das Kastelen-Plateau befestigt, und um 300
begann man mit dem Bau des grossen Castrum
Rauracense .
218
Wenn man die aus Augst und Kaiseraugst bekannten
Kleinfunde überblickt, so könnte leicht der Eindruck
aufkommen, Augusta Raurica sei die wichtigste römische Koloniestadt nördlich der Alpen gewesen:
etwa 3000 Fibeln stehen rund 400 Exemplaren aus
Lauriacum und 230 Exemplaren aus Martigny gegenü b e r ; ähnlich frappant ist etwa das Verhältnis
zwischen den in Augst und in Avenches erhaltenen
M ü n z e n . A n bronzenen Götterstatuetten schliesslich kennt man je 25 bis 30 Exemplare aus Avenches
und aus Lyon, immerhin dem Zentrum der très
Galliae \ rund dreimal soviel dagegen aus Augusta
Raurica! F ü r dieses Missverhältnis, das offensichtlich
nicht die ursprünglich vorhandenen Mengen an
Objekten widerspiegelt, sind zur Hauptsache zwei
G r ü n d e verantwortlich: das Gelände der Römerstadt
Augusta Raurica war in nachantiker Zeit, im Gegensatz etwa zu Avenches und Lyon, nur spärlich besiedelt, so dass sich viele Objekte im Boden erhalten
konnten; erst recht spät in unserem Jahrhundert, zu
einer Zeit, als das dokumentarische Erfassen von
219
220
22
212 Z u r Stadtgeschichte vgl. ausführlicher Martin-Kilcher 1987,
15-18; Laur/Berger 1988, 11-22; Furger 1994. H i e r wird nur
neuere Literatur zu ausgewählten Fragen angeführt.
213 Furger 1985; ders., J b A K 9,1988,157.
214 H . Lieb, Z u r zweiten Colonia Raurica. Chiron 4,1974,415-423;
Schwarz/Berger (in Vorbereitung a). V g l . unten Insula 20 D4.
215 Z u r Diskussion um den « R u f n a m e n » der Kolonie vgl. L i e b
(wie A n m . 214) 423; Fellmann 1992,17 A n m . 13.
216 M . Schaub, Das Osttor und die Stadtmauer von Augusta R a u rica (Grabung 1993.52). J b A K 15,1994,73-114 bes. 112ff.
217 Deschler-Erb/Schwarz 1993,180; Furger 1994,36.
218 Schwarz 1992 bes. 70f.; V. Vogel Müller, U . Müller, E i n e G r a bung im Innern des Kastells Kaiseraugst (1993.03). Neue H i n weise zur Bauzeit des Kastells Kaiseraugst und zur Existenz
eines älteren Auxiliarkastells? J b A K 15, 1994, 151-176 bes.
158; Peter (in Vorbereitung).
219 R i h a 1994,46 A n m . 85.
220 Avenches: rund 6500 M ü n z e n (Auskunft F. Koenig,Avenches);
Augst: rund 20 000 M ü n z e n (Peter 1996).
221 Diese Z a h l umfasst die im M u s é e de la civilisation gallo-romaine in L y o n sowie die auswärts aufbewahrten Exemplare
mit gesicherter Fundortangabe; vgl. Boucher/Tassinari, L y o n
und Liste ebd. S. V I und V I I . Das M u s é e des beaux-arts in L y o n
dagegen enthält rund 120 G ö t t e r s t a t u e t t e n ohne bekannten
Fundort aus alten Sammlungen; unter ihnen befinden sich sicher auch Exemplare aus Lyon, die aber nicht mehr als solche
zu identifizieren sind.
A b b . 27
Topographischer Plan von Augusta Raurica (Augst BL/Kaiseraugst A G ) und des Castrum Rauracense (Kaiseraugst A G ) mit
Insulae und Regionen. M . 1:12 500.
Funden und Befunden selbstverständlich geworden
war, setzte dann eine intensive Bautätigkeit auf dem
römischen Gelände ein, wodurch grössere Flächen als
anderswo archäologisch untersucht werden konnten.
Wahrscheinlich würde sich bei vergleichenden Untersuchungen herausstellen, dass von allen römischen
Siedlungen nördlich der Alpen in Augst und Kaiseraugst bisher am meisten Kubikmeter Erde archäologisch erforscht sind - was natürlich eine entsprechende
Fundmenge zur Folge hat .
222
222 Das geschilderte Missverhältnis scheint sich auf Kleinfunde zu
b e s c h r ä n k e n ; bei den S t e i n d e n k m ä l e r n etwa fällt Augusta
Raurica im Vergleich zu anderen Siedlungen klar ab, wie
beliebig ausgewählte B ä n d e des Corpus Signorum Imperii
R o m a n i deutlich machen. Offenbar wurden in grossen, auch
nachantik ü b e r b a u t e n S t ä d t e n zutage geförderte Steindenkm ä l e r nur eben vor Z e r s t ö r u n g bewahrt, ohne dass das sie umgebende G e l ä n d e untersucht werden konnte. V g l . auch
U . Heimbergs Ü b e r l e g u n g e n zur Menge der erhaltenen A m phoren in Augusta Raurica und am Niederrhein ( Z u den r ö mischen A m p h o r e n aus Augst und Kaiseraugst. Germania 75,
1997,303-307).
Im Gebiet der Zivilstadt Augusta Raurica und der
früh- und spätrömischen militärischen Anlagen haben
sich rund 450 figürliche Kleinbronzen (Statuetten,
Statuettenteile und -zubehör, Appliken, Geräte-, Gefäss- und Möbelteile, Amulette) erhalten; von knapp
drei Vierteln kennt man die Fundstelle innerhalb
dieses Gebiets . Es scheint deshalb lohnend zu überprüfen, ob sich die A r t der Funde in den verschieden
genutzten Stadtteilen (öffentliche Bauten, Wohnquartiere, Gewerbezonen, militärisch genutztes Gebiet) unterscheidet und ob die vertikale Verteilung
der Funde zeitlich bedingte Unterschiede erkennen
lässt . Dabei muss man sich aber von vornherein darüber im klaren sein, dass aufgrund der Eigenschaften
des untersuchten Materials und der auf einzelne
Kategorien bezogenen geringen Menge an Objekten
höchstens Tendenzen, kaum aber statistisch relevante
Ergebnisse zu erwarten sind.
Der wichtigste, für die Auslese negative Faktor liegt
in der Zufälligkeit des Erhaltenen, was mit der mehrfachen Verwendbarkeit von Metall zusammenhängt.
Im Unterschied zu Objekten aus Keramik, Knochen
oder Stein, die durch Beschädigung meist unbrauchbar wurden und zum grössten Teil als Bruchstücke
in den Boden gelangten, landeten defekte Metallobjekte kaum je im Abfall, da man sie wieder einschmelzen und das Metall neu verarbeiten konnte. So
gesehen, sind alle Bronzeobjekte, die bei Grabungen
gefunden werden, aus Versehen in den Boden gekommen , und aus ihrer Zahl lässt sich nicht auf
die ursprünglich vorhandene Menge an Metallgegenständen schliessen; fest steht lediglich, dass aufgrund
einer rein zufälligen Auslese ein verschwindend
kleiner Teil der ursprünglich vorhandenen Gesamtmenge erhalten geblieben ist.
Eine zweite Einschränkung betrifft die Aussage der
vertikalen Gliederung, das heisst der datierten Objekte. Knapp die Hälfte aller Bronzen stammt aus
bestimmbaren Fundkomplexen, die sich - vor allem
durch die mitgefundene Keramik - zeitlich einordnen
lassen (vgl. Tabelle A b b . 108) . Diese Fundkomplexdatierung kann aber höchstens einen terminus ante
quem liefern, das heisst ein Bronzeobjekt wurde in
der Regel spätestens zur gleichen Zeit wie die mitgefundene Keramik dem Gebrauch entzogen und
eingelagert, war aber möglicherweise lange vorher
hergestellt worden. Gerade die religiös wichtigen
Bronzestatuetten oder das wertvolle Bronzegeschirr
wurden nachweislich jahrhundertelang verwendet
(vgl. unten mit A n m . 508). Daneben findet sich auch
der umgekehrte Fall: beim Einsturz eines Hauses oder
bei absichtlicher Vergrabung konnten jüngere Objekte
in ältere Schichten geraten (vgl. etwa unten mit A n m .
422). In jedem Fall ist es angebracht, Fundkomplexdatierungen nur als Richtwerte, nicht als absolute
Zahlen aufzufassen .
A l s weiterer wichtiger Faktor, den es zu berücksichtigen gilt, ist die sehr unterschiedliche Erforschung
des Geländes zu nennen. Seit dem 16. Jahrhundert sind
Nachrichten über Ruinen und Funde aus der römischen Siedlung überliefert; systematische Grabungen
werden seit dem 19. Jahrhundert durchgeführt . In
unserem Jahrhundert sind es vor allem moderne Bauvorhaben, die die Untersuchung des Geländes voran223
224
treiben und die bestimmen, ob nur ein Sondierschnitt
angelegt wird oder grossflächig bis zum gewachsenen
Boden ausgegraben werden kann. So ist die Ausdehnung der römischen Zivilstadt - zumindest der
Oberstadt - zwar weitgehend bekannt, doch konnten
bisher nur zwei Insulae, 24 und 30, sowie die sogenannten Frauenthermen in Insula 17 vollständig
untersucht werden, was einen Vergleich zwischen
einzelnen Stadtteilen sehr schwierig macht oder gar
verunmöglicht . Dazu kommt, dass es auch in gut
untersuchten Häusern nur sehr selten möglich war,
die Funktion der einzelnen R ä u m e zu bestimmen;
Aufschlüsse darüber, in welchen R ä u m e n Bronzen,
insbesondere Statuetten, aufbewahrt und verwendet
wurden, sind also kaum zu erwarten.
Einschränkungen ergeben sich schliesslich aus der
A r t des untersuchten Materials: der Katalog erfasst
nicht sämtliche Bronzeobjekte, sondern nur die figürlichen und figürlich verzierten Kleinbronzen. Es ist
hier nicht der Ort, Vor- und Nachteile dieser Auswahl
abzuwägen; es gilt lediglich, sich bewusst zu sein, dass
das untersuchte Material keinen Aufschluss über
230
225
226
227
228
229
223 A u c h an dieser Stelle m ö c h t e ich Constant Clareboets, Augst,
herzlich für die zum Teil m ü h e v o l l e Arbeit der Fundkartierung
danken. - D i e figürlichen Bronzen ohne bekannte Fundstelle
lassen sich ü b e r das Fundortverzeichnis in den beiden Katal o g b ä n d e n (S. 182 bzw. 215) leicht auffinden.
224 D e n Diskussionen mit Peter-Andrew Schwarz, Augst, verdanke ich zahlreiche Hinweise zur Interpretation von Befunden sowie E r g ä n z u n g e n und Berichtigungen in diesem K a p i tel.
225 V g l . allenfalls St. und M . Martin-Kilcher, Geflicktes Geschirr
aus dem römischen Augst B L . Regio Basiliensis 18, 1977,
148-171; St. Martin-Kilcher, R ö m i s c h e Geschirrflicker, A u g ster B l ä t t e r zur R ö m e r z e i t 2 (Augst 1992 ); zum Wiedereinschmelzen von Glas vgl. R ü t t i 1991,19.152-162.
226 Ausgenommen sind hier natürlich absichtlich vergrabene O b jekte; vgl. etwa Depot mit Statuettengruppe und Geschirr (D3)
aus Insula 18 oder Depot mit Larariumsstatuetten und G e schirr (D12) aus Region 20,X.
227 Z u Methode und Problemen der Augster Fundkomplexdatierung vgl. Martin-Kilcher 1987,26-48; 1994,462-465.
228 D i e Fundkomplexdatierung stützt sich fast ausschliesslich auf
die Keramik; M ü n z e n sind in der Regel nicht berücksichtigt.
F ü r eine eigentliche Schichtdatierung m ü s s t e n Befund wie
Mitfunde gleichermassen herangezogen werden - ein aufwendiges Unterfangen, das sich jedenfalls für die Bronzen
nicht lohnte. - D a in den letzten Jahren eine grosse Z a h l von
Fundkomplexen vor allem in Zusammenhang mit der Bearbeitung der A m p h o r e n (Martin-Kilcher 1987 und 1994) überprüft oder neu datiert wurde, kann die im folgenden zu den
einzelnen Objekten angegebene Keramikdatierung in Einzelfällen von der im Katalog publizierten abweichen. Seit wenigen Jahren wird auch die Q u a l i t ä t des Fundkomplexes bzw.
der Datierung kurz kommentiert (in K l a m m e r n angegeben).
In den seltenen Fällen, wo trotz nicht datierbarem F u n d k o m plex eine Zeitangabe (in Klammern) steht (z.B. zu S29 aus Insula 11), beruht diese auf der Interpretation des Befundes.
2
229 Kurzer Abriss der Forschungsgeschichte bei M a r t i n 1987,
7-13.
230 Z u den Problemen beim Vergleich von unterschiedlich gut erforschten Insulae bzw. von verschieden grossen Fundmengen
aus verschiedenen Insulae am Beispiel der Schlangentöpfe
vgl. Schmid 1991, 37f. Immerhin entfällt bei Metallobjekten
der bei Keramik stets zu berücksichtigende Faktor der Auslese w ä h r e n d und nach der Ausgrabung (vgl. Martin-Kilcher
1987, 22-24; R ü t t i 1991,20-22); was an antiken Metallgegens t ä n d e n in antiker Zeit, dem Kreislauf der Wiederverwendung
entzogen, in den B o d e n gelangt ist, wird in der Regel bei der
Ausgrabung auch aufbewahrt.
ganze Objektgruppen wie Gefässe, Möbel oder Geräte
oder über Grossbronzen geben kann.
Auf den Abbildungen 28ff. sind, nach Insulae
und Regionen geordnet, alle bekannten Fundstellen
figürlicher Bronzen eingetragen . Dabei wird eine
genau bekannte Fundstelle durch einen Punkt bei der
Katalognummer, eine nur annähernd lokalisierbare
Fundstelle durch eine unterstrichene Katalognummer
wiedergegeben; Katalognummern ohne Punkt oder
Strichelung bezeichnen Fundorte von Streufunden. Im
Kommentar zu den einzelnen Insulae und Regionen
wird, wenn immer möglich, nur zusammenfassende
Literatur zitiert, über die sich dann die einzelnen
Grabungsberichte auffinden lassen.
231
232
In sechs Insulae bzw. Regionen (Insulae 5, 5/9,18,
Regionen 17,E, 20,D und 20,X) sind geschlossene
Funde mit Götterstatuetten erhalten geblieben, das
heisst ausschliesslich oder teilweise aus Statuetten
bestehende Objektgruppen, die aus unterschiedlichen
G r ü n d e n als Ganzes in den Boden gekommen sind
( D l , D2, D3, DIO, D i l , D12) . Sie werden innerhalb
der Insula oder Region ausführlicher behandelt als
die übrigen Objekte, da das Thema im vierten Teil
der Arbeit in grösserem Zusammenhang nochmals
aufgenommen wird.
233
231 B e i der Auswahl des Materials wurden nur einzeln gefundene
Grossbronzefragmente aufgenommen, um Ü b e r s c h n e i d u n gen mit der Bearbeitung des Schrottfundes aus Insula 28 zu
vermeiden (vgl. Janietz Schwarz/Rouiller 1996). Unterdessen
hat Bettina Janietz beim Sichten des Materials im Bronzedepot des Museums nochmals eine b e t r ä c h t l i c h e A n z a h l
weiterer, im K a t a l o g nicht erfasster Einzelfragmente von
Grossbronzen festgestellt. E i n e Ü b e r s i c h t ü b e r sämtliche
Grossbronzefragmente aus Augst und Kaiseraugst steht also
noch aus. - Z u den Möbelteilen vgl. R i h a (in Vorbereitung).
232 D i e auf den P l ä n e n angegebenen Strassennamen wurden
zur besseren Orientierung eingeführt und beziehen sich ausschliesslich auf römische, heute nicht mehr benutzte Strassen.
233 D e r Einfachheit halber bezeichne ich sie hier als D = Depotfunde; der wirkliche Sachverhalt ergibt sich jeweils aus dem
Zusammenhang.
Öffentliche Bauten
Fora
Hauptforum mit Tempel, Basilica und Curia
(Abb. 28)
30 Merkur
110 Hahn
Inv.: 1954.435
Höhe: 8,9 cm
Fundjahr: 1954
Fundstelle: Ins. 11
Objektdatierung: 2. Jh.
Inv.: 1954.436
Höhe: 0,9 cm
Fundjahr: 1954
Fundstelle: Ins. 11
S367 Pan
123 Oberarm
Inv.: 1990.69.C05341.1
Höhe: 3,8 cm
Fundjahr: 1990
Fundstelle: Ins. 11
Fundkomplex: C05341
FK-Datierung: 50-100
u. verlagertes Material
Inv.: 1954.324
Höhe: 6,2 cm
Fundjahr: 1954
Fundstelle: Ins. 11
S29 Lar
125 Unterarm
Inv.: 1979.8463-8464
Höhe: 9,9 und 1,3 cm
Fundjahr: 1979
Fundstelle: Ins. 11
Fundkomplex: BOI 964
Objektdatierung: 1. Jh.
Befunddatierung: um 270
/ h u : 1954.329
Länge: 7,2 cm
Fundjahr: 1954
Fundstelle: Ins. 11
S38 Minerva
S74 Unterarm
/MV..1987.51.C04058.1
Höhe: 8,3 cm
Fundjahr: 1987
Fundstelle: Ins. 11
Fundkomplex: C04058
FK-Datierung: 90-200
(wenig datierbares Material)
/«v.: 1979.16593
Länge: 3,4 cm
Fundjahr: 1979
Fundstelle: Ins. 11
Fundkomplex: B02728
97 Ziegenbock
S83 Unterschenkel
/m>.: 1954.437
Höhe: 2,1 cm
Fundjahr: 1954
Fundstelle: Ins. 11
/rcv.: 1979.16594
Höhe: 3,2 cm
Fundjahr: 1979
Fundstelle: Ins. 11
Fundkomplex: B02728
148 Caduceus
S194 Kastenhenkel
Inv.: 1954.334
Höhe: 4,2 cm
Fundjahr: 1954
Fundstelle: Ins. 11
Inv.: 1976.10036
Höhe: 3,9 cm
Fundjahr: 1976
Fundstelle: Reg. 7,E
Fundkomplex: A05985
S105 Granatapfel
245 Herme
Inv.: 1941.434
Länge: 12,2 cm
Fundjahr: 1941
Fundstelle: Ins. 13
Objektdatierung: 1. Jh.
/«v.: 1942.864
Höhe: 11,6 cm
Fund jähr: 1942
Fundstelle: Ins. 13
S370 Amorbüste (Applike)
S264 Löwenpranke
(Gefässfuss)
7ttv.: 1990.54.C05614.2
Höhe: 6,4 cm
Fundjahr: 1990
Fundstelle: Ins. 11
Fundkomplex: C05614
Objektdatierung: 2. Jh.
7«v.: 1979.10652
Höhe: 2,7 cm
Fundjahr: 1979
Fundstelle: Ins. 11
Fundkomplex: B02708
FK-Datierung: 25-100
(wenig datierbares Material)
Objektdatierung: 1. Jh.
S160 Huffragment
7«v.: 1911.109
Höhe: 3,4 cm
Fundjahr: 1911
Fundstelle: Ins. 13
M . Trunks Untersuchungen haben ergeben, dass das
Hauptforum mit Tempel und Basilica (Insulae 11-13)
um die Mitte des 1. Jahrhunderts n.Chr. in Stein ausgeführt wurde, im Bereich des Forums sicher über
einem hölzernen Vorgängerbau . Von der Marmorverkleidung des Tempels und vom Altar sind zahlreiche Bruchstücke erhalten . Gegen Ende des
1. oder in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts baute
man östlich der Basilica eine runde Curia an . Nach
einem Brand wurde die ganze Anlage neu errichtet
und zum Teil erweitert; auf diese Umbauten könnte
sich die fragmentarisch erhaltene Inschrift auf der
Verkleidungsplatte des Sockels einer Reiterstatue aus
der Regierungszeit des Antoninus Pius beziehen .
Dass der Tempel dem Kaiserkult galt, machen die wenigen, fragmentarisch erhaltenen Bronzebuchstaben
der Weihinschrift des jüngeren Tempels wahrscheinl i c h (vgl. auch unten mit A n m . 572).
234
235
S182 Löwenpranke
(Gerätfuss)
/«v.: 1979.7370
Höhe: 5,5 cm
Fundjahr: 1979
Fundstelle: Ins. 11
Fundkomplex: BOI 965
236
237
238
S183 Löwenpranke
(Gerätfuss)
/ttv.: 1979.5620
Höhe: 3,0 cm
Fundjahr: 1979
Fundstelle: Ins. 11
Fundkomplex: B02790
234 Trunk 1991,46-66.154-160.
235 Bossert-Radtke 1992 N r . 32 Taf. 14-18.
236 V g l . dazu auch J. C . Balty, Curia Ordinis. Recherches d'architecture et d'urbanisme antiques sur les curies provinciales du
monde romain (Brüssel 1991) 271-277.
237 V g l . Trunk 1991,155f.; Schwarz/Berger (in Vorbereitung b).
238 R - A . Schwarz, Neue Erkenntnisse zur Westfront des Hauptforums von Augusta Rauricorum (Augst B L ) . J b A K 12,1991,
153-209 bes. 181-184 A b b . 35-41; Schwarz/Berger (in Vorbereitung b).
Flucht verloren (vgl. unten «Funde in Porticus und
Strasse»). D e r L a r S29, wohl ein mutterländisches
Erzeugnis des mittleren 1. Jahrhunderts, stand wahrscheinlich bis zu den kriegerischen Ereignissen um 270
n. Chr. im Lararium einer Taberne. Die Möbel- und
Gefässteile S182, S183 und S264 gehörten zur Inneneinrichtung eines Ladens oder einer Taberne.
' S194
Süd- und Nebenforum mit Umgebung
(Abb. 29)
74 Fortuna
Inv.: 1953.99
Höhe: 15,9 cm
Fundjahr: 1953
Fundstelle: Reg. 8,C
Objektdatierung: 3. Jh.
77 210
30
*97
110
•S38
125
122*148
A b b . 28
S264 S83.
* S74
S182 S29 S183
•S 367
Augst B L . Hauptforum mit Tempel, Basilica und Curia
(Insulae 11-13; Umfeld der Curia in Region 7,E) sowie
nordwestlich angrenzende Teile der Insulae 5/9,9 und 10.
M . 1 :2000.
Im Zerstörungsschutt des Forumstempels aus dem
späteren 3. Jahrhundert fanden sich beträchtliche
Mengen von Blei sowie Fragmente zweier Grossbronzen, vermutlich einer Reiterstatue, die im Bereich
des Forums aufgestellt war ; ein weiteres Bronzefragment könnte von der Verkleidung der Tempeltür
stammen . In der Basilica standen mindestens zwei
weitere Reiterstatuen, von denen Fragmente im Zerstörungsschutt der Curia und nördlich und östlich der
an die Nordseite der Basilica angebauten Treppe
lagen . Der Teil eines Füllhorns oder Fruchtgebindes
von einer lebensgrossen Statue der Fortuna, einer
Muttergöttin oder eines Genius S105 wurde in dem an
der Nordseite der Basilica angebauten Treppenhaus
gefunden . Aus einem G e b ä u d e unbekannten Ausmasses am Abhang östlich der Curia (Region 7,E)
stammt das Kastenhenkelfragment S194.
Abgesehen von zwei Möbelappliken aus dem Zerstörungsschutt des Forumsaltars (S370) bzw. aus der
Auffüllung der Curia (S160) sind im Bereich von
Forum und Basilica keine figürlichen Bronzen zum
Vorschein gekommen; die Funde konzentrieren sich
auf die Laden- und Tabernenfront an der West- und
Nordseite des Forums und auf den Strassenbereich.
Die meisten Objekte stammen aus Zerstörungsschichten; es ist erstaunlich, dass die Statuettenteile
123,125 und 148 sowie S74 und S83 nicht als Altmetall
weiterverwendet wurden. Der Fehlguss eines Pan S367
stammt wohl aus einer Giesserei und ist mit modern
verlagertem Material in den Humus geraten . Vielleicht ging die Merkurgruppe 30, 97 und 110 auf der
Wie das Hauptforum erbrachten auch die öffentlichen
Teile des 1921-1928 von K a r l Stehlin durch Sondierschnitte untersuchten Süd- und des westlich angrenzenden sogenannten Nebenforums (Insulae 14
und 15) keine figürlichen Bronzen. Dass auch die an
die Fora angebauten Tabernen und Läden fundleer
geblieben sind, ist wohl nur auf die beschränkte
untersuchte Fläche zurückzuführen. D e r über die
Fluchtlinie der Tabernen vorspringende Raum S mit
244
239
240
241
242
243
239 B. Janietz Schwarz, in: Schwarz (wie A n m . 238) 189-195 A b b .
45-48.
240 Janietz Schwarz (wie A n m . 239) A b b . 49.
241 P. R o t h , B Z 41,1942, V i l i . I X ; Laur/Berger 1988,52. - E s fragt
sich prinzipiell, ob man aus der Lage von Grossbronzefragmenten auf den ursprünglichen Standort einer Statue schliessen darf. A n sich w ä r e denkbar, dass man Fragmente, die man
wiederverwenden wollte, entweder in unmittelbarer N ä h e des
ursprünglichen Standorts sicherte oder aber schon an den Ort
der Wiederverwendung transportierte. B e i widerrechtlicher
Aneignung dagegen s t ü n d e wohl der Aspekt des sicheren G e wahrsams i m Vordergrund. V g l . zu diesen Fragen DeschlerErb/Schwarz 1993 bes. 180; Schwarz/Berger (in Vorbereitung
a). Eindeutig verhält es sich mit der Fundstelle des Griffs einer
bronzenen, dem G ö t t e r p a a r A p o l l o und Sirona geweihten
Kasserolle in der Auffüllung des Treppenhauses nördlich der
Basilica; sie steht in keiner Beziehung zum ursprünglichen
mutmasslichen Verwendungsort des Gefässes, dem Heiligtum
in der Grienmatt (F. Stähelin, E i n gallisches G ö t t e r p a a r i n
Augst. Zeitschrift für schweizerische A r c h ä o l o g i e und Kunstgeschichte 3, 1941, 241-244 Taf. 71,1; Martin 1987 A b b . 98;
Laur/Berger 1988,55 A b b . 45).
242 Z u m Treppenhaus vgl. P.-A. Schwarz u.a., J b A K 12, 1991,
211-232 bes. A b b . 20C.
243 In der N ä h e des Forums (Insulae 6 und 10) haben sich mehrere metallverarbeitende W e r k s t ä t t e n lokalisieren lassen; vgl.
Furger/Riederer 1995,123.140 Tabelle 2; Schwarz (in Vorbereitung).
244 Z u Süd- und Nebenforum allg. vgl. Laur/Berger 1988, 87-90
A b b . 75-78; zu den Stehlin'schen Grabungen jetzt Stehlin
1994,52-57.
245
327
->Hulil
Temi
seinen drei Nischen könnte durchaus als Kultraum
gedient haben, doch ist es fraglich, ob die recht weit
entfernt gefundene Fortunastatuette 74 von dort
stammt; sie könnte ebenso gut aus dem Hausheiligtum
eines Wohnhauses verschleppt sein.
A b b . 29
<
Augst B L . Süd- und Nebenforum (Insulae 14 und 15) und
Umgebung (Region 8,C). M . 1 : 2000.
Heiligtümer
Obschon die Augster Tempelanlagen auf dem Schönbühl, in der Grienmatt, in der Flur Sichelen und auf
der Flühweghalde zu unterschiedlichen Zeiten und
verschieden intensiv untersucht wurden, sind ihre
Grundrisse und ihre Strukturen im allgemeinen recht
gut bekannt. Von den dort dargebrachten beweglichen
Votivgaben wie Münzen, Keramik, Fibeln oder Statuetten hat sich aber nur sehr wenig erhalten . Das kann
verschiedene G r ü n d e haben: die Objekte wurden vor
der endgültigen Zerstörung des Heiligtums in Sicherheit gebracht oder von den Eroberern verschleppt,
oder aber man achtete bei der neuzeitlichen Ausgrabung mehr auf den Verlauf der Mauerzüge als
auf Kleinfunde. Die wenigen aus den Augster Heiligtümern bekannten figürlichen Bronzen gehören jedenfalls fast durchwegs zur Innenausstattung.
S131 Finger
Inv.: 1933.41
Länge: 4,0 cm
Fundjahr: 1933
Fundstelle: Reg. 2,D
Objektdatierung: 1./2. Jh.
246
178 Schwan (Applike)
Inv.: 1924.386
Höhe: 9,7 cm
Fundjahr: 1843
Fundstelle: Reg. 2,B
Objektdatierung: 1. Jh.
Schönbühl-Tempel (Abb. 30)
156 Sockel
Inv.: 1922.322
Höhe: 3,1 cm
Fundjahr: 1922
Fundstelle: Reg. 2,C
245 Laur/Berger 1988,88 A b b . 75.
246 Werkzeug, Ringe, A n h ä n g e r , Fibeln u. a. aus dem kleinen Vierecktempel N r . 47 auf Schönbühl: Stehlin 1994, 59 A b b . 64; 71
A b b . 87. - Keramik und Kleinfunde von der F l ü h w e g h a l d e :
St. M a r t i n in: E . R i h a , D e r gallorömische Tempel auf der
Flühweghalde bei Augst. Augster Museumshefte 3 (Augst
1980) 48-61 A b b . 32-35; Bossert-Radtke 1992, 17. 23. - Z u r
Ausstattung von H e i l i g t ü m e r n vgl. unten mit A n m . 695-701.
182 Löwenkopf (Applike)
156 dürfte zu einer Votivstatuette gehört haben. Das
Fingerfragment von einer etwas unterlebensgrossen
Statue S131, die auf der Freitreppe zum Tempel lag,
könnte ebenso gut von der Ausstattung des Theaters
wie des Tempels stammen.
Inv.: 1921.296
Höhe: 9,9 cm
Fundjahr: 1921
Fundstelle: Reg. 2,B
Objektdatierung: 2. Jh.
219 Schlüsselgriff
Inv.: 1939.807
Länge: 19,2 cm
Fundjahr: 1937
Fundstelle: Reg. 2,B
Objektdatierung: 2. Jh.
Heiligtum in der Grienmatt (Abb. 31)
133 Unterschenkel
Inv.: 1921.73
Höhe: 13,8 cm
Fundjahr: 1803
Fundstelle: Reg. 8 , A
Objektdatierung: 1./2. Jh.
Der in seiner Orientierung auf das gegenüberliegende
Theater ausgerichtete Schönbühl-Tempel (Regionen
2,B, 2,C, 2,D) wurde über bzw. neben mehreren gallorömischen Vierecktempeln wohl nach der Mitte des
1. Jahrhunderts n.Chr. als Podiumtempel errichtet; es
ist nicht bekannt, welcher Gottheit er geweiht war .
Von Bau und Ausstattung haben sich zahlreiche
Architekturfragmente sowie Teile eines Waffenfrieses
erhalten ; zu einer Wandverkleidung gehörte wohl
die Applike in Form eines Schwans 178. Der Löwenkopf 182 und der Schlüsselgriff 219 stammen möglicherweise von der Tempeltür. A l l e drei Bronzen
fallen durch ihre hohe Qualität auf; man möchte annehmen, dass sie im gleichen Zeitraum, jedenfalls im
2. Jahrhundert, den Tempel zierten, ohne dass sich ihre
Entstehungszeit genauer festlegen liesse . Die Basis
247
248
S368a Pfeilfragment
Inv.: 1921.74
Länge: 17,3 cm
Fundjahr: 1803
Fundstelle: Reg. 8,A
Objektdatierung: 1./2. Jh.
249
S368b Bogenfragment
Inv.: 1921.75
Länge: 6,4 und 6,5 cm
Fundjahr: 1801
Fundstelle: Reg. 8, A
Objektdatierung: 1./2. Jh.
A b b . 30
Augst B L . S c h ö n b ü h l - T e m p e l (Regionen 2,B, 2,C, 2,D).
M . 1 :2000.
247 Laur/Berger 1988,80-87 (die Bronzebuchstaben A b b . 73 sind
wahrscheinlich zu Romae et Augusto zu e r g ä n z e n und geh ö r t e n zur Inschrift des Forumstempels; vgl. A n m . 238);
P.-A. Schwarz u.a., J b A K 12, 1991, 58f. 93; Trunk 1991, 45.
160-171.
248 R . Hänggi, D e r Podiumtempel auf dem S c h ö n b ü h l in Augst.
Augster Museumshefte 9 (Augst 1986) 25-40 A b b . 20-28;
Trunk 1991 A b b . 102-110; Bossert-Radtke 1992 N r . 42.48f. 51
Taf. 30.34.38. 39.
249 D i e im Katalog zu 178, 182 und 219 vorgeschlagenen Datierungen (1. Jh.; E n d e des 2. Jh.; erste Hälfte des 2. Jh.) scheinen
mir nach wie vor möglich, jedoch nicht zwingend, da wir viel
zu wenig ü b e r die stilistische Vielfalt gleichzeitig arbeitender
Handwerker wissen.
192 Triton (Gerätfuss)
Inv.: 1907.1250/1906.751
Inv.: 1921.67
Länge: 8,3 cm
Fundjahr: vor 1750
Fundstelle: Reg. 8,A
Höhe: 13,2 cm
Fundjahr: 1803
Fundstelle: Reg. 8,A
Objektdatierung: 2./3. Jh.
S130 Finger
195 L ö w e n p r a n k e
(Gerätfuss)
Inv: 1907.1976
Länge: 4,8 cm
Fundjahr: 1807
Fundstelle: Reg. 8, A
Objektdatierung: 1./2. Jh.
/rtv.: 1921.72
177a Löwengreif (Applike)
191a Ganymed
(Laternenstütze)
/«v.: 1907.63
Höhe: 7,5 cm
Fundjahr: 1801
Fundstelle: Reg. 8, A
Objektdatierung: 1./2. Jh.
Höhe: 15,3 cm
Fundjahr: 1907
Fundstelle: Reg. 8,A
Objektdatierung: 2. Jh.
/«v.: 1921.68
177b Löwengreif (Applike)
191b A r m mit Syrinx
(von Laternenstütze)
/«V./1085
Höhe: 32,8 cm
Fundjahr: 1801
Fundstelle: Reg. 8,A
Objektdatierung: 2./3. Jh.
Höhe: 15,6 cm
Fundjahr: 1797
Fundstelle: Reg. 8,A
Objektdatierung: 2. Jh.
/«v.: 1921.69
Länge: 3,6 cm
Fundjahr: 1803
Fundstelle: Reg. 8,A
Objektdatierung: 2.13. Jh.
177c Kantharos (Applike)
267 Panther (Lampengriff?)
/«v.: 1907.632
//iv.: 1914.176
Höhe: 15,0 cm
Fundjahr: 1907
Fundstelle: Reg. 8,A
Objektdatierung: 2. Jh.
Höhe: 5,8 cm
Fundjahr: 1914
Fundstelle: Reg. 8, A
Objektdatierung: 1./2. Jh.
177d Herme (Applike)
246 Becken
/nv.: 1907.631
Inv.: 1921.78
Z)m.: 10,8 cm
Höhe: \7,0 cm
Fundjahr: 1907
Fundstelle: Reg. 8,A
Objektdatierung: 2. Jh.
Fundjahr: um 1800
Fundstelle: Reg. 8,A
Objektdatierung: 3. Jh.
Trotz der schon im 18. Jahrhundert einsetzenden E r forschung des Heiligtums in der Grienmatt (Region
8,A) haben sich erstaunlich viele Teile der Ausstattung
und der dort aufgestellten steinernen Votive erhalten . A n den mit einer Umfassungsmauer abgeschlossenen Hof, in dessen Innerem das zentrale,
vielleicht als Nymphäum zu deutende Heiligtum und
weitere kleinere Sakralbauten standen, schloss sich
im Osten ein wahrscheinlich als Heilbad genutzter
Thermalkomplex an . Die erhaltenen Weihinschriften und figürlichen Denkmäler belegen die Verehrung
von Apollo, Aeskulap, Sucellus und Herkules; wahrscheinlich stammt auch der verschleppte Kasserollengriff mit der Weihung an Apollo und Sirona von hier
(s. oben A n m . 241).
Die meisten figürlichen Bronzen gehörten zur Ausstattung des Heiligtums; zu einem kleineren Teil sind
es Fragmente von Kultstatuen und Kultgerät. Der hervorragend gearbeitete Fries mit Löwen- und Adlergreifen 177a-e war wohl zusammen mit dem durchbrochen gearbeiteten Palmettenfries an den beiden
Flügeln der hölzernen Tempeltür angebracht . D i e
beiden Fragmente 191a und b gehörten zu einer Prunklaterne mit figürlich verzierten Stützen ; als Möbeloder Gerätestützen dienten der Triton 192 und die
Löwenpranke 195. Noch nicht überzeugend geklärt ist
die Funktion der offenbar paarweise verwendeten
Pantherprotomen, von denen möglicherweise auch
266, wie 267, aus dem Areal des Grienmatt-Heiligtums
stammt . Das Weihrauchbecken mit den Wochentagsgöttern 246, zu dem vorläufig keine nahen Parallelen bekannt sind, wurde sicher im Kult verwendet;
sein Fries ist stilistisch verwandt mit einer Gruppe von
Gefässen, die um die Mitte des 3. Jahrhunderts wohl in
Obergermanien hergestellt wurden . 133 und S368a
und b waren Teile einer ca. 50 cm hohen Apollostatuette; von zwei weiteren grösseren Kultstatuen ist
je ein Fingerfragment erhalten (S129 und S130) .
250
251
Es fällt auf, dass sowohl die figürlichen Bronzen als
auch die marmornen Rankenfriese von überdurchschnittlicher Qualität sind. Die Marmorfriese wurden
wohl in frühflavischer Zeit von südgallischen und/oder
einheimischen Handwerkern geschaffen, ebenso die
bronzenen Palmetten- und Greifenfriese. Die übrigen
Bronzen gehören, soweit sie sich datieren lassen, in das
frühe 2. Jahrhundert und die Zeit vom ausgehenden
2. bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts, was einen A n haltspunkt für die Benutzung des Heiligtums gibt.
Die Ausgrabungen im Heilbad haben kaum Kleinfunde zutage gefördert, jedenfalls keine figürlichen
Kleinbronzen, Fibeln oder Haarnadeln. Hingegen
haben sich Gewandfragmente von Grossbronzen,
wohl Bestandteile der Ausstattung, erhalten .
257
258
Heiligtümer auf Sichelen (Abb. 32)
und auf der Flühweghalde
252
253
S167 Löwenkopf (Applike)
Inv.: 1973.13317
Dm.: 3,4 cm
Fundjahr: 1973
Fundstelle: Reg. 4,B
Fundkomplex: A04182
FK-Datierung: 50-150 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
254
255
256
HJMS? 1 9 1 b
1 7 7 c ..*S368a
Tempel bieijrkji
Grienmatt
0,A
J
A b b . 31
Augst B L . Heiligtum in der Grienmatt (Region 8 , A ) .
M . 1 :2000.
A m südwestlichen Stadtrand, auf der Flur Sichelen
(Regionen 3,B, 4,B, 4,C), liegen drei gallorömische
Umgangstempel, deren Grundrisse bei den Grabungen 1958 und 1962/63 zwar klar zu fassen waren, in
denen sich aber wegen der starken Zerstörung kaum
250 Laur/Berger 1988, 103-117 A b b . 92-111; Trunk 1991, 1711;
Bossert-Radtke 1992 N r . 9. 11-13. 31. 33. 38. 43. 50. 53(?). 81
Taf. 8-10. 13. 19. 20. 22. 31. 35-39. 61; D . Paunier, Eaux thermales et culte des eaux en Suisse à l ' é p o q u e romaine. In:
R . Chevallier (Hrsg.), Les eaux thermales et les cultes des eaux
en Gaule et dans les provinces voisines. Actes du colloque
28-30 septembre 1990 Aix-les-Bains. Caesarodunum 26
(Tours/Turin 1992) 389f. 394; Schmid 1993,142. - Funde und
Befunde des Heiligtums in der Grienmatt werden nun von
K a r i n K o b Guggisberg, Augst, aufgearbeitet.
251 A u c h wenn eigentliche Belege für einen sakralen Kurbetrieb
vorläufig fehlen, d r ä n g t sich diese Funktion von der Lage her
auf. Z u r oft voreiligen Deutung von gallorömischen Heiligtümern als «sanctuaires guérisseurs» vgl. J. Scheid, Epigraphie et
sanctuaires guérisseurs en Gaule. M é l a n g e s de l'Ecole
française de Rome, A n t i q u i t é 104,1992,25^10.
252 V g l . Martin 1987, A b b . 31-33. - Palmettenfries: Laur/Berger
1988,114 A b b . 103; M . P. Rossignani, L a decorazione architettonica in bronzo nel mondo romano. Contributi dell'Istituto di
archeologia 2 (Mailand 1969) 47. 54 A b b . 7 Taf. 20 (als A l t a r verkleidung gedeutet).
253 V g l . M . F e u g è r e , J. Garbsch, R ö m i s c h e Bronzelaternen.
Bayerische Vorgeschichtsblätter 58,1993,174 N r . 61-64.
254 V g l . Katalog zu 266-268 und S245: Deutung als Lampengriffe
vorgeschlagen.
255 V g l . Katalog zu S268; Stupperich 1995,145.
256 Im Katalog sind auf Taf. 64 die Legenden zu S128 und S129
vertauscht.
257 Bossert-Radtke 1992 Nr. 50 Taf. 35-38.
258 Laur/ Berger 1988,103.
259
Kleinfunde erhalten haben . Im Schutt des zweiten
Tempels (Region 4,B) fanden sich der Torso einer
Dianastatuette aus Kalkstein und Fragmente einer
lebensgrossen Bronzestatue . Es ist unklar, wozu die
einzelne, im H o f gefundene Löwenkopfapplike S167
gehörte.
Das
südöstlich der Oberstadt gelegene Heiligtum
auf
der Flühweghalde (Region 13,D), dessen fragmentarisch erhaltenes Kultbild C. Bossert-Radtke
überzeugend als Tutela gedeutet hat, erbrachte wenige
Votivgaben , aber keine figürlichen Bronzen .
260
261
/*4H
/
S167
/
262
Tempelbezirk Sichefen
263
r
4€
S
v
.'ïempeibezirk Sschelen 3
Abb.
<
T h e a t e r und
(Abb.
32
Augst BL. H e i l i g t ü m e r auf Sichelen (Regionen 4,B,
M . 1 :2000.
4,C).
Amphitheater
33)
Sl
Jupiter
Inv.: 1986.9526
Höhe: 7,2 cm
Fundjahr: 1986
Fundstelle: Reg. 2 , A
Fundkomplex: C02036
FK-Datlerung: ( s e k u n d ä r verlagert)
Objektdatierung: 1./2. Jh.
S27
Lar
In v.: 1986.8638
Höhe: 10,6 cm
Fundjahr: 1986
Fundstelle: Reg. 2 , A
Fundkomplex: C02032
FK-Datierung: ( s e k u n d ä r verlagert)
Objektdatierung: 1. Jh.
S187
Löwenpranke
(Gerätfuss)
/HV..-1865
Höhe: 4,0 cm
Fundjahr: 1895-98
Fundstelle: Reg. 2 , A
S375 Kastenhenkel
Inv.: 1990.51.C05348.1
Länge: 3,0 cm
Fundjahr: 1990
Fundstelle: Reg. 2 , A
Fundkomplex: C05348
FK-Datierung: 170-210
(guter, einheitlicher F K )
S369Votivhand
Inv.: 1990.55.C05905.2
Höhe: 13,4 cm
Fundjahr: 1990
Fundstelle: Reg. 2 , A
Fundkomplex: C05905
FK-Datierung: 170-250; evtl. gestört
Objektdatierung: 2./3. Jh.
259 Sichelen 1: G.Th.
Schwarz, U S 23,1959,1-10 Abb.
1-10; A. R .
Furger, Ch. Schneider, J b A K 14,1993,159f. Abb.
1. - Sichelen
2: H . Bögli in: R . Degen u.a. (Hrsg.), Helvetia A n t i q u a , Festschrift E m i l Vogt ( Z ü r i c h 1966) 209-214 Abb.
l - 5 ; T r u n k 1991,
84.
172f. M l ; C. Bossert-Radtke in: Koenig/Rebetez 1995,
303-314. - Sichelen 3: H . Bögli, U S 27,1963,64t Abb.
36. - Sichelen allg. J b S G U F 54,1968/69,126-129 Taf.
36-39,1 Abb.
24.
25; Laur/Berger 1988,118-123 Abb.
112-117.
260 Bossert-Radtke 1992 N r . 5 Taf. 7.
261 Inv. 1962.10941-10943.10946; vgl. Bossert-Radtke (wie A n m .
259) 310 Anm.
37.
262 s. Anm.
246.
263 R i h a (wie A n m . 246); Laur/Berger 1988, 123-125; BossertRadtke 1992 N r . 1.24-26.45 Taf. 2-4.12. 33.
167 Kastenblech
Inv.: Misc. 7420
Höhe: 12,0 cm
Fundjahr: vor 1878
Fundstelle: Reg. 2 , A
Objektdatierung: 3. Jh.
S 3 6 5
S 3 1 4 %\S1
S27
' S 3 6 9
S243 Siegelkapsel
S 243
Inv.: 1903.228
Dm.: 2,0 cm
Fundjahr: 1902/03
Fundstelle: Reg. 2 , A
Objektdatierung: 1. Jh.
A/
A b b . 33
S314 Schwanenkopf
(Wagenteil?)
7«v.: 1986.9528
Höhe: 4,9 cm
Fundjahr: 1986
Fundstelle: Reg. 2 , A
Fundkomplex: C02036
FK-Datierung: ( s e k u n d ä r verlagert)
S345 Pferdegeschirranhänger
Augst B L . Theater (Region 2 , A ) sowie Ostecke von
Insula 5/9. M . 1 : 2000.
den um die Jahrhundertwende durchgeführten Grabungen im szenischen Theater, bei denen offenbar
die Anschüttung der Cavea des letzten Umbaus angeschnitten wurde, stammen zwei Objekte, die mit
der im 1. Jahrhundert mehrfach belegten Militärpräsenz in Zusammenhang stehen könnten (vgl. unten
«Militaria»), ein Pferdegeschirranhänger S345 des vor
allem in tiberisch-claudischer Zeit belegten Typs
sowie eine runde Siegelkapsel S243, wie sie aus Zivilsiedlungen und Militärlagern des 1. und frühen 2. Jahrhunderts bekannt sind . Auffallend viele Militaria unter anderem die Riemenschlaufe (?) S365 - fanden
sich auch in dem zuerst gewerblich, dann wohl als
Taberne genutzten Bau an der Nordwestecke des
Theaters . In Tabernen sind auch Nischen für die
Hausgötter zu erwarten ; leider scheinen die obersten Schichten, aus denen der Jupiter S l und der
Lar S27 stammen, neuzeitlich gestört zu sein, so dass
der ursprüngliche Aufstellungsort der Statuetten unbekannt bleibt. Auch die vermutlich zum Kult des
Jupiter Dolichenus gehörende Votivhand S369 scheint
sich nicht am ursprünglichen Ort ihrer Verwendung
erhalten zu haben .
267
/rcv.: 1907.1558
Höhe: 3,8 cm
Fundjahr: 1895-98
Fundstelle: Reg. 2 , A
FK-Datierung: 1. Jh.
Objektdatierung: 1. Jh.
268
269
270
S365 Tierkopf an
Riemenschlaufe (?)
/wv.: 1987.54.C04242.48
Höhe: 3,1 cm
Fundjahr: 1987
Fundstelle: Reg. 2 , A
Fundkomplex: C04242
FK-Datierung: 60-80
(guter, einheitlicher F K )
Es ist anzunehmen, dass beide Theater, das mehrfach umgebaute szenische Theater im Stadtzentrum
(Region 2,A) und das westlich der Wohnquartiere gelegene Amphitheater (Region 3 , A ) , mit Statuen
und Reliefschmuck aus Stein und Bronze ausgestattet
waren , doch hat sich an figürlichen Bronzen nichts,
an Steinskulpturen kaum etwas erhalten . Aus
264
265
266
271
264 Theater: Laur/Berger 1988, 56-75; P.-A. Schwarz, J b A K 12,
1991,33-96.-Amphitheater: Laur/Berger 1988,76-79; C. Bossert-Radtke, J b A K 10,1989,111-142.
265 V g l . allg. M . Fuchs, Untersuchungen zur Ausstattung römischer Theater in Italien und den Westprovinzen des Imperium
R o m a n u m (Mainz 1987).
266 Bossert-Radtke 1992 Nr. 4.8 Taf. 6. 8.
267 V g l . Deschler-Erb u.a. 1991,30f.
268 V g l . Katalog zu S240.
269 V g l . Furger 1992,28ff. 136f.
270 V g l . Fröhlich 1991,28ff. 38ff. und Katalogbeilagen 1,2,5 und 6
für die Vesuvstädte; B a k k e r 1994,84-87 für Ostia.
271 Z u r Fundstelle vgl. K . K o b Guggisberg, J b A K 13,1992, 121.
128.
An einem nicht näher bekannten Ort «unweit des
Amphitheaters» (= Theaters) wurde vor 1878 das
Fragment eines Bronzereliefs (167) gefunden, auf
dem ein Götterfries dargestellt war und das ein
zylindrisches, wohl profan verwendetes Gefäss oder
Gerät verkleidete . E i n thematisch verwandtes
Blechfragment von einem weiteren Kästchen (168)
fand sich in Region 21,D in Kaiseraugst. Figürlich
verzierte Kastenbleche haben sich in unserer Gegend,
im
Unterschied zu den weiter östlich gelegenen
Provinzen, insbesondere Pannonien, nur selten er272
273
halten. Trotz qualitativen und motivischen Unterschieden gehören die beiden Bleche in dieselbe Werkstatttradition; sie wurden wohl in der ersten Hälfte des
3. Jahrhunderts in einer östlichen - vielleicht rätischen
- Werkstatt geschaffen und dürften am ehesten im
Zusammenhang mit Truppenbewegungen nach Augst
gekommen sein .
Im Areal des um 200 n.Chr. errichteten Amphitheaters haben sich keine figürlichen Bronzen gefunden.
274
Thermen:
Zentralthermen, Frauenthermen, Rheinthermen
(Abb.
63; 67; 34)
S41 Minervabüste
159 Sockel
Inv.: 1978.23875
Höhe: 92 cm
Fundjahr: 1978
Fundstelle: Ins. 37
Fundkomplex: B02248
FK-Datierung: 150-210
(uneinheitliches Material)
Befunddatierung: 250-280
Objektdatierung: 2.13.
Jh.
Inv.: 1938.3969
Höhe: 2,2 cm
Fundjahr: 1938
Fundstelle: Ins. 17
S55
Widder
Inv.: 1978.18140
Höhe: 3,0 cm
Fundjahr: 1978
Fundstelle: Ins. 37
Fundkomplex: B02353
FK-Datierung: 190-280/70-190
(zwei zeitliche Schwerpunkte)
S95
S353 Pferdegeschirranhänger
Inv.: 1938.4178
Höhe: 4,8 cm
Fundjahr: 1938
Fundstelle: Ins. 17
Objektdatierung: 1. Jh.
Huf
Inv.: 1978.12578
Höhe: 3,4 cm
Fundjahr: 1978
Fundstelle: Ins. 32
Fundkomplex: B01739
FK-Datierung: 190-210/210-250
(zwei zeitliche Schwerpunkte)
272 D a die im 19. Jh. als einziges Theater bekannte Ruine in Reg.
2,A
damals wahlweise als Theater oder als Amphitheater bezeichnet wurde, besteht kein G r u n d , wie im Katalog zu 167 an
der Fundortangabe zu zweifeln, um so mehr als das Relief
längst nicht mehr das einzige spätrömische Objekt in der
Oberstadt ist (vgl.
Laur/Berger 1988,16.21).
273 Z u profan und kultisch verwendeten Gefässen mit G ö t t e r darstellungen vgl. unten nach Anm.
710.
274 Z u r stilistischen Einordnung (entgegen Katalog zu 167) vgl.
oben mit Anm.
74.
Die Zentralthermen, die die ganze Insula 32 und Teile
der Insulae 26 und 37 einnehmen, konnten lediglich
durch Sondierschnitte in den Jahren 1942/43 und durch
eine kleine Grabung in der östlichen Porticus 1989
untersucht werden . Nur in Insula 37 wurde stellenweise bis auf den gewachsenen Boden ausgegraben.
Die Fundstellen des Hufs S95, der Minervabüste S41
sowie des Widders S55 können zwar zu den Insulae 32
und 37 gerechnet werden, jedoch liegen sie im Bereich
der Strasse (vgl. unten «Funde in Porticus und
Strasse») und stammen somit nicht unbedingt aus den
Thermen. Der Widder S55 und das Beinfragment eines
liegenden Huftiers S95 - vielleicht eines weiteren
Widders oder eines Ziegenbocks - gehörten wohl zu
Merkurstatuetten und standen also in - nicht näher
lokalisierbaren - Lararien. F ü r den ursprünglichen
Standort der grossen Minervabüste S41 fehlen alle
Anhaltspunkte. Die Thermen selbst kommen kaum in
Betracht, da Minerva nicht zu den für die Ausstattung
von Thermen bevorzugten Gottheiten gehört . A m
ehesten war die Büste, wohl auf einem Holzkern
montiert, als Stiftung von Zivil- oder Militärpersonen
in einem der städtischen Heiligtümer, an einem
öffentlichen Platz oder in einem öffentlichen G e b ä u d e
aufgestellt .
Dass innerhalb der Zentralthermen keine figürlichen Bronzen gefunden wurden, hängt wohl mit
der sehr rudimentären Erforschung der Anlage zusammen . Schwieriger zu verstehen ist die Tatsache,
dass sich auch in den 1937/38 fast vollständig ausgegrabenen sogenannten Frauenthermen in Insula 17
kaum Kleinbronzen gefunden haben, wenn man von
dem nicht genau lokalisierbaren frühkaiserzeitlichen
Pferdegeschirranhänger S353 und dem Statuettensockel 159 im Durchgangsraum zur Halle in der
Ostecke absieht. Die vielen im Hauptwasserkanal gefundenen Fibeln, beinernen Haarnadeln, Glasperlen
und anderen Schmuckstücke machen wahrscheinlich,
dass diese Thermen zumindest in einer jüngeren Phase,
vom frühen 2. Jahrhundert an, den Frauen vorbehalten
275
281
waren . U m so erstaunlicher ist es, dass dort keine der
rund 200 bronzenen Haarnadeln, die immerhin knapp
ein Sechstel aller aus Augst bekannten Haarnadeln
ausmachen, zum Vorschein gekommen ist . - D i e
entlang der Ostseite der Insula aneinandergereihten
R ä u m e dienten wohl als Läden; in einem dieser Läden
könnte die jetzt verlorenene Statuette auf dem Sockel
159 gestanden haben.
Die Rheinthermen in der Unterstadt (Region
20,E) haben keine Funde figürlicher Bronzen erbracht.
282
283
276
277
278
279
280
275 J b S G U 33, 1942, 72-77; J b S G U 34, 1943, 58-60; TomasevicBuck 1984b, 8f. 17-20; Laur/Berger 1988,100-103; M . Schaub,
C. Clareboets, A . R . Furger, J b A K 11, 1990, 73-82; Schmid
1993,24-30.
276 V g l . allg. H . Manderscheid, D i e Skulpturenausstattung der
kaiserzeitlichen Thermenanlagen. Monumenta A r t i s R o m a nae 15 (Berlin 1981). E i n e n Sonderfall bildet B a t h (Avon,
G B ) , in dessen Thermen der Kopf einer vergoldeten Minervastatue gefunden wurde; die Thermen stehen dort in enger
Beziehung zum Heiligtum der Quell- und Heilgöttin Minerva
Sulis (ebd. 68 N r . 1 Taf. 13; B. Cunliffe, P. Davenport, The Temple of Sulis Minerva at Bath l : T h e Site [Oxford 1985] 114Taf.
32-34).
277 Gegen die Deutung als Tempelkultbild spricht meines Erachtens die B ü s t e n f o r m ; üblicherweise bestand das Kultbild aus
einer ganzen Statue. Zusammenfassende Untersuchungen
ü b e r Tempelkultbilder in den Provinzen fehlen; zum spätrepublikanischen Italien vgl. H . G . M a r t i n 1987. E i n e n Eindruck
von der Vielfalt der Statuenweihungen in römischen Provinzstädten gibt G . Alföldys Untersuchung z u m epigraphischen
Material aus Nordostitalien (G. Alföldy, R ö m i s c h e Statuen in
Venetia et Histria. Abhandlungen der Heidelberger A k a d e mie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse
1984/3 bes. 44ff.). Dass Votive in einem Tempel nicht nur aus
kleinformatigen Objekten wie Schmuck, Gefässen oder Statuetten bestanden, zeigen etwa die beiden silbernen G ö t t e r köpfe aus dem Sakralhort von Chavagnes (Anhang II G F 2 5 )
oder der Bronzekopf aus dem Heiligtum von Genainville (Vald'Oise) (P.-H. M i t a r d , Gallia 40,1982,1-33 bes. A b b . 4-10; ders.
u.a., L e sanctuaire gallo-romain des Vaux-de-la Celle [Vald'Oise] [Guiry-en-Vexin 1993] 357).
278 A u c h an Fibeln ist nur ein einziges Exemplar bekannt; vgl.
R i h a 1994,30.
279 E . Ettlinger, D i e Keramik der Augster Thermen (Frauenthermen). Monographien zur U r - und Frühgeschichte der Schweiz
6 (Basel 1949); Laur/Berger 1988, 95-99; R ü t t i 1991, 185;
Schmid 1993,20f.
280 In den beiden einander g e g e n ü b e r l i e g e n d e n L ö c h e r n i n der
Sockelwandung steckten wohl Stifte, mittels deren der Sockel
auf einer Unterlage befestigt wurde; vgl. entsprechende
L ö c h e r i m B o d e n von Larariumsnischen in Pompeji: Boyce
1937,11 N r . 72f. 75. 81.123.129.
281 Z u bedenken ist allerdings, dass es kaum männerspezifische
Objekte gibt, die beim Baden h ä t t e n verlorengehen k ö n n e n .
282 V g l . R i h a 1990, 114; R i h a 1994, 23. 30. - Z u den beinernen
Haarnadeln vgl. Deschler-Erb (in Vorbereitung).
283 V g l . Laur/Berger 1988,91-95; Schmid 1993,143-145.
Wohn- und Gewerbequartiere
Oberstadt
Nördlich und südlich von Theater und Forum erstreckten sich Wohn- und Handwerkerquartiere;
während sich im frühen 1. Jahrhundert die Besiedlung
auf die zentralen Insulae der Oberstadt konzentrierte,
hatte sie sich noch vor der Mitte des Jahrhunderts
bis zur sogenannten Südvorstadt ausgedehnt . U m
50 n. Chr. begann man Holz- und Fachwerkhäuser in
Stein umzubauen; auch die Steinbauten wiesen in der
Regel ein Obergeschoss auf. Die meisten Insulae der
Oberstadt waren gemischte Handwerker-, Gewerbeund Wohnquartiere; nur die Töpfereien und Ziegeleien wurden aus Platzgründen und wegen der Brandgefahr in gesonderten Bezirken am südlichen Stadtrand eingerichtet .
284
285
S43 Fortuna
Inv.: 1979.3667
Höhe: 8,9 cm
Fundjahr: 1979
Fundstelle: Ins. 2
Fundkomplex: B04651
FK-Datierung: 210-280/70-210
(frühe «Ausreisser»)
S82 Bein (von Sucellus?)
Inv: 1979.835
Höhe: 3,5 cm
Fundjahr: 1979
Fundstelle: Ins. 2
Fundkomplex:
FK-Datierung:
Insulae 1-8 (Kastelen-Plateau)
B04606
190-275 (keine
Angaben zur Datierungsgüte)
Im Norden wird die Oberstadt durch ein spornartig
vorragendes Plateau abgeschlossen. In der frühen
und mittleren Kaiserzeit befanden sich dort Wohnquartiere; sie müssten in den Jahren nach 270 n. Chr.
einer Befestigung weichen, die bis gegen Mitte des
4. Jahrhunderts bestand . Entsprechend ihrer bevorzugten Lage sind die Wohnhäuser zum Teil luxuriös
ausgestattet und weisen Mosaiken und Wandmalerei
auf. Allerdings konnten sie nur rudimentär untersucht
werden, und der nordöstliche Teil (Insulae 3/4/7/8) ist
dem neuzeitlichen Kiesabbau zum Opfer gefallen .
286
287
S157 Adlergreif (Applike)
Inv.: 1979.3669
Höhe: 10,1 cm
Fundjahr: 1979
Fundstelle: Ins. 2
Fundkomplex: B04651
FK-Datierung: 210-280/70-210
(frühe «Ausreisser»)
Objektdatierung:
2. Jh.
Insula 1 s. unten nach Ins. 7 und 8
S309 Gauklerbüste
(Wagenteil?)
Insula 2 (Abb. 38)
Inv.: 1979.3668
Höhe: 10,2 cm
Fundjahr: 1979
Fundstelle: Ins. 2
S2 Sucellus
Inv: 1979.3112
Höhe: 24,1 cm
Fundjahr: 1979
Fundstelle: Ins. 2
Fundkomplex: B04651
FK-Datierung: 210-280/70-210
Fundkomplex: B04590
FK-Datierung: 200-300
(frühe «Ausreisser»)
Objektdatierung:
3. Jh.
(wenig datierbares Material)
Objektdatierung:
2. Jh.
S40 Minerva
Inv.: 1979.2026
Höhe: 11,2 cm
Fundjahr: 1979
Fundstelle: Ins. 2
Fundkomplex: B02919
FK-Datierung: 250-350/1-200
(frühe «Ausreisser»)
Objektdatierung:
2. Jh.
284 Zur Stadtentwicklung vgl. Furger 1994.
285 Zu den verschiedenen Handwerks- und Gewerbebetrieben
vgl. die Übersicht bei Furger 1989, 16f., zu den metallverarbeitenden Werkstätten Furger/Riederer 1995,139-145.
286 Schwarz 1992 und Schwarz (in Vorbereitung).
287 Zu Ins. 1,3,5 und 8 vgl. Schmid 1993,36-58.
Die Bronzen S2, S43, S82, S157 und S309 fanden sich
in dem nach 150 n.Chr. angelegten Garten eines der
beiden herrschaftlichen Häuser im Nordwesten der
Insula 1, Villa II ; sie wurden um die Mitte des 3. Jahrhunderts von Mauerschutt überlagert, der möglicherweise von einem Erdbeben herrührt. Wahrscheinlich
standen die Fortunastatuette S43, der Sucellus S2 und
das Fragment eines weiteren einheimischen Gottes
S82 in einem Gartenlararium, während der Adlergreif
S157 als Architekturverkleidung diente. Schwieriger
zu erklären ist die Präsenz des wohl von einem Wagen
stammenden Gauklerkopfs S309. Die weiter westlich
gefundene Minervastatuette S40 stammt aus der im
18. oder 20. Jahrhundert planierten Humuskante, ist
also offenbar verschleppt.
Die Insula wurde im späteren 19. und zu Beginn des
20. Jahrhunderts nur zum Teil und sehr summarisch
untersucht. Im Westen lagen grosse Hallen; die kleinen
Räume in der SE-Ecke gehörten zu zwei mit Mosaiken
ausgestatteten B ä d e r n , in denen der Kerzenständer
199 gut Verwendung finden konnte. D e r ins 1. Jahrhundert zu datierende Jochbeschlag 274 könnte nahelegen, dass die R ä u m e vor der Einrichtung des Bades
anders genutzt wurden.
Insula 3 (Abb. 35)
Insulae 7 und 8 (Abb. 36 und 37)
288
199 Teil eines
Kerzenständers
Inv.: 1907.408
Höhe: 6,2 cm
Fund jähr: 1907
Fundstelle: Ins. 3
289
Insulae 5 und 5/9 s. unten nach Ins. 7 und 8 bzw. Reg.
9,D
2 Jupiter
Inv.: 1969.18150
Höhe: 7,7 cm
Fundjahr: 1936
Fundstelle: Ins. 8
Objektdatierung: 2. Jh.
274 Jochbeschlag
13 Apollo
Inv.: 7.19.1
Höhe: 4,0 cm
Fundjahr: um 1920
Fundstelle: Ins. 3
Objektdatierung: 1. Jh.
Inv.:Höhe: 5,5 cm
Fundjahr: 1936
Fundstelle: Ins. 7
Objektdatierung: 1./2. Jh.
76 Victoria
Inv.:Höhe: 7,1 c m
Fundjahr: 1931
Fundstelle: Ins. 7
Objektdatierung: 1./2. Jh.
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274
1 iti
288 Tomasevic-Buck 1984c, 74-80; Schwarz 1992, 56 mit A n m . 23
und A b b . 17; Schmid 1993, 36-39; Th. Hufschmid, Kastelen 3.
D i e J ü n g e r e n Steinbauten in den Insulae 1 und 2 von Augusta
Raurica. Forschungen in Augst 23 (Augst 1996). - Offenbar
wurde in einer j ü n g e r e n Bauphase ü b e r die Heidenlochstrasse
hinweg gebaut.
289 Schmid 1993,42-51.
262 Widderkopf von
Pateragriff
In v. : Höhe: 5,7 cm
Fundjahr: 1925
Fundstelle: Ins. 7
Inv.:Länge: 3,4 cm
Fundjahr: 1935
Fundstelle: Ins. 8
Objektdatierung: 1. Jh.
154 Panzer
Inv.: —
Höhe: 9,2 cm
Fundjahr: 1931
Fundstelle: Ins. 7
Votivbeilchen (vgl. A n m . 292)
Höhe: 5,2 cm
Fundjahr: 1915
Fundstelle: Ins. 7
149 Weinranke
/nv.: 1914.525
4,8 cm
Fundjahr: 1914
Fundstelle: Ins. 8
Objektdatierung: 1./2. Jh.
A b b . 36
54 Satyrbüste (Applike)
Inv.:Höhe: 8,7 cm
Fundjahr: 1943
Fundstelle: Ins. 8
Objektdatierung: 3. Jh.
55 Satyrbüste (Applike)
Inv.:Z/ö/ze: 8,4 cm
Fundjahr: 1934
Fundstelle: Ins. 8
Objektdatierung: 2. Jh.
Augst B L . Insula 7. M . 1 :1000.
Die wohl grösstenteils mit Wohnhäusern überbauten
Insulae 7 und 8 bilden den südöstlichen Abschluss des
Kastelen-Plateaus. In der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts untersuchte und dokumentierte sie K a r l
Stehlin, soweit dies während des Kiesabbaus am Osthang möglich war .
Die Häuser waren zum Teil mit Mosaiken und
einfacher Wandmalerei ausgestattet. D e n Westteil
von Insula 7 nehmen grosse Hallen ein; der Grundriss
im ganzen ist der einer Peristylvilla. Die einzeln gefundenen Statuetten 13 und 76 könnten je zu einem
Lararium gehört haben, das in der Nähe des Eingangs
bzw. in der Porticus des Peristyls eingerichtet war, wie
wir das von den Vesuvstädten kennen (vgl. unten A n hang I z.B. G F V 2 0 , G F V 2 5 , G F V 2 7 , G F V 3 5 , GFV37).
Durch einen in der Nähe der Victoriastatuette 76 gefundenen wohl italischen Sockel des 1. Jahrhunderts
ist eine weitere Statuette bezeugt. Der getriebene
Miniaturpanzer 154 lässt sich sowohl als Einzelfund
wie als Fund in einem Wohnhaus schwer deuten;
ähnliche Probleme bereitet ein Votivbeilchen, das im
Bereich der Wohnbauten auf Kastelen gefunden
wurde .
In der Nordhälfte der beiden Insulae ziehen sich
die R ä u m e über die ältere Strassenführung hin. D i e
Häuser waren zum Hang hin durch Terrassen mit Entlastungsbögen bzw. Stützpfeilern gesichert; den A b schluss im Süden bildete eine quer zu den Terrassen
verlaufende Kryptoportikus . Wie die G e b ä u d e im
Aufgehenden gestaltet waren, lässt sich nicht mehr
feststellen. Es ist unklar, ob die Jupiterstatuette 2, die
vielleicht als Wagenschmuck verwendete Satyrbüste
54, das Waagegewicht 55 und der Griffschalenteil 262
ursprünglich dort verwendet wurden, wo sie gefunden
worden sind, oder ob sie sekundär verlagert sind .
Z u einem Wagenbeschlag könnte auch das in einem
parallel zur Kastelenstrasse verlaufenden Gang gefundene Fragment 149 gehört haben .
Inv.: 1969.11778
Höhe: 12,6 und 4,3 cm
Fundjahr: 1918
Fundstelle: Ins. 5
Objektdatierung: 1. Jh.
290
49 A m o r
/WV..-A1759
Höhe: 13,3 und 3,3 cm
Fund jähr: 1918
Fundstelle: Ins. 5
Objektdatierung: 1. Jh.
291
52 Lar
292
Inv.: 1969.11776
Höhe: 25 und 7,2 cm
Fundjahr: 1918
Fundstelle: Ins. 5
Objektdatierung: 1. Jh.
293
86 Herkulesbüste
Inv.: 1969.11777
Höhe: 24,0 cm
Fundjahr: 1918
Fundstelle: Ins. 5
Objektdatierung: 1. Jh.
294
295
Insulae 1 und 5; Region 2,E (Abb. 38)
S36 Minerva
35 Merkur
Inv.: 1985.57650
Höhe: 6,2 cm
Fundjahr: 1985
Fundstelle: Reg. 2,E
Fundkomplex: COI 690
FK-Datierung: 50-350
(uneinheitliches Material)
Inv.: A 1151
Höhe: 29,0 cm
Fundjahr: 1918
Fundstelle: Ins. 5
Objektdatierung: 1. Jh.
40 Bacchusbüste
/»V.: A 1 7 5 6
Höhe: 23,5 cm
Fundjahr: 1918
Fundstelle: Ins. 5
Objektdatierung: 1. Jh.
290
291
292
293
294
295
Schmid 1993,56-58; vgl. auch Fünfschilling 1993.
Fünfschilling 1993 N r . 1088 Taf. 140.
Fünfschilling 1993 N r . 1095 Taf. 141.
Schwarz (in Vorbereitung).
Z u 54 und 55 vgl. jetzt Franken 1994,205.210.
V g l . M a n f r i n i - A r a g n o 1987 A b b . 67.254.
S58 Hahn
S
2^985.56984
FK-Datierung:
1
7
3
Beschlagknopf
/nv.: 1970.4621
40-275
^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^
Objektdatierung.
1. Jh.
(uneinheitliches Material)
Objektdatierung: 1./2. Jh.
150 Mohnkapsel
189 Klappgestell
Inv.: 1969.11785
Höhe: 4,9 cm
Fundjahr: 1918
Fundstelle: Ins. 5
/nv.: 1954.438
103,4 cm
Fundjahr: 1954
Fundstelle: Ins. 5
Objektdatierung: 2.13. Jh.
2 Sockel
/«v.: 1969.11779
//ö/ze: 4,0 cm
Fundjahr: 1918
Fundstelle: Ins. 5
Objektdatierung: 1./2. Jh.
166 Sockel
Inv.: 1969.11792
Höhe: 3,4 cm
Fundjahr: 1918
Fundstelle: Ins. 5
A m Südwestabhang des Kastelen-Plateaus folgt die
Überbauung dem Gelände, verläuft also schräg zum
sonst üblichen Strassennetz. D i e Ausstattung der
G e b ä u d e im Westteil von Insula 1 mit Hypokausten
* Wandmalerei lässt auf Wohnhäuser schliessen ;
die Büste S143 sass wohl mit weiteren ähnlichen
Appliken an einem Möbel.
u n c
296
296 T. Tomasevic-Buck, J b A K 2,1982,7-13.
S143 Männliche Büste
(Applike)
'S
;
Inv.: 1976.5485
Höhe: 8,1 cm
Fundjahr: 1976
Fundstelle: Ins. 1
Fundkomplex: A07559
FK-Datierung: 200-275/1-100
(frühe «Ausreisser»)
Objektdatierung: 2. Jh.
S371 Weiblicher Kopf
(Applike)
Inv.: 1985.73222
Höhe: 2,1 cm
Fundjahr: 1985
Fundstelle: Reg. 2,E
Fundkomplex: C01777
FK-Datierung: 25-250 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
S43
S309-' S. 157
• S82
S40« S2
.5143
5371
S36
* S58 Yt,
5
.
tipi
S173
F
1
189
A b b . 38 Augst B L . Insulae 1 und 5 sowie östlich angrenzenderTeil
von Insula 2; Region 2,E. M . 1 :2000.
Die 1985 auf der gegenüberliegenden Seite der
Obermühlestrasse (Region 2,E) durchgeführte Grabung erbrachte nicht, wie erwartet, eine entsprechende
Überbauung mit Wohn- oder Gewerbehäusern, sondern einen mit Kies gepflasterten freien Platz, dessen
Funktion noch unklar ist . Unter der beträchtlichen
Menge an Kleinfunden fallen einige Exemplare durch
ihre Qualität oder Originalität auf, so ein von einer
Philosophenbüste bekrönter Messergriff aus B e i n
oder der bronzene Hahn S58, der den Geldbeutel des
Merkur im Schnabel trägt. Der Hahn wie auch die in
der Nähe gefundene Minervastatuette S36 dürften aus
einem Lararium stammen; vielleicht bestand es aus
vergänglichem Material und war in einer hölzernen
Taberne untergebracht, oder aber die Statuetten
gingen auf dem offenen Platz verloren. Die Applike
S371 diente als Möbelbeschlag.
Die auf die zum Theater führende Neuntürmestrasse ausgerichtete Häuserreihe in Insula 5 ist nur
sehr summarisch untersucht; vollständige Hausgrundrisse liegen kaum vor .1918 kamen in einem am Hang
gelegenen Wohnhaus eine Reihe von hervorragenden
Statuetten und Büsten (2, 35, 38, 40, 49, 52, 86, 150,
166) sowie eisernes und bronzenes Haushaltgerät zum
Vorschein ( D l ) (s. unten).
Unter den an die Domusgasse angrenzenden Gebäuden scheint es sowohl Wohn- wie Gewerbebauten
gegeben zu haben; aufgrund der Ausstattung werden,
jedenfalls für das spätere 3. Jahrhundert, Fleischsiedereien und Wursträuchereien vermutet, deren E r zeugnisse wohl den Besuchern des nahegelegenen
Theaters feilgeboten wurden. Das Klappgestell 189,
das im Brandschutt eines Kellers lag, gehörte dagegen
eher zum Mobiliar eines Wohnhauses wie auch das
in der Nähe gefundene Fragment einer steinernen
Merkurstatuette . Ü b e r den Fundzusammenhang
des weiter westlich zum Vorschein gekommenen
militärischen Beschlagknopfs S173 ist nichts Näheres
bekannt .
297
298
299
300
ist etwa die einzelne Münze. Das Beschlagfragment
deutet auf einen Holzbehälter; der grosse Nagel diente
wohl zur Befestigung der Hypokaust-Tubuli. Unklar
ist die Funktion des massiven, profilierten Reifens
sowie der dickwandigen Scheibe. Offenbar vermischten sich durch die Hanglage des Hauses beim Einsturz
infolge des Brandes Haushaltgeräte und Larariumsfiguren. Ü b e r das Ausmass des zum angeschnittenen
Raum gehörenden Gebäudes ist nichts bekannt. Dass
es jedenfalls eine bevorzugte Wohnlage mit reich ausgestatteten Häusern war, bezeugen die in der Nähe gefundenen Fragmente figürlicher Wandmalerei sowie
die Qualität und Auswahl der Bronzen. Sie müssen
einem kunstverständigen Besitzer gehört haben, der
Wert auf künstlerische Vielfalt des Ensembles wie
auch auf hervorragende Einzelobjekte legte. Die in
ihrer Funktion nicht klar zu deutenden Büsten 40 und
86 scheinen in Grösse und Ausgestaltung trotz verschiedener Thematik aufeinander Bezug zu nehmen
und entsprechen so den fackeltragenden Eroten
38 und 49, die als typologisch verschiedene Figuren
ein Paar bilden. Stilistisch und zeitlich passen alle
Bronzen des Ensembles in einen recht einheitlichen
Rahmen; offenbar stammen sie alle aus campanischen
Werkstätten des späten 1. Jahrhunderts v.Chr. und
der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. (vgl. unten
Exkurs I).
304
297
298
299
300
301
301
Haushaltinventar, in situ verstürzt, mit Larariumsstatuetten und Gerätschaften (Abb. 39,40 und 105)
Z u m Fund D l (= Anhang II GF68) gehören vier Statuetten - ein Lar (52), ein sitzender Merkur (35), zwei
laufende Eroten (38 und 49) - , zwei grosse Büsten des
Bacchus (40) und des kindlichen Herkules (86), zwei
einzelne Sockel (2 und 166) und eine Mohnkapsel
(150), dazu ein massiver Bronzereifen, eine profilierte,
leicht konvexe Bronzescheibe, ein bronzener Schlossbeschlag, eine Eisenaxt, ein eiserner Stilus, ein Eisennagel, eine grosse Zahl von Schuhnägeln und eine
Münze des 3. Jahrhunderts . Obschon sich die Fundgeschichte nicht mehr restlos klären lässt, spricht
alles dafür, dass die aufgeführten Objekte alle in den
gleichen Oktobertagen 1918 und im gleichen hypokaustierten Raum beim Bau eines modernen Wasserreservoirs zum Vorschein gekommen sind und
ursprünglich auch gleichzeitig in die Brandschicht des
3. Jahrhunderts geraten waren .
Die Vielfalt der auf drei Stellen eines Raumes
verteilten Metallgegenstände (vgl. A b b . 39) macht es
schwierig, den Charakter des Fundes zu bestimmen,
um so mehr als sich nicht rekonstruieren lässt, ob möglicherweise weitere Objekte dazugehörten; auffällig
302
303
302
303
T. Tomasevic-Buck, J b S G U F 70,1987,247; R i h a 1994,39.
J b A K 10,1989,21 A b b . 18; Deschler-Erb (in Vorbereitung).
Rütti 1991,197; Schmid 1993,54f.
Bossert-Radtke 1992 Nr. 10 Taf. 9. - Z u Klappgestellen vgl.
jetzt U . Klatt, R ö m i s c h e Klapptische. D r e i - und vierbeinige
Stützgestelle aus Bronze und Silber. K ö l n e r Jahrbuch 28,1995,
349-573 A b b . 1-282.
Z u diesen Beschlagknöpfen vgl. zuletzt Fünfschilling (wie
A n m . 88) 204.
Reifen Inv. 1969.11782; Scheibe Inv. 1969.11781; Schlossbeschlag Inv. 1969.11780 (momentan nicht auffindbar). A x t ,
Stilus und Nägel befanden sich nicht mehr i m Clavelschen
Nachlass, als dieser 1969 in den Besitz des Museums überging.
D i e M ü n z e lässt sich unter den M ü n z e n der Sammlung nicht
mehr identifizieren; die Beschreibung von K . Stehlin lässt aber
einen A n t o n i n i a n der Zeit von 260 bis 274 (eventuell bis 290)
vermuten (freundliche Mitteilung von Markus Peter, Augst).
D e r A u s g r ä b e r K a r l Stehlin rekonstruiert die Fundgeschichte
soweit als möglich (Grabungsakten der Historischen und
Antiquarischen Gesellschaft, Staatsarchiv Basel, P A 88, H 7,
4b, S. 21.30-43; H 7,7b, S. 106.156-165). A m 10. Oktober 1918
skizziert er die aufgedeckte Fläche mit den Fundstellen des
A m o r mit Basis 38, des Laren mit Basis 52, der K n a b e n b ü s t e
86, der Mohnkapsel 150, der zwei Sockel 2 und 166 sowie eines
Felsens und eines Petasus (s. A b b . 39). D i e übrigen Objekte,
der sitzende M e r k u r ohne H u t und Fels 35, die B a c c h u s b ü s t e
40 sowie der A m o r in R ü s t u n g 49 mit seiner Basis, tauchen erst
1925 auf: ein Privatmann, E . Lüscher, gibt an, die Objekte zwei
Jahre zuvor auf seinem G r u n d s t ü c k (Insula 18) gefunden zu
haben; er liess sie (oder zumindest die B a c c h u s b ü s t e ) im
Schweizerischen Landesmuseum in Z ü r i c h restaurieren und
versuchte erfolglos, sie dort zu verkaufen. D i e Tatsache, dass
die drei Teile der Merkurstatuette zusammenpassen, und
die Aussagen eines Arbeiters zu den Vorgängen w ä h r e n d der
Grabung machen klar, dass alle aufgeführten Bronzen 1918
auf einer F l ä c h e von ca. 4,5 m zum Vorschein gekommen sein
müssen.
V g l . Laur/Berger 1988,141f. A b b . 43.
2
304
A b b . 40
Augst B L . Insula 5. Gerätschaften aus dem Haushaltinventar D l : 1. Reifen; 2. Scheibe; 3. eiserner Stilus; 4. eiserne Schuhnägel;
5. Schlossbeschlag; 6. Eisenaxt; 7. grosser Eisennagel. M . 1 :3.
S166 Löwenkopf (Applike)
7«v.: 1984.15952
Dm.: 3,8 cm
Fundjahr: 1984
Fundstelle: Reg. 9,D
Fundkomplex: COI 213
FK-Datierung: 290-330
(wenig datierbares Material)
S199 Silensköpfe von
Henkelgriff
Inv.: 1975.12084-12085
Höhe: 4,5 cm
Fundjahr: 1975
Fundstelle: Reg. 9,D
Fundkomplex: A08707
FK-Datierung: 200-250
(wenig datierbares Material)
Objektdatierung: 1./2. Jh.
A b b . 41
S266 Vogel (Gefässattasche)
Inv.: 1975.9109
Höhe: 6,0 cm
Fundjahr: 1975
Fundstelle: Reg. 9,D
Fundkomplex: A06163
FK-Datierung: 50-190/200-230
(zwei zeitliche Schwerpunkte)
Objektdatierung: 2. Jh.
Augst B L . Region 9,D. M . 1 :1000.
wandigen Becken, einer Leitform des späteren 2. und
frühen 3. Jahrhunderts, von der sich zwei vollständige
Exemplare (S265 und S267) im Hortfund D12 in der
Unterstadt (Region 20,X) erhalten haben.
Insula 5/9 (Abb. 28 und 33)
S347 Pferdegeschirranhänger
18 Merkur
Inv.: 1984.14258
Länge: 3,0 cm
Fundjahr: 1984
Fundstelle: Reg. 9,D
Fundkomplex: C01155
FK-Datierung: 70-150
(wenig datierbares Material)
Objektdatierung: 1. Jh.
Inv.: 1966.3965
Höhe: 6 und 4 cm
Fundjahr: 1966
Fundstelle: Ins. 5/9
Fundkomplex: X06520
FK-Datierung: 150-275/1-100
(zwei zeitliche Schwerpunkte)
Befunddatierung: um 275
Objektdatierung: 1./2. Jh.
Vom Gebiet Obermühle westlich von Region 2,E
und nordwestlich des Schönbühl-Tempels ist nur ein
kleiner Teil, Region 9,D, untersucht; die beiden 1975/76
ausgegrabenen Häuser machen wahrscheinlich, dass
auch dieses Quartier aus Wohn- und Gewerbebauten
bestand . In einem mit Wandmalerei ausgestatteten
Vorratskeller fanden sich in der Brandschicht des
späteren 3. Jahrhunderts Beschläge und Henkelgriffenden (S199) von einer hölzernen Truhe, in der
ein gläsernes Trinkservice des 3. Jahrhunderts verwahrt wurde . D a kaum datierte Parallelen zu den
Beschlägen bekannt sind, lässt sich nicht feststellen,
ob die Truhe für das Service angefertigt wurde oder
ob sie schon anderweitig verwendet worden war.
Der Löwenkopf S166 könnte ebenfalls von einem
hölzernen Möbel oder - in Analogie zu den vier
Köpfen S256 (s. Region 17,E) - von einer Waagschale
stammen. Die Applike S266 sass an einem steil305
306
305 R ü t t i 1991, 239f.; F. H o e k , Funde und Befunde eines Stadtrandhauses aus Augusta Rauricorum (Augst, B L ) , Lizentiatsarbeit Universität Basel 1992 (unpubliziert).
306 R ü t t i 1991,91. 95. 239f. A b b . 53; H o e k (wie A n m . 305) 39-44.
77. 79. 83 A b b . 29-31 Taf. 2. 3. 22. 23. - H ö l z e r n e Truhen mit
Glasgeschirr haben sich auch in der Casa del Menandro in
Pompeji (I 10,4.15) sowie in einem Grab in der N ä h e von
Mangalia ( R u m ä n i e n ) erhalten: M a i u r i 1933, 457-459 A b b .
181.182; Z . Covacef in: W. Meier-Arendt, L . Marinescu (Hrsg.),
Goldhelm, Schwert und Silberschätze. R e i c h t ü m e r aus 6000
Jahren r u m ä n i s c h e r Vergangenheit. Ausstellungskat. Frankfurt a . M . 1994 Kat. 80.11 und 80.23.
3 1 Merkur
2 8 3 Anhänger
Inv.: 1966.3964
Inv.: 1967.3500
Dm.: 4,8 cm
Höhe: 9,4 und 2,4 cm
Fundjahr: 1966
Fundstelle: Ins. 5/9
Fundkomplex: X06520
FK-Datierung: 150-275/1-100
Fundjahr: 1967
Fundstelle: Ins. 5/9
Fundkomplex: 7ß\651
FK-Datierung: 150-200 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
(zwei zeitliche Schwerpunkte)
Befunddatierung: um 275
6 3 Minerva
Inv: 1966.3963
Höhe: 11,6 und 1,8 cm
Fundjahr: 1966
Fundstelle: Ins. 5/9
Fundkomplex: X06520
FK-Datierung: 150-275/1-100
(zwei zeitliche Schwerpunkte)
Befunddatierung: um 275
Objektdatierung: 1./2. Jh.
Durch den Gelände- und Strassenverlauf ergibt sich
ein annähernd dreieckiger Zwickel, der eine selbständige topographische Einheit bildet und als Insula
5/9 bezeichnet wird .1965-67 wurde in der Ostecke
ein am Hang gelegenes, zweistöckiges Haus freigelegt,
in dessen Erdgeschoss sich im 1. Jahrhundert eine
Halle und ein hypokaustierter Raum befanden. Nach
der Mitte des 3. Jahrhunderts wurde eine Taberne eingerichtet, wie die zahlreichen Becher, die Herdstelle
und der Backofen nahelegen . B e i einem Brand im
späteren 3. Jahrhundert stürzte das Haus ein; in dem
vom Aushub des spätrömischen Wall-Grabensystems
überlagerten Brandschutt fanden sich viele Waffen,
die von einem militärischen Posten im Obergeschoss
307
308
8 4 Zwerg
Inv: 1966.3966
Höhe: 6,2 cm
Fundjahr: 1966
Fundstelle: Ins. 5/9
Fundkomplex: X06520
FK-Datierung: 150-275/1-100
(zwei zeitliche Schwerpunkte)
Befunddatierung: um 275
Objektdatierung: l.(?) Jh.
A b b . 42
307 In der Literatur wird er zum Teil zu Insula 5 oder zu Insula 9
gerechnet.
308 Martin-Kilcher 1985, 181; Laur/Berger 1988, 145-148;
Schibler/Furger 1988, 33-37; R ü t t i 1991,197-199; ausführlich
Schwarz (in Vorbereitung).
Augst B L . Insula 5/9. Statuetten des Larariumsinventars D 2 , in situ verstürzt. M . ca. 1 : 3.
A b b . 43
Augst B L . Insula 5/9. Statuetten des Larariumsinventars D 2 (= G F 7 0 ) . M . 1 :2.
309
stammen müssen , sowie vier nahe beieinanderliegende Bronzestatuetten (18, 31, 63, 84 = D2; s.
unten). - Der Schmuckanhänger 283, zu dem Parallelen fehlen, wurde im nördlichen Feuerkanal des
Hypokausts gefunden .
310
Larariumsinventar, in situ verstürzt (Abb. 42-44)
Das Ensemble D2 (= Anhang II GF70) besteht aus
vier Bronzestatuetten und drei zugehörigen Sockeln
(Merkur 18 und 31, Minerva 63, Zwerg 84) sowie
aus Fragmenten zweier Schlangentöpfe und eines
Räucherkelchs . Die Bronzen stammen aus der
früheren Kaiserzeit; die Merkurstatuetten und wohl
311
A b b . 44
Augst B L . Insula 5/9. Fragmente eines R ä u c h e r k e l c h s (1)
und zweier Schlangentöpfe (2 und 3) aus dem Larariumsinventar D 2 . M . 1 :2.
309 L . Berger, Jber. R M A 1966, 3. 18-22 A b b . 14-16; MartinKilcher 1985, 181-190 A b b . 25-30. Z u r Befundsituation vgl.
P.-A. Schwarz, J b A K 11,1990,47f. A b b . 25. 26.
310 E s fragt sich, ob die Blechscheibe, die offenbar s e k u n d ä r
auf einem Eisenband befestigt wurde (vgl. auch R i h a 1990,70
Nr. 710 Taf. 31), nicht ursprünglich zu einer Scheibenfibel
des Typs R i h a 3.14 bzw. 7.10 (Riha 1979, 86f. 185f.) gehörte,
da die einzigen Parallelen zwei allerdings gegossene, à jour gearbeitete Scheibenfibeln mit derselben Darstellung sind (aus
Laufenburg A G : R . Bosch, J b S G U 45,1956,56 A b b . 19 Taf. 7;
von der Saaalburg: A . B ö h m e , D i e Fibeln der Kastelle Saalburg und Zugmantel. Saalburg-Jahrbuch 29,1972,43 N r . 1137
Taf. 29).
311 R ä u c h e r k e l c h Inv. 1966.4058a; Schlangentöpfe: Schmid 1991
Kat. 29 (Inv. 1966.4244) und Kat. 120 (Inv. 1966.4042). - D i e
zwei in der Taberne gefundenen Terrakotten einer Mater und
einer K n a b e n b ü s t e (v. Gonzenbach 1986,19.21 N r . 23.57 Taf.
80,5; 100,3) g e h ö r t e n kaum zum gleichen Lararium, da sie
recht weit von den Bronzen entfernt gefunden worden sind.
auch die Minerva sind regionale, jedenfalls ostgallische
Erzeugnisse, ohne dass sich eine enge stilistische Verwandtschaft der drei Bronzen untereinander feststellen liesse (vgl. oben Teil I, «Werkstätten»). Beim
Zwerg muss, wie bei anderen Groteskdarstellungen , weiterhin offenbleiben, ob er aus dem Osten
des Reiches importiert oder nach einer alexandrinischen Vorlage in Italien oder Gallien hergestellt
wurde. Die Fundumstände machen wahrscheinlich,
dass die nach der Mitte des 3. Jahrhunderts im Erdgeschoss eingerichtete Taberne mit einem Hausheiligtum ausgestattet war, das die vier Statuetten enthielt;
wo sie zuvor gestanden hatten, wissen wir nicht. Sie
blieben rund zwanzig Jahre an ihrem Ort, bis nämlich
um 270 n.Chr. ein Brand das Haus zerstörte. Es ist
nicht klar, ob der Brand in Zusammenhang mit den
kriegerischen Auseinandersetzungen dieser Zeit zu
sehen ist oder ob es nur ein lokales Schadenfeuer war.
312
Verfüllung von Graben 2 zum Vorschein, so dass sich
nicht bestimmen lässt, wo sie ursprünglich verwendet
wurden.
Die nicht unterteilten grossen R ä u m e in der Südwestecke von Insula 10 dienten wohl als Werkhallen ;
denkbar wäre aber auch, dass im Eckraum mit seinem
breiten Eingangstor Wagen untergebracht waren, wie
der grosse, in der Porticus gefundene Jochbeschlag 270
sowie ein Alteisen- und -bleidepot mit Wagenteilen
nahelegen (vgl. auch Befunde in Insula 30).
315
316
Insulae 11-13 und 14/15 s. oben Fora
Insulae 15 und 16 (Abb. 45)
S57 Ziegenbock
Inv.: 1.965.10152
l^^^^Er
IBVBHK:
Fundkomplex: X05293
FK-Datierung: 200-250
(wenig datierbares Material)
Insulae 9 und 10 (Abb. 28)
77 Ceresbüste (Applike)
Inv.: A 1758
Höhe: 14,8 cm
Fundjahr: 1924
Fundstelle: Ins. 9
Objektdatierung: 2. Jh.
183 Löwenkopf (Applike)
Inv.: 1965.6100
Höhe: 3,5 cm
Fundjahr: 1965
Fundstelle: Ins. 15
Fundkomplex: X05301
FK-Datierung: 30-50
(wenig datierbares Material)
210 Kastenhenkel
Inv.: 1924.105
Länge: 7,8 cm
Fundjahr: 1924
Fundstelle: Ins. 9
S193 Kastenhenkel
In v.: 1965.7367
Länge: 5,2 cm
Fundjahr: 1965
Fundstelle: Ins. 15
Fundkomplex: X05315
FK-Datierung: 225-275 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
270 Jochbeschlag
In v.: 1929.211
Höhe: 23,5 cm
Fundjahr: 1928
Fundstelle: Ins. 10
Objektdatierung: 2. Jh.
Die Insulae 9 und 10 waren wahrscheinlich mit Wohnund Gewerbebauten überbaut, die dann dem um 270
n.Chr. angelegten Befestigungssystem auf Kastelen
weichen mussten . Die zu einem Waagegewicht umgearbeitete Büste der Ceres (?) 77 und der Kastenhenkel 210 kamen in der um 350 n. Chr. eingebrachten
313
314
S277 Kannenhenkel
(Fragment)
Inv.: 1965.5800
Länge: 8,2 cm
Fundjahr: 1965
Fundstelle: Ins. 15
Fundkomplex:
X05211
FK-Datierung: 50-80/170-180
(späte «Ausreisser»)
Objektdatierung: 273. Jh.
312
313
314
315
316
Vgl.Anm.3zuS175.
Schwarz (wie A n m . 309) 25-51 bes. A b b . 2 und 4.
ebd. 42; Franken 1994,205.
Schmid 1993,67f.
Schwarz (in Vorbereitung).
327 Amphorenhenkel
Insula 18 (Abb. 46)
Inv.:Höhe: ca. 11 cm
Fundjahr: 1921
Fundstelle: Ins. 16
Objektdatierung: 1. Jh.
6 Sucellus
Inv.: 1961.128
Höhe: 8,7 und 3,1 cm
Fundjahr: 1916
Fundstelle: Ins. 18
Objektdatierung: 1./2. Jh.
Die Mauerzüge, die in der Südecke von Insula 15
aufgedeckt wurden, gehörten aufgrund ihrer abweichenden Orientierung offenbar nicht zu einem
zweiten, axialsymmetrisch zu der Anlage im Nordwesten angelegten Nebenforum, sondern zu einem
Wohn- oder Gewerbehaus , aus dessen Lararium
der Ziegenbock S57 stammen könnte. Die Löwenkopfapplike 183 sass wohl an einem hölzernen Möbel
aus der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts, das in einem
der Lehmfachwerkbauten stand.
Das G e b ä u d e in der Nordwestecke der Insula 16
wurde 1921 angeschnitten. Der dort gefundene, jetzt
verschollene Henkel 327 stammt wohl von einer campanischen Amphora des späteren 1. Jahrhunderts .
317
318
15
32 Merkur
Inv.: 1963.38
Höhe: 18,0 und 4,0 cm
Fundjahr: 1963
Fundstelle: Ins. 18
Fundkomplex: X02262
FK-Datierung: 225-275 (guter,
typologisch geschlossener F K )
Objektdatierung: 1. Jh.
68 Venus mit Eroten
Inv.: 1963.5828
Höhe: 13,0,6,4 und 2,7 cm
Fundjahr: 1963
Fundstelle: Ins. 18
Fundkomplex: X02449
FK-Datierung: 75-250 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
Objektdatierung: 3. Jh.
75ab Victoria mit Clipeus
Inv.: 1963.36
Höhe: 52,7 und 10,3 cm
Fundjahr: 1963
Fundstelle: Ins. 18
Fundkomplex: X02295/X02257
FK-Datierung: - / 90-300
(uneinheitliches Material)
Objektdatierung: 2./3. Jh.
S89 Flügel
A b b . 45
Augst B L . Insula 15 und Nordwestecke von Insula 16.
M . l :1000.
Inv.: 1963.14014
Höhe: 3,0 cm
Fund jähr: 1963
Fundstelle: Ins. 18
Fundkomplex: X02888
FK-Datierung:
1-100/190-200
(zwei zeitliche Schwerpunkte)
Insula 17 s. oben Thermen
317 Ins. 15 und 16: Schibler/Furger 1988,37-42; R i h a 1994,32.
318 V g l . Tassinari 1993/2, A 3220 N r . 7257.2972 Taf. 13.18.
Inv.: 1963.1487
Länge: 4,9 cm
Fundjahr: 1963
Fundstelle: Ins. 18
Fundkomplex: X02428
FK-Datierung: 25-75 (guter,
typologisch geschlossener F K )
S109 Sockel
Inv.: 1963.111
Höhe: 2,9 cm
Fundjahr: 1963
Fundstelle: Ins. 18
Fundkomplex: X02257
FK-Datierung: 90-300
(uneinheitliches Material)
72 Venusbüste (Applike)
Inv.: 1961.129
Höhe: 6,1 cm
Fundjahr: 1916
Fundstelle: Ins. 18
A b b . 46
Augst B L . Insula 18. M . 1 :1000.
Die nur zu einem kleinen Teil untersuchte Insula, die
wohl Wohn- und Gewerbebauten enthielt , hat einige
qualitativ hervorragende Bronzen erbracht.
In zwei Hallen im südöstlichen Teil der Insula waren
im 3. Jahrhundert Bronzegiessereien eingerichtet, wie
zahlreiche Gusstiegel und Werkabfälle bezeugen;
Reste figürlicher Bronzen haben sich aber nicht erhalten . In der westlichen Werkhalle haben zwei
aufeinanderfolgende Katastrophen deutliche Spuren
hinterlassen: um die Mitte des 3. Jahrhunderts wurde
ein Depot bestehend aus zwei Bronzegefässen sowie
einer Statuettengruppe mit Venus und zwei Eroten 68
angelegt (D3; vgl. unten); bei den kriegerischen E r eignissen um 275 n. Chr. gerieten zwei Statuetten des
Merkur (32) und der Victoria (75) in den Brandschutt
des Zerstörungshorizonts
(Abb. 47 und 48). Die
Venusgruppe könnte aus einem nahegelegenen Privathaus stammen, und auch Merkur und Victoria hatten
ihren Platz ursprünglich kaum in einer Werkhalle. Die
im 1. Jahrhundert geschaffene Merkurstatuette 32
wurde vermutlich aus dem Lararium eines Privathauses geraubt; die grosse Victoria 75 stand wahrscheinlich als Votivfigur in einem der städtischen
Heiligtümer . Auch der Fuss eines Prunkmöbels 194,
der Sockel eines Geräts (?) S109 sowie möglicherweise
319
320
194 Löwenpranke
(Gerätfuss)
/ n u : 1963.37
Höhe: 13,6 cm
Fundjahr: 1963
Fundstelle: Ins. 18
Fundkomplex: X02257
FK-Datierung: 90-300
(uneinheitliches Material)
S205 Schlüsselgriff
/«v.: 1963.10750
Länge: 6,2 cm
Fundjahr: 1963
Fundstelle: Ins. 18
Fundkomplex: X02251
FK-Datierung: 190-250 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
260 Hundeköpfe
(Gefässattasche)
/«v.: 1963.7062
Länge: 11,1 cm
Fundjahr: 1963
Fundstelle: Ins. 18
Fundkomplex: X02863
321
322
319 Laur/Berger 1988, 136f.; Schibler/Furger 1988, 43-49; R i h a
1994,32.
320 Furger/Riederer 1995,140 Tabelle 2.
321 D i e Victoriastatuette (75a) lag im Strassengraben, der zugehörige Clipeus (75b) im Innern der Halle.
322 Sowohl die G r ö s s e als auch das Thema, das Ideen der Reichspropaganda (Globus) mit einheimischen religiösen Vorstellungen ( W o c h e n t a g s g ö t t e r ) zu verbinden scheint, sprechen für
die Aufstellung der Statuette eher in offiziellem als in privatem Rahmen (ohne dass man, wie i m Katalog vorgeschlagen,
unbedingt eine Serie von sieben Victorien mit Wochentagsgöttern annehmen muss). In die gleiche Richtung weisen zwei
Statuetten des Jupiter und des Mars aus Omont (Ardennes, F),
die in Grösse, Stil sowie Sockelform und -dekor weitgehend
mit der Victoria aus Augst ü b e r e i n s t i m m e n ; sie wurden zusammen mit einem Goldmedaillon mit Votivinschrift gefunden und waren offenbar Teil eines Sakralhorts (s. A n h a n g II
GF39).
der Schlüsselgriff S205 wurden am ehesten während
der kriegerischen Ereignisse i m späteren 3. Jahrhundert verschleppt und gerieten in Schuttschichten.
Hinter den Werkhallen lag wahrscheinlich ein
Wohntrakt, wie die geringeren Ausmasse des Raumes
mit dem Flügelfragment S89 und der Gefässattasche
260 vermuten lassen.
Der Raum im Zentrum der Insula, in dem nahe
beieinander die Sucellusstatuette 6 und die Venusbüste 72 gefunden wurden, gehörte zu einem G e b ä u d e
unbekannten Ausmasses.
323
Depot mit Statuettengruppe und Geschirr
(Abb. 49 und 50)
In einer eigens dafür ausgehobenen Grube lagen eine
Blechkanne und ein Schälchen, wie sie auch im Hortfund in Region 20,X (D12) vertreten sind, zusammen
mit einer von zwei Eroten begleiteten Venusstatuette
(68), dazu die Imitation eines claudischen A s (D3 =
Anhang II GF69). Im Unterschied zum Hortfund D12
besteht offenbar nur ein geringer zeitlicher Abstand
zwischen Statuetten und Gefässen: die Statuettengruppe gehört stilistisch in das frühe, die Kanne wohl
ins mittlere 3. Jahrhundert . Unklar bleibt, weshalb
324
323 Parallelen zu der Attasche mit den beiden Tierköpfen fehlen
weiterhin; der R i n g liesse etwa an ein steilwandiges Becken
von rund 18 cm Durchmesser zum E i n h ä n g e n in ein Klappgestell denken. D i e massive Ausführung und die starken Nieten
sprechen jedenfalls für ein äusserst robustes, dickwandiges
Gefäss oder G e r ä t .
324 M . B o l l a reiht die Kanne in ihrer Untersuchung der Blechkannen (Rivista archeologica della provincia e antica diocesi
di C o m o 161,1979,23-56 bes. 29f.; E r g ä n z u n g e n in Notizie dal
chiostro del monastero maggiore 43/44,1989,95-118) bei ihrer
Variante Avenches ein, die vom 2. Jh. bis in die Mitte des 4. Jh.,
vor allem aber im Schatzfundhorizont des mittleren 3. Jh., belegt ist (vgl. J. Werner, D i e römischen Bronzegeschirrdepots
des 3. Jahrhunderts und die mitteldeutsche Skelettgräbergruppe. In: E . Sprockhoff [Hrsg.], Marburger Studien [Darmstadt 1938] 262). Z u den Blechkannen vgl. jetzt auch S. Künzl,
Das Tafelgeschirr. In: Künzl 1993,118-122.
A b b . 48
< A
Augst B L . Insula 18. Victoriastatuette 75a und Clipeus
75b in Fundlage. M . 1 :4.
gerade diese wenigen Bronzeobjekte zusammen vergraben wurden. Nimmt man an, dass die Statuettengruppe und die beiden zum Tafelgeschirr gehörenden
Gefässe die einzigen und deshalb kostbaren Metallgegenstände eines bescheidenen Haushalts gewesen
seien, so passt die mutmassliche Funktion der Statuettengruppe schlecht in dieses Bild. V o m Thema her
möchte man sie nämlich nicht so sehr als (einzige?)
325
«Bewohner» eines Larariums als vielmehr als Zierde
eines Toilettentischs deuten - dies wiederum würde
für einen gehobeneren Lebensstil sprechen. Hier ist
über Mutmassungen nicht hinauszukommen. Eine
weitere mögliche Deutung des Depots als Versteck
eines Altmetallhändlers, in Zusammenhang mit den
weiter östlich gelegenen Bronzegiessereien, ist wohl
auszuschliessen, da die fünf Objekte vollständig und
unbeschädigt erhalten sind und weitere Metallbruchstücke fehlen . Äusserer Anlass für das Anlegen
des Depots war wahrscheinlich der Zusammenbruch
der öffentlichen Ordnung um die Mitte des 3. Jahrhunderts, der wohl durch ein Erdbeben ausgelöst
wurde (vgl. oben A n m . 217).
326
327
325 D i e Blechkanne (Inv. 1963.5829) diente wohl als Heisswasserb e h ä l t e r (vgl. S. und E . Künzl in: Künzl 1993,121.476-478), die
Schale mit ausladendem R a n d (Inv. 1963.5830) als Saucenschälchen (acetabulum) (vgl. St. Martin-Kilcher, R ö m i s c h e s
Tafelsilber: Form- und Funktionsfragen. In: Cahn/KaufmannHeinimann 1984,398).
326 V g l . etwa den aus Bronze und M a r m o r bestehenden Aufsatz
eines Toilettentischs aus Campanien (?): W. H . Gross
in: W. Hornbostel (Hrsg.), Kunst der A n t i k e . Schätze aus
norddeutschem Privatbesitz. Ausstellungskat. Hamburg 1977
Nr. 25.
327 V g l . auch M a r t i n 1977, 16. - Falls man doch einen Z u sammenhang mit den B r o n z e w e r k s t ä t t e n annehmen m ö c h t e ,
Hessen sich die Objekte eher als fertige Produkte der dort
tätigen Bronzegiesser deuten; vom Zustand der B r o n z e n
her ist nicht zu entscheiden, ob und wie lange sie schon in
Gebrauch waren.
A b b . 49
Augst B L . Insula 18. Fundlage des Depots D3.
M . ca. 1 : 8.
A b b . 50
Augst B L . Insula 18. Depot mit Statuettengruppe und Geschirr D3 (= GF69). M . ca. 1 :2.
Insula 19 (Abb. 51)
187 Applike mit
Medusenhaupt
Inv.: 1970.604
Dm.: 5,4 cm
Fundjahr: 1970
Fundstelle: Ins. 19
Fundkomplex: A01992
FK-Datierung: 90-110/190-250
(frühe «Ausreisser»)
187
232
112
19
"T
1 * «'
211 Kastenhenkel
Inv.: 1970.2110
Länge: 10,7 cm
Fundjahr: 1970
Fundstelle: Ins. 19
Fundkomplex: A01953
"2!
A b b . 51
Augst B L . Insula 19. M . 1 :1000.
232 Messergriff
Inv.: 1970.2072
Länge: 6,4 cm
Fundjahr: 1970
Fundstelle: Ins. 19
Objektdatierung: 1. Jh.
Insula 20 (Abb. 52)
141 Fuss
7«v.: 1967.6305
Länge: 5,1 cm
Fund jähr: 1967
Fundstelle: Ins. 20
Fundkomplex: X07255
FK-Datierung: 190-300
(wenig datierbares Material)
112 Vogel (Aufsatz)
/ « v.: 1970.3645
Höhe: 2,6 cm
Fundjahr: 1970
Fundstelle: Ins. 19
Fundkomplex: A02038
FK-Datierung: 25-75 (guter,
typologisch geschlossener F K )
223 Schlüssel
/«v.: 1967.2687
Länge: 5,3 cm
Fund jähr: 1967
Fundstelle: Ins. 20
Fundkomplex: X07064
FK-Datierung:
1-100/190-300
(uneinheitliches Material)
In der Nordostecke der Insula wurden 1970 Teile eines
Peristylhauses freigelegt, das kurz vor der Mitte des
1. Jahrhunderts über einem hölzernen Vorgängerbau
in Stein errichtet wurde und - mehrfach umgebaut bis ins 3. Jahrhundert bewohnt war .
Der Vogel 112 stammt sicher aus einer frühen Siedlungsphase; leider fehlen zu ihm - wie auch zu einigen
anderen stratigraphisch früh datierten figürlichen
Bronzen - typologische und stilistische Parallelen, so
dass seine Funktion unklar bleibt. Der Kastenhenkel
211 und der Messergriff 232 wurden wohl ebenfalls
im 1. Jahrhundert verwendet, wie andere Exemplare
des gleichen Typs nahelegen . Einen Schwerpunkt im
1. Jahrhundert weisen auch die Fibeln aus Insula 19
auf . - Der Möbelbeschlag mit Medusenhaupt 187
lässt sich zeitlich nicht näher bestimmen.
328
329
Die südlich an die Basilica anschliessende Insula,
die im Osten von der zum Violenbach abfallenden
Böschung begrenzt wird, konnte 1966/67 zu einem
grossen Teil untersucht werden, wobei den frühen
Holzbauten besondere Aufmerksamkeit geschenkt
330
331
328
329
330
331
Jber. P A R 35,1970 in: B Z 71,1971, X l l f .
So etwa S64 aus Insula 25 oder S70 aus Insula 50.
Z u 232 vgl. oben A b b . 9 und 10, zu 211 Katalog zu S192.
R i h a 1994,32f.
S154 Weiblicher Kopf
(Applike)
Inv.: 1980.31375
Höhe: 3,5 cm
Fundjahr: 1980
Fundstelle: Ins. 22
Fundkomplex: B05414
FK-Datierung: 70-110/170-300
(späte «Ausreisser»)
209 Kastenhenkel
Inv.: 1961.8035
Länge: 10,4 cm
Fundjahr: 1961
Fundstelle: Ins. 22
Fundkomplex: V04547
FK-Datierung: 10-30
(wenig datierbares Material)
A b b . 52
Augst B L . Insula 20. M . 1 :1000.
332
wurde . D i e Nordostecke nahm ein einfacher
Peristylbau ein. In der Südhälfte lagen mehrere
Gewerbehallen; unter einer dieser Hallen konnte ein
augusteischer Holzbau mit Keller untersucht werden.
A n der Westmauer der grossen Werkhalle fand
sich, unter dem Fussboden vergraben, ein Depot von
fünfzehn zerschnittenen und zum Teil beschrifteten
Bronzetafeln (D4), die einst zwei Statuenbasen verkleidet hatten und auf denen der Name der Stadt genannt war . Das Depot wurde wahrscheinlich
während des Zusammenbruchs der öffentlichen
Ordnung nach dem um die Mitte des 3. Jahrhunderts
erfolgten mutmasslichen Erdbeben von einem Giesser
oder Altmetallsammler angelegt .
Es fällt auf, dass sich in dieser gut untersuchten
Insula kaum figürliche Bronzen erhalten haben, auch
nicht solche des frühen 1. Jahrhunderts, die man hier
durchaus erwarten dürfte . Die einzigen Funde, der
Fuss einer rund 35 cm hohen Statuette 141 und der
kleine Schlüssel 223, sind zudem in den Gewerbebauten, nicht im Peristylhaus zum Vorschein gekommen .
333
334
S196 Kastenhenkel
Inv.: 1970.8627
Höhe: 3,2 cm
Fundjahr: 1970
Fundstelle: Ins. 22
Fundkomplex: A02351
FK-Datierung: 170-250 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
S281 Vogel von
Kannendeckel
Inv.: 1988.51. C05082.1
Höhe: 3,0 cm
Fundjahr: 1988
Fundstelle: Ins. 22
Fundkomplex: C05082
FK-Datierung: 70-110 (guter,
typologisch geschlossener F K )
Objektdatierung: 1. Jh.
335
336
Insulae 21 und 22 (Abb. 53)
S151 Applike mit Silenskopf
Inv.: 1980.27532
Dm.: ca. 7 cm
Fundjahr: 1980
Fundstelle: Ins. 21
Fundkomplex: B05251
FK-Datierung: 90-300
(uneinheitliches Material)
332 Laur/Berger 1988, 135; Schibler/Furger 1988, 50-57; Rütti
1991,202-204; R i h a 1994,33.
333 M a r t i n 1977,24-27 A b b . 16-18: Rekonstruktion der Inschriftfragmente als Teile einer einzigen Tafel; A . R. Furger, D. L i e bel, J b A K 15,1994,17.25 A b b . 13.14 und Schwarz/Berger (in
Vorbereitung a): Inschriftfragmente g e h ö r e n zu zwei verschiedenen Tafeln.
334 V g l . Deschler-Erb/Schwarz 1993,180; Schwarz/Berger (in Vorbereitung b).
335 A u c h Glas ist in verhältnismässig geringen Mengen zum Vorschein gekommen; dabei bilden die in die erste Hälfte des
1. Jh. zu datierenden Gläser ein Drittel des Gesamtbestandes
(Rütti 1991, 202-204). Ähnlich hoch ist der A n t e i l an frühen
Exemplaren bei den Fibeln (Riha 1994,33).
336 Z u m Schlüssel 223, der stilistisch ohne weiteres früh datiert
werden k ö n n t e , fehlen typologische Parallelen.
S286 Delphin von
Kannendeckel
Inv.: 1980.32344
Höhe: 1,2 cm
Fundjahr: 1980
Fundstelle: Ins. 22
Fundkomplex: B05441
FK-Datierung: 40-100 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
Objektdatierung: 1. Jh.
S346 Pferdegeschirranhänger
Inv.: 1970.6760
Länge: 3,0 cm
Fundjahr: 1970
Fundstelle: Ins. 22
Fundkomplex: A02780
FK-Datierung: 50-150 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
Objektdatierung: 1. Jh.
S362 Pferdegeschirranhänger
Inv.: 1970.6650
Länge: 4,7 cm
Fundjahr: 1970
Fundstelle: Ins. 22
Fundkomplex: A02778
FK-Datierung: 50-130 (guter,
typologisch geschlossener F K )
Objektdatierung: 1. Jh.
Von Insula 21 wurde nur ein kleiner Bereich im Nordosten untersucht . Die Möbelapplike S151, die im
Strassengraben lag, könnte von da oder auch von
den gegenüberliegenden Häusern der Insula 22 verschleppt sein.
Insula 22 dagegen konnte zwischen 1923 und 1988
in zahlreichen kleineren Grabungen zu einem grossen
Teil ausgegraben werden . Die eher bescheiden ausgestatteten Häuser dienten Wohn- und Gewerbezwecken. Im 1. Jahrhundert waren in der Nordwestecke eine Schmiede, im Südwesten eine Bronzegiesserei und im Nordosten eine Weberei in Betrieb.
Den stellenweise erst im späteren 1. Jahrhundert errichteten, infolge Erosion schlecht erhaltenen Steinbauten gingen mehrere Holzbauphasen voran. Die
schmalen R ä u m e entlang der Porticus zur Fortunastrasse dienten wohl als Läden oder Gewerberäume.
Die architektonischen Befunde im Südosten liessen
sich nicht eindeutig nach Hauseinheiten unterscheiden; vermutlich waren es grösstenteils Wohnbauten.
Die wenigen figürlichen Bronzen kamen im Nordwesten und im Innern der Insula zum Vorschein.
In einem zentral gelegenen Raum fanden sich nahe
beieinander zwei Pferdegeschirranhänger S346 und
S362 aus der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts. Der
Delphin S286 und wahrscheinlich auch der Vogel S281
stammen von campanischen Kannen mit Scharnierdeckel . In 209 scheint der früheste, vielleicht lokal
produzierte Kastenhenkel erhalten zu sein; die Datierung des Fundkomplexes, aus dem das Exemplar S196
stammt, ergibt keine weiteren Anhaltspunkte für die
Produktionszeit solcher Henkel. Z u einem Möbel
gehörte wohl auch die Applike S154.
338
339
Insula 23 (Abb. 54)
337
69 Venus
Inv.: 1960.2561
Höhe: 14,2 und 4,5 cm
Fundjahr: 1960
Fundstelle: Ins. 23
Objektdatierung: 2. Jh.
S329 Amulett
Inv.: 1987.56.C04695.1
Höhe: 5,8 cm
Fundjahr: 1987
Fundstelle: Ins. 23
Fundkomplex: C04695
FK-Datierung: 1-50 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
Objektdatierung: 1. Jh.
A b b . 53
Augst B L . Insula 22 und Ostseite von Insula 21.
M . 1 :1000.
337 T. Tomasevic-Buck, J b A K 5,1985,247; R i h a 1994,33.
338 Schibler/Furger 1988,57-62; R . Hänggi, J b A K 10,1989,29-72;
R ü t t i 1991, 203-205; Deschler-Erb/Schwarz 1993, 173-183;
Schmid 1993,72-75; R i h a 1994,33f.
339 B e i Fragmenten ist oft nicht sicher zwischen den frühen
K a n n e n des Typs Pompeji und solchen des Typs Eggers 128 zu
unterscheiden; vgl. Flügel 1993,76-82.
In der etwa zur Hälfte untersuchten Insula konnten
Wohnräume im Innern und zur Strasse hin orientierte
Gewerbebauten (Fleischereien mit Räucherkammern,
Bäckerei) erfasst werden . Es fällt auf, dass kaum
figürliche Bronzen gefunden wurden, obschon die
Wohnräume den üblichen Ausbaustandard mit Mörtelböden, Hypokausten und Wandmalerei aufweisen .
Die beim Ausheben eines Leitungsgrabens gefundene
Venusstatuette 69 scheint als einzige Figur eines Larariums erhalten geblieben zu sein. In einer Abfallgrube
fand sich eine bronzene Tabula ansata mit Weihinschrift für Apollo; sie stammt möglicherweise aus
dem Heiligtum in der Grienmatt - Z u m Amulett
S329 vgl. unten «Militaria».
340
Inv.: 1958.10244
Höhe: 4,7 cm
Fundjahr: 1958
Fundstelle: Ins. 24
341
342
S181 4 Löwenpranken
(Gerätfüsse)
Inv.: 1958.12096
/ / 0 ^ : 6 , 4 , 5 , 6 , 4 , 1 , 3 , 4 cm
Fundjahr: 1958
Fundstelle: Ins. 24
Fundkomplex: V02209
282 Beschlagblech
(von Möbel?)
Inv.: 1945.509
Dm.: 21,0 cm
Fundjahr: 1945
Fundstelle: Ins. 24
231 Messergriff
A b b . 54
Augst B L . Insula 23. M . 1 :1000.
Inv.: 1959.4605
Länge: 5,5 cm
Fundjahr: 1959
Fundstelle: Ins. 24
Befunddatierung: nach 30-70
Objektdatierung: 1. Jh.
Insula 24 (Abb. 55)
10 Apollo
Inv.: 1959.4312
Höhe: 5,7 cm
Fundjahr: 1959
Fundstelle: Ins. 24
Fundkomplex: V02640
FK-Datierung:
1-300
(uneinheitliches Material)
Objektdatierung: 1. Jh.
92 Stier
Inv.: 1939.2090
Höhe: 6,4 cm
Fundjahr: 1939
Fundstelle: Ins. 24
S234 (= 326) Haarnadel
Inv.: 1958.4153
Länge: 13,2 cm
Fundjahr: 1958
Fundstelle: Ins. 24
Fundkomplex: V01783
FK-Datierung: 50-100 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
340 R. Laur-Belart, Ausgrabungen in Augst 1948: Insula 23, G e werbehallen mit Öfen (Basel 1949); R . Hänggi, R Rebmann,
J b A K 9, 1988, 167-216; Laur/Berger 1988, 126-128; S.
Deschler-Erb, J b A K 12, 1991, 305-379; R ü t t i 1991, 208f.;
R i h a 1994,34.
341 Glas und Fibeln sind ebenfalls in geringeren, aber doch nicht
verschwindend kleinen Mengen angefallen: R ü t t i 1991, 209;
R i h a 1994, 34. Im übrigen k ö n n t e gerade in der Ausstattung
mit M ö r t e l b ö d e n ein G r u n d für die Fundarmut liegen; vgl.
A n m . 346.500.
342 R . Laur-Belart, Ur-Schweiz 12,1948,57-60 A b b . 42.43; Martin
1987,109 A b b . 99; Gschaid 1996,407f. N r . 93.
Inv.: 1959.2803
Länge: 17,3 cm
Fundjahr: 1959
Fundstelle: Ins. 24
Fundkomplex: V02483
FK-Datierung: 150-250 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
Objektdatierung: 1. Jh.
S349 Pferdegeschirranhänger
Inv.: 1958.6366
Höhe: 8,2 cm
Fundjahr: 1958
Fundstelle: Ins. 24
Fundkomplex: V01848
FK-Datierung:
1-100
(uneinheitliches Material)
Objektdatierung: 1. Jh.
A b b . 56
Augst B L . Insula 24. Z w e i Fragmente einer KalksteinAedicula und A l t ä r c h e n . M . 1 :4.
Neben Insula 30 ist Insula 24 das einzige Stadtquartier, das annähernd vollständig untersucht werden
konnte . In vespasianischer Zeit wurden die Holzbauten durch kleinräumige Steinhäuser abgelöst,
wobei man stellenweise zweistöckig baute. Die letzte
grössere Umbauphase fand um die Mitte des 2. Jahrhunderts statt; danach blieb das Quartier bis nach der
Mitte des 3. Jahrhunderts besiedelt.
Die Insula beherbergte zur Hauptsache Läden,
Gewerbe- und Handwerkerbetriebe; nachgewiesen
sind eine Metzgerei mit Räucherkammern, eine
Walkerei und eine Weberei. Die eher bescheidenen
Wohnräume lagen im Innern und im Nordwesten der
Insula, möglicherweise auch in den Obergeschossen
über den Werkräumen.
In einem gewissen Gegensatz zu den einfachen
R ä u m e n stehen einige bemerkenswerte Einzelfunde
aus der frühen Kaiserzeit, so ein von einer Bacchusbüste bekrönter steinerner Tischfuss , der wohl einen
Innenhof zierte, oder das offenbar als Lararium verwendete fragmentarisch erhaltene Kalksteintempelchen ( L I . L2), in dessen Nähe sich zudem ein kleiner
Altar ( A ) fand (Abb. 56-58; vgl. unten mit A n m .
642) . Es macht den Anschein, als seien die Holzbauten aufwendiger ausgestattet gewesen als die nachfolgenden Steinhäuser . M a n möchte den ursprünglichen Aufstellungsort des Larariums in dem kleinen
A b b . 55
343 O. L ü d i n u.a., Ausgrabungen in Augst 2: Insula X X I V
1939-1959 (Basel 1962); Laur/Berger 1988,129-131; Schibier/
Furger 1988, 63-66; R ü t t i 1991,210-215; Schmid 1993,76-81;
R i h a 1994,34; Deschler-Erb (in Vorbereitung).
344 Bossert-Radtke 1992 N r . 58 Taf. 44. 45.
345 Erhalten sind zwei Eckfragmente mit Pilaster und Säulenbasis, die eine Rekonstruktion des Kubus (ohne gesicherten
oberen Abschluss) ermöglichen ( H . Pilaster 29,5 cm): Fragmente Inv. 1959.7460 ( F K V02909; zugehöriger F K V02748;
30-70 n.Chr.) und Inv. 1958.10336 ( F K V02052; keine K e r a mik). A l t ä r c h e n Inv. 1958.2042 (keinem F K zugewiesen; laut
Schichtbefund mittleres Drittel des 1. Jh.). - R . Steiger in:
Lüdin u.a. (wie A n m . 343) 54ff. A b b . 15a und b; Laur/Berger
1988,148 A b b . 153; Martin 1987, 94 A b b . 84. Dass das Altärchen zum gleichen Lararium g e h ö r t e wie eine Terrakottastatuette der Venus (so v. Gonzenbach 1995, 38), ist wenig
wahrscheinlich, da die Statuette an der entgegengesetzten
Seite der Insula zum Vorschein kam.
346 Dieser Eindruck täuscht wahrscheinlich, indem in Holzbauten
mit gestampften, noch nicht mit M ö r t e l «versiegelten» B ö d e n
mehr Funde erhalten bleiben als in Steinbauten (freundlicher
Hinweis von Peter-Andrew Schwarz).
343
96
Augst B L . Insula 24. M . 1 :1000.
344
345
346
A b b . 57 Augst B L . Insula 24. Rekonstruierte und ergänzte A e d i c u l a mit Originalteilen. M . 1 : 5.
Wohnraum vermuten, in dem das Fragment L 2 gefunden wurde . Welche Statuetten im Lararium standen,
lässt sich nicht mehr feststellen, jedenfalls wahrscheinlich mehr als die Figuren des Apollo 10 und 146 (nur
Kithara erhalten) sowie eines Stiers (92). Eine Form
des Hauskults im 1. und frühen 2. Jahrhundert ist
ferner durch eine beträchtliche Konzentration von
Schlangentöpfen und Räucherkelchen bezeugt (vgl.
unten mit A n m . 530-535 und Verbreitungskarten Abb.
109 und H O ) . Weitere Objekte des 1. Jahrhunderts
sind der wohl lokal gefertigte Messergriff 231, die
Haarnadel S234 und der campanische Pateragriff 261.
Das Gestell auf Löwenpranken S181 könnte in einem
Laden verwendet worden sein.
Aus dem Bereich der Strasse stammen die Beschlagscheibe 282 und der Pferdegeschirranhänger S349.
347
348
347 A u c h eine Aufstellung in einem gegen die Strasse gerichteten
Werkraum w ä r e denkbar (zu Larariumsmalereien und Statuetten in W e r k s t ä t t e n und L ä d e n der Vesuvstädte vgl. Listen bei
Fröhlich 1991,343-350.358), doch spricht die aufwendige Ausführung in Stein eher für einen Wohnraum. D i e Funktion der
R ä u m e im mittleren 1. Jh. lässt sich nicht klar bestimmen. E i n u n g e w ö h n l i c h e r Fund i m Rahmen der von Handwerksund G e w e r b e h ä u s e r n dominierten Insula ist i m übrigen auch
das Weiherelief mit der Darstellung eines nackten Mannes:
Bossert-Radtke 1992 Nr. 37 Taf. 22.
348 Schmid 1991,68 A b b . 25.44.
Insula 25 (Abb. 59)
Insulae 26/32/37 s. oben Thermen
Insula 28 (Abb. 60)
S64 Hahn
Inv.: 1977.883
Höhe: 3,0 cm
Fundjahr: 1977
Fundstelle: Ins. 25
Fundkomplex: B00056
FK-Datierung: -10-50 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
106 Eule
Inv.: 1967.16810
Höhe: 4,0 cm
Fundjahr: 1967
Fundstelle: Ins. 28
Fundkomplex: Z01789
236 Reibstäbchen
Inv.: 1963.2165
Höhe: 20,0 cm
Fundjahr: 1963
Fundstelle: Ins. 25
Fundkomplex: X02783
FK-Datierung: 10-50/190-250
(späte «Ausreisser»)
Objektdatierung: 1. Jh.
S188 Löwenpranke
(Gerätfuss)
Inv.: 1961.13752
Höhe: 3,2 cm
Fundjahr: 1961
Fundstelle: Ins. 28
Fundkomplex: V00016
Von Insula 25 wurden in verschiedenen Notgrabungen
drei Gebäudekomplexe mit Wohn- und Gewerbebauten angeschnitten. Im Südwesten wurden Reste
einer Bronzegiesserei des 1. Jahrhunderts entdeckt .
Der sehr flach gearbeitete kleine Hahn S64 ist eine
der frühesten schichtdatierten Bronzen; da stilistische
Parallelen fehlen, lässt sich leider nicht sicher bestimmen, ob er lokal hergestellt und wozu er verwendet wurde. Das Reibstäbchen 236, das sich in
einem an die Porticus angrenzenden Haus im Nordosten fand, gehört mit dem in Insula 28 gefundenen
Exemplar zu den seltenen bronzenen Vertretern
dieser Objektgattung; üblicherweise bestanden die
zu kosmetischen Zwecken verwendeten frühkaiserzeitlichen Reibstäbchen aus Glas (vgl. oben mit A n m .
86-91) .
349
350
351
4
239 Reibstäbchen
Inv: 1965.2176
Höhe: 19,0 cm
Fundjahr: 1965
Fundstelle: Ins. 28
Fundkomplex: X04780
FK-Datierung: 40-60 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
Objektdatierung: 1. Jh.
S230 Haarnadel
Inv: 1964.1685
Länge: 10,1 cm
Fundjahr: 1964
Fundstelle: Ins. 28
Fundkomplex: X03262
FK-Datierung: 30-50
(wenig datierbares Material)
S356 Pferdegeschirranhänger
Inv.: 1967.19007
Höhe: 4,3 cm
Fundjahr: 1967
Fundstelle: Ins. 28
Fundkomplex: Z01636
FK-Datierung: 70-110
(wenig datierbares Material)
Objektdatierung: 1. Jh.
349 Furger 1985; Schibler/Furger 1988, 67-71; R ü t t i 1991, 215f.;
R i h a 1994,34.
350 Furger/Riederer 1995,140.145 Tabelle 2.
351 V g l . R i h a i 986,40f.
353
Inv.: 1964.6020
Höhe: 5,4 cm
Fundjahr: 1964
Fundstelle: Ins. 28
Fundkomplex: X03163
FK-Datierung: 100-200
(wenig datierbares Material)
Objektdatierung: 1. Jh.
S359 Pferdegeschirranhänger
Inv.: 1964.5332
Länge: 4,2 cm
Fundjahr: 1964
Fundstelle: Ins. 28
Fundkomplex: X03036
FK-Datierung: 50-70 (guter,
typologisch geschlossener F K )
Objektdatierung: 1. Jh.
müssen ; wahrscheinlich war es zur gleichen Zeit wie
das Bronzedepot D4 in Insula 20 angelegt worden
(s. dort).
Im Unterschied zum osteologischen Material lassen
die wenigen und qualitativ eher bescheidenen Funde
figürlicher Bronzen in keiner Weise auf einen besonderen Ausstattungsluxus schliessen; das hängt
offenbar damit zusammen, dass sie alle aus Schichten
stammen, die dem aufwendigen B a u des Terrassenhauses bzw. dem Umbau des Gebäudes im Osten zu
einem Peristylhaus vorangingen. Die herrschaftlichen
Häuser selbst scheinen vor dem Verlassen sorgfältig
geräumt worden zu sein. Auffallend sind die drei
Pferdegeschirranhänger des 1. Jahrhunderts, S356,
S357 und S359 (vgl. unten «Militaria»). Die kleine Eule
106 war wohl Teil eines G e r ä t s , ebenso die Löwenpranke S188. D i e Haarnadel S230 ging im Bereich
der Strasse verloren. Die einzige Parallele zum Reibstäbchen 239 fand sich in Insula 25 (s. dort).
354
Dem Geländeverlauf am Südwestabhang des Oberstadtplateaus folgend hat Insula 28 eine annähernd
dreieckige statt rechteckige Form mit einer Erweiterung nach Westen . A n dieser bevorzugten Lage
wurden im Osten ein Peristylhaus und im Nordwesten
ein nur während des 2. Jahrhunderts bestehendes
Terrassenhaus errichtet; beide waren mit Mosaiken
und Wandmalerei ausgestattet. Unmittelbar an die
Minervastrasse im Norden schloss ein schmales Handwerkerhaus an; auch der Komplex im Südostzwickel
der Insula wurde offenbar für Handwerk und G e werbe genutzt. In einem der Strassenbiegung angepassten Raum wurde 1961 nur wenig unter der Erdoberfläche ein sorgfältig vergrabenes Depot von 212
kg Grossbronzefragmenten gefunden (D5; s. auch
A b b . 64), die grösstenteils zu zwei im Bereich des
Forums aufgestellten Reiterstatuen gehört haben
352
Insula 29 (Abb. 61)
59 Minerva
Inv.: 1971.3248
Höhe: 7,5 und 2,1 cm
Fundjahr: 1971
Fundstelle: Ins. 29
Objektdatierung: 1./2. Jh.
S180 Fuss (Gerätfuss)
Inv.: 1961.10644
Höhe: 4,1 cm
Fundjahr: 1961
Fundstelle: Ins. 29
Fundkomplex: X00531
FK-Datierung: 50-70 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
Objektdatierung: 1. Jh.
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1
106
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S252 Sockel von
Kerzenständer
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Inv.: 1979.6587
Höhe: 2,6 cm
Fundjahr: 1979
Fundstelle: Ins. 29
Fundkomplex: B03241
FK-Datierung: 190-300 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
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9
mes
352 Laur/Berger 1988,137-139; Schibler/Furger 1988,72-76; R ü t t i
1991,216-218; Schmid 1993,81-89; R i h a 1994,35; B. R ü t t i , D i e
Augster Insula 28 (Arbeitstitel). Forschungen in Augst (in Vorbereitung).
353 A . M u t z , U b e r den Metall-Massenfund von Augusta Raurica.
U S 26,1962,18-24 A b b . 16-20; M a r t i n 1977,22-24 A b b . 14.15;
Janietz Schwarz (wie A n m . 239) 189-192 A b b . 47. 48; Janietz
Schwarz/Rouiller 1996.
354 V g l . Katalog zu S248.
S337 Amulett
Insula 30 (Abb. 62)
Inv.: 1979.13710
Länge: 2,9 cm
Fundjahr: 1979
Fundstelle: Ins. 29
Fundkomplex: B03392
FK-Datierung: 150-200
(wenig datierbares Material)
8 Apollo
Inv.: 1961.11664
Höhe: 11,2 und 3,4 cm
Fundjahr: 1961
Fundstelle: Ins. 30
Fundkomplex: X01007
FK-Datierung: 200-300 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
Objektdatierung: 2. Jh.
Die etwa zur Hälfte untersuchte Insula enthielt im
Osten vor allem Gewerberäume, im Süden Fleischräuchereien; in der Südostecke fand sich ein Altglasdepot des späteren 1. und frühen 2. Jahrhunderts .
Die zum Teil hypokaustierten Wohnräume nahmen
das Innere der Insula ein.
Die Minervastatuette 59 gehörte wohl zum Lararium eines Werkraums. Der Kerzenständer S252 kann
ebenso gut in Gewerbe- wie in Wohnräumen eingesetzt worden sein. Der Klappstuhl, von dem S180
stammt, stand möglicherweise in Insula 30, die auf
dieser H ö h e im 1. Jahrhundert wohl mit Wohnhäusern
überbaut war.
Die heftigen Strassenkämpfe nach 273 n.Chr.,
die durch eine Ansammlung von Waffen und durch
Skelette in Porticus und Strasse an der Südostecke von
Insula 29 sowie an der Nordfront von Insula 34 bezeugt
sind , haben sich nicht in einer erhöhten Zahl von
Amuletten des 2./3. Jahrhunderts niedergeschlagen;
das Amulett S337 gehört zu den «Glücksbringern»,
die ebenso sehr militärisch wie zivil verwendet wurden
(s. unten mit A n m . 513).
355
356
15 Mars
Inv.: 1961.11906
Höhe: 9,1 cm
Fundjahr: 1961
Fundstelle: Ins. 30
Fundkomplex: X01126
FK-Datierung: 240-260
(wenig datierbares Material)
Objektdatierung: 2./3. Jh.
S13 Merkur
Inv.: 1960.2684
Höhe: 5,5 cm
Fundjahr: 1960
Fundstelle: Ins. 30
Fundkomplex: V03710
FK-Datierung: 30-100
(wenig datierbares Material)
89 Weibliche Büste
Inv.: 1960.9498
Höhe: 24,5 cm
Fundjahr: 1960
Fundstelle: Ins. 30
Fundkomplex: V04358
FK-Datierung: 170-260
(wenig datierbares Material)
Objektdatierung: 3. Jh.
121 A r m m. Agis
Inv.: 1960.8025
Höhe: 10,5 cm
Fundjahr: 1960
Fundstelle: Ins. 30
Fundkomplex: V04331
FK-Datierung: 190-300 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
355 Tomasevic-Buck 1984c, 67-73; U . Müller, J b A K 5, 1985,
205-222; Schibler/Furger 1988, 77-80; R ü t t i 1991, 219-221;
R i h a 1994,35.
356 Martin-Kilcher 1985,147-203 bes. A b b . 2.3.21-23. D e r terminus post quem ergibt sich durch die mitgefundenen M ü n z e n ;
vgl. M . Peter in: M a r t i n 1985,180.
S78 Armfragment
155 Sockel mit Tieren
Inv.: 1961.13330
Länge: 3,1 cm
Fundjahr: 1961
Fundstelle: Ins. 30
Fundkomplex: X01159
FK-Datierung: 240-260
(wenig datierbares Material)
Inv: 1960.7914
Höhe: 2,3 und 3,3 cm
Fundjahr: 1960
Fundstelle: Ins. 30
Fundkomplex: V04797
122 Flügel
162 Sockel
Inv: 1960.5356
Länge: 12,0 cm
Fundjahr: 1960
Fundstelle: Ins. 30
Fundkomplex: V04008
FK-Datierung: 70-100
(wenig datierbares Material)
Objektdatierung: 1. Jh.
Inv: 1962.2231
Höhe: 4,6 cm
Fundjahr: 1962
Fundstelle: Ins. 30
Fundkomplex: X01463
FK-Datierung: 250-275
(wenig datierbares Material)
140 Fuss
212 Kastenhenkel
Inv: 1960.5246
Länge: 5,3 cm
Fundjahr: 1960
Fundstelle: Ins. 30
Fundkomplex: V03995
FK-Datierung: 100-200
(wenig datierbares Material)
Objektdatierung: 1. Jh.
Inv.: 1959.9225
Länge: 5,9 cm
Fundjahr: 1959
Fundstelle: Ins. 30
Fundkomplex: V03054
FK-Datierung: 40-130 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
S85 Fuss
S215 Messergriff
Inv.: 1960.8026
Länge: 2,9 cm
Fundjahr: 1960
Fundstelle: Ins. 30
Fundkomplex: V04331
FK-Datierung: 190-300 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
Inv.: 1962.1243
Höhe: 7,1 cm
Fundjahr: 1962
Fundstelle: Ins. 30
Fundkomplex: X01395
FK-Datierung: 100-200
(wenig datierbares Material)
Objektdatierung: 3. Jh.
S93 Pferdeschwanz
S241 Siegelkapsel
7nv.: 1962.1571
Länge: 5,4 cm
Fundjahr: 1962
Fundstelle: Ins. 30
Fundkomplex: X01460
FK-Datierung: 1-300
(uneinheitliches Material)
Znv.: 1962.1091
Z)m.: 2,0 cm
Fundjahr: 1962
Fundstelle: Ins. 30
Fundkomplex: X01414
Objektdatierung: 1. Jh.
147 Petasus
264 Lampe
/«v.; 1960.7448
Höhe: 3,1 cm
Fundjahr: 1960
Fundstelle: Ins. 30
Fundkomplex: V04334
/ w . : 1962.6736
Länge: 10,0 cm
Fundjahr: 1962
Fundstelle: Ins. 30
Fundkomplex: X02027
FK-Datierung: 30-50 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
Objektdatierung: 1. Jh.
S282 Delphin von
Kannendeckel
Inv.: 1961.6471
Höhe: 1,8 cm
Fundjahr: 1961
Fundstelle: Ins. 30
Fundkomplex: X00654
Objektdatierung: 1. Jh.
hinter dem Peristyl befand sich der mit einem Gladiatorenmosaik ausgestattete Speisesaal; in der darüberliegenden Brand- und Zerstörungsschicht aus der Zeit
nach 273 n.Chr. lagen Waffen, Teile der militärischen
Ausrüstung
sowie eine Statuette des Mars (15).
Offenbar wurde die Statuette bei militärischen Auseinandersetzungen und Plünderungen aus dem in
der Nähe zu vermutenden Lararium gerissen . Im
gleichen Lararium könnten ursprünglich auch die
Statuette des Apollo 8, die Merkurstatuette, von der
noch Petasus (147) und Sockel (155) erhalten sind,
sowie die Statuetten eines Genius S85 und der
Minerva (?) 121 gestanden haben. Im Bereich der
Wageneinfahrt wurden zudem Terrakotten einer
358
359
269 Jochbeschlag
Inv.: 1960.7447
Höhe: 26,0 cm
Fundjahr: 1960
Fundstelle: Ins. 30
Fundkomplex: V04334
Objektdatierung: 2./3. Jh.
36ü
291 Amulett
Inv.: 1960.533
Höhe: 3,6 cm
Fundjahr: 1960
Fundstelle: Ins. 30
Fundkomplex: V03545
FK-Datierung: 20-40
(wenig datierbares Material)
Objektdatierung: 1. Jh.
S354 Pferdegeschirranhänger
Inv.: 1962.668
Höhe: 5,4 cm
Fundjahr: 1962
Fundstelle: Ins. 30
Fundkomplex: X01385
FK-Datierung: 50-75
(wenig datierbares Material)
Objektdatierung: 1. Jh.
In der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts war das
Quartier in kleine, mit Holzhäusern bebaute Parzellen
unterteilt. In den folgenden Steinbauphasen wurden
die Häuser zu grösseren Einheiten zusammengefasst;
im Innern der Insula lagen Wohnräume, in den grösseren gegen die Porticus orientierten Hallen eher
Werkstätten . U m die Mitte des 1. Jahrhunderts
gingen die Militaria 291 und S354 verloren. Z u G e bäuden des 1. und 2. Jahrhunderts gehörten vermutlich
die Victoriastatuette, von der Fuss (140) und Flügel
(122) erhalten sind, der Deckelaufsatz von einer
Kanne S282, die campanische Lampe 264, die Siegelkapsel S241 und der Kastenhenkel 212.
U m 200 n. Chr. überbaute man die ganze Insula mit
einem luxuriösen zweistöckigen Peristylhaus, das wohl
eher als private Domus denn als Korporationsgebäude
diente. Durch ein grosses Tor in der Ostporticus
gelangte man in eine Remise, in der sich Teile eines
Wagens und der Jochbeschlag 269 fanden, und von
dort in den eigentlichen Wohntrakt. In der Blickachse
357
A b b . 62
Augst B L . Insula 30. M . 1 :1000.
357 J. E w a l d , D i e frühen Holzbauten in Augusta Raurica - Insula
X X X und ihre Parzellierung. In: E . Schmid u.a. (Hrsg.), Provincialia. Festschrift für R u d o l f Laur-Belart (Basel/Stuttgart
1968) 80-104; Laur/Berger 1988, 134-136; Schibler/Furger
1988, 80-92; R ü t t i 1991, 222-225; Schmid 1993, 90-103; R i h a
1994,35f.; Deschler-Erb (in Vorbereitung).
358 Martin-Kilcher 1985,181 A b b . 24.
359 Meines Erachtens reichen das Thema des Mosaiks, der als
Rapier gedeutete Eisenstab und die Marsstatuette nicht aus,
um als Besitzer und Bewohner des G e b ä u d e s auf Gladiatoren
oder eine dem Gladiatorenwesen nahestehende Körperschaft
zu schliessen (erwogen von L . Berger, Jber. R M A 1969/70,71;
Schmid 1993,93; vgl. dagegen Martin-Kilcher 1994,497 A n m .
776). Gladiatoren sind ein beliebtes Thema auf M o s a i k e n in
P r i v a t h ä u s e r n des 2./3. Jh. (Schmid 1993,99); der Eisenstab mit
Handgriff, der sich mit keinem geläufigen Waffentyp verbinden lässt, diente vielleicht als G e r ä t (Bratspiess? freundliche
Mitteilung v o n E c k h a r d Deschler-Erb); Mars ist häufig in
gallorömischen H a u s h e i l i g t ü m e r n vertreten (vgl.Tabelle I und
A b b . 139).
360 D e r Statuettenteil mit Ägis 121 lässt sich weiterhin nicht sicher
deuten, da zu keinem der im Katalog genannten Vorschläge
ü b e r z e u g e n d e Belege vorhanden sind. Denkbar w ä r e allenfalls auch eine Sonderform des oben (Teil I, «Statuettentypen») behandelten Minervatypus; Minerva w ü r d e die Ägis
dann nicht wie ein S c h u l t e r m ä n t e l c h e n , sondern wie eine
Agraffenchlamys tragen (zur Terminologie vgl. KaufmannHeinimann, Augst 29).
Venus in Aedicula, eines Ebers und eines Affen
gefunden ; die Funddokumentation erlaubt jedoch
nicht zu entscheiden, ob sie ebenfalls zum erwähnten
Lararium gehört haben könnten. Im Innenhof war eine
Marmorstatuette der Venus aufgestellt; eine weitere
Marmorstatuette, von der sich nur ein Fuss erhalten
hat , stand ebenfalls bis zur Zerstörung der Domus
wohl in dem südlich des Mosaikraums gelegenen
Winter-Oecus.
Unklar ist, wozu die getriebene weibliche Büste 89
verwendet wurde. Gerne sähe man in ihr, analog zu den
einst übermodellierten hölzernen Köpfen aus der Casa
del Menandro in Pompeji (vgl. unten mit A n m . 639),
ein Ahnenbild, das zusammen mit anderen Büsten in
einem Schrein verwahrt bzw. aufgehängt wurde .
Allerdings ist diese Sitte bisher erst in Pompeji belegt,
also nicht ausserhalb Campaniens, und nicht aus
späterer Zeit als aus dem 1. Jahrhundert.
In der Südostecke der Insula ist durch Tiegel und
Abfälle eine Bronzegiesserei nachgewiesen; möglicherweise gehören die Basis 162 und der in der
Porticus aufgefundene Fehlguss einer Merkurstatuette
S13 in diesem Zusammenhang .
361
362
363
364
365
Inv.: 1963.10976
Höhe: 5,8 cm
Fundjahr: 1963
Fundstelle: Ins. 31
Fundkomplex: Y01244
FK-Datierung: 225-275 (guter,
typologisch geschlossener F K )
Objektdatierung: 2. Jh.
83 Negerknabe
Inv.: 1961.6532
Höhe: 6,6 cm
Fund jähr: 1961
Fundstelle: Ins. 31
Fundkomplex: X00429
FK-Datierung: 190-260 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
Objektdatierung: 1./2. Jh.
91 Stier
Inv.: 1960.5289
Höhe: 6,5 cm
Fundjahr: 1960
Fundstelle: Ins. 31
Fundkomplex: V04005
FK-Datierung: 50-100
(wenig datierbares Material)
Insula 31 (Abb. 63)
36 Merkur
Inv.: 1965.37
Länge: 5,1 cm
Fundjahr: 1965
Fundstelle: Ins. 31
Fundkomplex: X03949
103 Adler
Inv.: 1960.6159
Höhe: 4,5 cm
Fundjahr: 1960
Fundstelle: Ins. 31
Fundkomplex: V03986
FK-Datierung: 1-100
(wenig datierbares Material)
43 Vulkan
Inv.: 1963.3271
Höhe: 6,6 cm
Fundjahr: 1963
Fundstelle: Ins. 31
Fundkomplex: Y00897
FK-Datierung: 230-280 (guter,
typologisch geschlossener F K )
Objektdatierung: 1./2. Jh.
56 Silen
Inv.: 1964.3017
Höhe: 8,4 cm
Fundjahr: 1964
Fundstelle: Ins. 31
Fundkomplex: Y01557
FK-Datierung: 30-50
(wenig datierbares Material)
361 v. Gonzenbach 1986, 19ff. Taf. 79,3; 108,2. 3 N r . 19. 69. 74; v.
Gonzenbach 1996,38f.
362 Bossert-Radtke 1992 N r . 3 Taf. 6.
363 ebd. N r . 21 Taf. 11. V o n den übrigen in Insula 30 gefundenen
Steinmonumenten g e h ö r t e n das Fingerfragment einer lebensgrossen Statue N r . 19 (Numerierung nach Bossert-Radtke
1992) und das Panrelief N r . 56 vermutlich zur Ausstattung
eines Hauses bzw. seines Peristyls aus der Zeit vor dem U m b a u
von 200 n.Chr.; der Tischfuss N r . 59 lässt sich nicht n ä h e r zuordnen.
364 St. Martin-Kilcher vermutet, dass die B ü s t e 89 sowie die
Statuettenfragmente 121, S78 und S85 und eine Tonlampe
zum gleichen L a r a r i u m g e h ö r t e n (Martin-Kilcher 1988, 32).
V. v. Gonzenbach schlägt für die B ü s t e 89 eine Deutung als
E p o n a vor (v. Gonzenbach 1995,38).
365 Furger/Riederer 1995,118.139ff. Tabelle 7.
Inv.: 1963.9300
Länge: 2,6 cm
Fundjahr: 1963
Fundstelle: Ins. 31
Fundkomplex: Y01115
FK-Datierung: 50-100
(wenig datierbares Material)
S190 Löwenpranke
(Gerätfuss)
Inv: 1966.1551
Höhe: 2,0 cm
Fundjahr: 1966
Fundstelle: Ins. 31
Fundkomplex: X05905
FK-Datierung: 100-200 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
S92 Pferdekopf
208 Kastenhenkel
Inv: 1963.5831
Höhe: 6,5 cm
Fundjahr: 1963
Fundstelle: Ins. 31
7«v.: 1964.8879
Länge: 11,7 cm
Fundjahr: 1964
Fundstelle: Ins. 31
Fundkomplex: X03702
FK-Datierung:
1-200
(uneinheitliches Material)
S132 Finger
S195 Kastenhenkel
/«v.: 1961.1658
Länge: 3,4 cm
Fundjahr: 1961
Fundstelle: Ins. 31
Fundkomplex: X00154
FK-Datierung: 150-250
(wenig datierbares Material)
Inv.: 1961.3798
Länge: 3,5 cm
Fundjahr: 1961
Fundstelle: Ins. 31
Fundkomplex: X00247
FK-Datierung: 150-225 (guter,
typologisch geschlossener F K )
67 Lunabüste (Applike)
217 Schlüssel
//iv.: 1963.3813
Höhe: 6,3 cm
Fund jähr: 1963
Fundstelle: Ins. 31
Fundkomplex: Y00839
Objektdatierung: 2. Jh.
7/iv.: 1962.11237
Länge: 13,7 cm
Fundjahr: 1962
Fundstelle: Ins. 31
Fundkomplex: X02205
FK-Datierung: 225-275
(wenig datierbares Material)
Objektdatierung: 2. Jh.
S146 Männliche Büste
(Applike)
220 Löwe
7wv.: 1963.5888
Höhe: 3,1 cm
Fundjahr: 1963
Fundstelle: Ins. 31
Fundkomplex: Y00881
FK-Datierung: 50-70
(wenig datierbares Material)
Objektdatierung: 1. Jh.
S171 Applike
mit Medusa(?)kopf
Inv: 1963.8791
Höhe: 3,0 cm
Fundjahr: 1963
Fundstelle: Ins. 31
Fundkomplex: Y01073
FK-Datierung: 100-150
(wenig datierbares Material)
7nv.: 1963.4397
77ö/*e: 13,5 cm
Fundjahr: 1963
Fundstelle: Ins. 31
Fundkomplex: Y00974
FK-Datierung: 150-200
(wenig datierbares Material)
234 Messergriff
7nv.: 1964.11544
Länge: 6,1 cm
Fundjahr: 1964
Fundstelle: Ins. 31
Fundkomplex: X03929
Inv.: 1963.11087
Dm.: 2,0 cm
Fundjahr: 1963
Fundstelle: Ins. 31
Fundkomplex: Y01218
FK-Datierung: 30-50 (guter,
typologisch geschlossener F K )
Objektdatierung: 1. Jh.
S195
S378 Schalengriff
43
Inv.: 1978.4617
Länge: 7,3 cm
Fundjahr: 1978
Fundstelle: Ins. 31
Fundkomplex: BOI 831
FK-Datierung: 130-170 (guter,
typologisch geschlossener F K )
Objektdatierung: 1. Jh.
S280 Kannendeckel
7« v.: 1964.4174
Länge: 5,9 cm
Fundjahr: 1964
Fundstelle: Ins. 31
Fundkomplex: Y01549
FK-Datierung: 50-70
(wenig datierbares Material)
Objektdatierung: 1. Jh.
289 Amulett
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3 6 6
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S24:
220
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S 2 8 0 5 6
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S 9 5
A b b . 63
Augst B L . Insula 31 und Westseite von Insula 32.
M . 1 :1000.
lagen grosse, für verschiedene Gewerbe genutzte
Hallen. In der Nordwestecke (Haus l ) war eine
Metzgerei eingerichtet; die drei im Süden anschliessenden G e b ä u d e (Häuser 3-5) enthielten eine
Hornmanufaktur und zwei Giessereien. In der einen
der beiden Giessereien lag im Zerstörungsschutt des
3. Jahrhunderts ein Ensemble von 22 Werkzeugen zur
Holzbearbeitung . A u f der Westseite der Insula sind
eine weitere Giesserei und eine Beinschnitzerei
nachgewiesen.
Auch in diesem von Handwerks- und Gewerbebetrieben beherrschten Quartier gab es - möglicherweise zeitlich vorangehend - überdurchschnittlich
gut ausgestattete Wohnpartien. In dem im Innern gelegenen Mosaikraum und dessen Umgebung fanden
sich auffällig viele medizinische Geräte, was E . Riha an
ein Ärztezentrum denken liess .
3 6 8
369
/«v.: 1961.5926
4,9 cm
Fundjahr: 1961
Fundstelle: Ins. 31
Fundkomplex: X00377
FK-Datierung: 25-50
(wenig datierbares Material)
Objektdatierung: 1. Jh.
370
371
372
S358 Pferdegeschirranhänger
Inv.: 1960.7334
Höhe: 3,3 cm
Fundjahr: 1960
Fundstelle: Ins. 31
Fundkomplex: V04272
FK-Datierung: 25-50
(wenig datierbares Material)
Objektdatierung: 1. Jh.
Im Unterschied zur nebenanliegenden Insula 30 mit
der jedenfalls im 3. Jahrhundert aufwendig ausgestatteten Domus beherbergte die zu etwa zwei Dritteln
ausgegrabene Insula 31 vor allem Handwerks- und
Gewerbebetriebe; Wohnräume sind nur im Innern
nachgewiesen . Bis zur Mitte des 1. Jahrhunderts
wurde in Holz gebaut ; aus dieser Zeit stammen die
zwei Pferdegeschirrteile 289 und S358. Die zum Teil
mehrstöckigen Steinbauten waren bis ins spätere
3. Jahrhundert bewohnt. Gleich hinter der Porticus
366
367
366 R . Steiger u.a., Augst Insula 31. Ausgrabungen und Funde
1960/61 (Augst 1977); Furger 1985; Laur/Berger 1988,131-134;
Schibler/Furger 1988, 92-101; M . Peter, E i n e W e r k s t ä t t e zur
Herstellung von subaeraten Denaren in Augusta Raurica. Studien zu F u n d m ü n z e n der A n t i k e ( S F M A ) 7 (Berlin 1990) 16f.
32ff.;Rütti 1991,226-228; Schmid 1993,103-109; R i h a 1994,36.
- Z u den B u n t m e t a l l w e r k s t ä t t e n vgl. Furger/Riederer 1995,
139ff. Tabelle 2 A b b . 7, zur Beinmanufaktur Deschler-Erb
(in Vorbereitung).
367 Aus Insula 31 stammt das früheste bisher aus Augst bekannte
Dendrodatum, 6 v.Chr.; vgl. Furger 1985.
368 Z u r Numerierung vgl. Laur/Berger 1988,131 A b b . 126.
369 A . M u t z , J b A K 1,1980,117-131 A b b . 1-5.
370 V g l . Deschler-Erb (in Vorbereitung).
371 Schmid 1993,103 A b b . 46.
372 R i h a 1986, 92. - Z u r Vorsicht bei der Interpretation mahnt,
dass Insula 31 zu den fundreichsten Insulae gehört und etwa
auch den in der Oberstadt grössten A n t e i l an frühen Militaria
geliefert hat (vgl. Deschler-Erb u. a. 1991,40 A b b . 26 und unten
mit A n m . 515).
Im Strassengraben vor der Westseite des Maceilums
lag eine steinerne Basis mit Votivinschrift für A p o l l o
Augustus ; wahrscheinlich war sie mit der zugehörigen Bronze(?)statuette ursprünglich in einem der
Tempelbezirke aufgestellt und wurde während der
kriegerischen Auseinandersetzungen nach 273 n. Chr.
ohne die wegen ihres Materialwerts begehrte Statuette
weggeworfen .
Leider lassen sich nur die wenigsten der zahlreichen figürlichen Bronzen, die auf dem Areal der
drei Giessereien gefunden wurden, eindeutig mit den
Werkstätten verbinden. Der Schalengriff S378 lag zusammen mit fragmentierten Schmelztiegeln, Bronzefragmenten und -schlacken in einer in der westlichen
Giesserei wiederverwendeten Ö l a m p h o r e ; er war
wohl zum Wiedereinschmelzen bestimmt. V o n den
Funden aus Haus 4 stammt der Fehlguss eines Pferdekopfs S92 sicher aus dem Bereich der dort tätigen
Giesserei; der Löwe 220 könnte auch durch einen zeitlich nicht bestimmbaren Brand angeschmolzen sein.
Vom inhaltlichen Zusammenhang her möchte man die
möglicherweise aus Oberitalien stammende Statuette
des Vulkan 43 (vgl. oben mit A n m . 157-159) am
ehesten dem in der Werkstatt oder in der darüberliegenden Wohnung des Giessers eingerichteten Lararium zuweisen, auch wenn sich sonst kaum je Vulkanstatuetten in Lararien erhalten haben (vgl. A b b . 139).
Für ein Lararium im Wohnbereich oder im Peristyl
sprechen die kaum in einer Werkstatt aufgehängten
tönernen Oscilla, die grösstenteils im gleichen Fundkomplex wie der Vulkan lagen . Im gleichen Hausheiligtum stand vielleicht auch die jetzt verlorene Merkurstatuette, zu der die Schildkröte 66 gehörte. A u f
einen gehobenen Haushalt weisen der reich verzierte
Schlüssel 217 und die gut gearbeitete, wohl an einem
Möbel befestigte Lunabüste 67.
In Haus 5 fehlen Halbfabrikate oder Fehlgüsse
figürlicher Bronzen, die aus der Giesserei stammen
könnten. Der hockende Silen 56, der Scharnierdeckel
einer Kanne S280, die Siegelkapsel S242 (aus Haus 4)
und der Messergriff 234 lassen sich aus stratigraphischen bzw. typologischen G r ü n d e n dem 1. Jahrhundert zuweisen. Nicht bekannt ist, zu welcher A r t
von Möbel oder Wagen Aufsätze wie der Silen 56 oder
der Philosoph 82 gehörten , und auch nicht, ob allenfalls mit einer lokalen Fabrikation zu rechnen ist. Im
gleichen Haus wurden drei tönerne Clipeusbüsten
des Merkur, des Sol (?) und einer weiteren Gottheit
(?) gefunden
Aus dem Bereich der West- und der Nord-Porticus
stammen der Stier 91 sowie der Negerknabe 83, der
wohl aus dem östlichen Mittelmeergebiet importiert
wurde ; sie standen ursprünglich vermutlich in
Hausheiligtümern. Das Fingerfragment S132 gehörte
zu einer unterlebensgrossen Statue, die nicht an Ort
und Stelle aufgestellt gewesen sein muss.
373
374
375
376
377
378
379
Insula 32 s. oben Thermen;
Insula 33 s. unten nach Ins. 36
S106Axt
Inv.: 1977.8502
Länge: 5,4 cm
Fundjahr: 1977
Fundstelle: Ins. 34
Fundkomplex: A09844
FK-Datierung: 10-70 (guter,
typologisch geschlossener F K )
S144 Applike mit Amorbüste
Inv.: 1977.13335
Dm.: 5,5 cm
Fundjahr: 1977
Fundstelle: Ins. 34
Fundkomplex: A09838
FK-Datierung: 25-75 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
Objektdatierung: 1. Jh.
S175 Hockender (Gerätfuss)
Inv.: 1977.14718
Höhe: 9,1 cm
Fundjahr: 1977
Fundstelle: Ins. 34
Fundkomplex: B00804
FK-Datierung: 125-175 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
Objektdatierung: 2. Jh.
373 R . Steiger in: Steiger u.a. (wie A n m . 366) 231 N r . 7 A b b . 27.
100a. 104.105; Schwarz/Berger (in Vorbereitung b).
374 Möglich w ä r e auch eine Aufstellung an einem Platz oder in
einem öffentlichen G e b ä u d e (vgl. für Venetien und Istrien
Alföldy [wie A n m . 277] 44f.). A u c h ein kleines Heiligtum von
Handwerkern oder Gewerbetreibenden in der N ä h e ihres
Arbeitsplatzes w ä r e denkbar (vgl. dazu E . Schraudolph,
R ö m i s c h e G ö t t e r w e i h u n g e n mit Reliefschmuck aus Italien.
A r c h ä o l o g i e und Geschichte 2 [Heidelberg 1993] 43f.).
375 Tomasevic-Buck 1984b, 13 A b b . 4.5; Martin-Kilcher 1987,177.
280 Nr. 1685 Taf. 85.
376 V g l . R . Laur-Belart, Jber. R M A 1963, l l f . N r . 6-9 A b b . 8-11.
Z u Oscilla allg. vgl. I. Corswandt, Oscilla, Untersuchungen zu
einer römischen Reliefgattung. Diss. Berlin 1982; Neudecker
1988,51.
377 D e r Typus des Silens ist unterdessen in etlichen Exemplaren
bekannt (vgl. Katalog zu S308); es fragt sich, ob nicht auch der
sitzende Philosoph trotz der verschiedenen A r t der Verankerung aus dem gleichen Zusammenhang stammen k ö n n t e . E s
ist recht heikel, Bronzen dieser Qualitätsstufe zu datieren (vgl.
oben Teil I, « D a t i e r u n g von S t a t u e t t e n » ) ; ohne die zeitlichen
Anhaltspunkte des Fundkomplexes h ä t t e man den Silen kaum
in so frühe Zeit gesetzt, und entsprechend liesse sich auch für
den qualitativ und stilistisch einigermassen vergleichbaren
Philosophen eine frühere Datierung vertreten.
378 v. Gonzenbach 1986,20 Nr. 35-37 Taf. 86; v. Gonzenbach 1995,
39 (Deutung als Werkvorlagen erwogen).
379 A u c h von der Metallzusammensetzung her fällt er aus dem
Rahmen; vgl. Kaufmann-Heinimann/Liebel 1994,231 N r . 6.
S189 Löwenpranke
(Gerätfuss)
Inv.: 1977.13781
Höhe: 2,1 cm
Fundjahr: 1977
Fundstelle: Ins. 34
Fundkomplex: B00713
FK-Datierung:
150-280/90-110
(frühe «Ausreisser»)
Die etwa zur Hälfte untersuchte Insula - wohl ein
Wohn- und Gewerbequartier - hat durch ihre Lage am
Südwestrand des Plateaus und durch die nach Südwesten führende Wildentalstrasse eine unregelmässige
Form . Im Haus westlich der Wildentalstrasse fanden sich Bronzeabfälle . Das Wohnhaus östlich dieser Strasse war um einen Innenhof angelegt und wies
nach einem Umbau ein Obergeschoss und ein mit M a lereien geschmücktes Bad auf. A n Gewerbebetrieben
ist eine Metzgerei nachgewiesen.
Die wenigen figürlichen Bronzen (Möbelapplike
mit Amorbüste S144, Votiv[?]axt S106) und die recht
zahlreichen Fibeln gehören zum grössten Teil in die
frühe Kaiserzeit; wahrscheinlich fielen die meisten
Metallobjekte des 3. Jahrhunderts den Plünderungen
zum Opfer, die bei den hier bezeugten Kämpfen im
späteren 3. Jahrhundert stattfanden .
Aus dem Bereich der Porticus bzw. der Strasse stammen zwei Möbel- oder Geräteteile, die Löwenpranke
S189 sowie der ithyphallische Hockende S175 (vgl.
unten «Funde in Porticus und Strasse»).
380
381
382
Insula 35 (Abb. 65)
S45 Epona
Inv.: 1978.21640
Höhe: 11,0 cm
Fundjahr: 1978
Fundstelle: Ins. 35
Fundkomplex: BOI 102
FK-Datierung:
150-275/90-150
(frühe «Ausreisser»)
Objektdatierung: 1./2. Jh.
S69 Kastenblech mit Ente
Inv.: 1981.10885a
Höhe: 2,5 cm
Fundjahr: 1981
Fundstelle: Ins. 35
Fundkomplex: B07330
FK-Datierung:
40-60/150-200
(zwei zeitliche Schwerpunkte)
S76 Unterarm
Inv.: 1983.25412
Länge: 3,6 cm
Fundjahr: 1983
Fundstelle: Ins. 35
Fundkomplex: C00042
FK-Datierung:
250-300/1-100
(frühe «Ausreisser»)
S145 Amorbüste (Applike)
Inv.: 1978.9068
Höhe: 5,8 cm
Fundjahr: 1978
Fundstelle: Ins. 35
Fundkomplex: BOI 106
FK-Datierung:
1-100/200-275
(frühe «Ausreisser»)
Objektdatierung: 1./2. Jh.
S179 Fuss und Kopf
(Gerätfuss)
Inv.: 1983.20487
Höhe: 5,2 cm
Fundjahr: 1983
Fundstelle: Ins. 35
Fundkomplex: B08702
FK-Datierung: 50-100 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
A b b . 64
Augst B L . Insula 34 und S ü d o s t e c k e von Insula 28.
M . 1 :1000.
380 Furger 1989,16f.; R ü t t i 1991,229-231; R i h a 1994,37.
381 Furger/Riederer 1995,139ff. Tabelle 2.
382 s. A n m . 356.
S197 Kastenhenkel
Inv.: 1981.10888
Länge: 5,6 cm
Fundjahr: 1981
Fundstelle: Ins. 35
Fundkomplex: B07330
FK-Datierung: 40-60/150-200
(zwei zeitliche Schwerpunkte)
. B<;11 A*ï
AÖ
• S45
.S16997
.S
35
36
34
S226 Messer
Inv.: 1983.23787
Länge: 13,6 cm
Fundjahr: 1983
Fundstelle: Ins. 35
Fundkomplex: C00013
FK-Datierung: 200-250 (guter,
typologisch geschlossener F K )
M
m
i
S293 Vogelkopf von
Gefässhenkel
A b b . 65
Augst B L . Insula 35. M . 1 :1000.
A b b . 66
Augst B L . Insula 35. Eponastatuette S45 in Fundlage.
M . l :2.
Inv.: 1981.10480
Länge: 3,0 cm
Fundjahr: 1981
Fundstelle: Ins. 35
Fundkomplex: B07296
FK-Datierung: 190-230
(wenig datierbares Material)
Von Insula 35 konnte nur der nördliche Abschluss,
d.h. etwa ein Viertel der Gesamtfläche, untersucht
werden; neben kleinteiligen Wohntrakten gab es
grössere Werkhallen, in denen eine Weberei oder
Walkerei sowie eine Werkstatt für Pfeifentonfiguren
und - S c h e i b e n in Betrieb waren . Im Innern des
Gebäudes in der Nordwestecke kamen Teile einer
bronzenen Kästchen- oder Truhenverkleidung (S69.
S197) wohl des 1. Jahrhunderts zum Vorschein (vgl.
entsprechenden Fund in Region 9,D); auch die A m o r büste S145 sass wohl an einem Möbel. In dem motivisch aussergewöhnlichen Gerätfuss S179 scheinen
einheimische Stilelemente weiterzuleben. Unklar ist,
ob das Armfragment S76 mit einer Giesserei in
Zusammenhang steht.
Auch hier fanden sich im Bereich der Strasse (Steinlerstrasse südlich der Kreuzung mit der Wildentalstrasse) Waffen als Zeugen der Kämpfe, die sich im
späteren 3. Jahrhundert abgespielt haben müssen ;
nicht ganz ausgeschlossen ist, dass die Statuette der
Epona S45 (Abb. 66), der sich das Militär besonders
verbunden fühlte , im Besitz eines Soldaten war und
damals verlorenging.
383
384
385
383 Tomasevic-Buck 1 9 8 4 b , 2 1 - 2 9 ; A . R . F u r g e r , J b A K 5 , 1 9 8 5 , 2 3 7
A b b . 5 (vgl. auch P.-A. Schwarz, D i e spätlatenezeitliche und
s p ä t r ö m i s c h e H ö h e n s i e d l u n g auf dem M o n t Terri [Cornol J U ] .
D i e Ergebnisse der Grabungskampagne 1987. Basler Beiträge
zur U r - und Frühgeschichte 13 [Derendingen 1993] 51 A n m .
313); Tomasevic-Buck 1988,8; Furger 1989,161
384 s. A n m . 356.
385 V g l . L I M C V 996-999 (St. Boucher); O. Stoll, D i e Skulpturenausstattung römischer Militäranlagen an R h e i n und D o n a u .
D e r O b e r g e r m a n i s c h - R ä t i s c h e Limes 1. Pharos, Studien zur
griechisch-römischen A n t i k e 1 (St. Katharinen 1992) 151-154.
220-222; Euskirchen 1993,686-693.
S333 Amulett
Insula 36 (Abb. 67)
Inv: 1984.4228
Höhe: 3,7 cm
Fundjahr: 1984
Fundstelle: Ins. 36
Fundkomplex: C00538
FK-Datierung: 50-100
(wenig datierbares Material)
S63 Hahn
Inv.: 1984.11061
Höhe: 4,3 cm
Fundjahr: 1984
Fundstelle: Ins. 36
Fundkomplex: C00851
FK-Datierung: 50-75 (guter,
typologisch geschlossener F K )
S207 Schlüsselgriff
Inv: 1983.36407
Länge: 7,3 cm
Fundjahr: 1983
Fundstelle: Ins. 36
Fundkomplex: C00408
FK-Datierung: 200-260 (guter,
typologisch geschlossener F K )
S216 Messergriff
Inv: 1983.34450
Länge: 5,7 cm
Fundjahr: 1983
Fundstelle: Ins. 36
Fundkomplex: C00377
FK-Datierung: 30-70 (guter,
typologisch geschlossener F K )
Objektdatierung: 1. Jh.
1968 wurde die Südostecke der Insula angeschnitten;
1983/84 konnte ein Teil ihres nördlichen Abschlusses
untersucht werden . Im Norden liessen sich drei
Hauseinheiten unterscheiden. D i e meisten zum Teil
hypokaustierten und in einem Fall mit einem Mosaik
ausgestatteten R ä u m e wurden wohl zum Wohnen
genutzt; vielleicht war in der Nähe des Mosaikraums
eine Mosaikwerkstatt tätig.
Die wenigen figürlichen Bronzen gehören in den
häuslichen Bereich und wurden meist im 1. Jahrhundert hergestellt; die Fusslampe S246 stammt wohl
aus Campanien, die Messergriffe S216 und S225 sowie der Möbel(?)aufsatz in Form eines Hahns S63
könnten lokal gefertigt sein .
Der kleine Specksteinaltar mit Weihinschrift an
Iuppiter Optimus Maximus (und an Mars?) , der im
Strassengraben der Heidenlochstrasse lag, wurde aus
einem Heiligtum oder von einem öffentlichen Platz
verschleppt.
386
387
388
S225 Messergriff
Inv: 1984.296
Länge: 5,0 cm
Fundjahr: 1984
Fundstelle: Ins. 36
Fundkomplex: C00509
FK-Datierung: 190-230 (guter,
typologisch geschlossener F K )
Objektdatierung: 1. Jh.
S246 Lampe
Inv: 1977.17263
Länge: 13,6 cm
Fundjahr: 1977
Fundstelle: Ins. 36
Fundkomplex: B00341
FK-Datierung: 1-70 (guter,
typologisch geschlossener F K )
Objektdatierung: 1. Jh.
A b b . 67 Augst B L . Insula 36 und Westseite von Insula 37.
M . 1 :1000.
386 T. Tomasevic-Buck, J b S G U F 68,1985,240-244; Schmid 1993,
110-112.
387 S225: Furger/Riederer 1995,122.139ff. Tabelle 2.
388 Tomasevic-Buck (wie A n m . 386) 242-244 A b b . 45; Schwarz/
Berger (in Vorbereitung b).
Insulae 39 und 33 (Abb. 68)
V
S236 Haarnadel
Inv.: 1912.476
Länge: 12,1 cm
Fundjahr: 1911/12
Fundstelle: Ins. 39
1911-13 untersuchte Karl Stehlin drei terrassenartig
angelegte Häuser in der am Ostrand des SteinlerPlateaus gelegenen Insula 39 . Aufgrund der Lage an
der (postulierten) Fernstrasse vom Rheinhafen
zur Südvorstadt, der Bauweise und dem in den Entlastungsbögen auf Kellerniveau eingelagerten A m phorendepot deutete St. Martin-Kilcher die südlichste
der drei erfassten Gebäudeeinheiten als Handelshaus.
Die figürlichen Bronzen beschränken sich auf eine
Haarnadel (S236) und einen Pferdegeschirranhänger
(290). E i n weiteres Amulett (293) fand sich in der Südporticus von Insula 33.
389
290 Amulett
Inv.: 1911.1668
Höhe: 4,6 cm
Fund jähr: 1911
Fundstelle: Ins. 39
Objektdatierung: 1. Jh.
293 Amulett
Inv.: 1912.1297
Höhe: 2,3 cm
Fundjahr: 1912
Fundstelle: Ins. 33
Insulae 41/47 (Abb. 69)
S49 Stier
Inv.: 1972.4703
Höhe: 9,2 cm
Fundjahr: 1972
Fundstelle: Ins. 41/47
Fundkomplex: Z02318
FK-Datierung: 200-275 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
Objektdatierung: 1.12. Jh.
S125 Sockel
Inv.: 1912.1 Am
Höhe: 3,1 cm
Fundjahr: 1972
Fundstelle: Ins. 41/47
Fundkomplex: A03529
S19 A m o r (Möbelteil)
Inv.: 1972.3344
Höhe: 6,7 cm
Fundjahr: 1972
Fundstelle: Ins. 41/47
Fundkomplex: A03558
FK-Datierung:
200-300/1-200
(frühe «Ausreisser»)
Objektdatierung: 1./2. Jh.
S204 Schlüsselgriff
Inv.: 1972.4246
Länge: 9,4 cm
Fundjahr: 1972
Fundstelle: Ins. 41/47
Fundkomplex: Z02302
FK-Datierung:
240-300/300-350
(späte «Ausreisser»)
A b b . 68 Augst B L . Insula 39 und Südseite von Insula 33.
M . 1 :1000.
389 St. Martin-Kilcher, M . Schaub in: Martin-Kilcher 1994,514-520
A b b . 244-246.
S223 Messergriff (?)
Inv.: 1973.12831
Länge: 5,1 cm
Fundjahr: 1973
Fundstelle: Ins. 41/47
Fundkomplex: A04754
FK-Datierung: 70-100 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
1972-74 konnte der mittlere Teil einer grossen, sich
über zwei Insulae erstreckenden Anlage («Palazzo»)
untersucht werden, allerdings nur in ihrer letzten
Benutzungsphase im 3. Jahrhundert . Die vielen mit
Mosaikböden und Hypokausten ausgestatteten Räume
unterstreichen den palastartigen Charakter des Gebäudekomplexes, dessen Funktion innerhalb der Stadt
noch nicht geklärt ist .
Weit bescheidener als die Innenausstattung nimmt
sich der erhaltene Bestand an figürlichen Bronzen aus.
Der im 1. oder 2. Jahrhundert geschaffene dreihörnige
Stier S49 stand wohl, zusammen mit anderen, nicht
mehr vorhandenen Figuren, in einem Lararium; seine
Lage in einer Schicht des 3. Jahrhunderts zeigt einmal
mehr, dass Larariumsstatuetten ihre Funktion über
lange Zeit, bis zur Zerstörung des zugehörigen
Raums oder Hauses, erfüllten. E i n Messergriff (?)
wohl des 1. Jahrhunderts (S223) fand sich unter dem
im 3. Jahrhundert als H o f gestalteten Gebäudeteil im
Nordwesten; auch der wenig unter der Erdoberfläche
gefundene Schlüssel S204 dürfte aus dem 1. oder
2. Jahrhundert stammen. Von gehobener Ausstattung
zeugt lediglich der im Bereich der Strasse gefundene
A m o r S19, der Teil eines Möbels oder Wagens war.
390
391
Insulae 42 und 43 (Abb. 70)
22 Merkur
Inv.: 1968.5217
Höhe: 7,1 cm
Fundjahr: 1968
Fundstelle: Ins. 43
Fundkomplex: X07798
FK-Datierung: 190-250 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
Objektdatierung: 1./2. Jh.
134 Unterschenkel
Inv.: 1968.5218
Höhe: 5,8 cm
Fundjahr: 1968
Fundstelle: Ins. 43
Fundkomplex: X07798
FK-Datierung: 190-250 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
Objektdatierung: 1./2. Jh.
S124 Sockel
Inv.: 1972.1576
Höhe: 3,6 cm
Fundjahr: 1972
Fundstelle: Ins. 42
Fundkomplex: A03559
FK-Datierung: 200-250/90-200
(frühe «Ausreisser»)
Objektdatierung: 2./3. Jh.
252 Kannendeckel
Inv.: 1968.3064
Länge: 5,5 cm
Fundjahr: 1968
Fundstelle: Ins. 42
Fundkomplex: A00012
FK-Datierung: 20-200
(uneinheitliches Material)
Objektdatierung: 2.13. Jh.
S355 Pferdegeschirranhänger
Inv.: 1968.3090
Höhe: 4,3 cm
Fundjahr: 1968
Fundstelle: Ins. 42
Fundkomplex: A00021
FK-Datierung: 40-60
(wenig datierbares Material)
Objektdatierung: 1. Jh.
A b b . 69
Augst B L . Insulae 41/47. M . 1 :1000.
390 Laur/Berger 1988, 140f.; Schibler/Furger 1988, 102-106;
Schmid 1993,113-132; R i h a 1994,37f.
391 V g l . Martin-Kilcher 1985,194;Fellmann 1992,72; Schmid 1993,
121.
Von den Insulae 42 und 43 wurden nur geringe Teile,
vor allem im Bereich der südlichen und östlichen bzw.
westlichen Porticus, untersucht . Zumindest der Südteil von Insula 42 scheint im 3. Jahrhundert von einem
einzigen G e b ä u d e überbaut gewesen zu sein. Die mittleren R ä u m e waren als Bad eingerichtet; in dem westlich angrenzenden Raum (s. Abb. 74) kam ein offenbar
im späteren 3. Jahrhundert vergrabener Hort von
Bronzegeschirr, Werkzeug, Schmuck und Kleingeld
zum Vorschein (D6) . Der Deckel 252 gehörte zu
einer gallischen Kanne mit Scharnierdeckel aus dem
2./3. Jahrhundert, wie sie in einem Exemplar im Hortfund erhalten ist . Der Sockel S124 aus dem südöstlichen Eckraum stammt aus einer zur gleichen Zeit
tätigen rätischen Werkstatt .
Die Süd- und die Westporticus von Insula 43 waren
möglicherweise mit Läden gesäumt. Aus dem einzigen
G e b ä u d e mit mehrheitlich bekanntem Grundriss
stammen die Reste eines Larariums, die Merkurstatuette 22 und der Unterschenkel einer Laren- oder
Bacchusstatuette 134, beides Erzeugnisse des 1. oder
2. Jahrhunderts. In der Südporticus fand sich in einer
tiberisch-claudischen Schicht eine mittelgallische Tonstatuette der Venus .
Insulae 44 (Abb. 75), 45, 51 (Abb. 71),
52 (Abb. 72); Region 7,C (Abb. 73)
392
71 Venus
Inv.: 1971.1845
Höhe: 11,3 cm
Fundjahr: 1971
Fundstelle: Ins. 52
Fundkomplex: A02981
FK-Datierung: 70-100 (guter,
typologisch geschlossener F K )
393
394
228 Schlüssel
395
Inv.: 1968.7511
Länge: 9,0 cm
Fundjahr: 1968
Fundstelle: Ins. 44
Fundkomplex: A00138
FK-Datierung: 190-230
(wenig datierbares Material)
Objektdatierung: 2. Jh.
396
242 Stab
/1
Inv.: 1969.5281
Höhe: 10,2 cm
Fundjahr: 1969
Fundstelle: Ins. 51
Fundkomplex: A00756
-fl ; ;
j\
$355
I
43
22
m
44
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A b b . 70
.242
392 Schibler/Furger 1988, 119-126; Deschler-Erb (in Vorbereitung).
393 T. Tomasevic-Buck u.a., E i n Depotfund in Augusta Raurica,
Insula 42. Bayerische Vorgeschichtsblätter 45, 1980; 91-117
A b b . 1-10 Taf. 3-10; H . A . Cahn, Bayerische Vorgeschichtsblätter 48, 1983, 194 Taf. 16; R i h a 1990, 118. Z u r Fundstelle
vgl. Tomasevic-Buck u.a. A b b . 2; zur Zusammensetzung des
Fundes vgl. A n m . 474.
394 Tomasevic-Buck u.a. (wie Anm.393) 102-104 Abb.5,4Taf.8,1;
vgl. Katalog zu S277 und jetzt auch K . Szâbo, Pots à E m bouchure Lourde C o u l é e d'une Pièce avec l'Anse. In: R o n k e
1994,399-403.
395 V g l . oben mit A n m . 69 zur Werkstatt und Kaufmann-Heinimann/Liebel 1994, 228. 235 Nr. 17b A b b . 1 zur Metallzusammensetzung. Metallanalysen anderer Objekte aus derselben
Werkstatt jetzt bei J. Riederer, Material und Herstellungstechnik der Statuetten des römischen Schatzfundes von Straubing. In: R o n k e 1994,355-360 bes. A b b . l b .
396 v. Gonzenbach 1986,19 Nr. 2Taf. 64,1 ; v. Gonzenbach 1995,38.
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Augst B L . Insula 43 und Ostseite von Insula 42.
M . 1 :1000.
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52
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4
A b b . 71
Augst B L . Insula 51 und Südseite von Insula 45.
M . 1 :1000.
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143 Pfauenkopf von Lampe
S336 Amulett
Inv.: 1969.9132
Höhe: 4,2 cm
Fundjahr: 1969
Fundstelle: Ins. 44
Fundkomplex: A00469
Inv.: 1971.4629
Länge: 3,5 cm
Fundjahr: 1971
Fundstelle: Reg. 7,C
Fundkomplex: A03172
FK-Datierung: 30-70/75-110
(frühe «Ausreisser»)
S380 Widderkopf von
Pateragriff
Inv.: 1971.304
Länge: 5,4 cm
Fundjahr: 1971
Fundstelle: Ins. 44
Fundkomplex: A01894
FK-Datierung: 70-110 (guter,
typologisch geschlossener F K )
Objektdatierung: 1. J h .
S350 Pferdegeschirranhänger
Inv.: 1971.11973
5,0 cm
Fundjahr: 1971
Fundstelle: Ins. 52
Fundkomplex: A03238
FK-Datierung: 25-50
(wenig datierbares Material)
Objektdatierung: 1. Jh.
S325 Amulett
S381 Pferdegeschirranhänger
/«v.: 1971.717
Länge: 3,8 cm
F und jähr: 1971
Fundstelle: Ins. 52
Fundkomplex: A02925
FK-Datierung: -10-80 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
Objektdatierung: 1. J h .
M : 1969.4211
Länge: 5,4 cm
Fundjahr: 1969
Fundstelle: Ins. 45
Fundkomplex: A000711
FK-Datierung: 70-100
(wenig datierbares Material)
Objektdatierung: 1. Jh.
Von den Insulae 44, 45, 51 und 52 konnte jeweils
nur ein schmaler, an die Venusstrasse angrenzender
Streifen untersucht werden . A n die Südporticus von
Insula 44 schloss offenbar ein grösserer, zweistöckiger
Gebäudekomplex an; aus der Ostecke stammt
397 R . - M . Swoboda, Helvetia Archaeologica 2, 1971, H . 5, 7-21
A . R . Furger, J b A K 7,1987,137-146; St. Martin-Kilcher u.a.
J b S G U F 70, 1987, 113-132; Laur/Berger 1988, 149-154
Schibler/Furger 1988, 107-110; Furger 1991, 270-273 Nr.
13-30; T h . Hufschmid, H . Sütterlin, J b A K 13, 1992,129-176:
Martin-Kilcher 1994,342-344.
A b b . 72 Augst B L . Insula 52. M . 1 :1000.
A b b . 73 Augst B L . Region 7,C. M . 1 :1000.
397
das Fragment einer campanischen Griffschale S380,
während der originelle Schlüssel 228 im Strassengraben an der Westseite lag. Im Strassenkörper
zwischen den Insulae 44 und 50 gingen der Teil eines
Kerzenständers 143 und der sehr gut gearbeitete
Gerätfuss S185 verloren (vgl. unten «Funde in Porticus
und Strasse»).
Einziger Fund aus Insula 45 ist ein frühkaiserzeitlicher Pferdegeschirranhänger (S381) aus dem Bereich
hinter der Porticus. Insula 45 gehörte mit den Insulae
50-52 zum sogenannten Töpfereibezirk Venusstrasse
West, der im 1. Jahrhundert aktiv war und in dem unter
anderem auch Weinamphoren produziert wurden.
Aus der Nordporticus von Insula 51 stammt der von
einem Vogel bekrönte Stab 242, dessen Funktion unbekannt ist . Eine tönerne Gruppe von Mann und
Pferd aus neronisch-flavischem Fundzusammenhang
könnte durch ihr im militärischen Umfeld besonders
beliebtes Thema auf die Präsenz von Armeeangehörigen hinweisen . Das zeitlich nicht näher bestimmbare Fragment einer tönernen Aedicula gehörte wohl
zu einem Hausheiligtum .
Die Funde aus Insula 52 stammen zwar alle aus
dem 1. Jahrhundert, doch ist nicht klar, ob sie mit
den Töpferwerkstätten oder den darüberliegenden
Wohn(?)räumen in Verbindung zu bringen sind; auch
die beiden Amulette S325 und S350 geben dazu keine
Aufschlüsse. Denkbar wäre dagegen, dass die aussergewöhnliche Venusstatuette 71 mit den benachbarten
Töpferwerkstätten in irgendeinem Zusammenhang
steht. Stilistisch entspricht sie weitgehend einem
in Zentralgallien und Obergermanien verbreiteten
Terrakottatyp des späteren 1. Jahrhunderts (vgl.
A b b . 5,2). M a n möchte vermuten, dass etwa im
gleichen Zeitraum ein Töpfer den damals modernen
Typ in Wachs - und dann in Bronze - nachzuarbeiten
versuchte (vgl. oben mit A n m . 80) .
Z u m Amulett S336 aus Region 7,C (auch als Insula
53 bezeichnet) vgl. unten mit A n m . 513.
398
S159 Adler (Applike)
Inv.: 1972.1505
Höhe: 3,1 cm
Fundjahr: 1972
Fundstelle: Ins. 48
Fundkomplex: A03625
FK-Datierung: 90-100 (guter,
typologisch geschlossener F K )
Objektdatierung: 1. Jh.
S169 Teil von Panzerbeschlag
Inv.: 1968.2614
Höhe: 6,0 cm
Fundjahr: 1968
Fundstelle: Ins. 48
Fundkomplex: X07968
FK-Datierung: 190-250 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
Objektdatierung: 2.Ì3. Jh.
399
400
401
213 Kastenhenkel
Inv.: 1968.8693
Höhe: 2,3 cm
Fundjahr: 1968
Fundstelle: Ins. 48
S213 Messergriff
Inv.: 1972.2215
Länge: 8,6 cm
Fundjahr: 1972
Fundstelle: Ins. 48
Fundkomplex: A03775
FK-Datierung: 130-170 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
S245 Panther (Lampengriff?)
Inv.: 1972.2218
Länge: 6,2 cm
Fundjahr: 1972
Fundstelle: Ins. 48
Fundkomplex: A03775
FK-Datierung: 130-170 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
Objektdatierung: 1./2. Jh.
Insula 48 (Abb. 74)
170 Mann (Applike)
Inv.: 1967.18916
Höhe: 4,2 cm
Fundjahr: 1967
Fundstelle: Ins. 48
Fundkomplex: X07764
FK-Datierung: 90-130 (guter,
typologisch geschlossener F K )
398 F ü r eine Haarnadel ist er zu massiv; in Frage k ä m e vielleicht
ein fragmentiertes R e i b s t ä b c h e n ohne betonte Mittelzone
(vgl. etwa R i h a 1986 Nr. 118Taf. 14).
399 v. Gonzenbach 1986,20 N r . 41 Taf. 106,1; v. Gonzenbach 1995,
38. 210.
400 v. Gonzenbach 1986,19 N r . 20 Taf. 78,2; v. Gonzenbach 1995,
38.
401 Vorläufig ist im Töpfereibezirk der Venusstrasse allerdings
nur die Herstellung von Gefässen, nicht von Figuren nachgewiesen.
Die hauptsächlich im Ostteil und entlang der Venusstrasse im Süden untersuchte Insula wurde in einer
frühen Phase von einer diagonal verlaufenden Strasse
durchschnitten, die zum Westtor führte; später überbaute man sie . Aus ihrer Einmündung in die Hohwartstrasse stammt der Streufund eines Kastenhenkelfragments 213. In der grossen Halle mit Pfeilern
in der Südostecke wurde die ungewöhnliche Applike
eines Sitzenden (?) 170 gefunden. In den militärischen
Bereich gehören die beiden Bronzen S159 und S169
aus der Porticus bzw. aus dem Strassenkörper. Der
Klappmessergriff S213 und der Panther S245 lagen
in der Nordwestecke in einem Fundkomplex des
mittleren 2. Jahrhunderts .
402
403
Inv.: 1981.11157
Höhe: 1,7 cm
Fundjahr: 1981
Fundstelle: Ins. 50
Fundko mp lex :B07'601
FK-Datierung:\50-200
(guter,
typologisch geschlossener F K )
S150 Applike mit Silenskopf
Inv: 1982.7071
Dm.: 4,1 cm
Fundjahr: 1982
Fundstelle: Ins. 50
Fundkomplex: B07842
FK-Datierung: 150-260
(wenig datierbares Material)
S185 Löwenpranke
(Gerätfuss)
Inv: 1968.7749
Höhe: 3,7 cm
Fundjahr: 1968
Fundstelle: Ins. 50
Fundkomplex: A00151
FK-Datierung: 240-260/100-300
(uneinheitliches Material)
230 Messer
A b b . 74
Augst B L . Insula 48 und Südseite von Insula 42.
M . 1 :1000.
Inv: 1968.7769
Länge: 21,7 cm
Fundjahr: 1968
Fundstelle: Ins. 50
Fundkomplex: A00153
FK-Datierung: 190-250 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
235 Messer(?)griff
Inv.: 1969.11602
Länge: 4,3 cm
Fundjahr: 1969
Fundstelle: Ins. 50
Fundkomplex: A01692
FK-Datierung: 10-30 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
Insula 50 (Abb. 75)
S18 Bacchus(?)kopf
Inv: 1981.19276
Höhe: 3,1 cm
Fundjahr: 1981
Fundstelle: Ins. 50
Fundkomplex: B07653
FK-Datierung: 190-200 (guter,
typologisch geschlossener F K )
Objekdatierung: 2. Jh.
402 R ü t t i 1991,2321
403 F ü r paarweise Verwendung der Panther sprechen die gemeinsamen Stilmerkmale von S245 und 268 - einem Altfund aus
der Sammlung Faesch - einerseits sowie von 266 und 267
anderseits, doch bleibt ihre Funktion unklar. A u c h die Fundstelle von 267, das Heiligtum in der Grienmatt (Reg. 8,A),
gibt keine Hinweise.
S70 Vogel (Aufsatz)
S380
Inv.: 1981.17049
Höhe: 1,8 cm
Fundjahr: 1981
Fundstelle: Ins. 50
Fundkomplex: B07631
FK-Datierung:
1-50
(wenig datierbares Material)
S231 Haarnadel
Inv.: 1982.19297
Länge: 5,1 und 3,9 cm
Fundjahr: 1982
Fundstelle: Ins. 50
Fundkomplex: B08198
FK-Datierung: 80-120
(uneinheitliches Material)
S301 Kopf (Gefässattasche)
Inv.: 1981.3111
Höhe: 5,2 cm
Fundjahr: 1981
Fundstelle: Ins. 50
Fundkomplex: B07609
FK-Datierung: 70-230
(uneinheitliches Material)
295 Amulett
Inv.: 1969.8612
Länge: 3,3 cm
Fundjahr: 1969
Fundstelle: Ins. 50
Fundkomplex: A00198
FK-Datierung: 150-300
(wenig datierbares Material)
A b b . 75
Augst B L . Insula 50 und Südseite von Insula 44.
M . 1 :1000.
Das Statuettenfragment S18, der Sockel S108 sowie
die Applike von einer campanischen Kasserolle des
1. Jahrhunderts S301 lagen in Fundkomplexen, die
zur sogenannten Falschmünzerwerkstatt gehören, wie
die mitgefundenen Schrötlinge und Segmentstäbe belegen; möglicherweise waren die drei Bronzen zum
Wiedereinschmelzen bestimmt.
Der Vogel S70 wie auch der widderförmige Griff 235
scheinen aus dem frühen 1. Jahrhundert zu stammen;
leider sind zu beiden Objekten keine Parallelen bekannt. Das grosse Jagdmesser mit hufförmigem Griff
230 gibt einen hier seltenen Typ wieder, der vor allem
in Ost- und Zentralgallien belegt ist . Aus dem Gebäudekomplex D stammen die Haarnadel S231 und
die Möbelapplike S150.
Die aus Insula 50 erhaltenen Bronzen lassen nicht
auf militärische Hersteller oder Besitzer schliessen .
405
406
S330 Amulett
Inv.: 1982.13113
Länge: 6,1 cm
Fundjahr: 1982
Fundstelle: Ins. 50
Fundkomplex: B08007
FK-Datierung: 50-75 (guter,
typologisch geschlossener F K )
In der etwa zur Hälfte ausgegrabenen Insula fanden
sich vor allem Handwerks- und Gewerberäume;
nachgewiesen wurden eine Bronzegiesserei im Südwesten (Los A ) sowie eine Werkstatt zur Herstellung
von Münzen im Westen (Los C ) . Aus dem frühen
1. Jahrhundert haben sich Töpfereiabfälle erhalten.
Immerhin lassen Reste von Wandmalerei im Komplex
D vermuten, dass neben Handwerksbetrieben auch
gut eingerichtete Wohntrakte bestanden.
404
Insulae 51 und 52 s. oben nach Ins. 42 und 43
404 R . Fellmann, J b A K 7, 1987, 319-321; Laur/Berger 1988, 141;
Tomasevic-Buck 1988, 8-14. 48-82; Peter (wie A n m . 366);
Furger 1991, 270. - Z u der von T. Tomasevic-Buck 78 vermuteten Beinmanufaktur vgl. jetzt Deschler-Erb (in Vorbereitung): eher Reparaturwerkstatt.
405 V g l . G . Lintz, D . Vuaillat, Les poignards et les coutelas dans
les sépultures gallo-romaines du Limousin. G a l l i a 45,1987/88,
165-188; zu einer s p ä t r ö m i s c h e n Weiterentwicklung vgl. D. M .
Bailey, A late R o m a n hunting knife. Antiquaries Journal 73,
1993,180-183.
406 Tomasevic-Buck 1988, 80 vermutet, dass die M ü n z w e r k s t a t t
und die von ihr postulierte Beinverarbeitung um 200 n.Chr.
vom Militär betrieben wurde; vgl. dagegen Peter (in Vorbereitung).
Südvorstadt (Reg. 4,D bis 6,B)
Das Gebiet zu beiden Seiten der im Süden aus der
Stadt hinaus führenden Überlandstrasse, der Westtorstrasse, weicht in Orientierung und Grösse von den
Oberstadt-Insulae ab; es wurde vor allem mit Handelsund Gewerbehäusern überbaut. Im 1. Jahrhundert
waren hier am Stadtrand Töpferwerkstätten und
eisenverarbeitende Betriebe angesiedelt. Den westlichen Abschluss, gegen die Stadtmauer, bildeten die
Tempelanlagen Sichelen 2 und 3 (vgl. dort).
244 Haarnadel
Inv.: 1967.15899
Länge: 6,1 cm
Fundjahr: 1967
Fundstelle: Reg. 5,C
Fundkomplex: X06413
FK-Datierung: 50-100
(wenig datierbares Material)
145 Delphin von
Kannendeckel
Regionen 4,D und 5,B s. unten nach Reg. 5,G
Inv.: 1967.16241
Höhe: 1,7 cm
Fundjahr: 1967
Fundstelle: Reg. 5,C
Fundkomplex: X08208
FK-Datierung: 50-70 (guter,
typologisch geschlossener F K )
Objektdatierung: 1. Jh.
Region 5,C (Abb. 76)
73 Venusbüste (Applike)
Inv.: 1967.6133
Höhe: 7,4 cm
Fundjahr: 1967
Fundstelle: Reg. 5,C
Fundkomplex: X06341
FK-Datierung: 190-300 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
107 Eule von Gerät
Inv.: 1968.1122
Höhe: 2,6 cm
Fundjahr: 1968
Fundstelle: Reg. 5,C
Fundkomplex: X07818
FK-Datierung: 70-250
(uneinheitliches Material)
S283 Delphin von
Kannendeckel
Inv.: 1974.8653
Höhe: 3,0 cm
Fundjahr: 1974
Fundstelle: Reg. 5,C
Fundkomplex: A06028
FK-Datierung: 100-150
(wenig datierbares Material)
Objektdatierung: 1. Jh.
284 Elefantenkopf
(Anhänger)
Inv.: 1967.14655
Höhe: 3,7 cm
Fundjahr: 1967
Fundstelle: Reg. 5,C
Fundkomplex: X06425
FK-Datierung: 30-90 (guter,
typologisch geschlossener F K )
180 Pferdekopf (Applike)
S343 Amulett
Inv.: 1964.8048
Höhe: 1,8 cm
Fundjahr: 1964
Fundstelle: Reg. 5,C
Fundkomplex: X03993
Inv.: 1973.295
Länge: 3,4 cm
Fundjahr: 1973
Fundstelle: Reg. 5,C
Fundkomplex: A03903
FK-Datierung: 200-250
(wenig datierbares Material)
Doppelaxt (vgl. A n m . 414)
S366 Anhänger
mit Hundekopf
In v.: 1967.18769
Höhe: 2,5 cm
Fundjahr: 1967
Fundstelle: Reg. 5,C
Fundkomplex: X06345
FK-Datierung: 80-120/180-300
(zwei zeitliche Schwerpunkte)
Inv.: 1966.5846
Höhe: 3,8 cm
Fundjahr: 1966
Fundstelle: Reg. 5,C
Fundkomplex: X06282
FK-Datierung: 10-70 (guter,
typologisch geschlossener F K )
Objektdatierung: 1. Jh.
A m Übergang zwischen Insulae und Südvorstadt,
auf der Flur «Kurzenbettli», liegt unmittelbar südöstlich von Insula 48 ein langgestreckter, zwischen 1964
und 1968 zum grössten Teil untersuchter Gebäudekomplex, dessen Befund von H . Bender aufgearbeitet
und vorgelegt wurde . Im Süden der Anlage befand
sich um die Mitte des 1. Jahrhunderts ein Töpfereibezirk; er wurde wenige Jahrzehnte später von eisenverarbeitenden, vielleicht unter militärischer Regie
stehenden Betrieben überlagert . Weiter nördlich
konnten mehrere, in Holz- oder Mischbauweise erstellte Hauseinheiten unterschieden werden; wahrscheinlich waren es Wohn- und kleinere Gewerbebauten. In hadrianischer Zeit lässt sich ein Vorläufer
des späteren Rast- und Unterkunftshauses (Mansio)
feststellen; voll ausgebaut wurde die ausgedehnte
Anlage mit Küchen-, Bade- und Wohntrakten zu Ende
des 2. Jahrhunderts. Zeitlich noch nicht eingrenzen
lassen sich eine Taverne und eine Fleischräucherei in
der Nordwestecke des Komplexes.
Von den acht figürlichen Bronzen stammen fünf aus
Schichten, die der Errichtung der Mansio vorangehen;
nur die als Möbelapplike verwendete Venusbüste 73
aus dem H o f des nordöstlichen Trakts und das phallische Amulett S343 aus einem zweiten, weiter westlich
gelegenen H o f waren zur Zeit des Rasthausbetriebs in
Verwendung. Z u den beiden Anhängern 284 und S366
aus dem 1. Jahrhundert sind keine Parallelen bekannt;
beim Anhänger mit Tierkopf S366 lässt sich nicht
einmal sicher entscheiden, ob er aus zivilem oder
militärischem Zusammenhang stammt. Die Haarnadel
244 des 1. Jahrhunderts gehört ebenfalls in den Bereich
von Schmuck und persönlichem Besitz. Wozu der
applikenartige Pferdekopf 180 diente, ist unklar. Die
beiden Delphine 145 und S283 sassen auf Scharnierdeckeln von campanischen Kannen.
Jenseits des Aquädukts, gegenüber der Nordostecke
von Region 5,C, kam an der Stelle einer mutmasslichen
Porticus der Geräteteil in Form einer Eule 107 zum
407
408
Vorschein; vom zugehörigen G e b ä u d e ist nichts bekannt.
Es fällt auf, dass sich im ganzen Baukomplex der
Mansio bzw. der zeitlich vorangehenden Bauten keine
Bronzestatuetten erhalten haben, obschon auch in
Rasthäusern durchaus mit Lararien zu rechnen ist .
Erhalten sind dagegen einige tönerne Statuetten und
Büsten, die wahrscheinlich in Lararien standen; von
den mindestens sechs Exemplaren gehören drei noch
in die Zeit vor dem Bau des Unterkunftshauses .
Bemerkenswert sind ein liegender Zecher aus spätflavischen Schichten, der auf die Präsenz von Armeeangehörigen in dieser Zeit hinweisen k ö n n t e , sowie
ein Grotesker im Kapuzenmantel aus dem späteren
2. Jahrhundert .
Schwierig zu entscheiden ist, ob die kleine Doppelaxt aus einem im frühen 2. Jahrhundert angelegten
Kellerzimmer des nördlichen Westtrakts kultische
Bedeutung hatte. Parallelen sind mir nicht bekannt;
formal entspricht sie am ehesten dem Attribut des
Iuppiter Dolichenus, wie es auf Reliefs dargestellt
ist . Wie H . Bender zu Recht betont hat , rechtfertigt
das einzelne kleine Objekt es nicht, dem ganzen Raum
kultische Funktion zuzuschreiben. Die A x t könnte
eine verlorengegangene Votivgabe für Iuppiter D o l i chenus oder eine andere Gottheit sein oder aber zu
einer Provinzpersonifikation gehört haben .
410
411
412
413
414
415
416
417
409
•:A
•107
A
S 2 8 3
%
73
.284
S 3 4 3
-244
145
S 3 6 6
180
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6,8
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A b b . 76
Augst B L . Region 5,C. M . 1 :2000.
407 H . Bender, U S 30, 1966, 13-15; Bender 1975; Bender/Steiger
1975, 198-287; Laur/Berger 1988, 154-157; Schibler/Furger
1988, 110-118; Furger 1991, 264-270 Nr. 6-12; R ü t t i 1991,
234-237.
408 Bender 1975,29.
409 Im Katalog nicht erkannt und als Vogelkralle bezeichnet!
410 Z u (gemalten) Lararien in Tabernen, G a s t h ä u s e r n und Werkstätten der Vesuvstädte vgl. Fröhlich 1991,36-40.
411 v. Gonzenbach 1986, 16ff. N r . 6. 40. 43. 47. 61. 78 Taf. 89,2;
92,3; 94,9; 100,7; 114,7. Z u Terrakotten in Lararien vgl. unten
mit A n m . 527-529.
412 v. Gonzenbach 1986, 20 N r . 40 Taf. 92,3; v. Gonzenbach 1995,
38.46. 217f.
413 v. Gonzenbach 1986, 21 N r . 43 Taf. 89,2; v. Gonzenbach 1995,
39.187.
414 V g l . Bender 1975,52 A b b . 18.
415 V g l . etwa H ö r i g / S c h w e r t h e i m (wie A n m . 46) N r . 6. 298. 327a.
512.518Taf. 3.60.62.108. 111. B e i den bisher bekannten rundplastischen Darstellungen hat sich die Doppelaxt nicht erhalten; das zierliche, detailliert gearbeitete Augster Exemplar
g e h ö r t e aber kaum zu einer Statuette, sondern war möglicherweise auf einer Unterlage befestigt, wie die ausgebrochenen
Ö s e n nahelegen.
416 Bender 1975,52.
417 V g l . etwa Doppelaxt auf einem Sabaziosrelief aus Spanien
(R. Fellmann in: M . J. Vermaseren [Hrsg.], D i e orientalischen
Religionen im R ö m e r r e i c h . E P R O 93 [Leiden 1981] 330 Taf.
4) oder als Attribut der amazonenartigen Personifikation der
Vindelicia (?) auf dem sogenannten Schwert des Tiberius aus
M a i n z ( E . Künzl in: W.-D. Heilmeyer u. a., Kaiser Augustus und
die verlorene Republik. Ausstellungskat. Berlin 1988 Nr. 383).
S72 Köpfchen
Inv.: 1975.12265
Höhe: 2,3 cm
Fundjahr: 1975
Fundstelle: Reg. 5,G
Fundkomplex: A06291
S88 Flügel
Inv: 1967.12973
Länge: 2,2 cm
Fundjahr: 1967
Fundstelle: Reg. 5,G
Fundkomplex: X07493
FK-Datierung: 1-50
(wenig datierbares Material)
A b b . 77
Augst B L . Region 5,G. M . 1 :1000.
S302 Kasserolle
Inv: 1975.6519
Dm.: 18,0 cm
Fundjahr: 1975
Fundstelle: Reg. 5,G
Fundkomplex: A06652
FK-Datierung: 50-200 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
Objektdatierung: 2./3. Jh.
Die wenigen figürlichen Bronzen umfassen zwei
Statuettenteile (S72 und den ausserhalb der Regionengrenze gefundenen Flügel S88), eine Kasserolle mit
reliefverziertem Griff, die in einem Brunnen lag
(5302) , das Fragment eines weiteren Kasserollengriffs
(5303) sowie ein Amulett des 1. Jahrhunderts (S321).
S303 Gefässgriff (Fragment)
Inv: 1975.12263
Höhe: 1,9 cm
Fundjahr: 1975
Fundstelle: Reg. 5,G
Fundkomplex: A06291
Region 5,B (Abb. 78)
64 Minerva
S321 Amulett
Inv: 1975.7867
Höhe: 3,4 cm
Fundjahr: 1975
Fundstelle: Reg. 5,G
Fundkomplex: A06655
FK-Datierung: 25-75 (guter,
typologisch geschlossener F K )
Objektdatierung: 1. Jh.
Die langgestreckte Region 5,G, die zwischen der
Mansio und dem breiten, in südöstlicher Richtung
verlaufenden Abzweiger der Westtorstrasse (Monumentenplatz) liegt, konnte nur zu etwa einem Drittel
untersucht werden . Es lassen sich drei wohl für
Handel oder als Herbergen genutzten Hauseinheiten
unterscheiden.
Inv: 1967.53
Höhe: 11,8 und 3,8 cm
Fundjahr: 1967
Fundstelle: Reg. 5,B
Fundkomplex: X06649
FK-Datierung: 1-250
(uneinheitliches Material)
129 Unterarm
Inv.: 1967.5992
Länge: 3,6 cm
Fundjahr: 1967
Fundstelle: Reg. 5,B
418
418 J b S G U F 54,1968/69,132; T. Tomasevic-Buck, J b A K 1,1980,
9-18; Laur/Berger 1988,158; Deschler-Erb (in Vorbereitung).
Inv.: 1967.13013
Länge: 2,5 cm
Fundjahr: 1967
Fundstelle: Reg. 5,B
Fundkomplex: X06738
FK-Datierung: 90-170 (keine
Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e )
240 Bär (Aufsatz)
Inv.: 1967.3201
Höhe: 2,5 cm
Fundjahr: 1967
Fundstelle: Reg. 5,B
Fundkomplex: X06676
FK-Datierung: 40-200/200-250
(späte «Ausreisser»)
247 Kanne
Inv.: 1967.9
Höhe: 33,2 cm
Fundjahr: 1967
Fundstelle: Reg. 5,B
Fundkomplex: X06631
FK-Datierung: 40-60 (guter,
typologisch geschlossener F K )
Objektdatierung: 1. Jh.
A b b . 79
Augst B L . Region 5,B. Fundsituation des Depots D 7 .
M . l :12.
A b b . 80
Augst B L . Region 5,B. Fundlage des Depots D7.
M . 1 :30.
Die Ecke zwischen der Westtorstrassse und dem südöstlich verlaufenden Abzweiger nimmt Region 5,B mit
zwei um je einen H o f angelegten grosszügigen Baukomplexen ein . Im Westteil waren wahrscheinlich
Verwaltungsräume untergebracht; der Nordostteil, aus
dem die wenigen figürlichen Bronzen überwiegend
stammen, scheint zum Wohnen genutzt worden sein.
419
D8
A b b . 78
Augst B L . Region 5,B. M . 1 :1000.
419 R . Laur-Belart, U S 31,1967, 39-43 (Deutung als P r ä t o r i u m ) ;
J b S G U F 54,1968/69,130-132; Bender/Steiger 1975,198f. 219;
Laur/Berger 1988,157; Furger 1991,264 N r . 4-5.
A b b . 81
Augst B L . Region 5,B. Depot D7: Teller, Ovaltablett, Glocke, Beschlag, Eisenpfanne, eiserne Hacke. M . 1 : 5.
Die prachtvolle campanische Weinkanne 247, die
wohl in einem Triclinium verwendet wurde , spricht
für eine gehobene Bewohnerschicht, zumindest im
1. Jahrhundert. In späterer Zeit lässt sich jedenfalls
anhand der figürlichen Bronzen kein besonderer
Wohnluxus mehr feststellen . Die Statuettenfragmente 129 und S75 kamen im Bereich der Höfe zum
Vorschein; in einem schmalen Gang fanden sich der
Nadel(?)aufsatz 240 und die unbeholfene Minervastatuette 64. Im gleichen Gang wurden wohl um die
Mitte des 3. Jahrhunderts - vielleicht in einer Kiste eine ovale und eine runde Bronzeplatte, eine eiserne
Pfanne, eine Bronzeglocke, Eisenteile (eines Zaumzeugs?) sowie zwei bronzene Beschläge zusammen
verwahrt (D7; A b b . 79-81 ) . E i n zweites, wahrscheinlich ebenfalls absichtlich (von einem Plünderer?)
angelegtes Metalldepot fand sich in der Ecke eines
weiter nordwestlich gelegenen Korridors: nahe beieinander lagen ein Ovaltablett, eine runde versilberte
Platte, ein Kelle-Sieb-Paar sowie ein eiserner Türbeschlag mit Scharnier (D8; Abb. 82-84) . Offenbar
wurde der Gebäudekomplex im 3. Jahrhundert plötzlich zerstört, möglicherweise durch ein Erdbeben und
eine darauffolgende Feuersbrunst. Jedenfalls wurde
der Brandschutt später nicht mehr nach Brauchbarem
durchwühlt.
420
421
422
423
420 D i e genaue Fundstelle lässt sich nicht mehr feststellen.
421 D i e recht zahlreichen Bronzegefässe (s. unten), die infolge
günstiger Bedingungen zufällig erhalten geblieben sind, lassen
allein nicht auf gehobenen sozialen Status der